schriftliche Modulprüfung Berlin nicht bestanden

  • Ich schließe mich den Kritikpunkten der Prüfer an. Ich kenne die Regeln nicht bei dieser Modulprüfung, würde aber bei einer schriftlichen Hausarbeit im Referendariat erwarten, dass es keine reine Literaturarbeit ist, sondern sich konkret auf die genannte Klasse bezieht. Also dass du die genannten Methoden im Unterricht auch ausprobiert hast und den Einsatz reflektierst.

    Durch die breiten Ränder und großen Absätze bei den Überschriften habe ich auch den Eindruck, dass mehr Text erscheinen soll als tatsächlich vorhanden ist.

    Bei manchen Bandwurmsätzen (einmal ein Satz über 11 Zeilen) bin ich mental ausgestiegen.

    Ich finde auch die Überschriften teilweise wenig gelungen. „Auftretendes Problem“ oder „Optimieren des Zuhörens“. Mir fehlt auch ein durchgehender roter Faden in der Arbeit.

    Kapitel 2.1.1 (Wo ist 2.1.2?) Interesse: Das Resultat „Interesse lässt sich beispielsweise erzeugen, indem man die Schüler*innen innerhalb des möglichen Rahmens das Thema und die Aktivitäten einer Unterrichtsstunde auswählen lässt.“ ist sehr banal. Bei den vielen „Ich will“ im Fazit denke ich mir die ganze Zeit: Dann mache es halt. War während des Schreibens der Arbeit keine Gelegenheit, das mal im Unterricht auszuprobieren? Stichwort Blickverhalten und nonverbalen Kommunikation.

    Eine andere Seminarleitung wird nichts daran ändern.


    Sarek

  • Also, beim ersten Draufschauen muss ich den übrigen Schreibern rechtgeben: Der breite Rand ist merkwürdig. Wirkt deplatziert. Und auch beim Literaturverzeichnis, wähle einen Stil und bleib dabei. Ich habe persönlich den APA-Stil gewählt (https://www.mendeley.com/guides/apa-citation-guide), für alle meine Arbeiten.


    Dann von Anfang, inhaltlich:

    Problembeschreibung: Im Stil ziemlich lax, insgesamt sehr knapp. Ein paar Details über die Klasse wären hilfreich, damit gehst du direkt zwei Kritiken an: Das Zuschneiden auf die SuS und das reale Unterrichtsbeispiel. Das Problem ist für mich ziemlich lapidar. Beim nächsten Mal vielleicht auch eine längere Analyse der bereits unternommenen Maßnahmen (hier auch gerne mit Verweis auf lerntheoretische Ansätze, wie und warum diese Ansätze gewählt wurden, insbesondere, warum diese Maßnahmen nicht gewirkt haben. Ganz nett wäre eine Einführung "Warum ist mir wichtig, dass die SuS einander zuhören".


    Stilistisch setzt sich mein sprachlicher Eindruck leider fort. Du schreibst in einem laxen, sehr knappen Stil, der in mir einen Eindruck der Oberflächlichkeit erzeugt.

    Ich will ein konkretes Beispiel geben, wo ich den Rotstift zücken würde:

    Zitat von S. 5

    "Aber so wie es für das Lesen nicht ausreichend ist, gedruckten Text zu identifizieren, so ist es für das Zuhören nicht ausreichend, wenn man in der Lage ist, mündlich vermittelte Sprache zu verarbeiten. Das Zuhören hat viele weitere Aspekte."

    Welche Aspekte? Warum ist es nicht ausreichend? Das weiter auszuführen, sei es auch nur in Form einer Liste, würde bereits einen Rückgriff auf die Problemstellung eröffnen, bspw. so: "Da nach XY die Aspekte A und B besonders relevant für den Lernerfolg der Schüler:innen sind, wurde sich im Folgenden darauf konzentriert, in der anfangs beschriebenen Klasse besonders diese Aspekte zu trainieren." (Mal eben runtergepinnt, das geht auch schöner)


    Dann in deiner Struktur eine Anmerkung:

    Zitat

    2 Optimieren des Zuhörens

    2.1 Voraussetzungen für das Zuhören

    2.1.1 Interesse

    2.2 Methoden des Zuhörtrainings

    Das wirkt extrem unstrukturiert. Warum hat 2.1 ein einzelnes Unterkapitel (davon ab, dass ich das inhaltlich auch nicht verstehe)? Versuch, deine Struktur einem Fremden zu erklären, wenn er sie nicht versteht, dann war sie nur in deinem Kopf gut. (Geht mir ganz oft genauso)


    Dann: In Kapitel 2.2 wird (weiter im gewohnt lapidaren Stil) beschrieben, was verschiedene Autoren für Methoden des Zuhörtrainings empfehlen. Hier rutschtst du plötzlich in eine Bewertung dieser Methoden ab. Eventuell sollte das die in der Aufgabenstellung angesprochene Reflektion sein, es wirkt aber ziemlich unmotiviert/unstrukturiert. Inhaltlich ist deine Bewertung auch sehr subjektiv und oberflächlich. Beispiel:

    Zitat von S. 7

    "Ich halte es für lobenswert, dass bei dieser Methode durch die Einzelarbeit alle Schüler*innen aktiviert werden, ihnen ihre Zuhörkompetenz vor Augen geführt wird und sie somit die Möglichkeit erhalten, diese zu steigern. Wichtig ist jedoch, dass die Schüler*innen ein detailliertes Feedback dazu erhalten, was sie tun sollten, um sich zu verbessern"

    "Lobenswert" ist keine Reflektion. Warum ist das lobenswert? Was ist der Vorteil? Kann man das begründen? Und warum soll das detaillierte Feedback wichtig sein? Wichtig ist, dass du als Autor entweder knallharte Fakten hinlegst, jemanden zitierst oder im Minimum eigene umfangreiche Fachpraxis darlegen kannst (im akademischen Umfeld wäre das Letzte nicht ausreichend, aber hier mMn schon, du hast sie nur als Referendar sehr selten). Deine persönliche Meinung gehört ins Fazit, nicht in die Reflektion.



    Ich spare mir jetzt die weitere Beispiel-Zitiererei. Aber wie du siehst, störe ich mich sehr an dem sprachlichen Stil, weil er einfach oberflächlich wirkt. An vielen Stellen hast du Chancen verpasst, deinen Text sinnvoll zu verlängern (Hand aufs Herz: Hast du wirklich lange genug vorher angefangen?). Und du bleibst ganz oft in der subjektiven Einschätzung und gehst nicht weiter zu einer objektiveren Reflektion.


    Eine kurze Rückmeldung zur Kritik deiner Seminarleiterin:


    -Fazit zu allgemein


    Dein Fazit ist eine Zusammenfassung und eine Absichtserklärung. Ein Fazit sollte sich mMn auf das konkrete Problem beziehen, aufzeigen, wie es gelöst wurde und letztlich einen Ausblick bieten.


    -kein reelles Unterrichtsbeispiel wird genannt


    Ja, dem stimme ich zu. Es ist eine Arbeit im Referendariat, keine akademische Literaturarbeit. Irgendein Rückbezug auf die Realität sollte drin sein. Das geht zwar nicht klar aus der Aufgabenstellung heraus, aber jetzt weißt du es ja.


    - Es wird nicht deutlich, inwiefern die Methoden an die Schüler*innen angepasst sind.


    Da hilft dir eindeutig eine klarere und ausführlichere Beschreibung der Problemstellung. "Die Klasse besteht aus ..." Dann kannst du darauf zurückgreifend für mehrere SuS exemplarisch die Anpassung der Methode beschreiben.


    -Es ist unklar, wie die Wirksamkeit der Methoden überprüft werden kann und warum sie ausgewählt wurden.


    Das passt zu meinem Kommentar zur Reflektion weiter oben: Du schreibst sehr subjektiv, was du von den Methoden so hältst, aber es fehlt die klare Begründung und insbesondere dann eine nochmal auf den Punkt gebrachte Auswahl.


    -nicht an an SALZH angelehnt


    Ich habe das googlen müssen. Aber das fehlt natürlich wirklich komplett. Habe es beim nächsten Mal im Hinterkopf, dass das erwähnt werden muss. Als zukünftige Lehrkraft musst du dich auch dann mit pädagogischen Ideen des Landes auseinandersetzen, wenn du sie nicht gut findest. Keine Ahnung ob das hier der Fall ist.



    Aber: Krone richten, weitermachen. Du hast sehr konkrete Ansagen deiner Seminarleiterin bekommen, hier hast du (wenn vielleicht nicht ganz so flauschig) auch mehrere Hinweise bekommen. Wenn du das alles beachtest, wird die nächste Arbeit bestimmt besser. :)

  • Ich hab ja keine Ahnung, was hier erwartet wird, ist es nicht möglich, dass es genau darum geht? Man stellt ein Problem im Unterricht fest, beschäftigt sich mit theoretischen Grundlagen und plant, auf welche Weise das Problem behoben werden könnte? So gesehen hat die TE doch für sich herausgefunden, wie sie das Gesprächsverhalten verbessern will, oder nicht?


    Ich wundere mich, wie schnell hier ein "Durchfallen" attestiert wird. Ich weiß überhaupt nicht, was verlangt wurde und ohne Kriterien ist keine vernünftige Auswertung möglich.


    OT Interessant auch für mich: der sonstige Tenor hier ist immer "böses Seminar, armer Referendar". Es ist was anderes, wenn man die Arbeit der Referendare beurteilen soll, als wenn man sich am sein eigenes Ref zurückerinnert, gelle?

  • ch wundere mich, wie schnell hier ein "Durchfallen" attestiert wird. Ich weiß überhaupt nicht, was verlangt wurde und ohne Kriterien ist keine vernünftige Auswertung möglich.

    Es stehen doch z.B. formale Angaben da. Da heißt es z.B. maximal 10 Seiten und bähm, da haben wir dann schon ein Problem!

  • Außerdem hat der Prüfer ziemlich genaue Vorgaben gegeben was missfällt:


    Und dem kann man dann doch einiges entnehmen, was gefordert ist.

  • Keine Ahnung, ich les jetzt nicht die Richtlinien Berlins durch. Es ging mir darum, dass das Forum sich oft genug einig ist im Rumhacken auf den Seminarlehrer*innen, die willkürlich urteilten und immer zu streng seien, dann aber dieselbe Einigkeit über die angeblich miserable Qualität der Arbeit der Referendarin ist, weil die Formatierung komisch ist.


    Es sind nicht alle Seminare scheiße, sondern Referendar*innen sind Lernende, die zu 99% finden, ungerecht behandelt zu werden, wenn sie kritisiert werden. Ich beurteile nicht, ob die Arbeit so miserabel ist, dass man deswegen durchfallen müsste. Ich würde mich aber an die Vorgaben der Seminarleiterin halten und gut is.


    Liebe julie94 , Tips hast du ja schon bekommen. Ich würde nicht davon ausgehen, dass dich jemand nicht mag. Versuche innerlich und zeitlich ein bisschen Abstand zu bekommen und dann nochmal sachlich mit der Frau zu reden. Viel Erfolg :top:

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