Konkrete Frage: Muss hier ein Komma stehen?

  • Hallo zusammen!


    Ich gehöre leider zu den Deutsch-Lehrern, die Kommas zwar setzen können, aber eben mehr nach Gefühl als nach Regeln...


    Hab jetzt ein Diktat geschrieben und bin mir an zwei Stellen nicht sicher, ob man laut neuer Rechtschreibung diese Kommas setzen muss oder kann oder weglassen darf. Hab mich im Duden schlau gemacht, bin aber nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen.


    Hier der Textauszug:


    Der erste Schritt in die bargeldlose Bezahlung erfolgte mit Hilfe von Schecks, die es Kontoinhabern ermöglichten,(1) hohe Geldbeträge bequem und ohne Bargeld zu bezahlen.


    Diese Vorgehensweise ist inzwischen ebenfalls überholt, da es bereits zum Alltag der meisten Menschen gehört, (2) größere Geldbeträge direkt mit der EC- oder Kreditkarte zu bezahlen.


    Es handelt sich jeweils um Infinitive mit zu. Müssen diese Kommas denn nun stehen oder nicht????


    Bin dankbar für jede Meinung!


    Grüße, Lina

    Don't give up! Your miracle is on its way!

  • Hab das am Anfang auch so gesehen, war dann kurz verunsichert, ob es im ersten Satz stehen muss von wegen eingebettetem Relativsatz. Ist aber keiner in Satz 1, gell?!

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  • Ich sehe das auch so. Früher muste man - laut Duden - bei erweitertem Infinitiv ein Komma setzen, zu Beginn der Rechtschreibreform dann nicht mehr bzw. nur, um Missverständnissen vorzubeugen. Erlaubt war es aber immer noch.


    Ich gebe aber zu, dass ich nicht weiß, was die Reform der Reform dazu eventuell sagt.


    (Und die Infinitivkonstruktion gehört noch zum Relativsatz, daher erst danach ein Komma oder eben Punkt.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Herr Rau schrieb am 04.06.2006 12:31:
    Ich sehe das auch so. Früher muste man - laut Duden - bei erweitertem Infinitiv ein Komma setzen, zu Beginn der Rechtschreibreform dann nicht mehr bzw. nur, um Missverständnissen vorzubeugen. Erlaubt war es aber immer noch.


    Ich gebe aber zu, dass ich nicht weiß, was die Reform der Reform dazu eventuell sagt.


    (Und die Infinitivkonstruktion gehört noch zum Relativsatz, daher erst danach ein Komma oder eben Punkt.)


    Würde ich genauso sehen. Momentan braucht es nicht gesetzt zu werden, aber es kann. Nach der Reform, die dann ja wohl ab August gilt, muss es wieder gesetzt werden, wenn ich mich nicht irre.

  • Hallo,


    soweit ich informiert bin, muss in beiden Fällen ein Komma stehen, denn es handelt sich hier um Infinitve mit hinweisendem Wort ("es"). In diesen Fällen muss das Komma stehen, bei allen anderen "Infinitiv mit zu -Sätzen" ist es eine kann-Regel.


    Schnuppe

  • Schnuppe hat Recht:


    http://www.duden.de/index2.htm…elung/zeichensetzung.html


    "Außerdem muss ein Komma gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv, einem Wort mit Platzhalterfunktion oder einem Verweiswort abhängt: Er wurde beim Versuch, den Tresor zu knacken, überrascht. Es macht mir Spaß, dir zu helfen. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen. Nur bei einem bloßen Infinitiv können in diesen Fällen die Kommas weggelassen werden, wenn keine Missverständnisse entstehen: Seine Lust(,) zu fliegen(,) hielt sich in Grenzen. Falls Missverständnisse möglich sind, sollte – wie früher – immer ein Komma gesetzt werden: Ich rate, ihm zu helfen (gegenüber: Ich rate ihm, zu helfen). In allen anderen Fällen kann man ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen."



  • Auf Deutsch: Die Neuregelung, den erweiterten Infinitiv ohne Kommas zu schreiben, ist faktisch rückgängig gemacht. Infinitiv mit Konjunktion, vom Nomen abhängiger Infinitiv und Infinitiv mit Verweiswort werden auf jeden Fall mit Komma geschrieben. Deshalb in den hier zitierten Fällen auf jeden Fall Komma.


    Nebenbemerkung: Fuck the Kann-Komma.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Danke für eure Hilfe!


    Da die Meinungen genauso auseinander gehen wie in meinen eigenen Überlegungen, werde ich die beiden Kommas als "kann" werten und im nächsten Schuljahr nach der Reform der Reform eben wieder als muss.


    Kein Wunder, dass sich die Schüler beschweren!

    Don't give up! Your miracle is on its way!

  • Seit dem 1.8. muss wieder ein Komma gesetzt werden.
    Als falsch gewertet darf es aber erst ab dem 1.8.2007 wegen der Übergangsfrist!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Mit diesen ständigen Reformen blickt ja kein Mensch mehr durch!
    Anscheinend muss ja jetzt wieder Komma stehen. Aber auch gefühlsmäßig hätte ich gesagt, dass in beiden Fällen eins hingehört.


    Tipp: Wenn ihr euch unsicher seid, versucht es doch mal damit, den Satz laut zu sprechen. Wenn ihr an der Stelle pausiert beim Sprechen, steht meistens auch ein Komma. ;)

  • Zitat

    Jassy schrieb am 04.08.2006 08:18:
    Tipp: Wenn ihr euch unsicher seid, versucht es doch mal damit, den Satz laut zu sprechen. Wenn ihr an der Stelle pausiert beim Sprechen, steht meistens auch ein Komma. ;)


    Vorsicht! Dann kommen gerne auch solche Kommas:


    Er ging, mit dem Gewehr in der Hand, nach Hause.


    Und ob ich hier z.B. eine Sprechpause machen würde ?(


    Er versuchte ständig, es zu lösen.


    Bei Aufzählungen funktioniert es meistens gar nicht...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ja, wie gesagt, immer funktioniert das leider nicht. :(



    Aber sag mal, wie kommt man auf so einen Satz??



    Zitat

    Er ging, mit dem Gewehr in der Hand, nach Hause.


    *g

  • Zitat

    Jassy schrieb am 04.08.2006 09:21:
    Aber sag mal, wie kommt man auf so einen Satz??




    *g


    Man wohnt in der Nähe der Schweiz - ich sehe hier ständig Schweizermänner, die zu ihrem dreiwöchigen Militär"urlaub" aufbrechen oder aus ihm zurückkehren: mit dem Gewehr in der Hand oder vor der Brust.


    LG, das_kaddl.

  • Ja, Man(n) ;)
    Im Ernst: Ich kenne viele Schweizer, die die drei Wochen jährlichen Militärdienst als willkommene Abwechslung sehen. Warum, das hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, es scheint da noch andere Dinge als "mal vom Schreibtisch weg sein" zu geben, sowas männlich-archaisches, aber das konnte Man(n) mir bisher nicht verständlich machen... ;)


    LG, das_kaddl.


  • Leider liefen im Hintergrund Nachrichten über die traurigen Ereignisse im Libanon, die haben wohl unbewusst auf mein Beispiel durchgeschlagen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

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