Lehrprobe um, der Kurs gratuliert ....

Acephalopode · 22. April 2005

... hat Kuchen mitgebracht ... freut sich ...

Nach meiner Lehrprobe am letzten Freitag in meinem eigenverantwortlich unterrichteten 11er-GK habe ich die Schülerinnen heute zum ersten Mal wieder im Unterricht gehabt und sie hatten wirklich das Bedürfnis bei Kuchen und französischer Musik über die Lehrprobe, Unterrichtsbesuche und die Staatsarbeitsreihe zu reden, die ich ihnen seit Beginn des Jahres "angetan" habe etc. Ich habe dem Kurs den Gefallen getan, zumal sie seit Anfang des Schuljahres bei allen Themen vorbildlich mitgearbeitet und sich ehrgeizig angestrengt hatten.

"Leider" hatten sie heute dann neben dem Kuchen auch noch eine selbstgebastelte ParisPlage-Karte dabei, mit der sie mir gratuliert haben und mir mitgeteilt haben, dass sie mich im nächsten Jahr gerne behalten würden. Begleitet wurde das ganze von einem Buchgeschenk ("Wenn sie mal wieder Zeit haben, können sie ja auch mal wieder was auf Deutsch lesen"). Als sie mir das überreicht haben, hatte ich den Eindruck, dass der Kurs hat echt mit mir gelitten hat, mit mir aufgeregt war ("Müssen wir uns da eigentlich chic anziehen?") und sich jetzt ehrlich gefreut hat.

Zunächst fand ich die Kuchen-Kartenidee auch wirklich nett; das Buch naja ... sie wollten mir anscheinend wirklich eine Freude machen .... meine Kollegen im Lehrerzimmer haben mich allerdings sofort (als sie mich mit dem noch verpackten Buch und der Karte in der Hand den Raum verlassen sahen) darauf hingewiesen, dass es "verboten" sei Geschenke von Schülern entgegenzunehmen und ich mich durch die Schleimerei mal nicht so einwickeln lassen solle. ???

Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich mich verhalten soll, ehrlich gesagt. Sicher habe ich die Schüler nicht aufgefordert, mir etwas zu schenken; ich hatte selbst Kuchen mit, um mich zu bedanken, und hätte es sicher nicht übers Herz gebracht, sie vor den Kopf zu stoßen und alles abzulehnen.

Die Kollegen meinen hingegen, ich dürfte sowas auf keinen Fall annehmen, und der MSS-Stellvertreter meinte sogar,(halb im Scherz???) er würde jetzt mal drauf achten, wie meine Französischnoten so seien....

Derzeit schwanke ich also zwischen und bzw.

Was würdet ihr tun?

Super-Lion · 22. April 2005

Neid???? Fällt mir da spontan ein.

zitroneneis · 22. April 2005

klar darfst du das offiziell nicht, aber da ascheißt man ja wohl drauf wenn du sowas von deinen schülern bekommst.

von eltern ist natürlich was anderes oder von einzelnen schülern, aber doch nicht von der klasse.
die mögen dich einfach und das ist gut so....lass dich da nicht von deinen neidischen lehrern verwirren....die würden halt auch o gut bei den kindern ankommen wie du, kriegen sowas aber nie

wolkenstein · 22. April 2005

Verbitterung? Angst vor den Schülern? Eifersucht? Hoffnungsloses Wagenburgdenken?

Meine 11te hat sich von mir auch mit Buchgeschenk und Blumenstrauß verabschiedet, an unserer Schule war's zwar nicht immer so (kam halt auf die Qualität des Refis an ), gab aber auch keine hochgezogenen Augenbrauen.

Ganz ehrlich - Schleimerei, so'n Quatsch. Nix tust du. Mit deiner Klasse machst du weiter wie vorher, und den Kollegen musst du's ja nicht unter die Nase reiben, aber verbeigen würd ich mich da auch nicht. Kollegen sind manchmal so - fällt mir grad ein, der Blumenstrauß war zwar ok, aber dass ich in meinem LK (immer morgens um Kaffeetrinken erlaubt hab, war auch Anlass hochgezogener Augenbrauen. Sollen sie ziehen - der Kurs lief gut.

w.

venti · 22. April 2005

Hallöle,
Kleine Geschenke im Wert von etwa 5 DM (als es die noch gab) durfte man in Hessen annehmen - das sind inzwischen sicher 5 Euro geworden. Wenn es mehr war, musste das Annehmen von der Schulleitung genehmigt werden.
Wenn du noch im Ref bist, kannst du ja die Schulleitung mal informieren über Kuchen und Blumensträußchen (das Buch haste vielleicht "vergessen") , einfach damit du abgesichert bist.
Gruß venti

katta · 23. April 2005

Ist zwar eine etwas andere Situation, aber bei mir an der Schule war es durchaus Usus, bei der offiziellen Abifeier den LK-Lehrern (und den beiden, die mit uns die Schule verließen - Rente - und einfach klasse waren...fünf Minuten Standing Ovations mindestens, auch von den ehemaligen Abiturienten, die immer bei den Feiern sind...und der Geschichtslehrer hatte tatsächlich dat wasser inne augen, wie man so sagt )

Also da hatte wohl auch keiner was gegen...sonst hätte man ja mal was gesagt.

Liebe Grüße
Katta

Acephalopode · 23. April 2005

Zunächst mal Danke für eure Antworten. Im Prinzip überwiegt jetzt tatsächlich die Freude und Motivation.

Das "Problem" ist ja einfach, dass ich den Kurs noch mindestens bis zum Schuljahresende weiterführen werde. Es wird noch eine Kursarbeit geschrieben, ich mache noch Epochalnoten etc. Es handelte sich also nicht um ein "Abschiedsgeschenk".

Vielleicht sollte ich wirklich den Schulleiter / AKO informieren, bevor es eifrige Kollegen tun....

Realschullehramtsreferendar · 23. April 2005

Da fällt mir ehrlich gesagt nichts mehr zu ein. Was für traurige Kollegen mit einer verbitterten Einstellung - sei doch froh, dass die Klasse dich so mag und dir eine Freude machen will.

M.

Aktenklammer · 23. April 2005

Ich glaube, ich würde auch beim Schulleiter vorbei gehen, von den Präsenten berichten und dein Dilemma darstellen, so bist du wenigstens auf der sicheren Seite - oder?

**Hermine** · 23. April 2005

Hört sich ganz stark nach Neid an!
Bei uns hat der Schulleiter am Anfang darüber informiert, dass Geschenke (pro Schüler) im Wert von einer guten Flasche Rotwein schon in Ordnung wären - wenn man kleinlich ist und nachrechnet, dann stellt man fest, dass jeder Schüler ja nur ein bisschen was gezahlt hat- wenn sie dich mögen, ist das doch voll okay! Wenn es dein Gewissen, beruhigt, geh beim Schulleiter vorbei.
Ich bin echt geschockt, bei uns zum Halbjahr türmen sich im Lehrerzimmer kleine Blumensträuße, ich hab auch eine sehr hübsche Kerze und Tee geschenkt bekommen, an Nikolaus stapeln sich bei beliebten Lehrern die Schokonikoläuse- und keiner kommt auf die Idee, dass das Bestechungsgeschenke wären.
Ist wohl sehr schulabhängig!
Lg, Hermine
Edit: Uups, Heike war schneller- aber es stimmt auf jeden Fall!

tiffy · 26. April 2005

also, ich studiere zwar noch. habe das hier aber nun trotzdem mit verwunderung gelesen, dass es da überhaupt regeln gibt. wir haben unseren lehrern immer was geschenkt, für klassen- und kursfahrten, als abschied, wenn sie klassenlehrer waren (hätten wir sie ja auch wieder bekommen können) und natürlich nach dem abi. da hat nie jemand was gesagt...
seltsam...seltsam

Timm · 27. April 2005

In B-W hat das Innenministerium geregelt, unter welchen Umständen Geschenke angenommen werden dürfen. Ich zitiere aus der Verwaltungsvorschrift:
"2.5 Als allgemein erteilt anzusehen ist die Zustimmung für die Annahme von nach allgemeiner Auffassung nicht zu beanstandenden geringwertigen Aufmerksamkeiten."
Unsere Juristen im Referendariat haben klar gesagt, dass eine Flache Wein, ein Buch o.ä. - so von allen Schülern gezahlt - eine geringwertige Aufmerksamkeit ist.
Aufpassen muss man nur, dass dies nicht in Zusammenhang mit einer erwarteten oder erbachten Leistung steht. Also z.B. unmittelbar vor oder nach Klausuren sollte man das Ganze ablehnen.
Was das Verhalten der Kollegen angeht, kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen
Im Übrigen würde ich das mal an den Personalrat melden, damit so etwas allgemein thematisiert wird. Deine Kollegen werden ja hoffentlich nicht alle so schlecht sein, dass ihnen nie jemand etwas schenkt!