Beiträge von WillG

    Ich kenne einen Kollegen persönlich seit Jahren sehr gut, Anfang 50, der seit März plötzlich Asthma hat. Nie war zuvor davon die Rede. Für mich hat das einen Beigeschmack.

    Vielleicht mal ein Einblick in die "andere Seite". Wir haben eigentlich eine Schulleitung, die insgesamt recht umgänglich ist. Aber manchmal sind sie in der Kommunikation auch nicht besonders geschickt.

    Es ist für KollegInnen immer schwierig, für sich eine Sonderbehandlung einzufordern. Wer gesteht schon gern eine Schwäche ein, der Begriff "Risikogruppe" ist auch nichts, was man sich so ohne Weiteres auf die Fahne schreiben möchte. Außerdem lässt man die KollegInnen ungern im Stich. Das sieht man ja auch hier immer wieder.

    Wenn dann KollegInnen zur Schulleitung gehen und plötzlich dort ihre Probleme durch unbedachte Aussagen kleingeredet werden, übt das massiven Druck auf sie aus, der oftmals von der Schulleitung gar nicht so gemeint ist.

    Das sind oft nur Sätze wie "Bist du dir sicher, dass dein Mann nicht doch auch mal die Kinderbetreuung übernehmen kann?" oder "Ich kenn dich schon so lange, ich hab noch nie mitbekommen, dass du Asthma hast." Diese Kollegen sitzen dann oft verzweifelt bei uns als Personalvertretung und wissen nicht mehr, was sie machen sollen.

    Ich weiß, dass die Situation der Schulleitung hier auch schwierig ist. Man muss die Schule am Laufen halten, sicherlich gibt es auch den einen oder anderen Kollegen, der sich gerhe mal rauszieht - da scheint die simple Nachfrage, ob man das nicht auch anders regeln kann, nicht unangemessen. Aber das unterschätzt, wie schwer es eben den Kollegen häufig fällt. Und ja, das gilt auch - vielleicht sogar gerade - bei Schulleitungen, die ein offenes Ohr und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen haben. Wenn ein Schulleiter ein A****l**** ist, geht man schon ganz anders gewappnet in so ein Gespräch und vielleicht ist bei so einem schlechten Verhältnis auch die Hemmschwelle geringer, für sich Vorteile einzufordern.

    Ich würde mir wünschen, dass Schulleitungen sich dessen noch viel mehr bewusst werden. Sie bekommen oft einfach nicht mit, was sie mit unbedachten, scheinbar harmlosen Äußerungen anstellen.

    Und was machen die älteren Kollegen? Übernehmen die dafür Korrekturen von euch? Arbeiten die dafür mehr an Schulentwicklung?

    Wenn etwas anfällt und sich anbietet, klar. Oder Unterrichtsmaterial für andere Kollegen erstellen etc.

    Was halt Sinn macht. Was es nicht sein sollte, sind irgendwelche Beschäftigungstherapien, nur damit sie halt auch beschäftigt sind und aus irgendeinem Gerechtigkeitsgefühl heraus. Aber was an echten Arbeiten anfällt, die zu Hause erledigt werden können, sollen die Risikopatienten wirklich übernehmen.

    Dass die wiederum genervt sind ist verständlich, vielleicht fällt dir ja ein fairer Ausgleich für diejenigen ein.

    Weiß ich gar nicht, ob das so verständlich ist. Ich finde, das fällt zu 100% von Solidarität, die man in einem Kollegium erwarten kann.

    Als die Schulschließungen schon abzusehen, aber noch nicht durchgeführt, waren, hatten wir noch eine DV, in der es um das weitere Vorgehen ging. Da haben wir als PR mit sehr deutlichen Worten eingefordert, dass Kollegen über 60 und solche mit Vorerkrankungen nicht für irgendwelche Präsenzdienste in der Schule herangezogen werden. Mit ebenso deutlichen Worten haben wir aber die Solidarität der anderen Kollegen eingefordert.

    Unsere Schulleitung hat uns da zugestimmt und setzt das alles sowieso recht umsichtig um, sonst würden wir diese Forderung auch in Bezug auf Angehörige wiederholen. Das ist ja alles keine Spaß mit dem Infektionsrisiko.

    EDIT: Gleichzeitig erwarten wir aber auch, dass die betroffenen Kollegen nur dann Probleme anmelden, wenn es wirklich welche gibt, und nicht mit Mühe Fälle konstruiert, die irgendwie als Risikofall fingiert werden können, um nicht arbeiten zu müssen. Da muss man aber auch ein wenig Vertrauen haben.

    Es fühlt sich jedenfalls schon ein bisschen an wie ein im Stich lassen der Kollegen und der Schulleitung, obwohl ich nicht einmal vertreten werden muss, weil meine Klassen vermutlich erst sehr spät wieder zum Präsenzunterricht kommen dürfen.

    Ich würde einfach auf den Arzt hören. Wenn er ein Risiko sieht, dann lässt du die Kollegen nicht im Stich, sondern schützt deinen Mann. Wenn der Arzt sagt, das ist kein Problem, du aber trotzdem mit dem Argument "Mann hat Bluthochdruck" daheim bleiben würdest, wäre es evtl. etwas anderes.

    Nochmal komplexer ist es, wenn der Arzt zwar grünes Licht gibt, du dich aber wirklich so sehr um deinen Mann sorgst, dass du einfach nicht arbeiten gehen kannst. Also tatsächlich, meine ich. Nicht als Vorwand. Auch dann würdest du die Kollegen nicht im Stich lassen.

    Es sind einfach besondere Zeiten.

    Da begibt sich der Senat auf ganz dünnes Eis. Entweder ist es notwendig, dann muss jeder eins bekommen. Oder es nicht notwendig, dann halt nicht. Ich rede jetzt von Lehrern. Bei Schülern hängt es meiner Meinung nach davon ab, ob ihr in Berlin Lehrmittelfreiheit habt.

    Ja und? Ehrlich jetzt, das darf man nicht immer alles so persönlich nehmen.

    Das kann man nur unterschreiben. Es ist eine typische Lehrerkrankheit, mangelnden Arbeitseifer bei den Schülern gleich als persönlichen Affront aufzufassen. Ich will gar nicht behaupten, dass mir das nicht auch ab und zu passiert, aber man muss sich halt immer wieder bewusst machen, dass es albern ist, sich darüber zu ärgern oder es persönlich zu nehmen.

    Bei mir hat der Eisverkäufer heute angerufen, ob auch alles okay sei, weil ich schon länger kein Eis mehr gekauft habe. Er meinte auch, er hätte sich jetzt privat eine Eismaschine angeschafft, obwohl ihm der Laden gar nicht gehört, aber er fand, dass es zu seinen Aufgaben gehört, mit seinem privatem Geld dafür zu sorgen, dass jeder Eis bekommen kann.

    Machen Sie es einfach anders, deswegen müssen sie nicht Auf der persönlichen Ebene angriffslustig werden.

    Komische Reaktion, nachdem du einen ähnlichen Tonfall durchaus auch schon angeschlagen hast:

    Firelilly, das haben hier alle mitbekommen, dass Sie zu den LehrerInnen zählen, die hart arbeiten.

    Extrem hart.

    Auch ohne Schüler zu betreuen am Telefon, auch ohne Lernplattform, auch ohne dies und jenes, auch ohne nach der Wiederöffnung in die Schule zu gehen. Sie werden das rocken!

    O. Meier

    Auch damit haben Sie wie immer Recht. 👍🏻

    Bitte jetzt mit anderen Kollegen weitersprechen, mich haben Sie überzeugt, Sie haben Recht.

    Schöne Ferien und eine gute Vorbereitung des Schulunterrichts für die Zeit nach den Ferien.

    Aber die Diskussion mit Nebenfachlehrern, die sich um nichts kümmern, die kenne ich zur Genüge. Ich kenne auch die Mentalität der ruhigen Kugel zur Genüge

    Okay. Du bist der Superlehrer. Alle anderen sind Abseiler, die nicht den nötigen pädagogischen Ethos haben. Es ist eine Ehre, dass so ein Überpädagoge wie du sich dazu herablässt, uns Minderleister an seiner Weisheit teilzuhaben. Ich erstarre in Erfurcht, lausche deinem Evangelium und mache mir eifrig Notizen, damit ich auch mal so ein toller Lehrer wie du werde, wenn ich groß bin.

    Ich fühle so mit euch, ich war deswegen auch letzte Woche richtig down und kann auch gerade nicht richtig starten.

    Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben: Ich habe an mir auch in den letzten Wochen festgestellt, dass es mir sehr vie schwerer gefallen ist, mich zum Arbeiten zu motivieren. Ich glaube, das ist nicht einfach nur Lethargie oder "Unlust", sondern ein Effekt aus der Gesamtsituation, des Kontaktverbots, der Unsicherheit etc. Das ist wahrscheinlich ganz normal.

    Wenn man diese Erkenntnis akzeptiert, muss man aber auch den Schülern zugestehen, dass es vielen von ihnen auch so geht. Es gibt sicherlich auch die üblichen Abseiler, aber einige kommen bestimmt einfach mit der Situation oder auch mit der Selbstorganisation nicht klar..

    Gut, an wen (also welche Funktion) die Frage konkret ging, hattest du ja nicht geschrieben. Generell finde ich es schon wichtig, dass die Personalvertretung bei solchen Entscheidungen eingebunden wird. Nicht nur wichtig, an vielen Stellen auch vorgeschrieben. Aber es ist tatsächlich Aufgabe der Schulleitung, das sicherzustellen.

    Wobei wir als PR durchaus auch direkt im Gespräch mit unseren Stundenplanmachern stehen.

    Dann fange ich einfach an zu rauchen - ist ja alles so stressig - und bin auch raus.

    Auch mit dieser Aussage habe ich so meine Probleme. Die wirft nämlich implizit Risikogruppen und Abseiler in einen Topf. Aber das wird hier sehr OT und ich will ja, wie gesagt, gar nicht für die Raucher argumentieren. Ich plädiere nur für ein wenig mehr Vorsicht, welche Aussagen man trifft.

    Also, ich will ja die Raucher gar nicht in Schutz nehmen oder dafür plädieren, dass sie zu Hause bleiben dürfen. Ich bin auch seit Jahren Nichtraucher. Aber ich störe mich schon etwas daran, wenn hier relativ willkürlich und mit latent aggressivem Unterton einfach entschieden wird, wer schutzbedürftig ist oder nicht.

    Beim Thema Raucher muss ich allerdings ehrlich sagen, dass ich kein Verständis dafür hätte, wenn man wegen freiwilligen selbstschädigenden Verhaltens rausgenommen werden würde. Nicht ansatzweise.

    Gilt das auch für (evtl. ehemalige) Raucher mit Krebserkrankungen, die vermutlich auf das Rauchen zurückzuführen sind?

    Und wie ist das denn bei Diabetes von übergewichtigten Kollegen, die sich jahrelang freiwillig selbstschädigend ungesund ernhährt und zu wenig bewegt haben?

    Nur so, um die moralische Grenzziehung nachvollziehen zu können?

    Nur mal theoretisch: in welchem Verhältnis stehen Dienstanweisung und Verordnung zueinander? Der Anweisung ist zunächst Folge zu leisten, oder?

    Meines Wissens ist die Hierarchie in den meisten Bundesländern so (- in Bayern sind die Bezeichnungen und Hierarchiebenene zum Teil anders):

    Gesetz (kommt vom Landtag)

    Verordnung

    Erlass (kommen beide aus dem Ministerium)

    Verfügung (kommt vom Schulamt)

    Dienstvereinbarung / Konferenzbeschluss

    Dienstanweisung (alles schulintern)

    Die jeweils unteren Stufen können Regelungen, die weiter oben festgelegt wurden, zwar konkretisieren, dürfen ihnen aber niemals widersprechen. Wenn die Verordnung bswp. sagt, dass eine gewisse Anzahl von Klassenarbeiten geschrieben werden muss, dann kann die Fachkonferenz beschließen, wie diese inhaltlich zu gestalten sind, aber sie können nicht beschließen, dass mehr oder weniger Arbeiten geschrieben werden. Eine Dienstanweisung des Schulleiters kann dich nicht dazu zwingen, mehr Stunden zu arbeiten als per Dienstordnung vorgeschrieben, aber er kann dich anweisen, in welchen Fächern und Klassen du sie zu unterrichten hast und wann diese Stunden zeitlich liegen (= Stundenplan).

    Wenn eine Anweisung dich nun dazu zwingen würde, das Gesetz zu brechen, musst du als Beamter remonstrieren. Wenn du das nicht tust, hältst du beamtenrechtlich selbst den Kopf hin. Eine Remonstration geht zunächst über den Dienstweg, also an den, der dich konkret anweist, etwas zu tun - in der Regel der Schulleiter, der dich z.B. nächste Woche trotz Virus in die Schule bestellt. Wenn er seine Anweisung aufrecht erhält, musst du ein weiteres Mal bei der übergeordneten Behörde remonstrieren, also beim Schulamt oder so. Wird die Weisung aufrecht erhalten, musst du sie ausführen, bist aber nicht für die Konsequenzen verantwortlich. In der Regel hat eine Remonstration auch keine aufschiebende Wirkung, d.h., du müsstest trotzdem erstmal der Anweisung nachkommen, bis du etwas anderes hörst. Im Falle der Schulöffnungen wäre das dann ein Fall für eine Anzeige nach §15 Arbeitsschutzgesetz.

    Soweit mein Rechtsverständnis. Ich lasse mich aber gern korrigieren.

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