Habe so einen Hals - Schulbücher!!!

  • Ich setze mich ziemlich mit Lernschwierigkeiten , insbesondere mit LRS/Legasthenie auseinander.
    Nun habe ich mir eine Fibel angeschaut, die sich auf die Fahne schreibt, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten durch die Betonung von Silben nicht erst entstehen zu lassen - da in gängigen Trainingsmaterialien aus dem Legastheniebereich die Wichtigkeit der Silbe betont wird - dachte ich : gut, bestelle sie dir - Prüfpaket 50 Euro....
    Leider gibt es noch nicht das Handbuch, wird nachgeliefert.


    Erster Blick, es gibt eine Anlauttabelle, mit der aber wohl nicht so richtig gearbeitet wird (vielleicht doch?? Handbuch?), aber: Anlautbilder sind:
    H : Hase
    D: Delphin
    K: Kakadu
    U: Uhu
    X: Boxer


    ???????


    HAbe schon keine Lust mehr, mich näher mit der fibel zu beschäftigen.
    flip, die sich fragt, ob Schulbücher nur noch mit der schnellen Nadel gestrickt werden bzw. wer sie kontrolliert (denn sie müssten doch fachfremden Leuten in die Hand gegeben werden können)

  • Hallo Elefantenflip,
    nur aus Neugierde: geht es dabei um die Fibel aus dem Mildenbergerverlag? Wenn ja, wundert es mich, denn von der habe ich nur Gutes gehört (Habe aber selber nicht mit gearbeitet).
    Gute Nacht.
    Judith

    • Offizieller Beitrag

    Hallo flip,


    das tut mir ja leid, soviel Geld und dann Ärger.
    Habe auch die Werbung bekommen und dachte "Oh klingt ja gut."
    Aber die Anlaute sind schon heftig. Den Uhu hatten wir auch bei Reichen (oder wars da ne Eule???), Kakadu ist schon heftig. Grad wenn du viele Schüler mit Deutsch als Zweitsprache hast, werden die wohl damit nicht gut klarkommen, oder?


    Grüße,
    Conni

  • Hallo,


    das Problem der Anlautbilder ist - glaube ich - nicht unbedingt das, das Kinder mit DaZ mit den Wörtern nichts anfangen können, sondern die Gefahr steckt ion etwas anderem:
    Von älteren Geschwistern, (unwissenden) Eltern und anderen hören die Erstklässler immer wieder Buchstabenbezeichnungen wie "Ha", "De" und "Ka", wenn zu diesen Buchstaben dann auch noch als Anlautbild ein "Ha-se", ein "Ka-kadu" und ein "De - lphin" abgebildet sind, besteht die Gefahr, dass die Kinder den Buchstaben falsche Lautwerte zuordnen das "K" hat den Lautwert "Ka", das "D" den Lautwert "De" etc.
    Schreiben würden die Kinder dann in etwa so:


    NT (= En-te)
    Hse (=Ha-se)


    Wo liegt aber das Problem bei Uhu? Ist es das einzige Anlautbild --> fehlt also der Repräsentant für das kurze, ungespannte "U" oder übersehe ich etwas?


    LG


    Sina

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab das Gefühl, dass die Anlauttabellen bei vielen Fibeln eine Alibifunktion erfüllen und eben nicht wirklich damit gearbeitet wird.
    Habe mir auch einge Fibeln angesehen und festgestellt, dass mittlerweile in jeder Fibel eine Anlauttabelle beiligt, ob sie ins Konzept passt oder nicht.
    Vermutlich will man damit nur Lehreransprüchen (scheinbar) genügen.


    Die Anlauttabelle unserer Fibel war auch völlig daneben.
    Z.B. wurde der Laut "ch" einer Katze in einer Sprechblase zugeordnet und sollte deren Fauchen ausdrücken.
    Die meisten Anlautbilder waren überdies undeutlich oder mehrdeutig.


    Eine andere Frage @flip: Hast du gute Erfahrungen mit dem Schwerpunkt auf Silbentrennung und Pilotsprache bei LRS Kindern gemacht? Ich gebe eine Förderstunde und arbeitete nach einem solchen Konzept. Habe davon aber im Studium nichts gehört und finde es auch teilweise etwas zäh und langweilig. Du hast aber an anderer Stelle etwas darüber geschrieben, finde es aber nicht mehr. Würde mich interessieren, welche Erfahrungen du damit gemacht hast.


    LG, Melosine

  • ich habe bisher noch nichts davon gehört, oder es einfach wieder vergessen 8o.. was ist denn pilotsprache?
    kenne ich das vielleicht unter einem anderen namen?


    wir benutzen eine fibel aus dem oldenbourger verlag, auf der beiliegenden anlauttabelle fehlen laute..
    auf den anlautbildern für die wand sind sie dabei - sind allerdings auch andere bilder :rolleyes:, da fehlt mir allerdings das "Ch" wie in hina, chemie,.. es gibt lediglich das "-ch" wie in dach und das "Ch" wie in chor, christa,..


    zurück zum thema: boxer für x als anlautbild ist jawohl völlig daneben! hatte bisher keiner erwähnt,
    sabi

  • ich habe grade keine der fibeln zu haus, liegt alles in der schule.. ;)
    aber ich meine, dass das 1.die nrw-ausgabe ist, und man 2. in fibeln/ im unterricht hochdeutsch lehrt..


    oder nicht? bin ich da zu verbohrt??
    sabi

    • Offizieller Beitrag

    Melosine
    Den Eindruck habe ich auch.


    @sabi24
    Du meinst aber nicht die Startfrei-Fibel, oder? Dort gibt es eine Milchpackung als Anlautbild, vermutlich um die sprachlichen Besonderheiten einiger Regionen nicht als hinderlich auftauchen zu lassen. (Ok, manche sprechen dann wieder "Mülsch", ist auch nicht so toll... )


    sina
    Stimmt, das war mir nicht aufgefallen.
    Ich finde aber trotzdem, dass auch die Wortbedeutung nicht so toll gewählt ist. Welches Kind weiß, was ein Kakadu ist? Welches Kind hat schonmal einen gesehen? (Und wie viele Eltern wohl?) Ich kenn sie nur aus dem Fernsehen und dann würde ich wenn ich das Bild sehe vermutlich auch zuerst "Papagei" sagen.
    In "Delphin" hört man auch nicht mal das "De". (Offener versus geschlossener Laut) Die Erstklässler, die ich bisher erlebte sprachen dann sehr deutlich "Dlfin" oder später "Dääälfiiiiin". Die meisten fingen das Wort dann anfangs mit dem ersten für sie gut einzeln hörbaren Laut an. Bei vielen Schülern meiner Ausbildungsschule wäre das in diesem Fall das "L" gewesen.


    Aber ich find, dass das Krokodil das dort noch verwendet wurde (alte Reichen-Tabelle) alles toppt. ;) Da stellt sich dann auch die Frage mit "Buch" oder "Dach" nicht mehr.


    Liebe Grüße,
    Conni

  • Nee, meine Schreibweise.


    Leider habe ich zu der Fibel noch nicht das Handbuch- mein Eindruck ist wirklich, dass die Anlauttabelle eher Alibi-Funktion hat. Ich finde aber, dass man eher freies Schreiben nebenbei machen kann oder vorher (so mache ich es, erst die Anlauttabelle und Schulung der Phonologischen Bewusstheit, dann einen "Lehrgang in Form von Buchstabenwochen"). Von daher kann man ja eigentlich eine andere Anlauttabelle nehmen. Doch von einem wirklich gut verarbeiteten Buch erwarte ich halt mehr, denn meine Lieblingskollegin feindete mich in den ersten Jahren sehr an und meinte immer: So viel Wissen wie Verlage, da würde ich mich schon sehr erheben.... Interessant finde ich aber wirklich den Ansatz, nebenbei mehr auf Silbentraining wert zu legen.


    Mein Sohn lernt im Moment nach der Startfrei Fibel. Er ist kein Überflieger und drückt sich gerne vor dem Lesen. Auch hat er Richtungsprobleme. Es wird kaum eine Lesehausaufgabe gegeben und wenn, dann plötzlich eine Seite aus der Fibel lesen üben. Es ist ziemlich planlos und würde ich nicht mit einer aufbauenden Leselehrgang (ausgehend von Silben und dann leichteren Texten) mit ihm geübt haben, wären die Lernprobleme vorprogrammiert. Die umfangreichen und schwierigen Texte (auch vom Inhalt) haben ihn eher abgeschreckt, denn motiviert. Mädchen sind vermutlich anders. Wenn sich aber Lehrer nur auf die Fibel verlassen hat dies große Auswirkungen. Und dies finde ich die Gefahr für Fibeln nach dem Spracherfahrungsansatz - sie sind nicht so offen, wie sie für die Methode sein müssten - die Spracherfahrungen sind eben unterschiedlich, mit denen die Kinder in die Schule kommen. Aus meiner Erfahrung heraus, würde ich nie einen ganzen Klassensatz dieser Fibeln bestellen.


    Melosine:
    Ich habe so richtig lange Erfahrungen mit der Arbeit mit Silben noch nicht (ca. 1 Jahr), leider finden die Förderkurse nicht so kontinuierlich statt. In meiner eigenen Klasse habe ich von Anfang an Wert darauf gelegt, doch habe ich auch schwache Rechtschreiber, wobei ich fast nur Jungen habe und eine ziemlich schwache Klasse. Um wirkliche Aussagen zu treffen, müsste man wahrscheinlich kontinuierlicher Arbeiten und eher Reihenuntersuchungen zu machen.
    Nur wenn ich mir das Material anschaue, wonach in den Instituten mit legasthenen Kindern gearbeitet wird, so wird der Aufbau der Sprache sehr kleinschrittig betrieben und ausgehend von Silben aufgebaut.
    Ich arbeite aber nach dem Spracherfahrungsansatz, wobei ich in den Unterricht immer wieder Elemente aus der Legaförderung einbaue (ich denke, der Streit, gibt es nun Legasthenie oder nicht hilft den Kindern nicht weiter). So habe ich bislang auch Schwierigkeiten recht gut aufgefangen (natürlich gibt es auch Kinder, die wirklich eine Einzelbetreuung brauchen, aber nicht die große Zahl, die im Moment entsteht).
    Mir fällt bei allen rechtschreibschwachen Kindern auf, dass sie kein Rhythmusgefühl für die Silbe haben. Ist das bei dir auch so???
    flip

Werbung