Wie geht ihr mit "schwierigen" Klassen um?

  • Ich bin noch recht neu im Referendariat, habe also noch nicht viel Unterrichtserfahrung. Und wurde ausgerechnet in einer Klasse eingesetzt, die als die schlimmste Klasse (8. Klasse) der Schule gilt: 50 Prozent der Schüler versetzungsgefährdet, ständige Unruhe, Schüler alle mitten in der Pubertät, keiner macht Hausaufgaben, etc. Naja, bald stehen die ersten Stundenbeobachtungen vor der Tür und ich überlege mir, wie ich mit der Klasse vernünftig arbeiten soll. Ich habe mir überlegt, nun mal eine Stunden oder ein paar Stunden zum Thema Klassenregeln o.ä. zu machen. Die übliche Praxis der anderen Lehrer in dieser Klasse (Einträge ins Klassenbuch, Schüler aus dem Raum werfen, Strafarbeiten, Nachsitzen, Druck mit schlechten Noten) kann doch nicht das einzige Mittel sein, oder? Ich verteile zwar auch mal eine Strafarbeit, finde es aber nicht grade erstrebenswert, nur so mit Strafen um mich zu werfen, damit ich dort noch unterrichten kann. Habt Ihr Erfahrungen im einer ähnlichen Situation gemacht? Habt Ihr eine Idee, wie ein, zwei oder auch mehr Stunden dazu genutzt werden können, das Klassenklima zu verbessern. Was macht Ihr, wenn es in einer Klasse dauerhaft so laut ist, dass ihr nicht mehr in normaler Lautstärke reden könnt? Ich habe die Klasse übrigens mal einen Tag lang begleitet und festgestellt, dass die Schüler sich bei allen Lehrern so verhalten.
    Ich wäre Euch für jeden Ratschlag dankbar, denn die Situation ist schon recht frustrierend.<br>

  • Aus meiner noch recht mageren Trickkiste:


    - Klassenregeln gut, falls mehr Nachdruck nötig, mit Klassenlehrer absprechen, evt. per Elternabend auch Eltern über die Absprachen informieren (aber wirklich nur nach Absprache mit dem Klassenlehrer, kann sonst nach hinten losgehen)
    - Sitzordnung so verschieben, dass Komunikation untereinander schwierig wird, auf jeden Fall Tratschgruppen auseinander setzen und Tische umstellen (ich weiss, erst mal gemein, aber hilft: entweder nur Reihen mit Abstand zwischen den Tischen oder großes U ohne Zwischenrippen)
    - Strafen mit Belohnungen bei Wohlverhalten ausgleichen, z.B. Hausaufgabenfrei bei einer Stunde ohne größere Ruhestörung, oder Filmgucken am Ende einer Woche mit Wohlverhalten etc.
    - Wollte ich immer mal ausprobieren, hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu: Mit deutlich sichtbarer Stopuhr messen, wie lang es jeweils dauert, bis in der Klasse wieder Ruhe (und zwar wirklich Ruhe) eingetreten ist, Stopuhr nicht wieder auf Null stellen, sondern beim nächstenmal weiterlaufen lassen, am Ende der Stunde/ der Woche wird die 'Disziplinierungszeit' angehängt
    - Möglichkeiten schaffen, dass die Schüler ihre Meinung/ ihre Interessen im Unterricht einbringen können, allerdings erst mal nicht im Klassengespräch, sondern per anonymer Zettelabfrage "An dem Thema interessiert mich am meisten/ am wenigsten..."


    Viel Glück,
    wolkenstein<br>

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Versuch alles, aus diesem Jahrgang rauszukommen! Du kannst nicht die Fehler der Kollegen ausbügeln. Deinen Einsatz in dieser Klasse finde ich unverantwortlich. Die Praxis wird später hart genug. Viel Erfolg!<br>

  • Hallo anonymer User,


    da hast Du aber direkt zu Anfang einen dicken Fang gemacht! Auweiah! Habe zur Zeit selbst eine Neun, in der z. T. recht schwierige Kandidaten sind. Folgende Dinge solltest Du überdenken:


    1. Sicheres und toughes Auftreten. Die Schüler testen zu Anfangs immer, wie weit sie gehen können. Auch ich habe immer wieder zu knacken, obwohl ich ziemlich streng bin und klar durchblicken lasse, wo bei mir die Grenzen sind.


    2. Solange, wie Du nicht die Namen zu den Gesichtern kennst, ist es immer schwierig. Darum versuche so schnell wie möglich, die Namen sicher zu kennen. Dann kannst Du die Kandidaten persönlich ansprechen.


    3. Erarbeitung des Stoffes in Eigenregie durch Textarbeit mit formulierten Leitfragen. So kannst Du erkennen, wer überhaupt in der Lage ist zu arbeiten. Dabei durch die Reihen gehen und kontrollieren, wer wie arbeitet. Unbedingt Hilfestellung anbieten. Diese Einzelarbeit auch benoten. Durch das selbstständige Arbeiten gewinnst Du Freiräume.


    4. Versuche die "Guten" auf deine Seite zu bringen, indem Du sie lobst und ermutigst ihre schriftlichen Ausarbeitungen vorzulesen. Denn es gibt auch immer Schüler, die mitarbeiten wollen und die froh sind, wenn sie vor den "Schlimmen" beschützt werden.


    5. Gegebenenfalls eigene Sitzordung herstellen. Achtung! Du musst dir dazu unbedingt einen Plan machen und diesen jede Stunde kontrollieren.


    6. Nicht einschüchtern lassen. Es wird einige Zeit brauchen, bis die Schüler dich akzeptieren.


    7. Mache dir nicht noch zusätzlich Druck wegen der Besuchsstunden. WEnn es bekannt ist, dass diese Klasse so schwierig ist, wird man von Dir keine unterrichtliche Wunderdinge erwarten.


    8. Finde unbedingt heraus, welche Ordnungsmaßnahmen von Seiten der Schule hin unternommen werden, wenn Schüler sich nicht an den Ordnungsrahmen halten.


    9. Manchmal ziehen Einzelgespräche mit Schülern mehr, als das Abarten eines ganzen Strafkataloges.


    10. Eruiere in Zukunft, welche Klassen annehmbar sind und versuche in diesen deinen Ausbildungsunterricht durchzuziehen.


    11. Lass dich nicht unterkriegen.


    Mit :) Güßen, die Sonne<br>

  • Hi Anonymer,
    der von Wolkenstein angeregt Tipp mit der Stoppuhr zeigt auch bei uns an der Schule Wirkung. Also: Zeit sammeln die für Störungen draufgeht und dann nachholen wenn eine Unterrichtsstunde voll ist. Von anderen Referendaren aber auch "Voll-Lehrern" (oder wie man die auch immer bezeichnen will) hört man da Gutes von. Allerdings müsstest du bei der Nachholstunde beachten, dass die Eltern informiert sind dass die Kinder später nach Hause kommen. Dass du die Nachholaktion durchziehen musst wenn du es ankündigst versteht sich ja von selbst.
    Ich habe meine 6 "gebändigt" indem ich ein paar Gesprächsregeln eingeführt habe, d.h. wir haben sie gemeinsam erarbeitet. Im Allgemeinen klappt das jetzt ganz gut und die Schüler achten schon verstärkt auf die Einhaltung.
    Eine Frage hätte ich noch: Wo ist dein Ausbildungslehrer?????


    Halt die Ohren steif, die schaffst das,
    Scary :)<br>

  • Noch ein Nachtrag:


    Vielleicht kannst du sie mit anderen Arbeitsformen "knacken". Damit meine ich Aufgaben, die sie in Gruppen lösen und in denen ihnen eigene "Klüngeligkeiten" und Störverhalten zum Nachteil bei den Arbeitsergebnissen werden. Daraus könnte man dann beispielsweise in einer Reflexion der GA bestimmte Verhaltensregeln aufstellen.


    Is nur so ´ne Idee.


    Es grüßt
    Scary<br>

  • Sonne:
    Hallo Sonne!
    Also deine Meinung in Ehren, aber ich kann sie nicht teilen. Wenn du jetzt lernst mit schwierigen Schülern umzugehen, wird es dir später mit 29 Stunden in derWoche sicherlich leichter fallen!!! Außerdem hast du noch Leute, die dir zur Seite stehen und dir Ratschläge geben (wie gut die sind, sei mal dahingestellt). Später bist du auf dich allein gestellt.
    Tusnelda<br>

  • Wow, ich bin ja total erstaunt, in so kurzer Zeit schon so viele und vor allem so viele nützliche Antworten bekommen zu haben!
    Ganz ganz vielen Dank an Euch alle!!! :)
    Doch eine konkrete Frage habe ich noch: Habt Ihr vieleicht noch irgendeine Idee, wie ich in dieser Klasse versuchen kann, das Klassenklima etwas zu verbessern. Ich will nicht die Welt retten, noch erhoffe ich mir auch einmal 30 veränderte Schüler; aber gibt es nicht irgendeine kleine Unterrichtseinheit, die hilft, die Kommunikation mit den Schülern und das Klassenklima zu verbessern.
    In den 5. und 6. Klassen gibt es doch oft Klassenregeln wie "wir hören uns zu", "wir lassen uns ausreden", etc. Ich würde gerne sowas ähnliches (etwas modifiziert) mit der 8. Klasse ausprobieren. Ist das total utopisch? Ich habe mal daran gedacht, die Schüler in Gruppen überlegen zu lassen, was zu einer konstruktiveren Arbeitshaltung beitrage könnte und sie mögliche Sanktionen überlegen zu lassen. Aber meine Gedanken dazu sind noch nicht ganz ausgereift, sie gehen nur in diese Richtung. ?(
    Vielleicht kann man ja auch Regeln für verschiedene Methoden und Sozialformen (wie z.B. Regeln für die Gruppenarbeit) aufstellen lassen. Diese Klasse ist nämlich auch in sowas total unerfahren. Ich wäre Euch für jede konstruktive Idee dankbar!
    Und nochmal vielen Dank für Eure tollen Tipps!<br>

  • Hey Anonymus!


    Ich erinnere mich halbdunkel, dass es eine Methode gibt, mit der man deine beiden Anliegen verbinden kann, nämlich die sog. "Kooperative Verhaltensmodifikation" von Redlich/Schley. Bei Problemen in einer/mit einer Klasse wird vorgeschlagen, eine gemeinsame Ursachenuntersuchung mit allen Beteiligten durchzuführen, danach von beiden Seiten an einer Veränderung zu arbeiten (mit Selbstbeobachtungsbögen, Erfolgsbarometer ...) und am Schluss im Sinne einer Vertragseinlösung eine Belohnung in Form einer gemeinsamen action, um das Ganze abzuschließen. Die Einbeziehung der Schüler, das gemeinsame Zuarbeiten für ein Ziel, ein relativ hoher Identifikationsgrad und natürlich die action am Schluss soll ?( zu guten Erfolgen führen. Das Ganze ist aber relativ aufwendig.
    Es git auch ein oder zwei Paperbacks von Redlich/Schley mit ganz viel Material: Fragebögen, Problemwolken für die Ursachenuntersuchung, "Vertragsbeispiele" usw.
    Schau einfach mal, ob dir das hilft, ich fand es interessant, als ich es gelesen habe. Eigene Erfahrungen habe ich aber nicht! 8o


    Ciao,
    Kaspar<br>

  • Hallo,
    genau das meinte ich mit anderen Arbeitsformen. Ich habe meiner Klasse eine Aufgabe für die Gruppenarbeit gegeben an deren Ende eine Präsentation folgen sollte (nichts weltbewegendes, aber immerhin vor der Klasse). In den Gruppen tauchte erwartungsgemäß das Problem auf, dass niemand die Präsentation übernehmen wollte. Ich wurde häufig dazugerufen, wohl in der Hoffnung, ich würde einfach jemanden bestimmen und damit das Problem lösen. Ich habe dann aber auf die Aufgabe verwiesen und ihnen gesagt, dass die das als Gruppe so lösen müssten, dass alle Gruppenmitlglieder mit der Entscheidung leben könnten. Die Gruppe hat sich sich dann für einen Teilnehmer entschieden, ist aber als Gesamtgruppe nach vorne gegangen um im "Notfall" helfen zu können. Aufgabe also gut gelöst, die Hilfe von den anderen Gruppenmitgliedern war nicht nötig.
    Eine andere Gruppe konnte nur einen Sprecher bestimmen, weil dieser der einige war, der die Hausaufgabe gemacht hatte auf der die GA aufbaute. Der war dann sauer auf die anderen. Seitdem machen immer alle (naja, zumindest meistens) die Hausaufgaben weil die keine Lust haben von den anderen eins auf´s Dach zu kriegen.
    Wichtig vielleicht noch: wir haben Gesprächsregeln für die Präsentation festgelegt damit niemand Angst haben muss, dass er sich vor den anderen lächerlich macht.
    Seitdem üben wir diese Dinge regelmäßig und es klappt immer besser.


    Hm, so hab ich das gemacht. Ich hoffe, es hilft dir ein bisschen. Der Weisheits letzter Schluss ist das bestimmt nicht, aber wenigstens schon einmal erprobt.


    Liebe Grüße und viel Erfolg,
    Scary :)<br>

  • Das klingt ja richtig klasse: genauso was suche ich!
    @ Kaspar: Gibt's dazu vielleicht auch was im Internet? Die nächste Stunde ist nämlich schon übermorgen und ich habe keine Zeit, mir bis dahin das Buch zu bestellen.
    @ Scary: Ja, genau sowas wie die Präsentationsregeln meine ich. wie hast Du das denn gemacht? Haben sich die Schüler von sich aus Regeln überlegt oder hast Du welche vorgegeben? Was für Regeln könnten das denn sein? Gibt es da irgendwelche Literatur - oder besser noch Internetseiten, weil das schneller geht - drüber? Hast Du das in eine Unterrichtsreihe eingebettet und hatten die Schüler zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrung mit Gruppenarbeit? Ich weiß, das sind jetzt viele Fragen, aber ich bin ja noch Anfängerin.
    Vielleicht kennt auch jemand von Euch ein gutes Buch (oder Webseiten), in denen beschrieben wird, wie man neue Methoden und Sozialformen in Klassen einführt, die noch keine oder kaum Erfahrung damit haben.
    Ihr glaubt gar nicht, wie sehr Ihr mir schon weiter geholfen habt! Supervielen Dank! :)<br>

  • Ich bin zwar in der GS tätig, kann mich aber an meine eigene Schulzeit noch gut erinnern, als ich in der 8.Klasse pubertierend saß...., damals hat unsere Lehrerin mit uns eine Klassenfahrt gemacht, zeltend, mit selber kochen, ..., so mussten wir aufeinander aufpassen, uns helfen, das Klima wurde besser und es hatte auch Auswirkungen auf unser Zusammensein in der Schule, das Lernklima e.t.c.
    Aus Lehersicht ist ziemlich aufwendig und als Ref. wahrscheinlich kaum zu verwirklichen. Aber vielleicht geht so etwas im Kleinen. Eine gemeinsame Aktion, für die es sich lohnt zu ackern, in der man gemeinsam positive Erfahrungen sammelt und erfährt, dass man nur im Team etwas erreichen kann, wenn sich jeder einbringt. Vielleicht fällt dir in dem Zusammenhang etwas ein????Theaterstück?, Schulhof verbessern?, Sponsorlauf organisieren?
    Oder eine eintägige Kanutour, die vorbereitet werden muss und nachbereitet werden kann....


    Das mit der ZEit nachholen, habe ich in einem 4. Schuljahr bereits erfolgreich durchgezogen. Es gibt auch die Methode, der Belohnung. Z.B. auf dem Lehrerpult stehen 2 Gläser, ein leeres und ein mit Murmeln gefülltes. Ist eine Tischgruppe besonders leise oder gibt es gute Arbeitsergebnisse, wechselt eine Murmel in das leere Glas. Bei einer vorher abgemachten Murmelanzahl, gibts eine Belohnung: Hausaufgabenfrei, Süßigkeiten, ....., ich weiß aber nicht, wie so etwas bei einer 8. Klasse zieht.
    In meinem letzten Durchgang sah alles genauso aus wie bei dir, obwohl es noch ganz Kleine im Vergleich zu deinen waren. Mit positiver Verstärkung und Konsequenz bekam ich einen Zugang zur Klasse. Als Ref. ist das aber verdammt schwierig.
    Deswegen kann ich den Rat gut verstehen, die Klasse zu wechseln, denn auch ich habe die erfahrung gemacht, dass zwar Fachleiter sagen, sie würden die Schulsituation berücksichtigen, doch in der Praxis sieht es dann anders aus. Falls man dann aber einen Job bekommt (das Glück hatte ich damals) hat man aber bereits den Härtetest bestanden.<br>

  • Ich habe noch eine Frage vergessen: Wie habt Ihr die Einhaltung der Regeln kontrolliert? Ich könnte mir vorstellen, dass für meine Achter Regeln zwar bestenfalls ganz nett sind, aber sie kein wirkliches Interesse haben, sich daran zu halten.
    Vielleicht sehe ich das jetzt auch zu pessimistisch, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie das alles nur für Blabla halten (sie sind immerhin nur Frontalunterricht etc. gewöhnt).<br>

  • Hallo an alle!
    Ich möchte ja nicht Öl ins Feuer gießen, aber ich glaube, dass einem eine pubertierende Klasse noch weiter aus den Händen gleitet, wenn man in so einer Situation Klassenregeln, etc. aufstellen will. Die Schüler sind sich doch sehr wohl im klaren darüber, dass sie nicht den gesetzten Normen entsprechend handeln! Ich HATTE dasselbe Problem in einer meiner achten Klassen (ja, auch ein wild pubertierender Haufen). Ich habe dann von einer auf die andere Stunde die Stundengestaltung umgestellt: Diejenigen, die besonders negativ auffielen, wurden von mir an die Tafel zitiert. Ich habe mich dann auf den Platz desjenigen Schülers gesetzt, und ihn gebeten, die Inhalte der letzten Stunde zu wiederholen. Das geht natürlich in der Regel völlig daneben- jetzt kommt es darauf an, diese für den Schüler sehr unangenehme Situation richtig auszuleben. Das ganze habe ich ca. 10 min. durchgezogen. Wichtig hierbei ist, dass man keine Schwäche oder Unsicherheit zeigen darf! Man muss richtig den Lehrer rauskehren. Mit dieser Methode erreicht man, dass es sich jeder zweimal überlegt, ob er stört, denn es gibt nichts schlimmeres für einen Schüler, als "nackt" vor der Klasse zu stehen und eigene Unzulänglichkeiten zur Schau zu stellen.
    Ich weis, ich weis, dass hört sich ganz schrecklich an, ist aber bei konsequenter Wiederholung im Bedarfsfall eine sehr effektive Methode. Um es noch einmal klarzustellen: Wir können und dürfen nicht der beste Freund unserer Schüler sein!!! Es muss immer eine unsichtbare Grenze geben, die beide Seiten respektieren und auf deren Unversehrtheit von Lehrerseite großen Wert gelegt werden muss.
    Probiere es aus, ich verspreche dir, nach spätestens 3-4 Stunden kannst du wieder einigermaßen ruhig unterrichten, und darum geht es schließlich! Gruß,
    Jens


    P.s.: Das ganze sollte natürlich erst bei Klassenstufen jenseits der 7. Klasse angewendet werden!<br>

    Ich möcht sterben wie mein Opa,
    friedlich schlafend....
    und nicht so schreiend wie sein Beifahrer...

    Einmal editiert, zuletzt von Willy666 ()

  • Hallo!


    Die meisten Beiträge hier fand ich sehr sinnvoll. Wobei man natürlich bedenken muss, dass, um mit den Schülern Verhaltensregeln etc. aufstellen zu können, die Schüler erst mal bereit sein müssen, an ihrem Verhalten etwas ändern zu wollen...
    Den Tipp mit der Gruppenarbeit plus Präsentation halte ich für sehr gut (wobei das vemutlich ein paar mal laufen muss, bis das wirklich funktioniert).


    Den Tipp von Elefantenflip kann ich nur bestätigen. Ich war selber in einer eher wilden Klasse und unser Klassenlehrer (der uns mit der Vorgabe übernahm, dass wir seeehr schwierig sind) hat uns mit Aktionen fast zugeballert. Erforderte sehr viel Einsatz von seiner Seite, wir haben es aber gerne mitgemacht und es hat unsere Energien einw enig in andere bahnen gelenkt (wobei wir natürlich trotzdem noch Mist gemacht haben).
    Er hat z.B. Aktionen gestartet wie die Wand im Klassenzimmer bemalen, Schulgottesdienste organisiert (und wir haben tolle Gottesdienste aufgebaut, mit Lasershow, Theaterstücken und hasse nich gesehn...;-), jede Menge Ausflüge (mal ein Fahrradausflug für einen nachmittag mit Grillen, mehrer Male nur für's Wochenende sozusagen auf privater Basis, wiel aus verschiedenen gründen in dem Jahr keine offiziellen Klassenfahrten stattfinden sollten).
    Als Klassengemeinschaft hat es uns viel gebracht.
    Er hat uns auch immer wieder gefordert, so z.B. eine längere Diskussion über Dinge wie Klaasensprecher angezettelt, als wir bei der Wahl den nötigen Ernst vermissen ließen.
    Teilweise auch eher drastische Methoden gewählt. Einmal kam er z.B. ohne ein Wort zu sagen in die Klasse, schnappte sich die tasche des Oberchaoten, schüttete den Inhalt aus und schrieb an die tafel "Viel Spaß beim Einräumen". Verstand natürlich erst mal keiner, bis er dann in der anschließenden Besprechung erläuterte, dass am Tag vorher wohl einige Idioten den Mülleimer im Klassenzimemr ausgekippt hätten und den Putzfrauen einen entsprechenden gruß an die Tafel geschrieben haben. So was bleibt natürlich hängen (...und ist eine schöne Anekdote).


    Also, ich würde dir empfehlen, möglichst viel mit denen zu unternehmen (sofern du das zeitlich unterbringen kannst) und daneben auch die anderen Tipps anzuwenden (das hier war ja mehr zur Illustrierung des von elefantenflips vorgeschlagenen Vorgehen).


    Viel Erfolg!
    Katta<br>

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • @ Willi,


    krasse Methoden bei dir im Unterricht! ;)
    Sowas würd ich im Prinzip auch anwenden, allerdings nur als "Notbremse" wenn alle anderen Mittel versagt haben bzw. eh dass ich mir die Nerven kaputt mache (machen lasse).
    Ich glaub, manchmal schreien die Schüler geradezu nach sowas und dann hilft auch nichts anderes mehr.
    Ich kann leider im Moment noch nicht mit so viel Unterrichtserfahrung aufwarten und habe daher noch nicht so ein reichhaltiges Repertoire für diverse Lerngruppen. Hoffe, ich konnte auch mit meinen bescheidenen Mitteln weiterhelfen.


    Gruß an alle,
    Scary :D<br>

  • @willy: Deine Methoden finde ich krass, möchte sie aber nicht ganz verwerfen. Ich finde es nur traurig, dass es so weit kommen muss. Ich bin mit der Illusion Lehrer geworden, dass man über Verständnis und Erklären eine Menge erreichen kann - kann man auch, aber nicht immer. Ein großes Problem scheint mir zu sein, dass nicht alle die selbe Sprache sprechen, d.h. ein Kind, das zu Hause viel Druck bekommt, hört auch nur auf Druck, bei einem anderen reicht oft schon eine kleine Ermahnung. Wie kriegt man alles unter einen Hut, ohne Kinder kaputt zu machen.


    An meinem eigenen 4 jährigen Sohn merke ich aber auch, dass er geradezu nach Grenzen schreit und einmal durchgreifen ihn zahm werden lässt. Mit Durchgreifen meine ich nicht körperliche Züchtigung, sondern Grenzen aufzeigen.
    Anschließend fühlt er sich selber auch besser. Schade, dass so Erziehung zu funktionieren scheint. Wichtig finde ich aber immer den anschließenden Dialog - auf beiden Seiten.


    Es gibt dazu ein Klasse Buch: Jedes Kind kann Grenzen lernen, leider habe ich das Buch Eltern geliehen und den Autor nicht parat.
    flip<br>

Werbung