Vertretungsstelle Förderschule Lernen

  • Hallo alle zusammen,

    ich überbrücke gerade meine Zeit bis zum Referendariat mit einer Vertretungsstelle (SBBZ Lernen). Ich habe auf Gymnasiallehramt studiert und leider wenig zu Pädagogik gemacht.
    Ich habe nun eine Gruppe von 8 Schüler im Alter von 14-17 und soll mit den Schüler etwas zum Thema Anleitungen machen.
    Ich habe mir überlegt, dass ich erstmal einige Spiele wie Activity, Mensch-ärger-dich nicht, UNO ... mit den Schülern spiele und herausarbeite, was ihnen denn leicht viel und was vielleicht schwieriger war. Ich erhoffe mir damit, auf das Thema "Anleitung" zu kommen.
    Dann dürfen die Schüler in der Gruppe ein Spiel entwickeln, gestalten etc.
    Im nächsten Schritt würden wir gemeinsam überlegen, was alles in eine Anleitung gehört, warum diese wichtig ist und wie man diese formuliert könnte und dann auch umsetzen.

    Gibt es etwas, worauf ich bei den Schüler achten muss? Etwas was ihnen vielleicht schwer fallen könnte? Ich mache mir vor allem Sorgen, dass die Schüler nicht mitmachen und bin mir unsicher, wie kleinschrittig ich mit den Schülern arbeiten muss.

    Danke im Voraus.

    Liebe Grüße
    Mira

  • Oh viel Glück! Kann sehr gut sein, dass sie gar nicht mitspielen wollen. Ohne Begründung oder mit. Wobie UNO oder Mensch -ärger auch klappen könnten.

    Was sollst du denn zum Thema "Anleitungen" machen? "Etwas" ist reichlich vage... wer hat dir denn den Auftrag gegeben und was erwartet sich die Person?

    Erstmal wirst du eine Beziehung zu den Schülern aufbauen müssen, wenn du da so reingeschneit kommst als fremde Lehrerin könnten die das wenig schön finden. Sprich am besten VORHER mit der Klassenlehrkraft, was für Konsequenzen du androhen und durchziehen könntest.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • So ein Einstieg in der allerersten Stunde in einer Lerngruppe, die Du überhaupt nicht kennst, ist viel, viel zu riskant (vor allem, wenn Du allein in der Klasse bist).


    Sorry, auch ziemlich Gymnasial-/Regelschule gedacht - 'direkte Instruktion' ist das Mittel der Wahl (und lass Dich nicht irritieren durch die Inklusionspädagogik, die auch Anspruch erhebt, an Förderschulen angewendet zu werden. Unterrichtsanleitend sollte zunächst die alte Hilfsschulpädagogik sein, die sich dann in die SPEZIFISCHE Förderschulpädagogik im FSP Lernen weiterentwickelt hat - und heute leider kaum fortgeführt wird, weil Karrieren nur im Bereich Inklusion gemacht werden können)


    Am Anfang auf jeden Fall stringente Unterrichtsführung, für (sinnvolle) Beschäftigung der SuS sorgen mit klar vorgegeben Arbeitsaufträgen - wenn das läuft, kann man auch mit 'Einstiegskunstwerken' anfangen....


    Schüler selbst ein Spiel entwickeln lassen, könnte sich übrigens als völlig illusorische Zielsetzung erweisen...(viele Schüler haben halt auch primär Interessen/Stärken im reproduzierenden Bereich, schreiben z.B. am liebsten von der Tafel ab oder füllen gern Arbeitsblätter aus)


    Das skizzierte Unterrichtsvorhaben kann man v.a. als Greenhorn an einem FZ Lernen nur machen, wenn man die Klasse kennt (oder vll. auch wenn die Klassenlehrerin hinten drin sitzt)


    Ps. Mal generell gesagt: von einer Übernahme einer Vertretungsstelle an einem FZ Lernen als Klassenlehrkraft/Fachlehrerin würde ich generell so zur Überbrückung und Lehramtsfremden eher abraten, vor allem im Mittel-und Oberstufenbereich und natürlich insbesondere, wenn man nicht als 2. Kraft in der Klasse arbeitet. Aber okay, die Threaderstellerin hat sich der Herausforderung gestellt - wenns gut laufen wird - Respekt!

  • Hallo laleona,

    die Schüler sollen am Ende eine Anleitung schreiben können und erkennen, worauf es bei einer Anleitung ankommt. (Reihenfolge der Schritte, welches Material wird benötigt etc, mehr wurde mir nicht gesagt.) Das war auch eine Idee der Lehrer, was ich mit der Gruppe machen könnte, die Gruppe ist nämlich geteilt. Eine hat Werkunterricht (HTW) und die andere Gruppe ist bei mir. Wenn ich andere Ideen habe, darf ich sie gerne einsetzen. Aber dafür kann ich den Lernstand der Gruppe einfach noch zu wenig einschätzen.
    Ich war bereits zwei Mal in der Gruppe und was ich bis jetzt erlebt habe, wenn ein Schüler sich weigert oder kein Interesse an der Aufgabe zeigt, dann lässt man ihn erstmal in Ruhe und versucht es später nocheinmal.
    Ich habe mir als Alternative auch ein Escape Room Spiel ausgesucht, was ich mit ihnen notfalls spielen würde (Dauer 60 Minuten).

  • Hallo wossen,
    mir wurde zu Beginn der Einstellung gesagt, dass ich erstmal die Lehrkräfte begleiten werde und dann selbstständig unterrichten werde. In den anderen Lernklassen habe ich auch tatsächlich keinerlei Probleme. Da saß ich hinten, habe gesehen, was und wie die Lehrkraft mit den SuS gearbeitet hat und konnte da auch schon problemlos mit den SuS arbeiten (9-13 Jahre). In dieser Gruppe, war die Lehrkraft jedoch sehr oft krank und ich war nur in Vertretungsstunden drin, wo hauptsächlich Kahoot gespielt wurde.
    Aber ja eine Herausforderung ist es auf jeden Fall. Aber das ist für mich auch die Chance Erfahrung zu sammeln.
    Dann fokussiere ich mich aber erstmal auf die Unterrichtsführung und setzte mich morgen nochmal mit der Lehrkraft zusammen und bespreche alles mit ihr. Werde dann entsprechend, meinen Plan für morgen überarbeiten und mit direkten Instruktionen arbeiten.

  • Mach das doch mit UNO. Sage ihnen, was deine Aufgabe an dieser Schule ist, wie lang du bleiben wirst und dass das neue Thema eben Gebrauchsanweisungen (Spielanleitungen?) lautet, die Parallelgruppe mache das auch.


    Überlegt, wo man Anleitungen überall braucht, bring vielleicht eine Bauanleitung von Lego und Ikea mit, ein Kochrezept, etc. Kommt auf Spielanleitungen und dann spielt ihr eine Runde Uno. Sie sollen nochmal erklären, wie Uno geht, weil man da ja verschiedene Regeln kennt, dass ihr auf einem Stand seid und in der 2. Stunde schreibt ihr das auf.


    Witzig ist auch, (bisschen Schauspielextrovertiertheit vorausgesetzt), wenn man z. B. eine Scheibe Brot, Butter, Messer mitbringt und sich erklären lässt, wie man ein Brot schmiert. Wenn man dann haargenau wortwörtlich umsetzt, was einem zugerufen wird, passiert alles mögliche nur kein geschmiertes Brot. So kann man dann präsentieren, warum genaue Anleitungen wichtig sind.

  • Mira: Yepp, hört sich gut an, das Ganze erstmal unfallfrei über die Bühne bringen. mehr verlangt keiner von Dir


    Die Spannbreite an L-SuS und auch an Schul- und Klassenkulturen (!) ist so wahnsinnig groß, dass es schwierig ist, Dir auch nur generelle Hinweise zu geben (anders als Karunas Vorschlag, würde ich mich schon eher so darstellen, dass ich neue - 'vollwertige' - Lehrerin wäre, die halt Deutsch jetzt in der Klasse unterrichtet, solange Frau X da ist, kommt halt drauf an, wir hier kennen Klasse und Schule noch weniger als Du)


    Ps. Sprich das Wort 'direkte Instruktion' erst aus, wenn Du deine Gesprächspartnerin gescheckt hast (manche verbinden damit noch Drillunterricht, ich meine natürlich neuere Konzeptionen). Deine Schwerpunktformulierung "Unterrichtsführung" ist gut (zusammen mit Klassenmanagement).


    Und, wie gesagt, fachlich nicht so ehrgeizig sein (Karunas U-Vorschläge erscheinen in einer 'intakten' Klasse umsetzbar)

  • Sie hat eine halbe Gruppe, sie wird es schaffen, eine Runde Uno zu spielen. Es ist keine Erziehungshilfeschule. Und Transparenz ist wichtig, sie ist nicht "die neue Lehrerin", sondern geht bald wieder, so viel Fairness sollte meiner Meinung nach sein. Und alles, was nach 'Unterrichtskonzepten' klingt, ehrlich, sie macht eine Art Praktikum, da darf man probieren und Spaß haben.

  • Nuja, die Aufgaben von Erziehungshilfsschulen haben ja (v.a. dank Schulauflösungen) in weiten Teilen des Landes FZ Lernen übernommen (ohne den entsprechenden Personalschlüssel bzw. die Ausstattung zu haben)


    Ahja, Teilung erleichert natürlich erheblich (wenns sich nicht grad um den Klassenteil handelt, der nicht zum Werkunterricht zugelassen wird aus Sicherheitsgründen;))


    Als Vertretungslehrerin ist man rechtlich einer unbefristeten Lehrerin gleich gestellt - wichtig ist schon, dass man nicht mit 'Betreuern' verwechselt wird. Das würde Unterricht (im Wortsinne) durchführen, meist erschweren.


    Jo, die Spannbreite an Erwartungen gegenüber Vertretungslehren variiert sicherlich auch sehr stark. Aber ist ja sehr gut, dass eine Gesprächsmöglichkeit mit einer Lehrkraft vorhanden ist....(auch möglich, dass die Schule eher eine Art 'Betreuung' der SuS will).-Bezugspunkt ist für mich immer noch so ein bissel das sehr optimistische Ausgangsposting

  • Ich würde als Backup noch einen Text mit dabei haben, den die SuS abschreiben, die nicht mitmachen. Ich finde es nicht sinnvoll, die dann einfach nicht mitmachen zu lassen. Das verleitet nur zum Stören.

    Ich würde mir auch die Sequenz überlegen. Am Ende können manche SuS eine Anleitung schreiben, manche die Schritte in die richtige Reihenfolge bringen.

    Stichworte für die Arbeit mit SuS mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf sind:

    Lebensweltbezug

    Kleinschrittigkeit

    Visualisierung

    Handlungsorientierung

    Versprachlichung

    Reproduktion

    Beziehung

    Transparenz


    UNO Spielen als Grundlage ist ein guter Einstieg -> Beziehung

    Dann würde ich schon in die Meta-Ebene wechseln und transparent die Regeln mit Konsequenzen, die bei dir gelten, besprechen. Und natürlich das Lernziel!

    Ein guter Einstieg ist auch immer die Vorwissenaktivierung als Gesprächsanlass.


    Lg Lala

  • Nuja, die Aufgaben von Erziehungshilfsschulen haben ja (v.a. dank Schulauflösungen) in weiten Teilen des Landes FZ Lernen übernommen

    Das mag in Thüringen so sein, die TE ist aber aus BW.


    Ad rem: Statt einer Anleitung für ein Spiel würde ich eher eine Anleitung für etwas wählen, was hergestellt wird, also z. B. eine Bastelanleitung oder auch ein einfaches "Kochrezept" (und wenn es nur ein belegtes Brötchen ist).

  • Ich würde als Einstieg das neue Thema „Anleitungen schreiben“ nennen, dann z.B. sagen, dass die Spielanleitung von dem UNO-Spiel in der Klasse verlorengegangen ist und ihr die Regeln jetzt nochmal aufschreibt. Ich würde tatsächlich ein AB mit dabeihaben und dieselben Schritte, die auf dem AB ausgeführt werden sollen, vorher Eins zu Eins an der Tafel machen. Wenn das erledigt ist, dürfen sie noch eine Runde UNO spielen. Das würde ich vorher schon ankündigen, wenn sie ihre Arbeit in der vorgegebenen Zeit fertig bekommen, wird noch gespielt. Ist es zu unruhig, wird auch nicht gespielt.


    Ich mache beim Thema Anleitung schreiben gerne Obstsalat, Cocktails 🍹 oder bastel was. Wir probieren erst also eine Anleitung aus. Dann gehe ich die einzelnen Schritte einer Anleitung mit den Schülern durch. Später schreiben wir eine Anleitung zu etwas und probieren nochmal praktisch was aus. Mit einer fremden Klasse würde ich eher vorne am Pult Schritt für Schritt einen Anleitung praktisch ausführen lassen. Jeder Schritt wird von einem anderen Schüler ausgeführt.


    Ich rate dir zu strukturiertem Frontalunterricht. Spielphasen sind unruhig und führen gerne zu Stress, wenn Schüler nicht verlieren können o.ä.

  • Essen ist eh immer super, Obstsalat funktioniert auch mit schwierigen Klassen. Allerdings dürfte das in Coronazeiten problematisch sein und im Klassenzimmer in der ersten eigenen Stunde sowieso. Hygiene? Geschirr? Aufräumen? Derlei Erlaubnisse einzuholen, würde ich zunächst vermeiden. Schulleitungen haben gerade Wichtigeres zu tun.

  • Schönen Abend euch allen,

    vielen Dank euch allen. Eure Tipps haben mir wirklich geholfen. Ich habe ein AB entwickelt, an dem wir uns dann schrittweise an das Thema "Anleitung" heranarbeiten werden. Anfangen werde ich mit UNO und da ich an der Uni ein Dramapädagogikseminar belegt habe, werde ich die Idee mit dem Brot und der Butter definitiv umsetzen. UNO, werde ich dann im Anschluss an die Erarbeitung der einzelnen Phasen, spielen. Damit kann ich sehr gut visualisieren, warum Anleitungen wichtig sind. Mit morgen wird sich das Thema "Anleitungen schreiben" nicht erledigt haben und Obstsalat oder was basteln würde ich nächste Woche dann umsetzen. Und ich werde die Klassenregeln mit den Schülern am Anfang der Stunde ausführlich besprechen.

    Danke euch allen :)

  • Essen ist eh immer super, Obstsalat funktioniert auch mit schwierigen Klassen. Allerdings dürfte das in Coronazeiten problematisch sein und im Klassenzimmer in der ersten eigenen Stunde sowieso.

    Ja, du hast völlig Recht! Das würde ich im Moment auch nicht machen, denn es darf im Klassenraum sowieso nicht gegessen und getrunken werden. Und natürlich wollte ich das Mira94 nicht für die 1. Stunde empfehlen. Sollte nur weitere praktische Beispiele zeigen, die die Förderschüler Lernen immer besonders brauchen.;)

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