Einstellung Sek I in NRW bei schechter Fächerkombi

    Guten Abend zusammen,


    ich lese schon seit 2 Jahren immer fleißig mit, jetzt habe ich selbst mal eine Sorge, die mich quält - und die ausgebildeten Kolleg*innen können mir hier sicher besser weiterhelfen. Kurze Zusammenfassung: Ich studiere im Master HRSGe und bin Berufswechslerin. Habe vorher in zwei anderen Branchen gearbeitet, obwohl ich immer Lehrerin werden wollte. Leider bin ich die erste in meiner Familie die nach der Realschule Abi gemacht und studiert hat, weshalb ich vorher immer dachte, dass ich das nicht kann - meine Lehrer*innen haben mir das auch attestiert. Hab einen ersten Bachelor 2018 in Literaturwissenschaften und Sprachwissenschaften gemacht. Der Studiengang war 50/50 in der Germanistik und Anglistik in beiden Fächern. Vor 2 Jahren habe ich meinen Job in der freien Wirtschaft gekündigt, um zurück an die Uni zu gehen und endlich auf Lehramt zu studieren. Ich dachte mit 33: jetzt oder nie.


    1. Problem: Ich dachte ich könnte mein Erststudium anrechnen lassen für Englisch oder Deutsch. Hatte einen 1,7 Bachelor, aber leider wird bei den NC-Fächern die Abinote als Immatrikulationskriterium genommen (Ich habe ein sehr schlechtes Abi gemacht). Habe es 2x versucht zu Englisch zu wechseln und gleichzeitig meine NC-freie Fächerkombi (die ich übrigens sehr liebe) studiert. Ich habe den Bachelor in 4 Semestern mit 1,3 abgeschlossen, weil ich panische Angst habe mit meiner schlechten Fächerkombi überhaupt keine Stelle zu bekommen.


    2. Problem: Ich würde gerne noch Englisch als Erweiterungsfach dazunehmen, aber da ich bald 35 werde und auch gerne wieder in den Beruf zurück möchte, würde ich lieber auch den Master verkürzen und eventuell einen Zertifikatskurs nachschieben.


    Nun meine Frage an die gestandenen Kolleg*innen hier: wie sieht der Sek I Bereich wirklich aus? Ich arbeite lediglich aushilfsweise an einer Brennpunktschule, deshalb kann ich den Realbedarf so gar nicht einschätzen. Dort unterrichte ich übrigens Englisch. Meine Fragen sind also, ob es mit einer schlechten Fächerkombi im Sek I Bereich möglich ist eine Planstelle zu bekommen, wenn man bereit ist einen Zertifikatskurs zu machen, oder sollte ich lieber mein Studium verlängern und noch ein Drittfach studieren? Leider weiß ich bei letzterem gar nicht, ob sich meine Chancen darauf überhaupt verbessern bei meinem schlechten 3,2 Abi... Gibt es sonst noch andere Möglichkeiten die Chancen auf eine Planstelle zu erhöhen? Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt und einen schönen Abend!

    Um welche Fächer geht es denn? Das wurde mir nicht ganz klar.


    Englisch/Deutsch ist vor allem vom Korrekturaufwand eine schwierige Kombination.

    Zwar sind beides keine Mangelfächer, aber da sie Hauptfächer sind, gibt es einen hohen quantitativen Unterrichtsbedarf. Sie werden in der S1 auch nie fachfremd unterrichtet. Daher wird es bei etwas Flexibilität immer Stellen geben.

    Zitat von kodi

    Um welche Fächer geht es denn? Das wurde mir nicht ganz klar.


    Englisch/Deutsch ist vor allem vom Korrekturaufwand eine schwierige Kombination.

    Zwar sind beides keine Mangelfächer, aber da sie Hauptfächer sind, gibt es einen hohen quantitativen Unterrichtsbedarf. Sie werden in der S1 auch nie fachfremd unterrichtet. Daher wird es bei etwas Flexibilität immer Stellen geben.

    Ich habe zwei Nebenfächer: Praktische Philosophie und Textilgestaltung. Da ich leider nicht gut in Naturwissenschaftlichen Fächern bin, bleiben mir für die Zertifikatskurse entweder Englisch, Deutsch oder auch Kunst. Ich wünschte es wäre anders, aber leider kam ich in kein anderes Fach rein...

    Zitat von calmac

    Englisch an der Hauptschule wird nie fachfremd unterrichtet?

    Die Hauptschule an der ich arbeite unterrichtet leider auch sehr viel fachfremd. Aber dort herrscht auch eklatanter Lehrermangel an allen Ecken und Enden.

    Zitat von kodi

    Das sind derzeit sehr gute Fächer. In Kunst/Textil herrscht Mangel und PP wird seit einigen Jahren ja als Reli-Ersatz hochgefahren. Auch wenn da die ganz große Mangelwelle schon durch ist.

    Wirklich? Die Prognosen des Landes NRW sehen schon dunkelrot aus für die Fächer. Ist es denn ratsamer das Masterstudium zu verlängern, um z.B. Kunst als Erweiterungsfach zu wählen, oder sollte ich lieber auf einen Zertifikatskurs wetten? Habe halt Angst nach dem Ref ohne anschließende Stelle da zu stehen.

    Ich möchte hier mal anmerken, dass ich es äußerst suboptimal finde, dass eine Uni für Englisch HRG einen NC hat, wo dieses Fach doch in dieser Schulform doch schon recht gesucht ist normalerweise. Da sollten sie lieber den NC für andere Lehrämter hochsetzen und dafür mehr HRG-Leute zulassen, das wäre aus meiner Sicht sinnvoll.



    Zu deinen Einstellungschancen: Der Mangel ist in dieser Schulform sehr hoch. Du solltest auch aus meiner Sicht keine Probleme haben, eine Stelle zu finden, zumal du auch noch ein Hauptfach hast. Am Ende kannst du vielleicht auch froh sein, dass du nicht Englisch wählen konntest. Ich habe ja schon einige Erfahrungen in dieser Schulform sammeln können und mit Englisch-Lehrkräften dort sprechen können, und aus meiner Sicht ist es das undankbarste Fach, das man für diese Schulform studieren kann, da viel Korrekturaufwand + ganz viele SuS haben kein großes Interesse an diesem Fach bzw. sehen die Sinnhaftigkeit für sich selbst nicht (Ich mache nachher eh ne Lehre als XY, wozu brauche ich da Englisch?) + Fach ist Teil der Abschlussprüfungen + Lernrückstände und Lücken (die evtl. aus dem Unterricht anderer Kollegen resultieren) lassen sich nur schwer wieder aufholen --> oft sehr heterogenes Leistungsniveau in diesem Fach, was auch die Unterrichtsplanung erschwert.

    Zitat von mjisw

    Ich möchte hier mal anmerken, dass ich es äußerst suboptimal finde, dass eine Uni für Englisch HRG einen NC hat, wo dieses Fach doch in dieser Schulform doch schon recht gesucht ist normalerweise. Da sollten sie lieber den NC für andere Lehrämter hochsetzen und dafür mehr HRG-Leute zulassen, das wäre aus meiner Sicht sinnvoll.

    Hey mjisw!


    Ich kann dir da nur zustimmen. Mir wurde vom Studierendensekretariat ehrlicherweise nicht viel gesagt, aber ich glaube es geht halt um die Lehrkapazitäten, die mit einer bestimmten Anzahl von Studierenden halt ausgereizt ist. Medizin hat ja leider das gleiche Dilemma... Es ist jetzt jedenfalls das Kind in den Brunnen gefallen was das angeht.


    Was deine Anmerkungen zum Fach Englisch betrifft, kann ich zumindest aus meiner Förderklasse diesen Eindruck bestätigen. Es ist nunmal schwierig auf einem schlechten Fundament zu bauen - so wie bei jeder Sprache. Und ich stelle es mir auch ungemein schwer für die SuS vor, weil es kaum einen schnellen Ausweg aus der Situation gibt. Am besten wäre ein besonders immersiver Alltag, indem die SuS selbst Medien auf Englisch konsumieren (hier haben oft die Gamer unter den SuS oft einen Vorteil den anderen gegenüber). Aber man kann ja niemanden zwingen und muss trotzdem weiterkommen im Stoff. Trotzdem mag ich natürlich die Sprache und das Fach und bin als Newbie noch voller guter Hoffnung. Mal schauen, was da noch kommt, aber danke (auch an Karl-Dieter) für die Antworten!

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