Lehrproben nachbesprechen?

  • Unser Seminarlehrer will die gehaltenen Lehrproben im Seminar nicht nachbesprechen. Man erhält nur das Statement bei der Notenverkündung und das wars dann.
    Ich glaube, er hat Angst, jemanden weh zu tun und unangenehme Wahrheiten ans Licht zu bringen.
    Wir sind in unserer Gruppe nicht so ganz einig, was besser ist. Manche wollen nach der Lehrprobe davon verschont bleiben und schon gar kein Lob eines anderen hören, manche sind ganz wild auf Rückmeldung um was dazu zu lernen.
    Sollen wir den Seminarlehrer mal ansprechen?
    Wie wird das bei euch so gehandhabt?
    Gela

  • Hallo Gela,


    wie ausführlich ist denn das "Statement bei der Notenverkündung" und wieviel darfst du denn vor der Notenfindung zur Stunde sagen?


    Bei uns werden Lehrproben auch nicht im Seminar nachbesprochen, dafür aber sehr ausführlich direkt nach der Stunde, vor der Notenfindung (und zwar unter Einbezug dessen, was du selbst direkt nach der Stunde sagst, weil nämlich die eigene Reflexionsfähigkeit auch in die Note einfließt und entsprechend vom FL bzw. Seminarleiter mit kommentiert wird).


    Ich fand diese Besprechungen immer äußerst wichtig und fruchtbar und ich konnte vieles davon in der nächsten Lehrprobe oder dem nächsten UB umsetzen.


    Viele Grüße
    A.

  • Also, das Statement ist ca. 1 Seite lang und wird relativ unkommentiert vorgelesen. Dann ist man wieder entlassen. Wir dürfen uns zur Stunde direkt danach äußern, in der Regel sagt aber keiner was, weil alle Angst haben, sich um Kopf und Kragen zu reden.


    Finde ich hochinteressant, wie das bei euch läuft! Schade, dass es bei uns anders ist.
    Gela

  • Seltsame Vorgehensweise, das muss ich schon sagen. Bei uns läuft das ungefähr so wie im zweiten Beitrag beschrieben.


    Stellungnahme des Referendars, Besprechung des Fachleiters, Stellungnahme des Mentors, Stellungnahme des Vertreters der Schulleitung, Stellungnahme der Seminarleitung (wenn anwesend). Anwesende Mitreferendare dürfen gerne auch Stellung beziehen, wobei darauf geachtet wird, dass kein gegenseitiges "Verbal-Gemetzel" entsteht. Anschließend an das Ganze kommt die Notenfindung. Fachleiter schlägt die Note vor, Mentor, Schulleitung und Seminarleitung nehmen Stellung oder machen Alternativvorschläge, Seminarleitung setzt unter Beachtung der Stellungnahmen fest.


    In vielen Fällen entsteht eine angeregte Diskussion, bei der die einzelnen Personen sich ergänzen, bestätigen oder zusätzliche Hinweise einbringen.


    Die Noten entstehen fast immer im Konsens, auch bei schlechteren Leistungen.


    Mit dieser Vorgehensweise bin ich sehr zufrieden.


    Gruß Andreas

  • Hallo Andreas,


    das hört sich sehr fair an! Scheint auch eine sehr transparente Angelegenheit zu sein (nicht so eine Heimlichtuerei wie bei uns).


    Wie ist es denn in anderen Bundesländern?
    Gela

  • Heimlichtuerei finde ich fürchterlich. Referendariat ist stressig genug, da sollte so weit wie möglich Transparenz herrschen.


    Ich wollte eigentlich noch anschließen, dass Lehrproben oder besonders gelungene bzw. misslungene Elemente daraus selbstverständlich in Seminarveranstaltungen thematisiert und wenn nötig auch aufgearbeitet werden.


    Wenn das nicht am gleichen Tag geschieht, an dem die Lehrprobe stattfand, wächst die Chance auf sinnvolle Diskussionen. Die Seminarteilnehmer sind für solche Vorgehensweisen immer sehr aufgeschlossen.

  • Hallo,
    hier Hessen. :P
    Bei uns darf man erst selbst seine Stunde reflektieren. Dann äußert sich die Fachleitung (erst zur Stunde dann zum Entwurf, falls nötig :D ). Erst danach kommen der schulische Ausbilder bzw. der Rektor zu Wort. (Wie die Seminarleitung sich einbringt weiß ich nicht, da sie es nie zu meinen Besuchen geschafft hat.)
    Noten werden nicht bekanntgegeben. Ich persönlich finde das sehr unangenehm, denn ich kann meine Leistung in keiner Weise einordnen.


    Die Variante Besprechung des UB im Seminar kenne ich eher von der unangenehmen Seite nach dem Motto: "Frau X, schildern sie dem Fachseminar doch mal Ihren UB". *grusel*


    LG
    Maria Leticia :D

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Was heißt "nicht bekanntgegeben"? Gibt es Noten und ihr erfahrt sie nicht? Das fände ich aber sehr daneben!


    Bei uns gibt's bei einem UB keine Note, sondern nur die verbalen Stellungnahmen. Trotzdem werden auf Wunsch der Referendare ungefähre Einstufungen gegeben, was denn herausgekommen wäre.

  • Hi Andreas,
    wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht haben wir das Recht nach je einem festgelegten UB (von 4, 5 oder 6 je nach Fachleiterkombi) in den zwei letzten Ausbildungshalbjahren die Note zu erfragen. Zu allen anderen gibt es nicht mal eine Einschätzung.


    LG
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo


    Also bei uns in Niedersachsen sieht es folgendermaßen aus.


    Nachdem wir die stunde gehalten ahben bekommen wir ca 15 min um unsere Reflexion vorzubereiten. Dannach kommen dann der/die Seminarleiter und eventuell der Klassenlehrer (wenn er Zeit hat. Meine hat sie immer) wieder dazu.
    Dann dürfen wir unsere Reflexion der stunde abgeben (was lief gut und warum. Was lief schlecht und warum -> Verbesserungsvorschläge)
    Danach gibt dann der seminarleiter seine Stellungnahme zu Reflexion und stunde.


    Bei uns dürfen die Seminarleiter keine Noten mehr geben, aber anhand dessen was er sagt kann man natürlich ne Tendenz ausmachen.


    Die Reflexion ist bei uns einwichtiger Teil des Besuches, da dort auch zu erkennen sein soll, dass wir uns selbst kritisch im Auge haben und unseren eigenen Unterricht bewerten und auch verbessern können.


    Die Reflexion ist hinterher auch ein wichtiger Bestandteil der 2. Staatsprüfung.


    Wie meinte mein deutschseminarleiter so schön:" Selbst eine misslungene Stunde kann man durch eine gute Reflexion retten!"


    LG Sunrise!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Zitat

    Sunrise1408 schrieb am 12.04.2005 19:43:
    Hallo
    Also bei uns in Niedersachsen sieht es folgendermaßen aus.
    Nachdem wir die stunde gehalten ahben bekommen wir ca 15 min um unsere Reflexion vorzubereiten.


    Einspruch!
    Bei mir in Niedersachsen ;) - Studienseminar Goslar, Grund-/Haupt-/Realschule, gab es diese Möglichkeit nicht! Davon abgesehen, halte ich diese Variante für ziemlich gut; ich war so manches Mal von den Eindrücken der Stunde beeinflusst und durcheinander, dass mir eine kurze Vorbereitungszeit sehr gut getan hätte. Sunrise, ich beneide dich im Nachhinein ein wenig! Im Übrigen stimme ich dir voll zu - besonders, dass eine "gute" Reflexion einen UB retten kann. Ist mir zweimal passiert, auch noch bei "großen" Besuchen, dass die Stunde, ähm, ein wenig anders lief als geplant, ich aber seeehr einsichtig reflektierte :D


    LG, das_kaddl.

  • NRW ;)
    wir haben nach dem UB immer eine ca einstündige Nachbesprechung mit dem Fachleiter, in der man sich über die Planung hinaus erklären darf.
    Bei uns ist die Atmosphäre immer relativ angenehm, mehr ein Fachgespräch unter Kollegen mit Kaffee und Keksen, aber da hab ich wohl auch einfach Glück mit den Fachleitern...

  • Noch mal NRW ;)


    Kenn' ich genau so wie FrauBounty, und bislang war die Stimmung eigentlich auch immer nett, nur manchmal dauern die Nachbesprechungen 'nen bischen lange, bis zu zwei Stunden (und ohne, dass über die U-Stunde wirklich so viel zu sagen gewesen wäre - Hölzchen und Stöckchen eben. Vielleicht ist ja auch der kaffee an unserer Schule zu gut :D )
    Bislang habe ich erst einmal nach einer Note gefragt, aber die letzten beiden UBs stehen ja auch noch aus. Ich glaube, Fragen darf man so ab 3. UB immer. Nicht zu fragen hat leider den Nachteil, dass ich zur Zeit notenmäßig etwas in der Luft hänge, aber vielleicht hätte mich ja bei drohenden Katastrophen auch schon mal jemand gewarnt?! ?(
    Im großen Ganzen finde ich das System hier in NRW ganz o.K., vorausgesetzt man hat einigermaßen Glück mit den FL. Trotzdem bin ich froh, wenn die letzten beiden UBs hinter mir liegen!!!!


    Einen schönen Abend noch!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Also bei uns (gleiches Bundesland, andere Schulform) läuft es so: Direkt nach der Lehrprobe muss man vor der Prüfungskommission Stellung nehmen. Eventuell fragt ein Prüfungskommissionsmitglied noch etwas nach, z.B. warum man etwas so gemacht hat und nicht anders, usw.
    Dann wird man rausgeschickt und die Kommission berät. Das dauert dann meistens genauso lange, wie die LP zuvor. Besonders wird darauf geachtet, ob die Lernziele, die man im Entwurf angegeben hat, auch verwirklicht hat.
    Anschließend wird der Prüfling wieder hereingerufen und ihm in einer kurzen Stellungnahme des Vorsitzenden die Note mit Begründung vorgetragen, danach ist man "entlassen".
    Allerdings folgt dem Ganzen dann noch ein Einzelgespräch mit dem betreffenden Seminarlehrer des Faches, in dem man die LP abgelegt hat, in dem dann die Stunde im Detail nachbesprochen wird.


    Missglückte Dinge werden durch eine gelungene Reflexion zwar etwas abgemildert, aber die Note wird dadurch nicht beeinflusst, so mein Eindruck.


    In der Prüfungskommission sitzen bei uns:
    bei einer Lehrprobe an der Seminarschule (1. & 3. LP): der Seminarvorstand, bzw. sein Stellvertreter, die beiden Fachseminarlehrer und der Betreuungslehrer;
    bei einer Lehrprobe an der Einsatzschule (2.LP): der Seminarvorstand, bzw. sein Stellvertreter, der Fachseminarlehrer des Faches, in dem man seine LP hält, der Direktor der Einsatzschule und der Betreuungslehrer.


    Betreuungslehrer haben grundsätzlich kein Stimmrecht, sie sind nur beratendes Mitglied.
    Andere Referendarskollegen sind bei Lehrproben grundsätzlich nicht dabei.


    Die Unterschiede sind von Bundesland zu Bundesland schon sehr groß, finde ich.


    Grüße
    Hoffi

    ***
    Es hat keinen Sinn, Kinder erziehen zu wollen - sie machen uns doch alles nach...

  • Ich finde die Unterschiede sogar erschreckend!


    Ich (aus NRW) komme persönlich zwar nicht besonders gut damit klar, direkt nach der LP ein bis zwei Stunden Asche auf mein Haupt zu streuen (wenn man wenigstens zwischendurch eine Zigarette rauchen könnte...), aber ich bin ja auch noch am Anfang der Ausbildung und habe erst drei UBs hinters mir.


    Auf jeden Fall haben mir die Besprechungen, die ich schon hatte, wahnsinnig viel gebracht. Die Atmosphäre war angenehm und im Vergleich zu den Berichten der bayerischen Kollegen wohl eher ein gemütlicher Kaffeeklatsch.


    An meinem Seminar gibt es übrigens Noten, und die werden auch kommuniziert. Auch das finde ich gut. Es wird doch gerade in letzter Zeit immer so viel darüber geredet, daß Noten transparent sein sollen. Und das soll für Referendare nicht gelten?


    Liebe Grüße,
    Dudelhuhn

  • Zitat

    ... direkt nach der LP ... habe erst drei UBs hinters mir ...


    Man muss aber auch bei den Bezeichnungen unterscheiden.


    Eine Lehrprobe (LP) ist bei uns in Bayern etwas anderes als ein normaler Unterrichtsbesuch (UB), der bei uns UV oder BUV (für Besondere UnterrichtsVorbereitung) heißt. (zumindest GS)


    UVs gibt es bei uns 4 (3 im ersten, 1 im zweiten Jahr), wobei jede UV aus einer Einzel- und einer Doppelstunde besteht. Man zeigt also insgesamt 12 Stunden. UVs werden nicht benotet, sondern fließen in die Beurteilung für die Seminarnote mit ein. Dafür werden UVs aber +/- ausführlich besprochen (kommt auf das Seminar an). Bei der Doppel-UV ist nur die Seminarleiterin dabei, bei der Einzel-UV das ganze Seminar.


    Lehrproben dagegen sind die richtigen Prüfungsstunden. Hier benoten Seminarleiter, Schulrat und ein drittes Prüfungsmitglied (weiterer Schulrat, Schulleiter o.Ä.). Die Lehrprobe besteht aus einer Einzel- und einer Doppellehrprobe. Wie gesagt, werden hier auch Noten vergeben. Die Besprechung fällt aber sehr mager aus, wie ich gehört habe, und zu einer Begründung der Note sind die Prüfer auch nicht verpflichtet.


    Ich weiß nicht, wie das bei euch so unterschieden wird, aber so ist es auf jeden Fall hier in Bayern in der Grund- (und Haupt-)schule.


    Nur damit wir hier nicht von völlig unterschiedlichen Dingen reden... :)


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Bei uns gibt es eben keine Unterscheidung zwischen Unterrichtsbesuch, Lehrprobe, Hospitation... Jedenfalls an meinem Seminar. Man unterscheidet nur zwischen beratenden und benotetetn Lehrporben.

  • Hallo,
    mir tun die Leute von Herzen Leid, die direkt nach einer Unterrichtsstunde reflektieren sollen. Könnt ihr nicht wenigstens diese Stunde so legen, dass anschließend große Pause ist? Und euch dann in einen leeren Klassenraum zurückziehen und nachdenken?
    Zum Thema Noten erfragen: das habe ich als Mentorin gemacht. Man will ja die Seminarleiter nicht ärgern, aber mir können sie nichts anhaben :D , und die Reffi will schon wissen, wo sie steht.
    Gruß venti :)

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