Studierfähigkeit

  • "Du kannst das ja, Du bist ja noch jünger als ich" um dann festzustellen, dass die Person selbst Jahrgang 1977 ist. Wow, ja, die 3 Jahre werden es ausmachen.

    Klar, das ist ja ein anderes Jahrzehnt! :D

  • Nein. Glaub das doch einfach mal, wir sind nicht die "Bösen".

    In Deutschland (wo ich lebe und arbeite) ist es so. Das ist auch nicht böse, sondern einfach zeitgemäß. Eltern von Gymnasialkindern haben nicht nur Internet, sondern können auch eine Mail verschicken.

  • In Deutschland (wo ich lebe und arbeite) ist es so. Das ist auch nicht böse, sondern einfach zeitgemäß. Eltern von Gymnasialkindern haben nicht nur Internet, sondern können auch eine Mail verschicken.

    Nein, es ist auch in Deutschland nicht pauschal so. Die mir persönlich bekannten deutschen Gymnasialkollegen hatten sehr wohl einzelne SuS die während des Fernunterrichts digital nicht oder nur schwer erreichbar waren. Das mag an den Gymnasien seltener vorkommen als an anderen Schulformen, aber es ist nicht richtig, dass es das nicht gibt und schon gar nicht ist es richtig, dass sich die Schule nicht um sowas kümmert. Wir gingen als Schule nicht davon aus, dass das schon klappen wird mit dem Fernunterricht, wir haben in der Woche vor dem Shutdown alle gefragt, ob es denn geht und wir haben an mehrere SuS Laptops verliehen. Eltern von Gymnasialkindern sind wohl häufig Akademiker oder zumindest gut situierte Mittelständler, mache sind aber auch einfach Raumpfleger und Maurer.

  • Das ist ja schon fast eine politische Frage:

    Ja, ist es.

    ... gibt's auch künftig nur Aufgaben in Papierform für sozial Schwache, weil viele halt kein Internet haben? ... Wir an der Brennpunktschule gehen davon aus, dass sie es nicht tun und kopieren. Zu sagen "es wird Zeit, sich W-LAN zu besorgen", wird allein leider nicht reichen. ... Ich hab mich schon gefragt, warum unsere Klientel damit immer durchkommt.

    Der Schulträger ist gewillt, denen, die ein Leihgerät bekommen, auch WLan zu finanzieren und die Geräte entsprechend auszustatten. Mal sehen, wann und wie es etwas wird.


    Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich manche Familien nicht kümmern. Es ist eine erlernte Hilflosigkeit, die sich fortsetzt und zu einem Teufelskreis wird.

    Die Familien haben keinen Zugang zum Internet, bei einigen ist es allerdings so, dass sie durchaus ein Smartphone haben, damit aber nicht umgehen können. Deshalb nutzen sie die Möglickeit, die Aufgaben in Papierform zu erhalten.

    Der Druck, sich kümmern zu müssen, ist damit erst einmal vermindert. Leider führt das auch dazu, dass man nicht die Motivation aufbringt, sich in der Zwischenzeit zu kümmern, schließlich gibt es ja analoge Aufgaben und Briefe etc. So verpuffen die Hilfsangebote der Zwischenzeit und bei der nächsten Schulschließung stehen diese Familien wieder ohne da. Dann wird darauf bestanden, dass man das ja nicht könne und man ja auch im Frühjahr Aufgaben analog bekommen hätte. Stimmt, das hatte man, und nach den Sommerferien vielfache Angebote der Hilfe, digitale Wege nutzen zu können, die man alle nicht wahrnehmen wollte.

    Familien, die sich um die Aufgaben gar nicht kümmern, gibt es natürlich auch.


    Davon abgesehen stelle ich aber auch bei anderen fest, dass es nicht so weit her ist mit dem Nutzen digitaler Möglichkeiten. Beim TV-Programm ist man gewohnt, umschalten zu können, Streamingdienste zu nutzen, dies oder das zu wählen. Mit dem Internet können das offenbar sehr viele Menschen nicht und sind sehr schnell überfordert. Es wäre mehr möglich und man könnte mehr erreichen, aber es dauert seine Zeit, bis sich alles einspielt und allmählich etabliert.

  • Nicht zu vergessen, dass es unter den wohlsituierten (oder insbesondere den wohlsituierten?) Eltern solche gibt, die die Medienzeit ihrer Kinder begrenzen - mit einer kleinen Minderheit, die von ihren Weltansichten eher Richtung Armish tendieren (Was mich ja sehr interessieren würde: Hatte jemand schon einmal Kinder aus solchen Familien in der Klasse?).

  • Hatte jemand schon einmal Kinder aus solchen Familien in der Klasse?

    Ja.

    Aber zu der Zeit hatte man noch keine Computer in der Schule.

    Dafür war das Kind völlig aus dem Häuschen, als wir einen Tier-Sachfilm im SU angeschaut haben.



    Nicht zu vergessen, dass es unter den wohlsituierten (oder insbesondere den wohlsituierten?) Eltern solche gibt, die die Medienzeit ihrer Kinder begrenzen

    Das düfte ein sehr kleines Problem sein im Vergleich zu dem, dass es Kinder gibt, deren Familie kein Endgerät hat, keine WLan hat oder sich nicht um die Schulaufgaben kümmern kann oder will.

  • Zumal dieses "Begrenzen der Medienzeit" mal wieder vollkommener Schwachsinn ist. Eine Familie, die Zocken nicht vom Lernen am Laptop unterscheiden kann, ist mir noch nicht untergekommen.

  • Zumal dieses "Begrenzen der Medienzeit" mal wieder vollkommener Schwachsinn ist. Eine Familie, die Zocken nicht vom Lernen am Laptop unterscheiden kann, ist mir noch nicht untergekommen.

    Ach doch, die gibt es. Weniger natürlich in meiner Zielgruppe, aber es gibt einige Teens, die wirklich stundenlang am PC sitzen und da sicher nicht nur Lernspiele spielen. Ob da die Eltern wirklich immer so durchblicken, was da gerade abgeht... Ich bekam schon mehrfach mit, dass teilweise Kinder deutlich unter 18 irgendwelche Egoshooter spielen. Bestärkt mich nur darin, später genau darauf zu achten, mit welchen Medien meine Kinder wie viel Zeit verbringen.

  • Zumal dieses "Begrenzen der Medienzeit" mal wieder vollkommener Schwachsinn ist. Eine Familie, die Zocken nicht vom Lernen am Laptop unterscheiden kann, ist mir noch nicht untergekommen.

    Oh mir sind schon einige Schüler (vor allem junge Männer) untergekommen, bei denen die Eltern zu Hause überhaupt keine Handhabe gegen's Zocken mehr haben und dann wird es in der Tat schwierig, wenn ein solcher Schüler in einer Laptop-Klasse sitzt. Das Suchtverhalten der Jugend verschiebt sich schon seit Jahren sehr deutlich weg vom Stoffkonsum hin zu Verhaltenssüchten. Um nicht gleich schon die nächste Debatte loszutreten: Das eine ist nicht besser als das andere.

  • Ach doch, die gibt es. Weniger natürlich in meiner Zielgruppe, aber es gibt einige Teens, die wirklich stundenlang am PC sitzen und da sicher nicht nur Lernspiele spielen. Ob da die Eltern wirklich immer so durchblicken, was da gerade abgeht. Ich bekam schon mehrfach mit, dass teilweise Kinder deutlich unter 18 irgendwelche Egoshooter spielen. Bestärkt mich nur darin, später genau darauf zu achten, mit welchen Medien meine Kinder wie viel Zeit verbringen.

    Ja und? Die gab es zu unserer Generation auch schon, ich weiß gar nicht wo du aufgewachsen bist? Du müsstest doch auch Ende der 80er/Anfang der 90er geboren sein, da gab es halt Super Nintendo und co.


    Davon abgesehen, es ging doch um ein hypothetisches Distanzlernen.

  • Davon abgesehen, es ging doch um ein hypothetisches Distanzlernen.

    Ja, ich habe derzeit mehrere Schüler (alles junge Männer), bei denen diese Probleme während des Fernunterrichts massiv zugenommen haben. Es haben in dieser Zeit aber insgesamt psychische Probleme bei den Jugendlichen deutlich zugenommen. Dazu gibt es zig statistische Erhebungen aus der Kinder- und Jugendpsychatrie und wir sind bei uns im Schulhaus auch ganz konkret davon betroffen.

  • Ja, ich habe derzeit mehrere Schüler (alles junge Männer), bei denen diese Probleme während des Fernunterrichts massiv zugenommen haben. Es haben in dieser Zeit aber insgesamt psychische Probleme bei den Jugendlichen deutlich zugenommen. Dazu gibt es zig statistische Erhebungen aus der Kinder- und Jugendpsychatrie und wir sind bei uns im Schulhaus auch ganz konkret davon betroffen.

    Ok, Punkt für dich.


    Aber das hat jetzt mit den Familien, die die "Medienzeit der Kinder einschränken" auch eher wenig zu tun. Bei diesen angeblichen Familien wäre ja vermutlich gar nicht erst ein Endgerät da.

  • Es gab damals schon Videospiele, ja, exzessive Zocker? Keine Ahnung, in meinem Umfeld gab es da noch andere Schwerpunkte ;) . Digitales Lernen kann bei Kindern und Jugendlichen, die bereits suchtähnliches Verhalten gegenüber digitalen Medien aufweisen, diese Tendenzen noch eher verstärken. Mehr wollte ich nicht sagen.

  • Es gab damals schon Videospiele, ja, exzessive Zocker? Keine Ahnung, in meinem Umfeld gab es da noch andere Schwerpunkte ;) . Digitales Lernen kann bei Kindern und Jugendlichen, die bereits suchtähnliches Verhalten gegenüber digitalen Medien aufweisen, diese Tendenzen noch eher verstärken. Mehr wollte ich nicht sagen.

    Jo, die werden mit Sicherheit krass süchtig nach mathematischen learningsapps.


    Du wolltest wohl eher Bestätigung für deine kruden digitalfernen Vorstellungen.

  • Jo, die werden mit Sicherheit krass süchtig nach mathematischen learningsapps.


    Du wolltest wohl eher Bestätigung für deine kruden digitalfernen Vorstellungen.

    Du verstehst mich falsch. Wenn ein Kind eh schon mehrere Stunden am PC hockt, denkst du, dass es für seine Entwicklung gut ist, wenn es die Zeit, die es sonst in der analogen Schule sitzen würde, auch noch am PC verbringt? Genau wie Kinder aus schwierigen Elternhäusern von der Schule als zweitem Sozialisationsraum profitieren, gibt es solche, die von einer Pause von der virtuellen Welt profitieren.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch in deiner gymnasialen Oberstufenklasse mindestens einen Jugendlichen gibt, der suchtähnliche Symptome aufweist, was Handy oder PC betrifft.

  • Ich weiß nicht, was du dir unter "digitalem Unterricht" vorstellst, aber da werden schon auch noch Aufgaben auf dem Papier bearbeitet.


    Ja, die Suchtproblematik gibt es (nicht nur bei Schülern :P), die verbessert sich aber nicht durch Kopien, die per Post geschickt werden.

  • Es gab damals schon Videospiele, ja, exzessive Zocker?

    Ja, natürlich. Ich bin selber "Generation Galaxywars", das war Anfang der 2000er schon episch, was da gezockt wurde.


    Du hast grundsätzlich schon recht, dass von digitalen Angeboten ein gewisses Suchtpotential ausgeht und für jemanden mit einer entsprechenden Affinität demnach das Angebot auch problematisch werden kann. Insgesamt sind da aber die Zusammenhänge nicht so einfach wie Du Dir denkst. Ich schrieb ja schon, der Trend geht schon seit Jahren weg vom problematischen Stoffkonsum hin zu den Verhaltenssüchten. Es ist also nicht so, dass ein Schüler nur deshalb digitalsüchtig wird, weil er in einer Laptop-Klasse z. B. sitzt. Die Probleme, die die Sucht verursachen sind wahrscheinlich die gleichen, die den gleichen Schüler vor 10 Jahren zu einem problematischen Alkohol- oder Cannabis-Konsum gebracht hätten.

  • Es gab damals schon Videospiele, ja, exzessive Zocker?

    exzessive Zocker gibt es seit es Computer gibt. Die ersten waren bestimmt die Studis die Textadventure in der Uni auf den Unix Rechner gespielt haben (z.B.: Colossal Cave Adventure) und richtig los ging es dann mit den 386er und den Grafikspielen.

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