Beiträge von Moebius

    Natürlich, soweit waren wir schon. Ich habe mich nur zur Behauptung geäussert, eine offizielle Beschwerde pro Schuljahr sei ja ganz normal und gar nicht so schlimm. Nö, finde ich überhaupt nicht.

    Auch das ist so kaum zu beurteilen, ohne zu wissen, worum es geht. Manchmal wird aus einem ganz normalen Emailverkehr plötzlich eine "Beschwerde". Und bei uns gibt es schon einzelne Eltern, die mehr oder weniger regelmäßig bei der Behörde wegen irgendwelcher Dinge "Die Schule will xyz machen, darf sie das?" anfragen und natürlich könnte man solche Sachen hinterher auch zu "Beschwerden" umdeklarierten, auch wenn die Antwort in 100% der Fälle lautet "Ja, das muss sie sogar".

    Das ist alles wilde Spekulation.

    Wie gesagt: wenn die Kollegin sich wirklich etwas vorwerfen lassen muss, ist ein Disziplinarverfahren der richtige und "faire" Weg.

    Was mich ärgert ist nicht die Tatsache, dass sich eine Schulleitung kritisch hinterfragen lassen muss, sondern die Art des Vorgehens - kein juristisch sauberes Verfahren, sondern stattdessen das Aufbauen von psychischem Druck und der Missbrauch von Instrumenten als Disziplinierungsmittel, die für ganz andere Dinge vorgesehen sind.

    Ich wiederhole mich:

    Die ist kein "rechtliches" Vorgehen, also kein Verwaltungsakt, gegen den man sich juristisch wehren könnte. Stattdessen wird man mit solchen "Vorwürfen" konfrontiert um den Betroffenen weich zu klopfen und dann flogt irgendwann die Versetzung oder Abordnung aus (vorgeschobenen) Bedarfsgründen oder "um den Schulfrieden zu wahren". Dagegen selber kann man nur sehr schwer vorgehen und durch die vorherige Behandlung ist man vielleicht auch ganz froh, dass das Ganze einfach vorbei ist, weil die Betroffenen im Laufe dieses Verfahrens auch einfach diffuse Ängste entwickeln (und sich oft auch in die innere Kündigung flüchten und sich dann sagen, dass es eh egal ist, wo sie ihre Zeit bis zur Pensionierung absitzen).

    Nichts davon überrascht mich. Insbesondere das Vorgehen, dass Beschwerden von Eltern inhaltlich erst als falsch zurückgewiesen werden und dann später wieder verwendet werden nach dem Motto "Es spielt keine Rolle, ob die Beschwerde berechtigt war, alleine dass man sich über sie beschwert, spricht bereits gegen Sie", habe ich selber schon im Rahmen meiner Personalratsarbeit erlebt.

    Wenn ich meinen SuS sage, dass sie die Seiten nummerieren sollen, tun sie das, egal, ob es in einem Erlass steht, oder nicht.

    Umgekehrt käme ich nie auf die Idee, in der Abiturklausur Punkte ab zu ziehen, nur weil jemand im Stress die Seitennummern vergessen hat.

    Muss man über jeden Blödsinn diskutieren und immer mit Rechtsgrundlagen wedeln?

    Für die Fakults, also die Prüfungsberechtigung im Abitur ist das Staatsexamen notwendig. Ohne, kannst du in keiner Rolle in der Abiturprüfung eingesetzt werden.

    Ob man auch ohne ein Stück weit für Unterricht in der Oberstufe eingesetzt wird, liegt im Ermessen des Schulleiters, als Faustregel gilt, dass es um so problematischer wird, je näher man dem Abitur kommt.

    Fuck you Göthe ist zwar intellektueller Tiefflug, aber er hat das auch immerhin auch nicht versteckt und nicht so getan, als wäre er tiefsinnig. Den ersten Teil fand ich noch ganz lustig, vor allem, weil ich auch manchmal daran denke, mit Paintballs auf meine Schüler zu schießen.

    Auf jeden Fall freue ich mich schon auf den Lockdown und das Homeschooling.

    Und an die obligatorische Anbringung von Mückengittern an allen Schulfenstern. Natürlich nach etwa zweijähriger Diskussion über die Frage der Kostenübernahme, die psychologischen Vor- und Nachteil von Mückengittern auf die Schüler und der intensiven Diskussion im Kollegium über die Farbauswahl.

    Es ist längst und nachhaltig belegt, das Jungen in der Schule das strukturell benachteiligte Geschlecht sind.

    Schon lustig, dass das in der Praxis noch nirgendwo angekommen ist und immer noch Leute glauben im Kontext Schule, die "Frauenrechte" stärken zu müssen, wenn sie vor der Klasse stehen. (Mal abgesehen von der zweifelhaften Wahl der Mittel.)

    Ich kriege auch 5-10 Mails pro Tag (ich habe gerade mal in meinen Posteingang über die Mails dieser Woche geschaut), 2/3 davon sind kurze Anfragen, die ich mit ein bis zwei Sätzen beantworte oder allgemeine Informationen an einen größeren Adressatenkreis, die mich nur peripher betreffen, die ich nur kurz quer lese. Beides habe ich in der Regel unter einer Minute erledigt. Die Dinge, die wirklich Zeit kosten, hätten auch auf jedem anderen Kommunikationsweg Zeit benötigt.

    Filme über Schule gucke ich höchstens als Komödien, diesen ganzen "Club der Toten Dichter" Quatsch ertrage ich nicht mehr. Wenn bei mir jemand auf den Tisch steigt, kriegt er keinen Applaus sondern er bleibt zum Putzen.

    PS: Ich bekomme eine eher niedrige, einstellige Zahl an Mails von Eltern pro Woche. Die meisten davon sind kurze Informationen, die eigentlich nicht mal eine Antwort benötigen. Die Flut überflüssiger Mails wird von Kolleginnen produziert, nicht von Eltern.

    Bei uns gibt es seit 20 Jahren keine Sprechstunden, kurze Dinge beantworte ich per Mail, bei umfangreicherem Besprächsbedarf in individuell anderer Form.

    Innerlich lachen muss ich bei der Idee "Wir beantworten keine Mails mehr, sondern verweisen auf die Sprechstunde". Zu glauben, dass das klappt, halte ich für naiv. Natürlich werden die Eltern da steil gehen und heute - völlig zu recht - erwarten, dass man in einem Beruf, wie Lehrer, grundsätzlich per Mail zu erreichen ist (was nicht heißt, dass ich permanent erreichbar bin). Spätestens in 3 Monaten beantwortet ihr wieder Emails (die meisten KuK werden es wohl direkt machen und auf die Absprache pfeifen) und habt die anachronistische Sprechstunde zusätzlich an der Backe.

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