Hast du denn gesagt, die Aufgaben wären freiwillig? Und warum?
Ich sage meinen SuS übrigens immer, dass alle Aufgaben und sogar der ganze Aufenthalt am Gymnasium freiwillig sind. Es gibt auch andere Schulformen, wo man mehr chillen kann und sie dürfen auch gerne dahin wechseln. Ich kontrolliere auch keine Hausaufgaben.
Klar nehme ich ab und an SuS ohne Meldung beim Besprechen von Hausaufgaben dran und wer da, ob Hausaufgabe gemacht oder nicht, schlecht abschneidet, bekommt postwendend eine schlechte Note, wer gut mitarbeiten kann halt eine gute.
Auch da sage ich den SuS, dass mich das gar nicht ärgert, sondern achselzuckend, dass meine Aufgabe die Bewertung ist und ich eben Angebote mache.
Gerne erzähle ich auch ab und an mal die Geschichte mit den Abschlüssen und den Berufen, die man mit welchen Noten und welchen Abschlüssen ergreifen kann und welche nicht und, dass jeder eben aus dem Angebot Schule das machen kann, was er oder sie persönlich anstrebt.
Selbst Mittelstufenschüler checken das kognitiv, wenn man ihnen von den unterschiedlichen Gehältern erzählt die man jeden Monat bekommt später und, warum sich manche Leute ein tolles Auto leisten können, andere ihr Leben lang aber auf jeden Cent schauen müssen.
Ich behaupte die Quote von Leuten, die bei mir im Unterricht mitarbeiten und Hausaufgaben machen ist weder größer noch kleiner als bei Kollegen, die den SuS mit Druck vermitteln, dass Hausaufgaben wichtig sind und diese streng mit Listen kontrollieren.
Anscheinend gibt es selbst in der Mittelstufe dann doch genug SuS, die zumindest verstehen, dass sie die Hausaufgaben und Übungen nicht für mich, sondern für sich machen. Und die, die das nicht machen.... machen in der Regel auch bei den anderen Kollegen wenig oder keine Hausaufgaben. Natürlich ähneln die Aufgaben in den Tests und Klausuren den Übungsaufgaben (und Hausaufgaben) aus dem Unterricht. Das sehen natürlich auch die Schüler.
Warum mache ich das so? Das hat damals mal ein Lehrer bei uns gemacht, dem war total egal, ob wir Hausaufgaben gemacht haben. Der hatte aber durchaus Interesse an seinem Fach (und nein, es war nicht Naturwissenschaft) und ich fand es total logisch, als er sagte, er würde es nicht persönlich nehmen. Der war auch unterstützend für starke und schwache SuS, aber bei SuS die kein Interesse zeigen, hat er die einfach in Ruhe gelassen und schlechte Noten (und das auch ohne beleidigt zu sein oder das Desinteresse persönlich zu nehmen) gegeben.
Diese Selbstverantwortung hat da in der Mittelstufe bei mir Click gemacht und ich habe angefangen nicht nur die Fächer, die mich interessieren, zu verfolgen. Zumindest in einem Maße, dass ich für mich gesagt habe, das entspricht meinen Zielen (hatte dennoch genug Lücken in manchen Lernfächern) und ermöglichte mir mein Abiziel (Schnitt unter 1,5) zu erreichen.
Je früher man SuS vermittelt, dass sie für ihren eigenen Weg verantwortlich sind und die Dinge nicht machen, weil der Lehrer das so vorgibt, desto eher schafft man SuS, die etwas aus sich machen, weil sie feststellen, dass sie gewisse Ziele im Leben erreichen wollen.
Und diejenigen, die halt ohne Druck nicht arbeiten würden, die sollte man möglichst schnell als niedrig qualifizierte Arbeiter einsetzen.
Ich habe einen Kumpel, der im Beruf festgestellt hatte, dass er weiterkommen möchte. Der hat sein Fachabitur nachgeholt und studierte berufsbegleitend. Das gibt es ja auch immer noch als Möglichkeit.
Ich zumindest fahre sehr angenehm mit der Schiene, dass ich gerne unterstütze und Lernangebote machen, aber da nicht hinterherlaufe. So sollte ein Gymnasium funktionieren, denn des ist die Schulform für lernwillige und lernbegabte SuS.