Lektüre für elfte Gymnasium

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich würde mit meiner elf noch gerne eine Lektüre lesen- aber nachdem sie jetzt bereits mit "Hofmeister", "Nathan der Weise" und der "Steppenwolf" gequält wurden, würde ich gern etwas Moderneres mit ihnen lesen. (Darf allerdings nicht zu lang sein, die Herrschaften sind nicht sehr lang zu motivieren)
    Hat jemand einen Tipp, Anregung, Idee für mich?
    Vielen lieben Dank!
    <br>

  • Hallo Hermine,
    kann dir nun nur aus meiner Schülererfahrung berichten, da ich an der GS unterrichte. Wir haben damals "Der zerbrochene Krug" von Kleist gelesen, während der andere Kurs Faust lesen musste. Hat uns allen gut gefallen. LG, Natalie<br>

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hermine,
    meine 11er, die eigentlich nix mochten, waren dann doch ganz angetan und fasziniert von Uwe Timms "Der Schlangenbaum": Falls du's nicht kennst:
    Es ist eine Erzählung über einen Bauingenieurs (Wagner), Bauleiter einer Fabrik in Südamerika. Dieser verstrickt sich (neben anderem) in ein Netz von Korruption, Aberglauben und Gewalt. Private Komplikationen und Problemelöst er durch (innere und äußere) Distanz zu den "Dingen " und Menschen - ein schräge Type, am Ende von Selbstzweifeln geplagt.
    Das Buch ist sehr sehr spannend, nicht immer ganz "jugendfrei", oft seltsam/bizarr, es wirft viele Fragen auf und lässt sich vor allem auch sowohl schnell als auch langsam erarbeiten thematisch, analytisch, kreativ - geht alles.
    Meine 11er, wie gesagt, waren zuerst entsetzt, dann widerwillig-fasziniert, schlussendlich begeistert. Am Ende fanden sie es die beste Lektüre "ever"!



    Ebenso gut (im 12er GK zu Jahresbeginn) lief Bernhard Schlinks "die grdische Schleife", ein "Kriminalroman - und mehr.
    amazon- Beschreibung dazu:
    Kurzbeschreibung
    Dieser Roman erzählt von einem Anwalt namens Georg Schlink, der seine Kanzlei inKarlsruhe mit dem Leben als freier Übersetzer in Südfrankreich tauscht. Er schlägt sich mehr schlecht als recht durch, bis zu dem Tag als er durch merkwürdige Zufälle Inhaber eines Übersetzungsbüros wird, dessen Spezialgebiet Konstruktionspläne für Kampfhubschrauber ist. Er gerät in einen Strudel von Ereignissen, die ihn Freund und Feind nicht mehr voneinander unterscheiden lassen."Es gibt wenige Deutsche Krimiautoren, die so raffinierte und sarkastische Plots schreiben wie Schlink und ein so präzises, unangestrengt pointenreiches Deutsch."(Frankfurter Rundschau)
    "Wer Schlinks Bücher liest, verfällt beim Lesen fast zwangsläufig seinen Helden: diesem schweigsamen, intellektuellen, zarten Typus Mann, der die Einsamkeit wählt und doch immer wieder, fast anfallsweise, Nähe sucht." (Süddeutsche Zeitung)
    Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, lebt als Jurist in Bonn und Berlin. Sein dritter Roman "Der Vorleser" (1997) wurde zu einem anerkannten und viel gelobten Welterfolg.


    So, die beiden Empfehlungen kann ich guten Gewissens abgeben - bei allen anderen Lektüren habe ich mal solche, mal solche Erfarungen gemacht...


    Lieber Gruß
    Heike
    <br>

  • Hallo Hermine,


    ich habe sehr gute Erfahrung mit T.Brussig "Am anderen Ende der Sonnenallee" gemacht...Es geht um das Leben in der DDR aus der Sicht einer Gruppe von Jugendlichen, es besteht die Möglichkeit, zusammen mit dem Fach Geschi oder Sowi zu arbeiten, um die politischen Backgrounds zu klären..., aber auch hinsichtlich der Themen, Freundschaft, erste Liebe, Erwachsen werden ist bietet das buch Anknüpfungspunkte...Zudem gibt es eine Verfilmung, so dass auch Filmanalyse als Thema berücksichtigt werden könnte, besonders spannend ist der Film, weil der Regisseur eine Anzeige hinsischtlich der Darstellung von Schüssen an der Mauer bekommen hat...Dieser Prozess ist sehr gut dokumentiert, so dass sich hier eine prima Diskussion mit zahlreichen Perspektiven anbietet! Habe dazu eine Lehrprobe gemacht!


    Wenn Du dann noch ganz aktuellen Bezug möchtest, könntest Du auch noch "Good bye, Lenin" heranziehen...


    Auch mit dem "Vorleser" von Schlink habe ich in einer zwölf gute Erfahrungen gemacht, eine Kollegin von mir behandelt den Roman gerade in der elf und die Schüler finden es super!


    So, das soll es erstmal gewesen sein!


    Schnuppe :D<br>

    • Offizieller Beitrag

    Vielen lieben Dank,
    damit kann ich schon mal was anfangen- habt Ihr eigentlich auch das Problem, dass die Schüler immer rummotzen, die Lektüren wären sooo teuer?
    LG, Hermine<br>

  • Den "Vorleser" nahmen in der letzten Zeit diverse Klassen an meiner Schule durch.. Und die Schüler finden es durch die Bank (welch passendes Wortspiel :rolleyes: ) furchtbar.. Ich übrigens auch ;)
    Wie wäre es mit "1984", "Faust I" oder "Woyzeck", wo wir grad bei Klassikern sind? :D<br>

    • Offizieller Beitrag

    Naja... mit Klassikern wurden sie schon genug "gequält", außerdem passt es nicht in die Unterrichtsreihe- Faust I hätte ich sonst schon mit ihnen gelesen- aber "1984"find ich persönlich nicht so toll und bei "Woyzeck" hab ich schon selbst als Schülerin Bauchkrämpfe bekommen...
    Und wenn ich selbst von einem Buch nicht überzeugt bin, wie soll ich denn dann die Schüler begeistern?<br>

  • Jetzt muss ich mich auch mal einmischen... Aus Schülersicht und noch dazu in einer 11. Klasse. Also alles, aber bitte, bitte nicht Woyzeck. Ich fand das so schrecklich und das ging den anderen in meiner Klasse auch so... Wie wär's mit Homo Faber oder Unterm Rad? Das haben wir allerdings schon in der 10. gelesen... Ansonsten vielleicht Das Blütenstaubzimmer. Nicht besonders toll, aber ziemlich neu.


    Liebe Grüße
    Maren<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Maren,
    schön, dass du aus Schülersicht mitredest. Nach dem, was du so in anderen Threads geschrieben hast, scheint das Blütenstaubzimmer aber nicht so supertoll zu sein, oder? ;)
    Ich bin auch gerade am Überlegen (nachdem wir die Ganzschriften schon "abgeackert" haben), ob es nicht eine nette Kurzgeschichtensammlung gibt, die man behandeln könnte. Homo faber wäre eine Alternative (aber der steht im bayerischen Lehrplan in der neunten Klasse) und Unterm Rad les ich selbst grad mit meiner neunten. Das würde zwar vielleicht Arbeit sparen, aber mich selbst verrückt machen. (Mit welcher Klasse bin ich grad auf welcher Seite? Wie anspruchsvoll kann ich in der neunten sein, was muss ich in der elften verlangen...?)
    Ich werd mal weiter überlegen- zum Glück hab ich ja noch ein bisschen Zeit...
    LG, Hermine<br>

  • Nun ja, das Blütenstaubzimmer ist halt ziemlich verwirrend, weil sie andauernd zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin- und herspringt. Bei uns in der Klasse waren wir geteilter Meinung... Aber es gab halt auch welche, die Crazy gut fanden. *würg*


    Gruß
    Maren<br>

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, allen Recht machen kann man es sowieso nie... aber vielleicht finde ich ja doch noch eine nette Sammlung von Erzählungen oder so... ansonsten werd ich mir mal die Tipps von euch in Ruhe vornehmen.
    Grüße, Hermine<br>

  • Bei unserem Deutsch-LK (12.1) war "Woyzeck" der Renner, alle haben es geliebt.. Wir haben den Kinski-Film sehr genossen und wild über Gesellschaft damals und heute, ethische Fragen (Gentechnik, Mensch als Versuchstier,..), Rechtstheorie (verminderte Schuldfähigkeit) und dem Zusammenhang zwischen Besitz und Lebensglück etc. diskutiert.. Und diverse Auszüge in unseren Sprachgebrauch übernommen.. ("Ich kann kein Mühlrad mehr sehen", "Er ist ein guter Mensch, aber er hat keine Moral"...) Kommt wohl sehr auf die Klasse an :)<br>

  • Also ich bian grad erst raus aus der Schule und hab in meinem LK Deutsch u.a. "Der Vorleser" von B. Schlink gelesen. Ich fands klasse...nur zu empfehlen!(und das von einem Schüler zu hören, is doch super)
    Hmmm, oder "1984"? Der Großteil meines Kurses war begeistert. Ich fands ganz ok(Inhalt super, Sprache für mich zuuu sachlich)
    Hoffe, ich konnte helfen, Didi<br>

  • Hallo Hermine, ich würde dir 'Blaupause.Blueprint' von Charlotte Kerner empfehlen. Literarisch nicht berauschend, aber für das auslaufende Schuljahr bestimmt genau das richtige Buch. Es geht um das Thema 'Gentechnologie' und die entsprechenden Folgen. Zum Abschluss könnte man eine Diskussion starten (Experten, Betroffene etc.). Meinen Schülern hat es gefallen.


    Grüße Kassandra ;)<br>

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