Beiträge von FLIXE

    Ach so, bei uns deckt die Leitung den ganzen Kram auch. Hier wird niemand aussortiert und auf eine passende Schule geschickt, auch wenn es noch so viel Sinn machen würde.

    Den L-Zweig hat sie auf massiven Druck des Kollegiums initiiert. Sie selbst wollte den nicht.

    Hey Frapper,

    da ich ja auch an einer Hörgeschädigtenschule arbeite, kenne ich diese Probleme sehr gut. Meiner Meinung nach sind dies typische Sonderpädagogen- und Weltverbessererprobleme.

    In unserem Förderzentrum haben wir einen KIGA. Der wird allerdings nur noch von mehrfachbehinderten hörgeschädigten Kindern besucht. "Normale" hörgeschädigte Kinder gehen in den wohnortnahmen KIGA und werden von unserer Frühförderung betreut. Ich kann verstehen, dass man sein Kleinkind nicht täglich 1 Stunde +/- mit dem Bus in den KIGA schickt, wenn es auch anders geht. Diese Eltern fördern aber in der Regel auch sehr intensiv im häuslichen Umfeld.

    Dann kommt die Einschulung. Da immer mehr hörgeschädigte Kinder die wohnortnahe Regelschule besuchen, wird um jeden Schüler gekämpft. Hier geht es auch um Klassenbildung und Gelder. Also werden alle KIGA-Kinder bei uns ins erste Schuljahr eingeschult. Welche Granaten das z.T. sind, weiß man schon lange vorher und man weiß auch schon lange vorher, dass diese Kinder mehrfachbehindert sind... Für die Eltern kommt noch dazu, dass Hörgeschädigtenschule in der Nachbarschaft viel besser klingt als Schule für Geistig- oder Lernbehinderte. Was sollen denn da die Nachbarn sagen?

    Wie befürchtet bestätigt sich dann alles im Laufe der ersten beiden Schuljahre. Da Sonderschullehrer aber grundsätzlich sehr sozial und positiv eingestellt sind, wird kein Kind "aussortiert". Eigentlich dürften wir diese Kinder gar nicht unterrichten, da wir keinen Zweig für Lern- oder Geistigbehinderte haben. Machen wir trotzdem und bewerten dann einfach unter der Hand zieldifferent. Das Schulamt störts nicht, weil diese Problemkinder unter sind und die Eltern glücklich = keine Probleme fürs RP.

    Die Lernschwierigkeiten ziehen sich durch bis 5 Jahre Grundschule beendet sind. Dann gehen sie in eine Hauptschulklasse und werden dort weiterhin unter der Hand zieldifferent unterrichtet. Nach Klasse 8 beraten wir dann die Eltern, dass sie besser erst gar nicht zur Hauptschulabschlussprüfung antreten sollen, weil sie zu 100% durchfallen werden. Wenn sie "nur" lernbehindert sind, schicken wir sie dann ins VAB ins Berufsbildungswerk. Wenn sie eigentlich geistig behindert sind, versuchen wir so in Klasse 8 noch schnell den Förderbedarf GB dazu zu bekommen, damit die Kinder unter sind.

    In den nächsten Jahren sollen wir endlich auch die Berechtigung für Lernhilfe-Klassen bekommen. Eigentlich könnten wir dann endlich nach Leistung trennen und in den L-Klassen lebenspraktischer arbeiten. Viele meiner Kollegen haben aber ein großes Problem damit, Kindern schon in den unteren Klassen einen Förderbedarf Lernen / geistige Entwicklung zu attestieren, da man ihnen ja so Lebenschancen nimmt. Der echte Sonderpädagoge glaubt halt noch an die Erleuchtung im Laufe des Schullebens.

    Natürlich gibt es hirngeschädigte Kinder (z.B. frühkindlicher oder pränataler Schlaganfall, genetische Krankheiten, etc...). Wenn diese Kinder als entwicklungsverzögert bei den U-Untersuchungen aufgefallen sind, wurde weiter getestet und ggf. ein IQ-Test gemacht. Bei einem IQ unter 75 war das dann eben geistig behindert. Wenn die Kinder dann im KIGA und in der Schule annähernd gute Leistungen bringen, wird man am IQ-Test zweifeln und den Förderschwerpunkt ggf. anpassen.
    Mich nervt dieses Gutmenschentum fürchterlich. Alle sind gleich, niemand darf irgendwie benachteiligt werden. Man darf aber auch niemandem sagen, dass es halt nicht reicht. Leistung und Anstrengungsbereitschaft scheinen generell verpönt zu sein. Was stellt sich denn deine Kollegin vor, wo die Reise hingehen wird, wenn es schon am Schulanfang schief läuft? Es gibt eben Rahmenpläne und wenn man da nicht die Mindestanforderungen mit ausreichend erfüllt, dann kann man eben nicht mehr nach dem Regellehrplan unterrichtet werden. Ende.

    Vielen Dank für die vielen interessanten Ansichten. Mir war schon klar, dass es da keine einstimmige Meinung geben wird.

    Ich gehöre auch zu den ehemaligen Schülern, die es ohne große Anstrengung durchs Abitur (und später sogar durchs Studium) geschafft haben. Aber auch ich hätte vielleicht mit etwas mehr Anreiz, bessere Abschlussnoten geschafft und vor allem auch ein besseres Lernverhalten haben können.
    Das ich nicht gezielt lernen kann, macht mir oft zu schaffen.

    Ich glaube, man muss bei dieser Frage zwischen Pflichtaufgaben und zusätzlichen Übungs- / Fleißaufgaben unterscheiden.

    Belohnungen für Hausaufgaben oder Aufgaben in der Schule halte ich ebenso für kontraproduktiv. Diese Dinge gehören, wie auch Zähneputzen, zum Kinderleben (leider) dazu.
    Ich glaube aber immer noch, dass man zusätzliches Üben / besonderes Bemühen o.ä. durchaus belohnen kann. Allerdings würde ich das immer am individuellen Kind festmachen. Da kann eine 3 je nach Kind genauso wie eine 1 belohnt werden.

    Zu meinem Kind: Er tut sich sehr schwer mit Anstrengung. Da geht er lieber in eine typische Vermeidungshaltung. Na ja, meine Wohnung war auch noch nie so sauber wie in Prüfungszeiten... Er erledigt seine Pflichtaufgaben zuverlässig, da er keinen Ärger kriegen will.
    Natürlich reicht das alles. Aber auf der anderen Seite findet er Schreiben/Deutsch furchtbar ätzend. Ich habe ihn über Monate "gezwungen", Lesen zu üben. Manchmal hat es dafür auch Belohnungsanreize gebraucht. Heute geht das Lesen immer leichter und langsam, sehr langsam, merkt er, dass sich die Anstrengung lohnt. Beim Schreiben ist das doch genauso. Je mehr er übt, desto leichter wird es ihm fallen und desto leichter wird er es in seinem Schulleben haben. Lesen, zügiges Schreiben und Kopfrechnen sind nun mal extrem wichtige Basisfertigkeiten.
    Ich habe meine Klasse damals in Stufe 5 vier Wochen lang abschreiben / schnell schreiben üben lassen. Sie haben mich gehasst. Heute läuft schnelles Abschreiben von der Tafel entspannt und problemlos. Neue Schüler in unserer Klasse tun sich da oft sehr schwer und sind zu langsam.

    Interessant wird es für mich an dieser Stelle, wenn man betreuungsbedürftige Kinder hat. Wie lange muss da der Vorlauf sein?

    Also ich bekäme nicht sicher mit 1 Woche Vorlauf, oder sogar nur 1 Tag, eine durchgängige Betreuung für mein 7-jähriges Kind organisiert. Dazu bin ich alleinerziehend. Sollte mir mein Schulleiter dies als Dienstanweisung geben, muss ich leider auch krank werden.

    Wir fahren im Sommer auch für 9 Tage auf Klassenfahrt. Natürlich fahre ich da mit. Ich freue mich sogar drauf. Aber hier kann ich mit fast einem Jahr Vorlauf alle privaten Notwendigkeiten organisieren.

    Und wenn die nicht intrinsisch motiviert sind, dann ist der Lehrer Schuld. Hätte der seine Planung mal an den Schülern ausgerichtet und sie alle da abgeholt, wo sie stehen...

    Ich stelle also fest, wir alle arbeiten mit extrinsischer Verstärkung/Motivation.

    Ich würde tatsächlich auch oft gerne zu Hause bleiben, wenn ich trotzdem Geld bekäme. Oder nur die schönen Seiten des Berufs mitnehmen. Bei den unschönen Dingen motiviert mich mein Gehalt doch ganz schön morgens aufzustehen.

    Ich weiß, dass mein Sohn irgendwann nicht mehr das üben wird, was ich ihm sage. Vielleicht gehört das Üben/Lernen bis dahin aber einfach dazu, so dass er sich mit zunehmendem Alter damit leichter tut.

    Bei meinen Jugendlichen steht und fällt es wahrscheinlich wirklich auch mit der Beziehungsebene. Meine Klasse und ich haben eine super Beziehung und dementsprechend ist es ein Geben und Nehmen. Ich kann mich im vierten Jahr zu 99% auf sie verlassen. Heute bin ich krank und habe wegen Medikamenten gestern Abend verschlafen. Um 08:40 (8:10 fing meine Stunde) war in der Schule noch nicht aufgefallen, dass ich fehle. Später hat man sie arbeitend gefunden :engel: ...

    Ich nenne mal zwei Beispiele.

    1. Meine Schüler hassen Vokabeln lernen. Sie sehen oft keinen Sinn darin, eine Fremdsprache zu lernen. Sie glauben fest an eine Zukunft von Google Translator o.ä. Sie lernen nur, weil es dafür Noten gibt. Noten = besserer Schulabschluss = besserer Job = mehr Geld = besseres Leben.
    Ist der Wunsch nach einem besseren Leben mit mehr Geld intrinsisch oder extrinsisch von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vorgegeben.
    Wenn ihnen jemand 4000€ pro Monat ohne Anstrengung schenken würde, würden viele ein bisschen fürs Selbstwertgefühl arbeiten und das Leben genießen. Das ist nicht verwerflich, aber eben auch nicht Realität.

    2. Mein Sohn hasst es, mit der Hand zu schreiben. Er empfindet es als anstrengend und will es vermeiden. Er glaubt fest daran, eine Maschine zu erfinden, die für ihn schreibt. Er übt nur, weil es dafür ein Aufkleber/Tabletzeit gibt (=Noten). Üben = Aufkleber = Tablet oder Belohnung = "besseres Leben".
    Wenn ihm jemand sagen würde, dass er keinen Deutschunterricht mehr haben muss, wäre er sofort dabei.

    Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, dass Schüler es leichter haben, die gewisse Grundfertigkeiten ohne größere Anstrengung beherrschen (Lesen, Kopfrechnen, schnell scheiben etc.). So wie mein Kind wollen sich auch viele meiner Schüler gar nicht verbessern, weil es anstrengend ist und Anstrengung gerne vermieden wird. Gewisse extrinsische Anreize führen dazu, dass sie unangenehme Aufgaben erledigen und hinterher einen Lernerfolg haben.

    Daher spukt mir einfach immer im Hinterkopf rum, dass jeder Mensch eher extrinsisch motiviert arbeitet. Wenn ich mein Gehalt ohne Job bekommen würde, wäre das auch nett. Ab und zu ein paar Stunden unterrichten und den ganzen restlichen Stress nicht mehr haben, dafür aber komplettes Geld... Ich liebe meinen Job, aber viele Anteile meines Jobs mache ich nur extrinsisch motiviert, weil ich mich mit meiner Schulleitung nicht anlegen will.


    @Krabappel: Warum Hannelotti nicht Konditorin geworden ist? Na ich vermute mal, weil man da trotz zwei berufstätiger Erwachsener wohl mehr schlecht als recht mit dem Geld zurecht kommt. Ein Beamtengehalt ist halt doch was anderes wie ein Konditorengehalt.

    Den gleichen Druck mache ich als Lehrer aber doch auch?

    Es läuft bei fast allen und trotzdem schreibe ich Klassenarbeiten. Würde ich die nicht mehr schreiben, machen die wenigsten noch etwas.

    Ist das im Kleinen bei uns zu Hause dann nicht genauso?


    P.S.: Noch gibt es keine Aufkleber. Ich denke nur darüber nach. Heute war die Bedingung, dass es ohne 15 Minuten Üben eben kein Tablet gibt. Alles andere hätte er Spielen dürfen. Die Art der Belohnung ist doch zweitrangig. Wenn ein Kind sich etwas sehnlichst wünscht, könnte es sich das mit einer bestimmten Menge Aufkleber quasi verdienen.

    Ich belohne meinen Zweitklässler nicht für Hausaufgaben ;-).

    Mir ist in der Grundschule alles zugeflogen. Ich musste nie etwas zusätzlich üben. Im Gymnasium bin ich mit dieser Arbeitshaltung ganz schön auf die Nase gefallen. Ich fand Lernen extrem anstrengend.

    Deswegen soll mein Sohn jeden Tag 10-15 Minuten etwas üben. Vieles davon ist nicht explizit Hausaufgabe, sondern wird von der Schule als Elternaufgaben erwartet und eingeplant... Genauso wie meine großen Schüler z.B. Vokabeln lernen. Ich möchte ihm damit angewöhnen, sich auch an unangenehme Aufgaben zu setzen, weil es eigentlich einfach dazugehört. So wie meine großen Schüler gute Noten schreiben, sehe ich bei ihm, dass seine Schrift schöner wird, er besser liest etc. -> Er verbessert sich, hat Unangenehmes überwunden und erlebt Erfolg für eigene Anstrengungsbereitschaft.

    Nur ist dieser Fleiß weder beim kleinen Sohn noch bei den großen Schülern wirklich intrinsisch motiviert. Mein Sohn hat zum Glück noch keine "Angst" vor Noten oder Schulabschlüssen bzw. dem Übertritt. Daher kann er für eine viertel Stunde Üben Aufkleber bekommen, die er eintauschen kann. Meine Schüler bekommen statt dessen ja Noten. Und jede Menge persönliches Lob gibt es für beide sowieso immer dazu!

    Aber die Frage bleibt, macht man durch extrinsische Motivation etwas kaputt?

    Liebe Kollegen,

    da ich es immer wieder interessant finde, vielfältige Meinungen zu hören und darüber zu diskutieren, möchte ich mal eine persönliche Situation zum Thema Motivation schildern.

    Ich habe eine sehr fleißige 8. Hauptschulklasse mit einer super Arbeitshaltung. Jetzt könnte man behaupten, diese Kinder sind intrinsisch motiviert. Das sind sie aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Alle Schüler motivieren sich über die Noten und wollen einen guten HS-Abschluss, damit sie danach den mittleren Bildungsabschluss erreichen können.
    Ist das nicht eher eine extrinsische Motivation? Wenn es diesen gesellschaftlichen Druck nicht gäbe, einen möglichst hohen Abschluss zu erreichen um einigermaßen gut leben zu können, würden sie ihre Zeit sicher nicht mit Lernen verbringen.
    Um ihre Motivation bzw. ihre Arbeitshaltung aufrecht zu erhalten, belohne ich sie in meinem Unterricht nicht nur für tatsächliche Leistung sondern auch für Fleiß.

    Zu Hause habe ich ein ähnliche, Problem. Mein Sohn geht nun in die zweite Klasse. Er vermeidet gerne anstrengende Aufgaben (z.B. Schreiben). Grundsätzlich lernt er gerne und geht auch gerne in die Schule, aber Anstrengung ist nicht so seine Sache. Trotzdem ist er stolz, wenn er etwas geschafft hat. Das führt allerdings nicht zu einer größeren intrinsischen Motivation bzw. Anstrengungsbereitschaft. Hausaufgaben macht er nicht, weil er darin einen Sinn für sich sieht oder gar Spaß daran hat, sondern weil er keinen Ärger bekommen will.
    Daher belohne ich seit längerem zu Hause seinen Fleiß mit einem Verstärkersystem. Ich tue mir schwer damit, Leistungen in Notenform zu belohnen, da er darauf nur einen geringen Einfluss hat.

    Insgesamt habe ich das Gefühl, dass Schüler in unserem System nur eingeschränkt eine dauerhafte intrinsische Motivation haben können. Sowohl die Kleinen als auch die Großen arbeiten überwiegend für ihre Lehrer bzw. gesellschaftliche Anforderungen. Die Schüler haben noch gar nicht den Weitblick, für sich und ihr Leben zu lernen.

    Wie seht ihr das? Darf man Fleiß extrinsisch motivieren bzw. belohnen? Zerstört man damit sämtliche Eigenmotivation?

    Ich bin gespannt auf viele verschiedene Meinungen und Ansichten!

    Danke Plattenspieler.

    Den Förderbedarf Hören wollen die meisten Eltern schon haben. Der gehört ja auch noch zu den coolen Förderbedarfen. Den Förderbedarf Lernen wollen sie eben ganz und gar nicht haben.

    Also wird es wohl bei uns in Zukunft drei Optionen geben:

    a) Eltern stimmen dem weiteren Förderbedarf zu, zieldifferente Beschulung, alles gut

    b) Eltern stimmen nicht dem Förderbedarf aber dem Klassenwechsel zu, im Prinzip auch alles gut

    c) Eltern stimmen dem Förderbedarf und dem Klassenwechsel nicht zu, normaler Unterricht mit schlechten Noten und ggf. Versetzung bis zum Nichterreichen des Schulabschlusses

    Bislang haben wir sie eben so durchgeschoben und versetzt. Auf dem Zeugnis stand dann: Die Leistungen entsprechen dem Bildungsgang Lernen. Das ist aber rechtlich halt echt ne gewagte Sache.

    Die Eltern haben dem bis jetzt meist zugestimmt, weil es eben nicht offiziell war und man dann ja trotzdem noch weiter vom mittleren Abschluss träumen konnte. Irgendwann haben wir die Schüler dann ins BBW ausgeschult und dann konnten sie dort weiter träumen...

    Es ging mir hier auch gar nicht um eine Rechtsberatung. Aber es muss doch an Hauptschulen in BW schon vorgekommen sein, dass Schüler die Mindestanforderungen noch nicht mal ansatzweise erreichen. Wie handhaben das die anderen Schulen? Wie gesagt, bislang haben wir durchgeschleust und dann ausgeschult. Mit dem neuen Schulzweig ergeben sich da ja aber doch andere Möglichkeiten.

    In der letzten Konferenz ging es hoch her aufgrund der neuen Prüfungsordnung. Die Mehrheit meinte, dass man nun möglichst homogene Lerngruppen bilden muss, damit diese Hauptschüler überhaupt noch eine Abschlusschance haben. Wenn sie dann noch durch langsame Schüler ausgebremst werden, ist es vorbei... Wir werden wohl ab dem neuen Schuljahr in den Parallelklassen noch strikter nach Leistung sortieren als bisher. Man lässt uns von oben keine Wahl. Der Leistungsdruck ist gigantisch.

    Die 5. Klasse war ein blödes Beispiel. Dann eben in Klasse 6 und höher.

    Wir haben hier an meiner Schule sehr viele Schüler, die zusätzlich zu ihrer Hörschädigung weitere gravierende Defizite mitbringen. Bislang wurde kein weiterer Förderbedarf festgestellt, weil sie dann die Schule hätten wechseln müssen.

    Da wir nun bald einen Zweig für hörgeschädigte Schüler mit Lernschwierigkeiten bekommen sollen, würde uns das vor allem endlich mal Rechtssicherheit bringen.

    Die Frage bleibt: Ein Schüler ist extrem schwach und steht quasi in allen Hauptfächern auf 6 wenn man ihn nach den Anforderungen des Bildungsplans realistisch bewerten würde. Nun verweigern die Eltern jedoch eine Feststellung des Förderbedarfs Lernen und eine Beschulung in der L-Klasse.

    Was machen wir in so einem Fall? Benoten wir realistisch und er sitzt mit 17 noch in Klasse 6? Ziehen wir ihn immer weiter mit und benoten ihn realistisch? Dann verstoßen wir allerdings gegen die Versetzungsordnung und müssen ihn am Ende ohne Abschluss von der Schule schicken.
    Können wir irgendwann die Feststellung des Förderbedarfs alleine einleiten, da wir das Kindeswohl gefährdet sehen?

    Meine eigene Haltung als Lehrer ist da eben, die Eltern vor die Wahl zu stellen:

    Ihr Kind erfüllt die Anforderungen der Hauptschule nicht. Ein Schulabschluss ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu erreichen.

    a) Sie stimmen der Feststellung des Förderbedarfs Lernen zu. Ihr Kind wird individuell nach seinen Lernvoraussetzungen gefördert und erhält ggf. den Abschluss er Förderschule. Danach gibt es vielfältige Angebote zur Berufsausbildung, vor allem in den Berufsbildungswerken.

    b) Sie stimmen nicht zu. Ihr Kind wird weiterhin nach dem Bildungsplan der Werkrealschule unterrichtet und nach Möglichkeiten individuell gefördert. Leistungsnachweise müssen jedoch dem Niveau G entsprechen und werden auch entsprechend benotet. Dies bedeutet für ihr Kind weitgehend Noten 5 und 6. Das Selbstbewusstsein des Kindes wird extrem leiden. Ein Schulabschluss wird nicht erreicht werden können. Das Kind muss die Schule ohne Abschluss verlassen und in ein Berufsbildungswerk gehen. Evtl. schafft es dort noch einen Abschluss oder auch nicht.

    An unserer Schule gilt ein striktes Handynutzungsverbot zwischen 8:10 und 14:40.

    Während der Unterrichtsstunden müssen alle Handys vorne selbstständig in einen Kasten auf dem Pult gelegt werden (gibt es in jedem Raum). Wer dennoch beim Benutzen des Handys erwischt wird, muss es abgeben. Bis zum Ende des Schultages behalte ich es bei mir. Es kann dann im Lehrerzimmer abgeholt werden.
    Wenn ich es über Nacht oder mehrere Tage einkassiere, gebe ich es sofort bei der Schulleitung ab.

    Seit ich dies rigoros in meiner Klasse umgesetzt habe, habe ich keinerlei Probleme mehr. Die Schüler lassen ihre Handys mittlerweile im Kasten im Klassenraum, bis ich die Schule verlasse. Einkassiert habe ich schon seit Monaten nichts mehr.

    Da ich trotzdem immer wieder Konflikte wegen der Handynutzung außerhalb der Schule klären musste und mir dadurch wertvolle Unterrichtszeit gestohlen wurde, habe ich dieses Jahr auf dem Elternabend erklärt, dass ich keinerlei Konflikte aufgrund der Handynutzung außerhalb der Schulzeit mehr in meiner Unterrichtszeit klären werde. Ich werde nun umgehend die Eltern über jeden noch so kleinen Konflikt informieren und sie bitten, dies privat zu klären.

    Wer als Eltern Whats App unter 16 Jahren erlaubt, soll sich auch um die Probleme selbst kümmern.

    Ach ja, ich habe eine 8. Klasse. Probleme gibt es nur in Klassen, deren Lehrer nicht konsequent genug sind.

    Hallo liebe Kollegen,

    ich habe ja nun schon öfter geschrieben, welche Krux das aktuelle Bildungssystem in Baden-Württemberg ist. Aber die Probleme hören einfach nicht auf.

    Ich arbeite an einer Förderschule in BW. Wir bieten derzeit folgende Bildungsgänge an: Grundschule (5 Jahre), Hauptschule bzw. Werkrealschule (in 5 oder 6 Jahren), Realschule (in 6 oder 7 Jahren), berufliche gymnasiale Oberstufe (3 Jahre). Nun haben wir endlich genaue Informationen zur neuen Hauptschul- /Werkrealschul- und Realschulabschlussprüfung und bekommen ernsthafte Panik. Diese Prüfung wird vor allem für unsere Hauptschüler kaum mehr schaffbar sein. Für viele andere Hauptschüler aber bestimmt auch nicht mehr...

    Daher ist unsere Schule gerade dabei noch einen Schulzweig für Schüler mit dem zusätzlichen Förderbedarf Lernen einzurichten, damit sie im Notfall nicht ohne Schulabschluss gehen müssen.

    Allerdings stellen sich an diesem Punkt einige Fragen bzw. der Versetzung und der Abschulung. Achtung, wir sind keine Gemeinschaftsschule nach dem neuen Modell!

    Wer im Gymnasium bzw. der Realschule zweimal die gleiche Klasse wiederholen müsste oder dreimal sitzen bleibt, muss die Schule nach unten verlassen bzw. an der Realschule das Niveau wechseln (von M nach G). Soweit ist uns das klar.

    An der Haupt- bzw. Werkrealschule gibt es ebenfalls eine Versetzungsordnung, die besagt, dass man bei bestimmten Noten nicht versetzt wird. Ein nach unten abschulen geht ja nicht mehr. Was passiert, wenn ein Schüler dreimal in Klasse 5 sitzen bleiben würde??? Da wir ja keine Gemeinschaftsschule sind, muss dieser Schüler ja jedes Mal wieder sitzen bleiben?
    Bei uns gibt es ganz klassisch Noten und Versetzungen. In der Gemeinschaftsschule gibt es ja gar keine Noten mehr sondern nur Berichte. Das wollen wir an unserer Schule auf keinen Fall! Ich habe gerade so einen 8. Klässler von einer Gemeinschaftsschule bekommen. Der kann nix! In allen Fächern wurden die Kompetenzen des G-Niveaus nicht erreicht bzw. in Noten heißt das 5 oder 6. Der ist 15, sitzt in der 8. Klasse, hat aber in fast allen Fächern 5 oder 6! Aber Hauptsache immer versetzt und Lücken auf Lücken angehäuft.

    Natürlich macht es in diesen Fällen Sinn, einen zusätzlichen Förderbedarf Lernen festzustellen. Dann geht dieser Schüler in eine L-Klasse. Dort wird er immer automatisch versetzt. Wenn er die Ziele der Förderschule Lernen in Klasse 9 erfüllt (also 4,0), erhält er den Abschluss der Förderschule Lernen. Wenn er das nicht schafft, bzw. im Niveau noch drunter liegt, könnten wir ihm ein G diagnostizieren oder ihn ohne jeglichen Abschluss gehen lassen. Anschließend können diese Kinder ohne Probleme in ein Berufsbildungswerk wechseln und werden dort sinnvoll aufgefangen.

    Kann man bei solchen Kindern irgendwann zwangsweise einen Förderbedarf Lernen beantragen? Wenn die Eltern dem nicht zustimmen, sitzt man dann ggf. mit 16 noch in der 5. Klasse?

    Wie macht ihr das denn in BW an den Regelschulen?

    Ich arbeite an einer gebundenen GTS in BW. Der Unterricht geht aber aus verschiedenen Gründen nur bis 14:40.

    Bei uns werden alle Stunden von Lehrern gegeben. Nachmittags gibt es von Klasse 1-13 Unterricht sowie AGs. Ab der Sekundarstufe ist ein effektiver Nachmittagsunterricht langsam möglich. In der GS gibt es AGs, Übungszeiten o.ä. Das entscheiden die Lehrer jeweils, was in den Klassen möglich ist.

    Wie das mit dem Deputat geht? Die Stunden aller Klassen werden zusammengerechnet und dann wird geschaut wie viel Lehrerdeputatsstunden schon an der Schule vorhanden sind. Für den Rest werden dann weitere Lehrer eingestellt. Das heißt bei uns, dass ich auch Hohlstunden habe oder später anfange. Vollzeitkräfte arbeiten bei uns an zwei bis drei von vier Nachmittagen (ich hatte aber auch schon vier Nachmittage), Teilzeitkräfte entsprechend weniger.
    Ich habe also nicht nur Vormittags alle Stunden. Sie sind komplett verteilt.

    Eine Unterrichtsstunde ist bei uns eine Unterrichtsstunde, egal ob Fachunterricht oder AG. Dazu kommen pro Lehrer zwei mal 20 Minuten Aufsicht pro Woche. In unserer Mittagspause haben also mindestens 3 Kollegen Aufsicht nacheinander an jeder Aufsichtsstelle (Pausenhof, Mittagessen, etc.).

    Wenn es die Stundenplanung nicht hergibt, werden es ganz schnell mehr Nachmittage. Darauf sollte man sich nicht verlassen. Konferenzen kommen bei uns 8x im Schuljahr dazu und gehen dann von 15:00 bis 17:00. Den Unterricht bereite ich tatsächlich überwiegend von Ferien zu Ferien vor und sonst abends. Ich bin aber auch alleinerziehend und habe nachmittags ein Kind zu Hause.

    Ich glaube immer noch, dass die Familie die Hauptverantwortung in Sachen Ernährung trägt, auch wenn ich Ernährungslehre in der Schule, inkl. Zubereitung!, sehr wichtig finde.

    Interessant finde ich hier aber die Erfahrungen mit meinem eigenen Kind, dass jetzt knapp sieben ist.

    Seit er feste Nahrung zu sich nimmt, habe ich immer respektiert, wenn er satt war. Er musste immer nur so viel essen, wie er wollte. Oft, auch heute noch, finde ich das persönlich zu wenig. Er ist schlank und recht sportlich, aber nicht untergewichtig. Davor habe ich nach Bedarf und nie nach der Uhr gestillt.
    Ich denke, dass viele Eltern ihren Kindern den Brei füttern bis das Schälchen leer ist. Da wird mit allen Tricks gearbeitet, wie z.B. dem Flugzeug oder dem Löffelchen für Mama, Papa, Oma und Opa. Somit verlernen die Kinder ihr Sättigungsgefühl. Und hier beginnt ein Teufelskreis, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Dazu kommt Essen als Belohnung oder bei Frust.

    Mein Sohn kann bei Chips, Süßigkeiten, normalen Mahlzeiten, Obst und Gemüse aufhören zu essen, wenn er wirklich satt ist. Ich habe das leider verlernt. Er isst einfach nicht über seinem persönlichen Bedarf, ich leider schon.

    Bei uns gibt es ein breites Lebensmittelangebot, was von gesund bis ungesund reicht. Er isst davon nur sehr sehr ausgewählt. Das muss ich akzeptieren, ansonsten müsste ich ihm das Essen reinzwingen. Ich kaufe jedoch KEINERLEI besonderen Kinderlebensmittel (Fruchtszwerge, Bärchenwurst, etc.)

    Meiner persönlichen Meinung nach geschieht die Grundlegung des Essverhaltens schon unmittelbar nach der Geburt. Der Kindergarten und die Schule kommen da viel zu spät. Kinder haben ein natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl, sowie einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Erst bei einem Eingriff von außen (nur ungesundes Angebot, Zwang zum Aufessen, Bewegungsmangel) entwickelt sich die Gefahr für Übergewicht.

    Ich habe verlernt auf mein Sättigungsgefühl zu hören. Ich kenne mich gut mit Ernährung aus und kann mich zum Essen aufhören zwingen, aber freiwillig ist das meist nicht... Dazu nasche ich bei Frust auch immer wieder gerne im Lehrerzimmer an den Keksen und der Schokolade. Des weiteren achte ich nicht immer auf eine ausgewogene Lebensmittelauswahl und esse lieber nach dem Lustprinzip.
    Die Lebensmittelindustrie hat es erfolgreich geschafft, mich von Geschmacksverstärkern abhängig zu machen. Ich liebe daher leider Fast Food, Chips usw.

    :pfeifen: ^^ Ok, dann bin ich doch genetisch moppelig. Meine Eltern und mein Bruder sind auch deutlich übergewichtig. Puh, noch mal Glück gehabt. Ich glaube dir, dass ich eine genetische Veranlagung für eine rundliche Körpermitte (auch Hintern genannt) habe. Trotzdem sehe ich die Ausprägung dieser Gene in meiner Verantwortung und tue mal mehr und mal weniger dafür.

    Aber manchmal bin ich halt echt auch einfach verfressen, weil das, was vor mir steht, einfach zu lecker ist... :victory:

    Als ich mir hier angemeldet habe (vor langer Zeit), habe ich noch in RLP gewohnt. Gleiches gilt für die Schulform. Ich gehe das dann mal ändern...

    Ich weiß, dass es in BW einige SBBZ Hören gibt, die LE und GE anbieten. Wir bieten dies bislang so nicht an. Genaue Gründe kenne ich nicht.

    Nun ist es aber so, dass diese Kinder ja schon bei uns sind. Wenn dann irgendwann der Förderbedarf LE festgestellt werden, müssten sie ja die Schule wechseln. Für die betroffenen Kinder hieße das ein verpflichtender Internatsbesuch, da wir ihre nächstgelegene Hörgeschädigtenschule sind. Muss das sein?

    Ich glaube, dass das der Grund ist, warum meine Kollegen seit vielen Jahren einfach ohne LE-Feststellung zieldifferent fördern. Wir wollen diese Kinder ja gar nicht wegschicken, sondern nur gut fördern.

    Im Zuge der Inklusionsverordnung von 2015 stellt sich jetzt eben die Frage, ob Schüler mit festgestelltem Förderbedarf Hören und LE/GE bei uns inklusiv im Regelschulbereich beschult werden können, oder zwangsweise die Schule wechseln müssen, da wir diese Bildungsgänge nicht anbieten. GE und vor allem auch Mehrfachbehinderung/schwere Behinderungen mit Hörschädigung gibt es bei uns nicht bzw. nur sehr selten. Das sind dann Grenzfälle LE/GE.

    Bislang hat sich das Schulamt nicht beschwert. Sie sind bei vielen Schülern froh, dass wir sie nehmen und sie dann unter sind.

    Früher gab es auch nicht so viele LE-Schüler bei uns. Ich habe das Gefühl, dass deren Zahl bei uns derzeit rapide steigt und langsam muss da echt eine rechtssichere Situation für uns Lehrer her.

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