Erstes Diktat in Klasse 2 - Wertung

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich hab gerade das erste Diktat in meiner 2 schreiben lassen. Es ist auch insgesamt sehr gut ausgefallen - allerdings sind auch 3 Ausrutscher dabei, davon ein heftiger.
    Dieser Junge hat große Schwirigkeiten in allen Fächern. Es stand schon zur Debatte, dass er mitten im Schuljahr zurück geht.
    Seit dem strengt er sich so sehr an und hat auch bessere Leistungen gebracht, dass wir gesagt haben, er kann es erstmal in der Klasse weiter versuchen.
    Das Diktat hat er allerdings komplett verhauen. Man kann kaum ein Wort entziffern - insgesamt hat er nur 4 Wörter richtig geschrieben.
    Ihm dafür jetzt ne 6 unter das Diktat zu schreiben, widerstrebt mir zutiefst.
    Es reicht mir schon, das sich 2 Fünfen dabei habe...
    Ich hab jetzt die Anzahl der richtig geschriebenen Wörter drunter geschrieben und ihm keine Note gegeben.
    Nur wie begründe ich das?
    Darf ich das aus rechtlicher Sicht überhaupt?
    Hab schon überlegt, mich doof zu stellen und es einfach zu machen, weil ich das Kind nicht wieder total frustrieren will. Aber vielleicht darf man das ja sogar?
    Ist auch mein erstes Diktat von Lehrerseite...


    Bin für Ratschläge dankbar.


    LG, Melosine

  • Hallo Melosine,


    wenn es das allererste benotete Diktat ist, würde ich es auch so machen. Es ist eine pädagogische Entscheidung, um den Jungen nicht total zu demotivieren für die Zukunft. Ich würde es vielleicht sogar auch mit den Fünfen so machen und als Erklärung sagen, dass du langsam anfängst mit den Noten.
    Das sollte in der ersten benoteten Klassenarbeit mit sooo kleinen Zweitklässlern einfach drin sein.


    Gruß venti :)

  • Hallo Melosine,
    mach es so. Das ist erstmal deine pädagigische Entscheidung, wer soll dir da reinreden? Vielleicht sprichst du dich aber mit evtl. vorhandenen Parallelkollegen ab. Was bin ich froh, in Klasse 2 noch keine Noten geben zu müssen!


    Gruß,
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Danke euch!
    Kann ich das mit den Fünfen denn auch so (einfach) machen?
    Das wären dann ja immerhin 3 Arbeiten, die ich nicht werte.
    Und ich muss ja den Notenspiegel erstellen.
    Bin als Refi da vielleicht auch noch mehr im Rechtfertigungsdruck und die Schulleiterin achtet schon sehr darauf, das alles seine formale Richtigkeit hat.


    Ich finds auch richtig Mist, dass ich jetzt im 2. Schuljahr anfangen muss, die Kleinen benotete Diktate schreiben zu lassen!
    Die Chancenungleichheit kommt da auch schon so richtig schön zum Tragen. Das Diktat wurde ja vorher geübt - zum einen in der Schule und zum anderen zu Hause.
    Ja, und die Kinder, um die sich keiner so richtig kümmert, haben dann eben nicht so abgeschnitten, wie andere, bei denen Mami und Papi heute morgen noch mal den Text durchgegangen sind (tatsächlich so erzählt von einem Kind 8o )
    Ätzend!
    Zumindest in Klasse 2 sollte es noch keine Zahlenzeugnisse geben!


    LG, M.

  • Hallo Melosine,


    habt ihr das an eurer Schule einheitlich geregelt mit den Noten im Zweiten? Wie machen das die Parallelklassenlehrer?


    Also ich bin ja auch in Hessen, an meiner Schule fangen wir mit den Noten nach Weihnachten an, im zweiten Halbjahr.
    Ich würde mir auch den Notenspiegel verkneifen. Die SuS werden langsam an unser Notensystem herangeführt. Sie können sich ja auch manchmal noch gar nicht einschätzen. Es sollte reichen, wenn du drunterschreibst: "Bitte mehr üben - in der nächsten Arbeit würdest du dafür eine 5 bekommen", oder so ähnlich. Wenn die Rektorin meckert, schick sie mal kurz rüber!


    Gruß venti :)

  • Zitat

    Es sollte reichen, wenn du drunterschreibst: "Bitte mehr üben - in der nächsten Arbeit würdest du dafür eine 5 bekommen"


    Melosine will das Kind doch grad NICHT frustrieren. Und bei dem 6er Kandidaten klingt das so, als ob er einfach noch nicht in der Lage ist, Diktate auf's Papier zu bringen. Wer weiß, ob er nicht ganz viel geübt hat...

    • Offizieller Beitrag

    Hm, das Problem ist, dass die Direktorin noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen hat, dass ein Notenspiegel drunter muss.
    In der Parallelklasse gab es schon längst ein benotetes Diktat - ich hinke eh schon hinterher :rolleyes:


    Da lief die Sache mit den Noten sogar so ab, dass die Kinder mit den guten Noten öffentlich gefeiert wurden (Mit "Thron" und so 8o )
    Von dieser Seite kann ich also kaum mit Unterstützung rechnen.



    LG, M.

  • Ich fürchte, wie du schreibst, kannst du nur eine Note schreiben. Den Notenspiegel daruntersetzen und mit dem Kind persönlich sprechen bzw. auch mit den Eltern.
    Ursachenforschung, versuchen, möglichst Tipps zum Üben zu geben.
    Beim nächsten Diktat könntest du versuchen, eine alternative Diktatform zu wählen, was sagen eure Richtlinien zu differenzierten Diktaten????


    Ich denke, im Ref hast du ganz schlechte Karten, wahrscheinlich bist du eh nicht als richtige Kollegin anerkannt, oder???
    flip

  • Hallo Melosine!


    In der Klasse meiner Tochter (3. Klasse, das erste Jahr mit Noten) dürfen schwächere Schüler nur die Hälfte des Diktats mitschreiben und den Rest abschreiben. In der Klasse (ebenfalls eine 3.) in der ich als Integrationslehrerin gearbeitet habe, wurde das genauso gehandhabt. Das war für die Schüler nicht ganz so frustrierend, denn so ist doch meist der abgeschriebene Teil fehlerlos.
    Außerdem darf in der "Nachguckzeit" auch das Wörterbuch benutzt werden, so kann man zumindest einige Wörter nachschauen - das dürfen übrigens alle Schüler, nicht nur die schwächeren. Man hat ja sowieso nie Zeit alle Wörter nachzugucken, aber vielleicht einige wenige schwierige - schließlich geht es letztendlich darum, die Schüler (gerade schwächere) auch darin fit zu machen, nachzuschauen, wenn sie etwas nicht wissen - schließlich machen wir das doch auch.


    Unser Seminarleiter in Deutsch sagte immer, es steht zwar in vielen Lehrplänen, dass benotete Diktate geschrieben werden müssen, aber über die Form wird nichts gesagt.
    "In den wenigsten Ländern sind Klassendiktate vorgeschrieben
    In allen Bundesländern werden sie geschrieben, aber nur in den wenigsten sind sie vorgeschrieben:
    Diktate sind in Berlin, in Bremen, in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Sachsen-Anhalt, in
    Schleswig-Holstein vorgeschrieben. In den meisten Ländern ist das aber nicht der Fall. In der Regel müssen ab Klasse 3 zwar Klassenarbeiten im Fach Deutsch geschrieben werden, welcher Art diese Arbeiten aber sind, bleibt der Schule bzw. der Lehrkraft überlassen. Dies betrifft die Länder Baden-Württemberg (10 Deutscharbeiten, davon fünf Aufsätze), Bayern, Brandenburg (Arbeiten in Rechtschreiben oder Texte-Verfassen), Hessen (nicht mehr als 6 Deutscharbeiten), Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen (Arbeiten in Sprache, keine Zahl), Niedersachsen, Sachsen (Arbeiten in Rechtschreiben, Weiteres entscheidet die Fachkonferenz der Schule), Thüringen. In Hamburg wird zur Zeit die Zeugnisordnung geändert." (Fördert das Rechtschreiblernen - schafft die Klassendiktate ab, Erichson, C u.a.)


    LG
    Dana

  • Dieses Drama trifft mitten hinein in unsere Misere: Wir sollen die SchülerInnen einerseits fördern, möglichst individuell, aber wir müssen andererseits auch bewerten - sprich: auslesen. In dieser Spannung stecken wir GrundschullehrerInnen drin, und das ist oft einfach nur schlimm, wie z.B. in dem von dir geschilderten Fall.
    Ich würde wirklich keine Note geben, aber mir kann so schnell auch keiner was wollen. Wie das bei Referendarinnen ist (die sich wohl auch nicht auf ihren Mentor berufen können), weiß ich nicht.
    Auf jeden Fall gibt es auch andere Arten von Leistungsbewertungen in Deutsch, aber das muss ich dir nicht sagen...
    Viele Grüße
    venti :)

    • Offizieller Beitrag

    Habe grade das Buch "Differenzierte Diktate" von Bartnitzky gelesen, da werden verschiedene Möglichkeiten beschrieben, wie man Diktate so gestalten kann, dass kein Schüler schlechter als ausreichend hat (und wenn doch wird nicht gewertet, da man davon ausgeht, dass man als Lehrer nicht genug bzw. für das Kind falsch geübt hat, in dem Fall kann man z.B. ein paar Tage später noch mal eines mit dem Kind schreiben).


    Ich fand das Büchlein recht lesenswert. Gut fand ich die Methode, in der es einen Grundtext und einen Erweiterungstext gibt. Der Erweiterungstext muss nicht von allen Kindern mitgeschrieben werden. Bei (fast) fehlerfreiem Grundtext gibt es eine 3. Wenn im Erweiterungstext so viele Fehler sind, dass die Note schlechter ausfallen würde als beim Grundtext, wird nur der Grundtext gewertet.


    In wieweit das (oder ähnliches) in der Praxis durchsetzbar ist, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es schulinterne Vorgaben, an die man sich als Lehrer halten muss
    - auch wegen der "Gerechtigkeit" bei den Parallelklassen - find ich eh schwachsinnig, jede Klasse ist doch anders kann aber auch die Eltern verstehen, die sich gleiche Verhältnisse in den Parallelklassen wünschen...


    So neu sind diese Ideen ja nicht, da das Buch 1987 die erste Aufl. hatte. Habs grad mal in die Buchecke gestellt:
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=105679719999


    Gruß leppy

  • Ich arbeite seit 87 nach diesem Prinzip. Das hat immer gut funktioniert. In einer Klasse habe ich sogar noch den Grundtext verkürzt für zwei Kinder.
    Seit in NRW die Rechtschreibkompetenz variantenreicher überprüft werden soll, schreibe ich u.a. nur noch Merkwörterdiktate, aus deren Liste die Kinder eigene Sätze bilden können.
    Heidi

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ihr habt Recht, aber was soll ich denn jetzt machen?
    Ich hatte die Auflage (schulintern), diese Diktate zu schreiben (werde mich in Zukunft aber in dieser Form dagegen wehren!).
    Jetzt ist es aber zu spät und das Ding ist im Kasten.
    Und nun muss ich auch die Noten verteilen - oder doch nicht??
    Kann ich das noch irgendwie abbiegen?
    Und wenn ich den beiden Fünfern auch keine Note gebe, was ist dann mit den anderen Noten?
    Dann dürfte ich doch eigentlich allen keine Noten geben, oder?


    Über Sinn und Unsinn von "klassischen" Diktaten müssen wir uns wirklich nicht unterhalten...da bin ich ganz eurer Meinung.


    LG, M.

  • mein ehemaliger fachleiter machte das so: er schreib drunter, wie viele wörter richtig waren. das sah auch das kind. ebenfalls schrieb er eine kleine nachricht für das kind.
    dann notierte er sich aber trotzdem die note für sich und informierte die eltern darüber!
    gruß und viel erfolg!
    simsa

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