Naja, du weist nicht nur auf Schwächen der Demokraten hin, sondern auf angebliche Stärken von Trump. Und ja, nach meiner Ansicht rechtfertigst du die Wahl. Wenn du sagst, dass es zu einfach ist, ihn einen Irren zu nennen, dann erkläre mir doch bitte, wie du das Verhalten sonst bezeichnen würdest und inwiefern es dich nicht beunruhigt, dass... Ach alles, was er gestern angekündigt hat.
Gerne auch Antimon, RosaLaune oder wer auch immer mit Gleichmut in die USA blickt.
Ich blicke doch nicht mit Gleichmut auf die Vereinigten Staaten. Ich halte Trump und seine Präsidentschaft für eine immense Herausforderung für uns in Europa und ich bin nicht optimistisch genug um zu sagen, dass das schon gut gehen wird. Das liegt aber nur teilweise bei Trump, der andere Teil liegt bei Europa, der EU und Deutschland. Wer meint, Trump nicht ernst nehmen zu müssen, der handelt fahrlässig. Der Mann sagt doch ganz klar, was er will. Ich empfinde manche seiner Handlungen auch als erratisch, aber in der Gesamtheit denke ich schon, dass er wohlkalkuliert und Methoden nutzt, die sich für ihn bewährt haben. Ich halte Trump nicht für einen Irren, aber selbst wenn er es wäre, müsste man doch mit ihm umgehen.
Ich glaube auch, dass Trump durchaus Positionen hat, die vernünftiger sind, als jene, die bei uns in der Führung vertreten werden. Die Iran-Politik ist da ein gutes Beispiel. Die europäische Iran-Politik, die vollständig auf das Atomprogramm ausgerichtet ist, ist komplett gescheitert. Ein Glück, dass der Iran derzeit durch Israel stark geschwächt wurde.
In Bezug auf Israel hat er ja bereits einen großen Einfluss auf den jetzigen Waffenstillstand. Das ist ärgerlich für Biden, der seit mehr als einem Jahr darauf hingearbeitet hat, aber er hatte eben nicht den nötigen Einfluss auf Netanjahu.
Trump hat im Wahlkampf die richtigen Themen besetzt. Das missfällt mir inhaltlich, aber wenn die Demokraten einfach andere Themen besetzen, die die Menschen aber gerade nicht umtreiben, dann ist das schlechte Politik. Dass dann Trump gewinnt, wundert mich nicht. Ich gehöre nicht zu jenen, die sagen, dass Kamala Harris die falsche Kandidatin war. Ich denke sie war unter den gegebenen Umständen die beste Kandidatin. Wäre Biden vorher schon klar gemacht worden, dass er besser verzichten sollte, hätte man sicherlich jemand anderen noch finden können, so war es aber eben nicht. Dass Harris dann aber einfach Inflation, Energie und Wirtschaft nicht besetzt (oder besser: nicht besetzen konnte, weil die Demokraten so gespalten sind) und stattdessen auf Identitätspolitik und Faschismuswarnung setzt, das hat sie zu verantworten. Und ich behaupte, es braucht nicht viel Grips um zu verstehen, dass bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen man keine Wechselwähler gewinnt, indem man vor dem anderen Kandidaten warnt. Das klappt einfach nicht.
Es steht mir im Übrigen gar nicht zu, die Wahl zu rechtfertigen. Wahlen sind frei und wenn jemand meint, Trump wählen zu wollen, dann ist das so. Mir ist die Demokratie nicht heilig, aber doch so wichtig, um so eine Wahl anzuerkennen. Auch wenn Trump selbst einen anderen Wahlausgang wahrscheinlich nicht anerkannt hätte.
Die Executive orders, die Trump erlassen hat, sind teilweise wirklich problematisch und ernsthaft gefährlich. Aber er wurde eben genau dafür gewählt. Er sagte, dass er das Geschlecht biologisch definieren lassen wird. Er sagte, dass er die Kapitolstürmer begnadigen wolle. Die Menschen haben ihn dafür gewählt und bekommen jetzt geliefert. Inhaltlich ist das alles auch in meinen Augen problematisch, aber seinen Wählern kann ich dafür keinen Vorwurf machen.