Draußenunterricht - als sinnvolle Ergänzung, um die Abstände in Coronazeiten einzuhalten?

  • Wenn das klappt und die curricularen Ziele dennoch (oder umso besser) damit erreicht werden, bitte her damit. Das würde ich aber nur in die Hände von Lehrern mit einschlägigen Erfahrungen in dem Bereich geben, denn die Gefahr, dass es zur Spielstunde mit ein bisschen Lernen nebenbei verkommt, ist ja durchaus gegeben.

    Die Gefahr, dass irgendwas nur mittelmäßig wird, weil Leute sich damit nicht auseinandergesetzt haben ist doch immer gegeben. Vertrau doch mal deinen Kolleg*innen am Gymnasium, dass sie in der Lage sind, sich einschlägige Informationen und Erfahrungen anzueignen.


    Und wenn du schon von dir ausgehst: überlege kurz: was hast du behalten aus dem Schulunterricht, kannst du dir vorstellen, dass ein Teil davon auch außerhalb des Schulgebäudes und vielleicht sogar schneller oder nachhaltiger in deinen Schädel geflossen wäre?

  • Und wenn du schon von dir ausgehst: überlege kurz: was hast du behalten aus dem Schulunterricht, kannst du dir vorstellen, dass ein Teil davon auch außerhalb des Schulgebäudes und vielleicht sogar schneller oder nachhaltiger in deinen Schädel geflossen wäre?

    Bei den klassischen Beispielen Geometrie und Flora/Fauna kann ich mir Outdoor-Unterricht vorstellen, Sport natürlich auch (auch wenn das nicht ganz meine Baustelle ist). Gerade bei den sehr schreiblastigen Fächern wird es jedoch schwierig.

  • Ja klar, das kann man 1x (!) machen. Aber mein Englischunterricht besteht aus weit mehr als irgendwelche Lieder und Reime auswendig lernen. Was mache ich dann in all den anderen Stunden?


    Ich habe oft nur 2-3 Wochen zwischen den einzelnen Klassenarbeiten. Soll ich dann ein Gedicht aufsagen lassen???


    Und wie bestehen die dann eine Abschlussprüfung, wenn die in jedem Schuljahr wochenlang nur Lieder und Dialoge auswendig lernen?

  • Ja klar, das kann man 1x (!) machen. Aber mein Englischunterricht besteht aus weit mehr als irgendwelche Lieder und Reime auswendig lernen. Was mache ich dann in all den anderen Stunden?


    Ich habe oft nur 2-3 Wochen zwischen den einzelnen Klassenarbeiten. Soll ich dann ein Gedicht aufsagen lassen???


    Und wie bestehen die dann eine Abschlussprüfung, wenn die in jedem Schuljahr wochenlang nur Lieder und Dialoge auswendig lernen?

    Zumindest wenn man das nicht als Corona-Alternative betrachtet, sondern von einzelnen, sinnvollen Stunden im Freien ausgeht, geht es doch gar nicht um wochenlang, sondern um einzelne, gezielte Stunden. Ich halte es auch für völlig unrealistisch jetzt im Winter meinen Unterricht in der Fremdsprache im Freien zu veranstalten, im Sommerhalbjahr habe ich das aber schon mit sehr guten Ergebnissen genutzt für Dinge wie Rollenspiele. In anderen Fächern kann man aber natürlich auch jetzt im Winterhalbjahr produktiv im Freien arbeiten (für einzelne Stunden). In Ethik macht man z.B. einiges zu Mensch-Tier-Beziehungen oder Mensch und Natur. Da bietet sich ein zielgerichteter Aufenthat im Freien durchaus an.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Na gut, aber das löst ja das Problem nicht (s. Ausgangsfrage und Threadtitel).


    Selbst, wenn ich regelmäßig alle 2 Wochen 1 Stunde draußen mache, wie halte ich dann den Abstand in den restlichen 6 Englischstunden ein?

  • Ich nutze Outdoorunterricht auch mit der Oberstufe - ich plane immer eine Einheit Theaterpädagogik, da lesen wir dann auch in das anstehende Drama hinein, auch zum Thema Naturlyrik haben wir Unterricht im nahegelegenen Park gemacht, was auch gut geklappt hat.


    Aber: das kommt nur im Sommer in Frage, Naturlyrik im Frühjahr, Theaterpädgogik nach Pfingsten.

    Im Moment wäre es mir viel zu kalt.

  • Zumindest wenn man das nicht als Corona-Alternative betrachtet, sondern von einzelnen, sinnvollen Stunden im Freien ausgeht, geht es doch gar nicht um wochenlang, sondern um einzelne, gezielte Stunden. Ich halte es auch für völlig unrealistisch jetzt im Winter meinen Unterricht in der Fremdsprache im Freien zu veranstalten, im Sommerhalbjahr habe ich das aber schon mit sehr guten Ergebnissen genutzt für Dinge wie Rollenspiele. In anderen Fächern kann man aber natürlich auch jetzt im Winterhalbjahr produktiv im Freien arbeiten (für einzelne Stunden). In Ethik macht man z.B. einiges zu Mensch-Tier-Beziehungen oder Mensch und Natur. Da bietet sich ein zielgerichteter Aufenthat im Freien durchaus an.

    Es gibt ja auch sowieso nur 1 Zimmer für ca. 30 Klassen.

  • Ich habe oft nur 2-3 Wochen zwischen den einzelnen Klassenarbeiten. Soll ich dann ein Gedicht aufsagen lassen???

    Nein!!! Du kannst doch Unterricht machen wo und wie du willst.

  • Ja klar, das kann man 1x (!) machen. Aber mein Englischunterricht besteht aus weit mehr als irgendwelche Lieder und Reime auswendig lernen. Was mache ich dann in all den anderen Stunden?


    Ich habe oft nur 2-3 Wochen zwischen den einzelnen Klassenarbeiten. Soll ich dann ein Gedicht aufsagen lassen???


    Und wie bestehen die dann eine Abschlussprüfung, wenn die in jedem Schuljahr wochenlang nur Lieder und Dialoge auswendig lernen?

    Warum die aufgeheizte Stimmung? Ich bin nicht dafür zuständig, deinen Unterricht komplett nach draußen zu verlegen. Und das war hier auch nie Thema. Ich habe nur Ideen weitergegeben.

  • Hallo zusammen,


    da sind ja viele verschiedene Sichtweisen zusammen gekommen, danke dafür. Dann kann ich mir ein gewisses Bild machen, in welchem Umfang ihr das in der Praxis für sinnvoll erachet. Da sind tolle Beispiele wie die Rollenspiele, Naturlyrik und und die Punkte zur nachhaltigen Wissensaneignung dabei.


    So wie ich die Idee hinter dem draußen Unterrichten verstanden habe, ist sie ja zunächst komplett losgelöst von der Corona-Thematik. Nur kam eben der Gedanke auf, ob es auch als eine ergänzende Maßnahme (zusätzlich zum Lüften, Händewaschen, Masketragen etc.) einen Beitrag leisten kann. Eben weil die Infektionsgefahrt naturgegben geringer ist und durch eine, wenn auch nur kurzzeitige, Entzerrung der voll besetzten Klassenräume. Sprich, wenn einzelne Klassen an ein bis zwei Tagen pro Woche draußen sind, haben die anderen Indoor Klassen für die Zeit durch die freien Klassenzimmer die Möglichkeit, die Abstände einzuhalten. Und umso mehr Präsenunterricht kann stattfinden. Klar, das löst noch nicht das Problem des Lehrermangels bei geteilten Klassen. Hier muss wohl jeder schauen, welche Möglichkeiten das Schulumfeld für möglichst viel guten Unterricht bietet.

  • Tatsächlich kann ich von unserem aktuellen "Draußenunterricht" an der Grundschule bisher nur Positives berichten:
    Das Projekt begann hier im November und wir waren alle zunächst etwas skeptisch, wie das "bei dem Wetter" in dieser Jahreszeit funktionieren soll. Wir sind angewiesen worden, nur bei extremen Wetterlagen den Unterricht nach drinnen zu legen. Das war bisher noch nicht notwendig. Auslöser war in unserem Fall wirklich die Idee, den Kindern und Lehrkräften in der aktuellen Lage Zeit zum sprichwörtlichen Durchatmen zu verschaffen.


    Unsere Grundschule liegt ländlich, das ist der große Vorteil. Die Kinder kommen fast alle sehr gut ausgestattet (warm genug, regenfest gekleidet). Jede Klasse hat einen verbindlichen Tag im Stundenplan ausgewiesen, dazu eine fest verantwortliche Lehrkraft (meist die Klassenleitung). Dazu kommt i.d.R. ein Elternteil mit. Offiziell ersetzt Draußenunterricht bei uns aktuell den Sportunterricht vollständig und dazu noch einen Teil des Sachunterrichts. In der Realität habe ich mit meiner Klasse aber auch anteilig Mathematik-, Deutsch-, Kunst- und Musikunterricht draußen gemacht. Dabei füllen diese Inhalte aber nie den ganzen Vormittag. Es ist, neben den Wegstrecken, die wir zurücklegen, auch ausreichend Zeit zum Freispiel in der Natur geblieben. Wir sind in der Gestaltung dieser Unterrichtstage grundsätzlich völlig frei, tauschen unsere Ideen aber immer gegenseitig aus.


    Meiner Beobachtung nach tun diese Tage der Klasse auch an den folgenden Unterrichtstagen im Schulgebäude nachhaltig gut: es entstehen neue Kontakte und Freundschaften, die Kinder helfen sich im Wald bei ihren Bauvorhaben und übertragen diese Einstellung mehr und mehr auf den Schulalltag. Auch die Beziehung zu mir als Klassenleitung kann nochmal ganz anders wachsen, was sich wiederum auf die Mitarbeit im Unterricht auswirkt. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich auch "nach Corona" gerne an diesem Projekt festhalten. Wenn ich anderen davon erzähle, komme ich regelmäßig fast ins Schwärmen.

    Ich weiß aber auch, dass wir nahezu ideale Ausgangsbedingungen hier haben. Dass dies an vielen Schulen nicht der Fall ist, kann man nicht von der Hand weisen. Dennoch finde ich, dass man es anderen gönnen können muss, ohne sich selbst in die Ecke gedrängt zu fühlen, weil man sich zur Umsetzung selbst (gerade) nicht in der Lage sieht.

  • Hallo samskeyti,


    ja vielen Dank für die Infos und den Bericht. Also habt ihr quasi von "oben" die Vorgabe bekommen, zwecks Corona vermehrt nach draußen zu gehen und es scheint zu funktionieren, selbst bei den nun kühlen Temperaturen. Und ihr nutzt euren ländlichen Vorteil dafür aus, die Bedingungen fehlen natürlich oftmals. Ich habe gelesen, dass die Begleitung durch die Eltern als Aufsichtsperson auch bei den Dänen ein Erfolgrezept ist. Woher soll sonst die oft notwendige zweite Person kommen!?


    Wie erklärst du dir die positiven Veränderungen in den Sozialkontakten? Du hast jetzt nicht mehr Zeit, um mit den Kindern zu sprechen, oder?

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