Hilfe! So eine Klasse gab´s noch nie!

  • Hallo,
    ich brauche Rat. Ich unterrichte z.Zt. 4 Wochenstunden Sachunterricht in einer 3. Klasse mit 18 ( 10 Jungen, 8 Mädchen) Kindern. Das hört sich bis hierhin prima an, aber es ist leider viel schlimmer. In dieser Klasse läuft gar nichts, aber das ist auf keinen Fall mein persönliches Problem. Selbst die Klassenlehrerin sagt, dass sie so eine Klasse noch nie erlebt hat und gar nicht weiß, wie sie die bis zum Ende der 4. Klasse erfolgreich weiterführen soll.
    Die Mädchen sind sehr lern- und arbeitswillig und freuen sich immer auf meine Stunden. Die Jungen sind eigentlich auch lieb, also nicht bösartig, aber haben alle größte Probleme, sich auch nur für kürzeste Zeit, ruhig auf ihren Plätzen zu halten und vor allem schaffen sie es gar nicht, sich um ihre Dinge zu kümmern. Immer wieder müssen sie durch die Klasse schweifen und gucken, was andere machen, sich über sie lustig machen, Dinge wegnehmen u.ä. Ständig wird da mit Radiergummis geschmissen, durch die Klasse gelaufen, geschrien, getreten usw. Zwei Kinder sind besonders schlimm: die wirken auf mich so, als würden es bei ihnen klick machen und sie verstehen gar nicht mehr, wenn man mit ihnen spricht. Es ist auch unmöglich, sie zu ignorieren, weil sie für sich so laut sind, dass Unterricht mit den anderen nicht möglich ist.
    Ich habe jetzt schon versucht, die Störer zu isolieren, indem ich mit den übrigen zusammen im Kreis nette Sachen gemacht habe und die Störer nach und nach aus dem Kreis geflogen sind und langweiligere Dinge an ihrem Platz machen mussten. Das kann ich aber nicht immer machen, weil einige Kinder dadurch den Anschluss verlieren, da sie es nicht schaffen, alleine am Platz ernsthaft zu arbeiten. Unterrichtssgepräche sind eigentlich gar nicht möglich, weil sie überhaupt nicht leise sein und zuhören können.
    Letzte Woche habe ich eine Stationsarbeit zum Thema Wetter gemacht. Da gab es viele Experimente, für die sie teilweise in Partnergruppen auf den Schulhof gehen mussten. Auch wenn ich sie vom Klassenzimmer aus sehen konnte, war mir zunächst nicht ganz wohl. Aber das hat super geklappt. Die haben ganz diszipliniert ihre Aufträge ausgeführt und sind zu Ergebnissen gekommen. Insgesamt gab es aber auch Kinder, die in diesen Stunden fast nichts zu Stande gebracht haben und nicht verstanden haben, was sie eigentlich in den Experimenten gemacht haben.
    Was kann ich noch machen, damit der Unterricht zu einem Lernzuwachs bei möglichst vielen Kindern führt und ich nicht völlig erschöpft aus der Klasse gehe? Es ist ja unglaublich anstrengend, wenn man immer wieder Kinder "einfangen" muss und sie wieder auf ihren Platz befördern muss, schreiende Kinder wieder beruhigen muss usw.
    Sachunterricht war immer ein Fach, das ich gerne unterrichtet habe und das auch für die Vorbereitung immer viel Zeit in Anspruch nimmt, aber ich komme langsam an den Punkt, wo ich mich immer mehr frage, ob der Aufwand noch lohnt.
    Ich bin auf eure Ratschläge und ähnliche Erfahrungen -wenn es die denn gibt- sehr gespannt,
    ohlin

  • hilfe?
    die kinder zeigen doch selber wie sie am besten lernen und arbeiten können. selbstständig.
    sie müssen dabei reden, umher gehen, alles in die hand nehmen, untersuchen, experimentieren, erfinden.....
    mit solchen kindern arbeite ich auch.
    in heimat- und sachkunde schreibe und zeichne ich zu mehreren verschiedenen themen informationen an die tafeln. die vielen sachbücher liegen sowieso bereit, an bisher zwei computer können lernprogramme zu wald, wasser, mittelalter laufen. weiteres kommt dazu. manche schreiben, andere zeichnen und schreiben, probieren etwas aus, schauen, was es noch alles gibt.
    kinder sind neugierig und gehen auf die suche
    sie sind nicht "schlimm"
    sie sind lebhaft und machen kindergeräusche.
    wie ein baum voller spatzen hört sich ihre lebendigkeit an.
    schau mal meiner arbeit zu: http://www.rolf-robischon.de
    die dokumentation läuft jetzt im dritten jahr. manchmal kommen leute, die die geräusche dazu hören wollen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Letzte Woche habe ich eine Stationsarbeit zum Thema Wetter gemacht. Da gab es viele Experimente, für die sie teilweise in Partnergruppen auf den Schulhof gehen mussten. Auch wenn ich sie vom Klassenzimmer aus sehen konnte, war mir zunächst nicht ganz wohl. Aber das hat super geklappt. Die haben ganz diszipliniert ihre Aufträge ausgeführt und sind zu Ergebnissen gekommen. Insgesamt gab es aber auch Kinder, die in diesen Stunden fast nichts zu Stande gebracht haben und nicht verstanden haben, was sie eigentlich in den Experimenten gemacht haben.


    Ich habe eine ähnliche Klasse mit auch 'nur' 22 Kindern, von denen fünf (vier Jungs, ein Mädel) nicht in der Lage sind, Arbeitsaufträge für selbständige Arbeit auszuführen. Ich habe es auch mit unterschiedlichen offenen Unterrichtsformen versucht, immer mit dem Ergebnis, dass diese Kinder nichts zu Stande bringen, aber jede Menge Zeit opfern, um andere vom Arbeiten abzuhalten. Es ist auch nicht immer alles mit Konzentrationsstörungen, ADHS etc. zu entschuldigen. Bei meinen Schätzchen ist es die fehlende Arbeitshaltung, die von zu Hause einfach nicht bekannt ist.


    Bei offensichtlicher Orientierungsschwäche (Stationen, Werkstatt etc.) treffe ich mit diesen Kindern die Entscheidung, welche Angebote bearbeitet werden. Wir legen dann eine Reihenfolge für die jeweilige Stunde fest, der Rest muss zu Hause fertig gemacht werden. Das klappt ganz gut, wenn ich zwischendurch immer mal wieder ans Arbeiten erinnere. Aber solche Unterrichtsformen sind Gift für Kinder, die nicht in der Lage sind, in einer Großgruppe zu arbeiten. Ich denke aber, sie müssen das lernen und ich werde nicht wegen dieser Kinder auf Frontalunterricht zurückgehen.


    Den Kindern, die sich durch permanentes Stören Aufmerksamkeit verschaffen wollen, gebe ich einen Arbeitsplatz hinten in der Klasse mit dem Rücken zum Rest der Kinder. Auch das klappt. Unterrichtsgespräche finden im Kreis statt, wo ich diese Kinder neben mich setze oder mit einer Aufgabe an ihrem Platz lasse.


    Da ich dieses Problem schon in den beiden ersten Schuljahren hatte und mit den Kindern immer viel über notwendige Regeln, Rücksichtnahme usw. spreche, wissen die 'Störer', dass sie mit Konsequenzen zu rechnen haben. Jetzt im dritten Schuljahr greife ich da auch hart durch und bestelle mir öfter mal jemanden zum nacharbeiten bzw. schließe solche Kinder von Aktivitäten aus.


    In einer anderen Klasse habe ich mal ein System erlebt, das ebenfalls effektiv erschien. Die Klassenlehrerin hatte eine Namensliste ausgehangen und vergab täglich grüne, gelbe und rote Punkte für entsprechendes Verhalten. Als Belohnung gab es einen Zoobesuch, Kinder mit drei roten Punkten durften nicht teilnehmen. Das hat unheimlich viele positive Gespräche unter den Kindern hervorgebracht. Auch so etwas wie Solidarität und Gruppengefühl war erkennbar. Für die 'Gefährdeten' wurde sogar Partei ergriffen, statt sie von Anfang an auszuschließen.


    Ein Kinderpsychologe hat mir kürzlich geraten, viel mehr mit Lob und Stempelchen und sonstwas zu hantieren. Gut und schön, aber wann mache ich dann noch Unterricht? Und wer verteilt im fünften Schuljahr die Stempelchen?


    auch noch nicht der Weisheit nahe
    strucki

  • Hallo strucki,
    es ist ja nicht immer einfach, die jeweilige Klassensituation hier für jedermann klar darzustellen, aber ich glaube, dass du sie trotzdem gut erfasst hast. Jedenfalls kann ich deiner Antwort sehr hilfreiche Tipps entnehmen.
    Das Verfahren mit den bunten Punkten finde ich gut. Meine "Vorgängerin" ist ähnlich vorgegangen, allerdings traf es immer die gesamte Klasse. Sie hat Sterne verteilt bzw. abgezogen. Wenn die Klasse zusammen eine bestimmte Anzahl Sterne gesammelt hatte, haben sie eine Spielestunde veranstaltet. Sterne bekamen sie, wenn alle gut mitgearbeitet haben oder wenn sie als Lehrerin zu spät in die Klasse kam, abgezogen wurden sie, wenn die Stunden insgesamt schlecht liefen, auch wenn daran nur ein oder zwei Schüler maßgeblich beteiligt waren. Ich habe dieses System nicht ünernommen, weil ich das zu wenig "treffend" für die Verursacher fand und es hin und wieder zum Ausschluss der Verursacher innerhalb des Klassenverbandes kam. Es gab ja keine wirkliche Konsequenz für die Verursacher. Wenn die Sterne abgezogen wurden, rückte die Spielstunde nur etwas weiter weg. Diese Nachteile hat das Verfahren mit den bunten Punkten für jedes einzelne Kind nicht.
    Offene Unterrichtsformen finde ich prima und praktiziere sie auch lieber, in meinen anderen Klassen ist das auch ohne weiteres möglich, aber in dieser eben nicht. Ich habe kaum die Möglichkeit, zwei zusammenhängende Sätze zu sprechen und die Kinder sind kaum in der Lage Arbeitsaufträge oder Informationen zu lesen. Und einfach nur machen lassen, führt auch nicht zum Erfolg. Außerdem müssen Kinder einer 3. Klasse meiner Meinung nach, ein mehr-minütiges Unterrichtsgespräch führen können und das lernen sie doch nicht, wenn sie nur alleine selbstständig arbeiten?!
    Ich werde mir das mit den Punkten noch einmal gut überlegen und wohl einsetzen.
    Vielen Dank für deine Tipps,
    ohlin

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Außerdem müssen Kinder einer 3. Klasse meiner Meinung nach, ein mehr-minütiges Unterrichtsgespräch führen können und das lernen sie doch nicht, wenn sie nur alleine selbstständig arbeiten?!


    Da bin ich ganz deiner Meinung. Die betreffenden Kinder meiner Klasse sind allerdings alles 'Aufmerksamkeitssüchtige', z.T. Einzelkinder oder von den Eltern oft sich selbst überlassen. Dieser Drang, immer im Mittelpunkt zu stehen, verhindert natürlich ein Unterrichtsgespräch mit 20 anderen Kindern. Ich setzte diese Kinder auch nur aus dem Kreis, wenn es gar nicht mehr anders geht. Ansonsten habe ich durch viele Einzelgespräche oder Üben der Situation in der Förderstunde schon kleine Besserungen erzielt. Bei einem Jungen funktioniert ein bestimmtes Signal (Ruhezeichen mit einer Hand vor dem Mund), um ihn an die Pflicht des Zuhörens zu erinnern. Es sind solche Kleinigkeiten, die ich immer wieder ausprobiere, die manchmal auch nur für eine Woche funktionieren.


    Was ich so ermüdend finde ist, dass die Eltern überhaupt nicht verstehen, wie sich ihr Kind verhält und nicht mithelfen, die Situation zu verbessern. In einem Fall habe ich nun nach zwei Jahren endlich eine Erleichterung - aber auch nur, weil die Mutter plötzlich Angst vor schlechten Noten hat! Das kann es ja nicht sein!


    strucki

  • hallo
    ich find es interessant wie mein beitrag von lehrerinnen und lehrern zur kenntnis genommen wird. ich bin hier im falschen forum, fürchte ich.
    ich weigere mich kinder zu manipulieren und will nicht, dass sie manipulierbar gemacht werden. viele haben eine andere einstellung. eine meiner kolleginnen, die meine denk- und arbeitsweise ablehnt (ohne sie zu kennen. sie hat nur ihre alltagstheorie darüber) arbeitet mit gummibärchen und drohungen im relogionsunterricht.
    ich hab vor 23 jahren die letzte strafarbeit aufgegeben.
    was würde in der hier beklagten klasse passieren, wenn plötzlich alle bestrafungen weg fielen?

  • Hallo Robischon,


    mit Beiträgen in dieser Tonart wird dich auch weiterhin niemand zur Kenntnis nehmen.


    Ich fand deinen ersten Beitrag oben interessant, habe mir sogar daraufhin deine Homepage näher angesehen. Nach obigem Beitrag mache ich das garantiert nicht wieder.


    Grüße
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo Robischon,


    ich war auf auf deiner Homepage und finde deine Arbeitsweise superklasse. Ich denke, die Diskussion hier im Forum zeigt einfach wie schwierig es für uns Lehrer ist, uns von unserem eigenen Bild von Unterricht von früher zu verabschieden hin zu einem gleichzeitigen Arbeiten an verschiedenen Bereichen ohne direkte Instruktion des Lehrers. Auch wenn in der Ausbildung großen Wert darauf gelegt wird, so zu arbeiten, steckt in uns dennoch das alte Bild.
    Ich denke schon, dass deine Beitrag zur Kenntnis genommen wird, aber dass es eben auch Zeit braucht, sich auf solche Arbeitsformen einzulasse.


    Gruß Annette

  • liebe maria leticia
    beiträge "in dieser tonart"?
    bitte sag mir doch, welcher "ton" dich angreift oder verletzt?
    ich weiß ja längst wie empfindlich lehrerinnen und lehrer sind.
    immer wieder passiert es mir, dass ich etwas auslöse, was ich gar nicht auslösen wollte.
    was glaubst du, wie meine kollegin (die mit den gummibärchen in religion) getobt hat, als ich ihr mal auf ihre nachfrage nach meinen wortlauten mitgeteilt hatte, dass ich in der schulklasse das wort "wir" nicht verwende.
    neulich hab ich in der konferenz mal gesagt, dass ich das wort "aber" nicht benütze.
    das mit dem manipulieren hat sich mein früherer schulamtchef aufgeschrieben, als ich es in einer sitzung mit eltern so sagte. hätte ich statt manipulieren "erziehen" gesagt, hätte er mich womöglich gefressen. (ich schmecke nicht)
    hallo eulenspiegel, vielen dank für den trost.
    ich schau mich in vielen verschiedenen foren für lehrer und eltern um. wie kommt es nur, dass es von kindern und jugendlichen aus so viel gegenwehr gegen "unterricht" gibt?

  • Hallo Robischon,


    dass man als kommunizierendes Wesen etwas auslöst, das man nicht wollte, ist schon möglich, schließlich läuft der Dekodierungprozeß des Empfängers völlig autonom ab. Dennoch ist die Anzahl der möglichen Fehldekodierungen nicht unendlich...


    Zitat

    ich find es interessant wie mein beitrag von lehrerinnen und lehrern zur kenntnis genommen wird. ich bin hier im falschen forum, fürchte ich.?


    Heisst für mich als MENSCH (d.h hieße es auch in einem Forum in dem es ums Runkelrübenrupfen geht). "Naja, ich schmolle jetzt, ihr nehmt meinen tollen Ansatz nicht zur Kenntnis".


    Zitat

    ich weigere mich kinder zu manipulieren und will nicht, dass sie manipulierbar gemacht werden.


    Da fragt sich die unbedarfte Leserin: Warum läßt er diese Haltung nicht auch den Erwachsenen angedeihen? D.h. er gibt Ihnen die Freiheit, sich über seine Herangehensweise zu informieren und als Individuen zu entscheiden was sie damit anfangen bzw. was davon aufnehmen und was nicht.


    Zitat

    viele haben eine andere einstellung. eine meiner kolleginnen, die meine denk- und arbeitsweise ablehnt [...] arbeitet mit gummibärchen und drohungen im relogionsunterricht.?


    Aber die Erwachsenen kriegen es noch ganz anders vor Augen geführt: seht her, wer nicht an meinen Angang glaubt wie diese Kollegin kann ja nur ein schlechter Pädagoge sein.


    Merkst du nicht wie du damit dein ganzes Konzept ad absurdum führst? Für mich bist du so schlicht nicht glaubwürdig. Oder wie habe ich diese Diskrepanz zu verstehen dass du Kinder nicht manipulieren möchtest aber von erwachsenen Lehrern einforderst, deinen Ansatz gut zufinden oder ihnen jegliche pädagogische Befähigung absprichst (mit deinem Beispiel von der Kollegin). Für mich offenbart sich hier ein Schwarz-weißdenken einfachster Machart.


    Zitat

    ich hab vor 23 jahren die letzte strafarbeit aufgegeben.
    was würde in der hier beklagten klasse passieren, wenn plötzlich alle bestrafungen weg fielen?


    Das wäre eine echt spannende Frage gewesen, aber nach deiner obigen Einleitung hatte ich keine Lust mehr, mir diese zu stellen.


    Grüße
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • liebe maria leticia
    schon toll, was du so über mich denkst.
    die frage oder bitte am anfang, ganz oben, war: ich brauche rat.
    ich bin alt genug um darauf zu reagieren.
    ich teile nur möglichkeiten mit. ich machs halt so.
    niemand muss es mir nachmachen.
    man kann mir sagen: das glaub ich dir nicht.
    oder: so kann ich das nicht.
    oder: erzähl mal mehr davon.
    die reaktion die ich gesehen hab war: mit dem red ich nicht.
    auf sowas reagier ich.
    darf ich nicht?
    über meine kollegin mit den gummibärchen sag ich keineswegs sie sei eine schlechte lehrerin.
    sie arbeitet anders als ich.
    das ist ihr gutes recht.
    ich red ihr nicht rein.
    (ich bin der schulleiter)
    was ich ihr mitgeteilt hatte, kam nur auf ihre anfragen.
    ich konnte nicht vorher wissen, dass sie sich so aufregt, weil ich nicht "wir" sage.
    sie hat offenbar einen vorwurf rausgehört.
    sprache ist die quelle der missverständnisse.
    noch eine schöne geschichte. in einem vortrag hatte ich mal gesagt, dass ich dem prinzip "was muss ich tun und was krieg ich dafür" misstraue. es kann für angestellte, kaufleute wie für profikiller gelten.
    meine kolleginnen haben gehört, ich hätte gesagt, sie erziehen kinder zu verbrechern.
    wie kann man der kollegin mit der "schrecklichen" klasse wirklich beistehen?

  • Hi Robischon,


    a. Was ich über dich persönlich denke, tue ich nur aufgrund deiner Postings hier. Ich kenne dich ja nicht, vielleicht ist ja alles im RL ganz anders.
    Allerdings finde ich, dass dein Beitrag (der Stein meines Anstosses) nicht präzise und auch nicht sachlich formuliert war, wenn du das alles ausdrücken wolltest, das du oben anführst. Deinen Beispielen zufolge scheint da ja öfters vorzukommen.


    b. Ich glaube, man sollte das mit der persönlichen Antwort auf einen Beitrag nicht so eng sehen und sich nicht gleich persönlich angepißt fühlen, wenn nicht geantwortet wird. Ist mir schon x-mal passiert, verschwende ich keinen Gedanken daran.


    c. Rat geben bedeutet für mich jemandem auf dessen Wunsch hin mit meinem Wissen zur Seite zu stehen und ihm die Freiheit zu lassen, aus meinen Ratschlägen das mitzunehmen, das ihm praktikabel und hilfreich erscheint. Der Kollegin kann man aus meiner Sicht genau in dieser Weise beistehen. D.h. wenn sie nicht weiter diskutieren möchte oder nicht mit dir, dann ist das halt so hinzunehmen.


    Grüße
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Robischon,


    vorab: Ich finde es klasse, wie du deinen Unterricht gestaltest und habe größten Respekt davor.


    Aber: Es gibt halt Kinder, die können und wollen nicht selbständig arbeiten. Die nehmen nichts in die Hand oder können nichts damit anfangen oder verwenden diese Dinge nicht sachgerecht, d.h. setzen Unterrichtsmaterial dazu ein, um bewusst andere in ihrer Lernfreude zu stören.
    Was machst du mit solchen Kindern? Und sag jetzt nicht, die hättest du noch nicht erlebt!!!


    Ich habe nichts gegen lebhaft arbeitende Kinder, wenn sie denn arbeiten! Die anderen muss ich anleiten. Das ist mein Job!
    In diesem Zusammenhang von Manipulation zu reden finde ich maßlos. Ich habe einen Erziehungsauftrag und muss den Kindern Grenzen geben (die sie im Übrigen auch selbst einfordern). Tatsache ist, dass viele Eltern in diesem Punkt überfordert sind und wir deshalb viele orientierungslose Kinder in den Klassen sitzen haben.


    Ich bin ausgebildete Montessori-Lehrerin und weiß, ohne Disziplin läuft in der freien Arbeit gar nichts. Ich helfe den Kindern dabei, irgendwann einmal selbständig arbeiten zu können.
    Nehme gerne umsetzbare Ratschläge und praktikable Anregungen entgegen, nicht aber Weisheiten, die für deine Klasse funktionieren mögen, dem alltäglichen Geschäft einer Junglehrerin aber nicht entsprechen.


    Gruß
    strucki, die sich schon komisch vorkommt, einen Schulleiter zu duzen! Hoffentlich war das jetzt richtig so ... :rolleyes:

  • Hallo Robischon,
    es tut mir leid, wenn du den Eindruck gewonnen hast, ich möchte mit dir nicht kommunizieren. Ich habe mir deine Homepage angesehen und bewundere deine Arbeit. Durch meine Ausbildunsgseminare habe ich auch schon in Stunden, in Klassen, in Schulen hospitiert, in denen nur in Form von offenen Lernsituationen gearbeitet wird. In einigen gibt es nicht einmal Klassenbücher im herkömmlichen Sinn, sondern nur Sammlungen loser Blätter, die in etwa dokumentieren, was die Unterrichtsthemen sind. Das "Klima" an diesen Schulen habe ich als sehr positiv empfunden. Aber mehr als bewundern kann ich das zur Zeit nicht. Ich bin doch nur für einen sehr begrenzten Zeitraum an dieser Schule. In der konkreten Klasse nur 4 Stunden (Sachunterricht) in der Woche. Da sehe ich mich nicht im Stande, für jeweils eine Unterrichtsstunde nach einem Konzept wie deinem erfolgreich arbeiten zu können. Dazu sehe ich mich noch (?) zu sehr unter Druck/ Kontrolle durch meine Ausbilder. Es geht bei mir im Moment viel mehr darum, wie es mir gelingt das Fach und seine Themen zu vermitteln und nicht um grundlegende Unterrichtskonzepte. Wenn ich später einmal eine eigene Klasse habe, sieht das sicher anders aus. Im Moment helfen mir eben eher Anregungen und Ideen wie die von strucki.
    Ich möchte natürlich nicht erreichen, dass meine Schüler 45 Minuten still und bewegungslos auf ihren Plätzen sitzen. Aber ich erwarte, dass sie sich alle nach und nach neue Erkenntnisse aneignen und einen Lernzuwachs erfahren können. Wenn ich das erreichen will, kann ich sie aber nicht einfach nur machen lassen, sondern muss ihnen teilweise sehr konkrete Hilfestellungen geben.
    Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg mit deinem "Konzept",
    ohlin

  • an strucki und ohlin
    antworte ich mal kurz aus der schule:
    schlimm wenn ausbildungsdruck menschen daran hindert sich frei zu bewegen. ich glaube dass kinder oder jugendliche auch in der begrenzten zeit von 4 stunden merken welche einstellung du zu ihnen hast und ob sie echt ist. sie werden es auch testen.
    ich glaube nicht dass es kinder gibt die nicht lernen wollen. kinder die so wirken haben schon einen gehörigen bruch in ihrer biografie. sie brauchen länger als andere um zu erkennen wenn sie frei sein dürfen. irgendwo auf meiner website ist ein artikel aus einer sudburyschule: vom übergang zur freiheit.
    das kann dauern.
    einen schulleiter duzen? ich bin hier nicht als schulleiter. ich hab das nur erwähnt um zu zeigen dass ich meinen eigenen kolleginnen nicht in ihre arbeit rein rede.
    ohlin, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. was glaubst du was für ein dickes fell ich hab inzwischen.
    wenn ich mich einmische irgendwo, dann gerne um etwas auszulösen.
    ist dochhier geschehen, oder?
    ich wünsch euch allen eine gute schulwoche.

  • Zitat

    wenn ich mich einmische irgendwo, dann gerne um etwas auszulösen


    Ich habe ehrlich gesagt, das Gefühl, dass du hauptsächlich Missverständnisse auslöst und weniger sachliche Diskussionen. Du hast ja bereits schon einige Male in diesem Forum gepostet und es sind auch einige Diskussionen zustande gekommen. Auffällig finde ich, dass du und deine Diskussionspartner jedoch häufig aneinander vorbeireden, weil du in der Regel sehr provokant postest und es letzten Endes immer nur darum geht, sprachliche MIssverständnisse aufzuarbeiten. Auch in diesem Thread geht es schließlich wieder nur um Metakommunikation.
    Das erscheint mir wenig hilfreich, insbesondere, wenn jemand ein so konkretes Problem hat wie ohlin.


    Ich würde es sehr schön finden, wenn du uns an deinem reichen ERfahrungsschatz so daran teilhaben lässt, dass wir ohne kontroverese Diskussionen über deine sprachlichen Provokationen, deinen Ansatz kennenlernen können.


    Zudem - ich meine mich zu erinnern, das schon einmal gepostet zu haben - habe ich immer das Gefühl, dass du uns grundsätzlich unterstellst, dass wir komplett andere Ansätze haben, deinen Ansatz nicht kennen, nicht kennen lernen möchten oder gar grundsätzlich nicht gut finden. Ich kann wieder nur einmal betonen, dass dem nicht so ist.


    Ein möglicher Grund für die mangelnden Reaktionen auf dein erstes Posting kann übrigens sein, dass dich und deinen Ansatz ja einige Forumsmitglieder bereits kennen. Mir erschien es daher auch nicht ungewöhnlich, dass zunächst niemand darauf eingegangen ist. Ging mir ähnlich - dachte, ah ja, robinschon, den Ansatz kenn ich. Da brauche ich also zunächst mal in einem fremden Thread nicht drüber diskutieren.


    Also, lieber robischon, ich hoffe auf viele weitere Beiträge von dir, in denen du dich aber nicht nur "einmischst", sondern auch einfach mal mitdiskutierst.


    Liebe Grüße,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • hallo mia
    ärgerst du dich etwa über mich?
    brauchst du nicht.
    ich muss niemandem unterstellen er oder sie habe andere ansätze als ich. oft wird es einfach so sein. das ist doch kein vorwurf.
    hier geht es um eine schulklasse die "extrem schlimm" ist.
    da oben kannst du lesen wie lehrkräfte sowas beschreiben und wie andere vorschläge machen wie man schlimmes verhalten unterdrückt oder abdrängt oder ...
    schreib ich meine sichtweise dazu, erlebe ich dass leute sauer auf mich sind. so eine steuerung mit bunten punkten mit belohnungen oder versprechungen nenne ich halt manipulation. es gibt kinder und jugendliche die sich darauf einlassen. die kinder mit denen ich arbeite würden mir sagen: sowas machst du nicht (hab ich schon erlebt).
    ich rede über einen anderen umgang mit kindern und jugendlichen und lass mir sagen, ich würde provozieren.


    in einem anderen forum war auch so ein hilfeschrei wegen einer 3. klasse die laut, unwillig, strafresistent, ..usw.. ist.
    ich hab all die wörter durch andere ersetzt. wenn jemand die so akzeptieren kann, lässt es sich mit den kindern durchaus zusammen arbeiten.
    ich finde es schade, dass manche leute aus äußerungen anderer zunächst mal vorwürfe heraus hören, die gar nicht erhoben wurden.
    nochmal: wenn ich vorschlage, sich eine situation mal aus einem anderen blickwinkel anzuschauen, heißt das doch nicht, dass der erste blickwinkel ein fehler (fünf, setzen) war. vielleicht hatte er nicht weiter geholfen. sonst wäre ja auch nicht um rat gefragt worden.
    war ich deutlicher?

  • Ich habe da eine Idee oder eine These, warum man sich so schnell bevormundet, angegriffen oder ähnliches fühlt. Mein Kollege sagte mir neulich, dass ich missioniere und meinte damit, ich sei ihm einfach zu sicher in dem, was ich von mir sage. Für ihn habe ich zu wenig Zweifel an meiner eigenen Sichtweise. Sagt mir das nicht, dass man sich dann angegriffen oder missioniert, in eine Richtung gedrängt fühlt, wenn man bei sich selber eben noch Unsicherheiten zugeben müßte? Ich bin mir meiner Sache aber doch sicher, ich kann ihm zuliebe doch nicht wieder unsicherer werden, oder? ?(

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    war ich deutlicher?


    Ehrlich gesagt: Nein!
    Was machst du in den oben beschriebenen Situationen? Da du den 'langen Weg zur Freiheit' erwähnst, musst du doch zwangsläufig auch schwierige Kinder in deiner Klasse erleben. Wie bringst du sie auf den Weg? Was machst du gegen Unterrichtsstörungen?


    Ich will das jetzt wirklich mal konkret und anhand von Beispielen wissen und bin bereit, das auszuprobieren.


    strucki

  • noch was, weil strucki gerade im selben Moment gepostet hat wie ich. Ich habe die Klasse und Rolf eine Woche lang erleben können. Es gibt keine Rezepte, nach denen man einfach mal vorgehen kann, es mal ausprobieren kann. Es ist die grundsätzliche Einstellung zum Umgang mit Kindern, das ernst-nehmen, das konsequent für die Kinder da sein, das Nicht-fremd-bestimmen. Man kann es eigentlich nicht mit ein paar Worten erklären, man muß es leben. Und das ist das schwierige. Ich versuchs ein wenig in einem normalen Gymnasium, es geht streckenweise schon, aber für einen allein zwischen anders arbeitenden Kollegen ist es fast aussichtslos. Trotzdem kann man auch für den "normalen" Schulalltag von Rolf einiges abgucken, viele Grundschullehrer arbeiten tendenziell auch schon ähnlich, nennen es nur anders. ;)

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