Beiträge von Seph

    Das verstehe ich ja, aber ich höre auch immer wieder, dass sich Anwärter anfordern lassen, die überhaupt keinen Bezug zu der konkreten Schule haben außer vielleicht gehört zu haben, dass sie "gut" wäre.

    Ich vermute hier eher, dass das ein Wunsch der Betreffenden ist. Warum das für eine Schule sinnvoll sein sollte - außer vlt. mit taktischem Blick auf Fächer bezogen auf absehbar zukünftigen Bedarf - erschließt sich mir ebenfalls nicht. Gibt es denn wirklich Schulen, die auf solche Wünsche eingehen?

    Kann mir jemand mal diese "Anfordern" erklären?

    Was bringt es einer Schule einen Neuling "anzufordern", der hat doch eh noch keinerlei Erfahrung oder Referenzen vorzuweisen. Was will die Schule also mit dem einen "bestimmten" Referendar?

    Gerne. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit eine Vertretungslehrkraft, die ziemlich fit war, gut zu uns passte und für uns attraktive Fächer (ok, irgendwie klar, wenn wir sie als "Feuerwehr" brauchten) hatte. Und wir wussten, dass sie nach dem halben Jahr das Referendariat beginnen wird. In dem Fall haben wir wirklich mit dem Seminar Kontakt aufgenommen, um konkret diese angehende Lehrkraft "anzufordern".

    Schulleitung schließt die Augen und macht nichts. Seminar sagt sie müssen noch mehr betreuen, ich betreue 24/7 und komme nicht weiter weil ich selber nicht weiter weiß und keine Ahnung von den Fächern habe, Referendarin ist im Seiteneinstieg und hat selber weder pädagogische Kentnisse noch Fachkentnisse in den Fächern.....

    Für die fachliche Ausbildung bist nicht du, sondern ist das Studienseminar verantwortlich. Und es liegt auch nicht in deiner Verantwortung, ob die - immerhin eine gestandene Erwachsene - Referendarin ihr Referendariat schafft oder nicht. Gib ihr gerne im Rahmen deiner Möglichkeiten (fachlich und innerhalb der dafür zur Verfügung stehenden Arbeitszeit) gerne Hinweise und Tipps, aber für das erfolgreiche Absolvieren dieses Ausbildungsabschnitts ist die Referendarin verantwortlich, die sich für den Seiteneinstieg in genau diesem Beruf entschieden hat. Und manchmal kommt eben auch die Erkenntnis, dass die Entscheidung eher nicht passend war.

    Der Differenzierungsbedarf ändert sich zudem immer.

    Ja, manches kann man wieder einsetzen, manches haben wir an der Schule als Modul-Lehrgang im Regal, aber dennoch braucht es immer wieder Anpassung.

    Das stimmt natürlich und dadurch wird es auch nach sehr vielen Jahren nicht so sein, dass man ganz ohne Vorbereitung auskommt. Diese ist nur dennoch sehr viel schneller erledigt, als zu Beginn.

    So geht mir das auch, aber es gibt bei uns auch Kollegen für die das digitale eine Hürde ist und die analog gewissenhafter eingetragen haben.

    Schule ist auch wirklich einer der wenigen "Safe Spaces", in denen sich Bedienstete weitgehend konsequenzlos erlauben können, jahrelang auf Weiterbildungen zu verzichten, die dem geänderten Umfeld im Berufsleben gerecht werden.

    Wir haben die 109 % ja nicht zur Verfügung,

    Ja, schon klar, dass die 109% nicht vollumfänglich zur Verfügung stehen, viele Schulen haben aber spürbar weniger Versorgungsgrad. Bist du dir im Übrigen wirklich sicher, dass auch

    es werden uns dort Kollegen veranschlagt, die seit Jahren krank sind, Schwanger, zu 100 % an andere Schulen abgeordnet etc. etc. etc.,

    veranschlagt werden? Das dürfte nämlich nicht der Fall sein und wäre dann vlt. doch mal eine Stellschraube für die SL, das genauer zu prüfen. Bei kurzfristigen Erkrankungen mag das anders aussehen. Aber wie gesagt: den Ganztag zu streichen, löst euer Problem der Unterrichtsversorgung nicht. Euer Problem scheint an anderer Stelle zu liegen:

    das Gros des Kollegiums ist vom Nahcmittagsunterricht nicht überzeugt und realisiert diesen als kontraproduktiv: (...)

    Gegen einen solchen subjektiven Eindruck kann und mag ich nicht argumentieren, möchte nur darauf hinweisen, dass ich da deutlich andere Erfahrungen habe. Ein Ansatz kann hier auch ein Blick auf euren Stundentakt sein. Der ist vergleichsweise einfach intern zu ändern.

    Gibt es bei euch in der Gegend einen aktiven Verein oder sogar Community-Treffen? Hier findet jährlich ein größeres Treffen statt, welches immer unter einem bestimmten Thema steht und für das sehr viele Personen Beiträge zu größeren Dioramen gestalten. Auf so etwas könnte man mit Schülern hinarbeiten. Notfalls lässt sich auch für eine interne Ausstellung oder den Tag der offenen Tür etwas gestalten.

    Doch: Ich habe keine Lehrkraft für Sie, aber Sie bekommen eine Anwärterin.

    Zusätzlich wurde die 2. Arbeit gestrichen, wenn die Anwärter:innen 2 Stunden mehr erteilen, zunächst als Angebot, inzwischen regulär.

    Das würde mich sehr wundern, da die Zuweisung der konkreten Anwärter durch das Studienseminar selbst kommt, die Stellenzuweisungen aber vom regionalen Landesamt. Ich will aber nicht ausschließen, dass bei der Frage, ob überhaupt eine Zuweisung erfolgt, auch mit Blick auf die Unterrichtsversorgung fällt. Und ich will auch nicht ausschließen, dass bei euch im GS-Bereich der Mechanismus etwas anders funktioniert.

    Nun, aktuell sind wir bei 109 % Personalabdeckung auf dem Papier... aber man kennt ja die Milchmädchenrechnungen der Bezirksregierungen: Es fehlen uns sicherlich ein halbes Dutzend Leute, um überhaupt die 'auf Kante genähten' übervollen Klassen/Kurse bei viel zu vielen Klassen/Kursen pro Kollege zu beschulen (mit angemessener Lehrer-Schüler-Relation natürlich viel, viel mehr...).

    Mal abgesehen davon, dass das natürlich wirklich eine Milchmädchenrechnung ist, sind 109% wirklich viel. Wenn es dann wie beschrieben nicht ausreicht, dann liegt das eher nicht am Ganztag, sondern an der ungünstigen Kursstruktur oder hohen Ausfällen. Wie gesagt: ihr habt bei Streichen des Ganztags nicht auf einmal die frei werdenden Stunden zur Verfügung, auch wenn das im ersten Moment ein nachvollziehbarer Gedanke ist. Diese werden euch auch in der Unterrichtsversorgung abgezogen, sodass das Problem weiterbesteht.


    PS: Bist du in der Schulleitung? Diese könnte mal genau drauf schauen, wieviele SOLL-Stunden aus welchen Bereichen kommen und das mit den IST-Stunden abgleichen. Dann sieht man eigentlich recht schnell, wo zu viele Stunden "verbraten" werden.

    Das mag dir an deinem Standort so vorkommen, anderswo ist es durchaus so, dass Schulen mit schlechter Versorgung Anwärter:innen bekommen, sei es, weil man hofft, dass sie im Anschluss dort bleiben, oder doch, weil man die Versorgung statistisch erhöht.

    Natürlich bekommen auch Schulen in Gebieten mit schlechter Versorgung Anwärter:innen. Das wäre ja reichlich absurd, wenn man die kompletten Ausbildungskapazitäten auf die hoch versorgten Gebiete konzentrieren würde. Sie erhalten die Anwärter:innen aber nicht wegen ihrer Unterversorgung, sondern trotz Unterversorgung.

    Ihr müsstet eigentlich entsprechende Stundenanrechnungen für den Ganztag erhalten, insofern fehlen diese nach Rückabwicklung auch wieder im Topf. Wenn also generell Personal fehlt, um alle Stunden an der Schule abzudecken, dann wird es genauso auch ohne Ganztag fehlen. Für den Umgang damit gibt es durchaus einige Stellschrauben, gerade an Schulen mit gymnasialer Oberstufe, in der ggf. das Kursangebot entsprechend angepasst werden kann.

    Ein ganz schön starker Vorwurf eines Neumitglieds gegenüber einem deutlich etablierten Mitglied hier im Forum. Und nein, ich denke nicht, dass CDL das meinte, was du hier in den Mund legen möchtest. Einen Thread mit einer Textwüste verteilt auf gut 10 ellenlange Beiträge zu beginnen und dann zu erwarten, dass die Leute das lesen und darüber diskutieren, geht halt fehl und funktioniert de facto in keinem Forum...völlig unabhängig von der thematischen Ausrichtung.

    Irgendwie schizophren, dass auf der einen Seite behauptet wird, man wolle Kinder zu mündigen, selbstreflektierten Menschen erziehen und sie dann von klein auf unreflektiert wilde Märchen auswendig lernen und rezitieren lässt. Aber so ist das mit der Religion. Man muss sie früh erwischen.

    Das sage ich jetzt mal als jemand, der mit Religion wirklich nichts anfangen kann: diese steht mit Sicherheit nicht im unauflösbaren Widerspruch zur Erziehung zu mündigen, selbstreflektierten Menschen. Und die von kleiner gruener frosch im Lehrplan NRW dargestellte Kompetenz lautet explizit auch "deuten das Vaterunser (....)". Gerade hier liegt doch bereits die Aufforderung zur reflektierten Auseinandersetzung, die über dein "unreflektiert wilder Märchen auswendig lernen" deutlich hinausgeht.

    Das wird in Niedersachsen schwierig bis unmöglich. Es kommt immer auch auf die Unterrichtsversorgung der jeweiligen Schule an. Wenn der Schulleiter einen guten Draht zum Seminar hat, lässt sich da vielleicht hintenrum was drehen. Sonst eher nicht.

    Das hat nichts mit "hintenrum" zu tun, sondern stellt einen recht üblichen Ablauf dar. Und natürlich schauen die SL dabei auch auf sinnvolle oder weniger sinnvolle Fächer. Die Unterrichtsversorgung spielt dabei aber eher eine untergeordnete Rolle, da die Lehramtsanwärter nicht primär dafür da sind, fehlende Stunden aufzufangen. Im Gegenteil dazu hat eine Schule hinreichende Ausbildungskapazitäten in den entsprechenden Fächern sicherzustellen, was gerade in Mangelfächern manchmal nicht gewährleistet ist.

    Für den Vorbereitungsdienst ist keine schulscharfe Bewerbung möglich, du kannst lediglich eine Priorisierung der zuständigen Studienseminare angeben. Du wirst dann einem Studienseminar zugewiesen, wobei die Wünsche soweit wie möglich umgesetzt werden, sofern die Kapazitäten ausreichen. Und erst wenn das erledigt ist, weisen die Studienseminare wiederum den anhängenden Schulen die Lehramtsanwärter zu.


    Für diesen letzten Schritt kann es sinnvoll sein, vorher den Schulleiter deiner Wunschschule zu kontaktieren. Diese haben manchmal einen ganz guten Draht zum Studienseminar und können in gewissen Grenzen Anwärter "anfordern". Bei uns funktioniert das ganz gut ;)

Werbung