Echt? Wie viele Auswanderer kennst du und wo sind die hingewandert und aus welchen Gründen?
Ganz direkt? Mein Cousin war erst in Japan und ist derzeit in New York, meine Cousine ist in der Schweiz (beide Ende 20). Eine ehemalige Mitschülerin, Krankenschwester, ist in Texas gestrandet. Ein weiteres Paar aus dem Freundeskreis bereitet gerade den Abflug in die USA vor, sobald sie ihre Doktorarbeit durch hat. Eine Ex-Kommilitonin, mittlerweile Erzieherin, ist in Dubai.
Natürlich ist das anekdotisch. Allen gemeinsam ist das Motiv der besseren Verdienstmöglichkeiten und Lebensbedingungen (was ja letztlich Hand in Hand geht). Ich bin auch nicht so naiv zu glauben, dass woanders alles besser und ein Selbstläufer ist, aber als gut ausgebildeter, gut verdienender Mensch ohne Familie und Kinder (sprich, als jemand, der hier null von irgendwelchen Förderungen profitiert und nur kräftig in alle Töpfe einzahlen darf), gibt es in einer globalisierten Welt wohl finanziell deutlich attraktivere Optionen als Deutschland. Und sei es nur temporär.
Hm, mit der Einstellung kann man aber jedes Verhalten rechtfertigen. Irgendwann geht das Auto des Nachbarn sowieso kaputt, kann ich es auch ausleihen und zu Schrott fahren. XY nervt, früher oder später stirbt sie eh, kann ich sie auch gleich umbringen.
Das ist Blödsinn und nicht meine Intention. Ich wünsche mir in dieser sehr ideologisch geführten Debatte nur ein wenig mehr Realismus. Selbst wenn wir morgen klimaneutral sind, steigen die Emissionen global noch viele viele Jahre oder Jahrzehnte weiter an und das Klima WIRD sich weiter wandeln. Es ist gut und richtig, an weniger umweltbelastenden Verfahren zu arbeiten und Umstellungen vorzunehmen, aber man muss sich vom Gedanken verabschieden, dass hier noch irgendwas zu "retten" ist. Und vor allem darf man nicht riskieren, dafür den Wirtschaftsstandort zu ruinieren, denn wir werden ohnehin viel Geld für Adaptionsmaßnahmen in die Hand nehmen müssen.