Vorbereitungsdienst mit ungewöhnlicher Fächerkombination?

  • Hallo, ich habe ursprünglich Bwl im Bachelor studiert und bin jetzt mit Auflagen in Paderborn im Master Wirtschaftspädagogik zugelassen. Als Fächer habe ich Wirtschaftswissenschaften und als kleine berufliche Fachrichtung Finanz- und Rechnungswesen. Mir scheint diese Fächerkombination relativ ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Bundesländern. Bin ich dann bei der Wahl des Arbeitsortes und Referendariats auf NRW beschränkt?

  • Das kann durchaus sein. Was NDS angeht, muss ich dir leider sagen, dass es diese Fächerkombination hier nicht gibt. Denn hier muss man eine berufliche Fachrichtung - wie in deinem Fall "Wirtschaftswissenschaften" - und ein Unterrichtsfach (also Englisch, Deutsch, Mathe, Sport, Informatik,...) studieren. Diese "kleinen beruflichen Fachrichtungen" gibt es hier in NDS gar nicht; die kenne ich tatsächlich nur aus NRW.

    Somit käme m. E. ein Referendariat zumindest in NDS nicht in Frage. Wenn es später um eine Planstelle geht, könntest du hier trotzdem Glück haben. Beispiel eines Kollegen, der vor 1,5 Jahren an meine Schule kam: Er hat in NRW die große berufliche Fachrichtung "Wirtschaftswissenschaften" und die kleine berufliche Fachrichtung "Wirtschaftsinformatik" studiert und anschließend in NRW auch sein Ref. gemacht. In NDS wurde ihm "Wirtschaftsinformatik" dann allerdings nicht als Unterrichtsfach "Informatik" anerkannt. Nichtsdestotrotz hat er an unserer BBS eine Planstelle bekommen, die mit "Wirtschaftswissenschaften - beliebig" ausgeschrieben war und unterrichtet bei uns nun halt ausschließlich Wirtschaft.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Ich komme nicht aus dem BK-Bereich, aber auch an allgemeinbildenden Schulen gibt es total außergewöhnliche Kombis. Für die Zulassung zum Ref ist nur relevant:
    - Ist diese Kombi zulässig?
    - Werden BEIDE Fächer am Standort unterrichtet?
    - Hat deine Ausbildungsschule beide Fächer?

    Wenn das ZfsL deine zwei Fächer zufälligerweise seit Jahren in der selben "Seminarschiene" hatte, dann wird einfach der Stundenplan neu gemacht. War bei mir im Ref ähnlich. Meine "besondere Fächerkombi" (ich hatte tatsächlich selbst noch jemanden mit der Kombi getroffen, aber so verrückt ist sie nicht, im Semester vor meinem Start am Seminar waren sie zusammen/parallel. Dann wurde es quasi "für mich (und lustig: einen Mitreffi)" auseinandergeschoben, im nächsten und übernächsten Durchgang waren jeweils eine Person mit der Kombi drin.
    Mein Seminar musste trotzdem irgendwann geschoben werden, weil 6 Monate später eine neue Fächerkombi das Raster sprengte.

    Es studieren halt nicht nur Leute Math/Physik oder Deutsch/Englisch, sondern auch Physik/Kunst Musik/Latein.

    Dass die Ausbildungsschule aber beide Fächer haben muss, ist klar. (Wo eine Studentin von mir mit Niederländisch/Spanisch gehen wird... gute Frage. (Ja, es gibt zum Glück vereinzelt Schulen. Ich hoffe, sie kommt nicht auf die Idee, ihr Drittfach zum Zweitfach zu machen)

  • Das kann durchaus sein. Was NDS angeht, muss ich dir leider sagen, dass es diese Fächerkombination hier nicht gibt. Denn hier muss man eine berufliche Fachrichtung - wie in deinem Fall "Wirtschaftswissenschaften" - und ein Unterrichtsfach (also Englisch, Deutsch, Mathe, Sport, Informatik,...) studieren. Diese "kleinen beruflichen Fachrichtungen" gibt es hier in NDS gar nicht; die kenne ich tatsächlich nur aus NRW.

    Somit käme m. E. ein Referendariat zumindest in NDS nicht in Frage. Wenn es später um eine Planstelle geht, könntest du hier trotzdem Glück haben. Beispiel eines Kollegen, der vor 1,5 Jahren an meine Schule kam: Er hat in NRW die große berufliche Fachrichtung "Wirtschaftswissenschaften" und die kleine berufliche Fachrichtung "Wirtschaftsinformatik" studiert und anschließend in NRW auch sein Ref. gemacht. In NDS wurde ihm "Wirtschaftsinformatik" dann allerdings nicht als Unterrichtsfach "Informatik" anerkannt. Nichtsdestotrotz hat er an unserer BBS eine Planstelle bekommen, die mit "Wirtschaftswissenschaften - beliebig" ausgeschrieben war und unterrichtet bei uns nun halt ausschließlich Wirtschaft


    Das klingt genau nach meinem Wunsch. Fraglich ist aber, ob das so einfach möglich ist. Ich habe jetzt die Möglichkeit im April das Studium in Paderborn anzufangen oder versuchen im Bachelor in Hamburg nochmal komplett bei 0 anzufangen oder kann man irgendwie nur Politik auf Lehramt studieren?. Was glaubt ihr ist die gesündere Option? Können Plätze im Vorbereitungsdienst nicht mit Wirtschaftswissenschaften - Beliebig ausgeschrieben werden auf die man sich bewerben kann? Hätte ich mit so einer Fächerkombination überhaupt die Möglichkeit auf eine spätere Verbeamtung?

    Edit: Zitat repariert (Chili)

  • Ja für mich ist diese Fächerkombination irgendwie verwirrend gerade im Hinblick auf deine Frage, ob BEIDE Fächer am Standort unterrichtet werden. Wirtschaftswissenschaften und Finanz- und Rechnungswesen überschneidet sich doch teilweise so stark, dass man Finanz und Rechnungswesen doch nicht als einzelnes Fach betrachten kann und vermutlich wird an jeder Wirtschaftsschule beides relevant sein

  • "Wenn das ZfsL deine zwei Fächer zufälligerweise seit Jahren in der selben "Seminarschiene" hatte, dann wird einfach der Stundenplan neu gemacht. War bei mir im Ref ähnlich."


    Damit meinst du quasi, dass es sein könnte, dass Finanz- und Rechnungswesen und Wirtschaftswissenschaften getrennt werden könnten?

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne mich da überhaupt nicht aus.

    Für MICH ist es doch alles dasselbe ("irgendwas WiWi mit Zahlen"), aber für Fachleute gibt es nunmal den Unterschied.

    Und wenn es offiziell zwei verschiedene Fachrichtungen sind, die man zusammen studieren darf, dann hast du selbstverständlich Anspruch auf dein Ref.
    Als Fachfremde (!) würde ich annehmen, dass Seiteneinsteiger*innen mit vollem BWL-Abschluss oft diese zwei Fachrichtungen anerkannt bekommen können? und dann eh einiges unterrichten. Wenn schon zwei berufliche Fachrichtungen, dann eher so eine Kombi als Sozialpädagogik und Maschinenbau (falls es überhaupt geht?).
    Und (auch hier als berufliche Bildungsfremde!): lieber zwei berufliche Fachrichtungen als zwei allgemeinbildende Fächer, wenn man schon direkt auf BK studiert.

  • Für MICH ist es doch alles dasselbe ("irgendwas WiWi mit Zahlen"), aber für Fachleute gibt es nunmal den Unterschied.

    Das ist es am Ende auch. NRW macht hier einen Kunstgriff um zwei Fächer vorzugaukeln.


    Im Maschinenbau gibt es die Spielerei auch und ja da gibt es stark unterschiedliche Richtungen. Das kann sich aber jeder Maschinenbauer draufschaffen. Ich denke das gilt auch für die anderen beruflichen Geschmacksrichtungen.

  • Dass die Ausbildungsschule aber beide Fächer haben muss, ist klar. (Wo eine Studentin von mir mit Niederländisch/Spanisch gehen wird... gute Frage. (Ja, es gibt zum Glück vereinzelt Schulen. Ich hoffe, sie kommt nicht auf die Idee, ihr Drittfach zum Zweitfach zu machen)

    Ich hatte bei mir im Seminar jemanden, der sein Ref für Gymnasien und Gesamtschulen an einem Weiterbildungskolleg gemacht hat. Der musste dann ein paar Stunden an irgendeiner anderen Schule machen, damit er auch die Sek I unterrichtet. Vielleicht läuft es bei sehr exotischen Fächerkombinationen ja auch so. Klingt aber nicht erstrebenswert.

  • Naja für mich ist WiWi der Oberbegriff für alles und Finanz- und Rechnungswesen sind Teile des Ganzen. Theoretisch lässt sich Wiwi 100 mal teilen in Banking, Finance, Personal, Marketing etc. Ich kenne mich zum Beispiel kaum mit Marketing und Personal aus, sondern habe im Studium Schwerpunkt auf Banking und Finance gelegt, dennoch dürfte ich dann im Marketing Leute unterrichten? Andererseits versteh ich überhaupt nicht wieso ich noch ein anderes allgemeinbildendes Fach lernen muss, wusste nicht, dass es an der Berufsschule so eine Relevanz hat. Ich kenne mich aber auch überhaupt nicht mit den Angelegenheiten aus, da ich ja mit Lehramt nicht wirklich was am Hut habe. Ist natürlich schwierig jetzt, ich könnte das Studium und Ref dann einfach in NRW durchziehen und auf Gut Glück hoffen, dass ich, wie bei dem Kollegen von Humblebee, eine Planstelle außerhalb NRW´s erhalte oder ich lebe dann auf unbestimmte Zeit nach dem Ref in NRW was ursprünglich aber nicht der Plan war.

  • Ich habe jetzt die Möglichkeit im April das Studium in Paderborn anzufangen oder versuchen im Bachelor in Hamburg nochmal komplett bei 0 anzufangen oder kann man irgendwie nur Politik auf Lehramt studieren?.

    Mit dem Studium in Hamburg kenne ich mich überhaupt nicht aus.

    "Politik" kann man hier in NDS im Lehramt BBS als Unterrichtsfach - neben einer beruflichen Fachrichtung - studieren.

    Können Plätze im Vorbereitungsdienst nicht mit Wirtschaftswissenschaften - Beliebig ausgeschrieben werden auf die man sich bewerben kann?

    Für NDS gilt, dass Plätze für den Vorbereitungsdienst/das Referendariat nicht ausgeschrieben werden, sondern man sich in Braunschweig beim "Regionalen Landesamt für Schule und Bildung" bewirbt und dann einem Studienseminar(-Standort) und einer Ausbildungsschule zugeteilt wird (Wünsche für den Seminar-Standort kann man angeben). Das Referendariat absolviert man dann zum einen in der jeweiligen beruflichen Fachrichtung, zum anderen im Unterrichtsfach (und das kann ja nicht "beliebig" sein).

    Ich kenne mich zum Beispiel kaum mit Marketing und Personal aus, sondern habe im Studium Schwerpunkt auf Banking und Finance gelegt, dennoch dürfte ich dann im Marketing Leute unterrichten?

    Ja, weil dies u. a. ein Thema/Themenbereich im Wirtschaftsunterricht an einer beruflichen Schule ist bzw. sein kann.

    Andererseits versteh ich überhaupt nicht wieso ich noch ein anderes allgemeinbildendes Fach lernen muss, wusste nicht, dass es an der Berufsschule so eine Relevanz hat.

    Das musst du ja in NRW nicht, weil es dort auch die Möglichkeit gibt, zwei große berufliche Fachrichtungen oder eine große und eine kleine berufliche Fachrichtung zu studieren. In NDS ist es aber für das Studium des Lehramts BBS halt so, wie ich es oben geschildert habe, dass man eine berufliche Fachrichtung und ein Unterrichtsfach (oder aber "Sonderpädagogik" anstelle eines Unterrichtsfachs) studieren muss.

    Dass du nicht wusstest, dass allgemeinbildende Fächer auch an beruflichen Schulen - von denen die "Berufsschule" (theoretischer Teil der Ausbildung im Dualen System) im Übrigen nur ein Teilbereich ist! - "Relevanz" haben, überrascht mich im Übrigen etwas. Natürlich haben unsere SuS auch Unterricht in allgemeinbildenden Fächern, das ist so in den Stundentafeln vorgesehen. Hast du dich damit denn noch gar nicht näher beschäftigt?

    Ich kenne mich aber auch überhaupt nicht mit den Angelegenheiten aus, da ich ja mit Lehramt nicht wirklich was am Hut habe.

    Hast du denn überhaupt schon mal eine berufliche Schule "von innen gesehen" oder hast du dort schon mal ein freiwilliges Praktikum gemacht? Falls nein, würde ich dir dringend dazu raten! Sonst weißt du ja überhaupt nicht, worauf du dich mit deinem Studium einlässt!

    ich könnte das Studium und Ref dann einfach in NRW durchziehen und auf Gut Glück hoffen, dass ich, wie bei dem Kollegen von Humblebee, eine Planstelle außerhalb NRW´s erhalte oder ich lebe dann auf unbestimmte Zeit nach dem Ref in NRW was ursprünglich aber nicht der Plan war.

    Warum studierst du dann denn nicht gleich in deinem Wunsch-Bundesland statt in NRW?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das ist es am Ende auch. NRW macht hier einen Kunstgriff um zwei Fächer vorzugaukeln.


    Im Maschinenbau gibt es die Spielerei auch und ja da gibt es stark unterschiedliche Richtungen. Das kann sich aber jeder Maschinenbauer draufschaffen. Ich denke das gilt auch für die anderen beruflichen Geschmacksrichtungen.

    Ich habe ja Elektrotechnik und Chemie studiert, und unterrichte das gleiche wie die mit Elektrotechnik und kleiner beruflicher Fachrichtung in ET....


    Wirtschaftswissenschaften und Finanz- und Rechnungswesen überschneidet sich doch teilweise so stark, dass man Finanz und Rechnungswesen doch nicht als einzelnes Fach betrachten kann und vermutlich wird an jeder Wirtschaftsschule beides relevant sein

    Ja, aber es gibt Bildungsgänge, die dann noch relevanter sind.

  • Warum studierst du dann denn nicht gleich in deinem Wunsch-Bundesland statt in NRW?

    Weil ich in Hamburg, Niedersachsen, SH nicht die Möglichkeit habe in den Master Wirtschaftspädagogik einzusteigen, hier müsste ich nochmal komplett im Bachelor anfangen.

  • Weil ich in Hamburg, Niedersachsen, SH nicht die Möglichkeit habe in den Master Wirtschaftspädagogik einzusteigen, hier müsste ich nochmal komplett im Bachelor anfangen.

    Ok, das ist nachvollziehbar. Allerdings hattest du oben - Beitrag Nr. 4 - ja geschrieben, dass es für dich durchaus eine Option sein, nochmal komplett mit dem Bachelorstudium (in Hamburg) anzufangen.

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  • Ok, das ist nachvollziehbar. Allerdings hattest du oben - Beitrag Nr. 4 - ja geschrieben, dass es für dich durchaus eine Option sein, nochmal komplett mit dem Bachelorstudium (in Hamburg) anzufangen.

    Es wäre eine Option ja, aber eine sehr bittere. Mir bringt es aber nichts in NRW zu studieren und dann am Ende des Tages hab ich nicht das Glück wie dein Kollege. Das ist halt die Frage, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei mir genauso läuft und wie hoch ist die Chance auf Verbeamtung in Hamburg, SH, Niedersachsen mit meiner Fächerkombi aus NRW

  • Ja, die Entscheidung ist schwierig, aber die kann dir leider niemand abnehmen. In einen der beiden sauren Äpfel wirst du beißen müssen.

    Ehrlich gesagt, halte ich die Wahrscheinlichkeit zumindest für NDS (in HH und SH kenne ich mich nicht aus) relativ gering, dass du dort Chancen auf eine Planstelle an einer BBS allein mit WiWi hast. WiWi ist hier bislang kein Mangelfach (und wird es wohl auch erstmal nicht werden) und dir fehlt nun mal ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach (oder "Sonderpädagogik" stattdessen).

    Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Entscheidung und drücke dir die Daumen, dass es in Zukunft entweder mit einer Planstelle weiter im Norden klappt oder du doch noch in NRW deinen "Platz fürs Leben" findest!

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