Beiträge von Ratatouille

    Mir ist gerade nicht klar, was du hören willst. Du hast doch dieselben Infos wie alle anderen Menschen auch.

    Echt, hat jemand klare Infos, wie Lehrer oder Schüler sich im Erkältungsfall verhalten sollen?

    Marie74 muss unterschreiben, keine Erkältungssymptome zu haben, was sie tun soll, wenn doch, bleibt im Dunkeln. Kinder haben trotz Schnupfen, Husten, Halsweh, erhöhter Temperatur in die Schule zu gehen, dürfen die Einrichtung bei Covidsymptomen aber keinesfalls betreten. Als Lehrerin darf Marie74 sich testen lassen, aber niemand ist verpflichtet, sie zu testen. Der Schulleiter will sie in der Schule nicht sehen, darf sie aber nicht freistellen. Wenn sie nicht wirklich krank ist, wird der Arzt sie nicht arbeitsunfähig schreiben. Sie möchte vielleicht das Asthmakind, das Kind, mit dem schwerbehinderten Bruder oder das mit dem krebskranken Vater in der Klasse schützen. Und sie möchte natürlich auch nicht das Objekt einer Whats-App-Hatz sein, weder als weinerliche, Privilegien fordernde Jammerlehrerin noch als verantwortungslose Superspreaderin. Also was jetzt tun? Ich finde die Frage sehr berechtigt.

    Wie ich es handhaben werde: Wenn ich krank bin, bleibe ich zuhause, wenn ich nur Erkältungssymptome habe, informiere ich die Schulleitung und gehe in den Unterricht. Ich selbst verhalte mich maximal verantwortungsbewusst und bemühe mich, auch die Schüler entsprechend einzunorden, aber ich übernehme nicht die Verantwortung anderer Leute wie Eltern, Schulleiter, Kultusminister, Kommunalpolitiker, Lehrerkollegen, Gesundheitsamt etc. Der Vollständigkeit halber sage ich gelegentlich mal meine Meinung und mache Vorschläge. Nicht dass das irgendeine Rolle spielt, außer für mich selbst. Ansonsten: Selbstschutz, Durchatmen, Abschalten.

    Was man als Land aber machen kann, ist zumindest dafür zu sorgen, dass rechtliche Vorgaben zum Umgang mit personenbezogenen Daten eingehalten werden. Und das wird nur über ein Dienstgerät, dass entsprechen aufgestellt ist und das man privat nicht nutzen darf, zu gewährleisten sein.

    Bin ich die einzige, die in dem Punkt düstere Vorahnungen hat? Ein Dienstherr, der die Bezahlversion einer Internetplattform bereitstellt, auf allerhand Wegen bei Schülern und Lehrern den Eindruck erweckt, sie seien zur Nutzung verpflichtet und auf dem Bildungsserver gleichzeitig die Verantwortung zurück- und dem einzelnen Lehrer zuweist, wenn er die Plattform nutzt (so z.B. in RLP), der wird vermutlich einfach nackige Laptops für 399,- EUR das Stück ausliefern und den einzelnen Lehrer und ggf. die Schulleitung verpflichten, die Geräte DSGVO-konform zu machen, wohl wissend, dass das nicht geht. Ist aber die zweiteinfachste Lösung, nach der, die wir schon haben (Lehrer besorgt auch den Laptop selbst).

    Da habe ich auch 55 jährige deutsche Kollegen, für die das unvorstellbar ist...

    Soso. Bei uns werden die Kollegen dieses Alters auch gerne mal gefragt, ob sie den Ein-Schalter schon gefunden hätten. Besonders wenns Kolleginnen sind. Dabei haben die ihre Seminararbeiten auch schon mit dem Computer geschrieben, die Examens- und Doktorarbeiten sowieso, in ihrer Forschung elektronische Geräte eingesetzt, im Hochschulrechenzentrum oder in Maschinenbaufirmen gearbeitet, zuhause seit Jahrzehnten ihren privaten PC, haben ein Smartphone und Tablets und ihren Internetanschluss schon länger als es google gibt. Klar wissen die, was eine Cloud ist. Lohnt sich nur an vielen Standorten nicht, weil man da seit "Schulen ans Netz" noch immer aufs Netz wartet, zumindest auf etwas, was den Namen verdient.

    Die teilweise noch fehlende technische Ausstattung wäre gerade kein Hindernis für das Wechselsystem, im Gegensatz zum vollen Lockdown. Insbesondere beim tageweisen Wechsel der A- und B-Gruppen könnte man den Unterrichtsfluss problemlos auch mit den herkömmlichen Mitteln sichern. Das wäre in Alterskohorten, die man nicht mehr permanent beaufsichtigen muss, sofort und kostenneutral umsetzbar, bei - so die Erfahrungen zumindest vor den Sommerferien - vermutlich viel besserer Unterrichtsqualität. Dass man darüber noch nicht einmal nachdenken will, kann nur politische Gründe haben.

    Maylin85, ich schäme mich für deinen weltfremden und unprofessionellen Post. Ich finde, man darf von Lehrkräften erwarten, dass sie sich in die Lebensbedingungen der Familien hineindenken, deren Kinder ihnen anvertraut sind und dass sie ihnen wertschätzend begegnen, auch wenn sie für sich anders entschieden haben. Du lebst in einer Mittelschichtsblase und schaust in aggressiver Manier auf andere herab. Nein, du darfst diese Fragen so nicht stellen.

    Mir wäre auch eine Kombination aus halben Klassen und Home Schooling lieber. Aber das lässt sich in Grundschulen und in der Unterstufe nicht umsetzen. Mich ärgert es auch, dass es dann nicht wenigstens da umgesetzt wird, wo es möglich wäre: Berufsschulen und Oberstufen. Aber dann liegt es an uns, über die gängigen Wege (Personalvertretungen; Politik; Presse) dafür zu sorgen, dass die Entscheidungsträger darüber mal nachdenken, wenn sie schon traurigerweise nicht von selbst auf die Idee kommen.

    Sehe ich genauso, die Elternverbände und die Elternschaft meiner Schule ebenfalls. Tageweiser Wechsel, Hausaufgaben, wenn nötig ohne Internet und Endgeräte einfach mit Buch und Heft, kontrolliert von den Lehrern in der Schule. Wer auch mit 13 nicht alleine bleiben oder lernen kann, für den findet sich eine Lösung. Lärm bei offenen Türen, fehlende Masken, volle Schulbusse, unklare Erkältungssymtome etc. alles dann deutlich händelbarer. Und für die Eltern sicherer, denn die Alternative wäre erst recht ein on/off-Betrieb. Hat vor den Sommerferien auch super geklappt, Eltern entspannt, Kinder haben viel gelernt.

    Ich wundere mich echt über das ideologische Schwarz-Weißgerede und die krassen Übertreibungen auf allen Seiten. Da steht gleich die Gesellschaft still, die Wirtschaft bricht zusammen, die Grundrechte und die Menschenwürde sind in Gefahr, den Kindern wird ihr Recht auf Bildung über Jahre verwehrt, verlorene Generation, zweite Welle, Triage etc. Geht's vielleicht auch eine Nummer kleiner, pragmatischer und intelligenter? Wieso sollen erwachsene Berufsschüler komplett antreten, nur weil Grundschüler betreut werden müssen?

    Stand gestern 15 Uhr:

    "An Kölner Schulen gibt es inzwischen deutlich mehr Corona-Fälle als bisher bekannt. 23 positiv getestete Personen, davon 16 Schüler und sieben Lehrer, seien seit Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach aktuellem Stand bekannt, teilte das Presseamt auf Anfrage mit. Die Fälle verteilen sich auf 21 Schulen und Berufskollegs. Insgesamt 299 Kontaktpersonen (279 Schüler und 20 Lehrer) seien unter Quarantäne gestellt worden. Zu Beginn der Woche waren dem städtischen Gesundheitsamt erst vier Indexfälle bekannt, die restlichen 19 sind also innerhalb weniger Tage hinzugekommen."

    Ich gehe momentan nicht zur Schule.

    Attest vom Arzt hat gereicht. In Niedersachsen sind sie wohl vorsichtiger.

    "Hygieneplan" Rheinland-Pfalz:

    Angesichts der momentanen Infektionslage bestehen hinsichtlich des Personaleinsatzes keine Einschränkungen. Es besteht in jeder Situation die Möglichkeit, sich durch die Einhaltung der o.g. Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen sowie dem Einhalten des Mindestabstands zu den Schülerinnen und Schülern sowie anderen Personen zu schützen. […]

    In Abhängigkeit von besonderen Risikofaktoren sind bei Bedarf zusätzliche Schutzmaßnahmen zu treffen:

    a) […] Eine Ausstattung mit Mund-Nasen-Schutz und/oder Gesichtsvisier oder eine vorübergehende Befreiung vom Präsenzunterricht kann im Einzelfall auf Antrag erfolgen, wenn ein ärztliches Attest die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe nachweist und wenn in der Schule ein durch das Gesundheitsamt bestätigter COVID-19Fall oder konkreter Verdachtsfall vorliegt und im Rahmen einer arbeitsmedizinischen Beratung auf der Grundlage einer tätigkeitsbezogenen pandemiespezifischen Gefährdungsbeurteilung durch das Institut für Lehrergesundheit deren Notwendigkeit bestätigt wird.

    Letztlich wird im Unterricht auf alle nach aktuellem Stand wirksamen Maßnahmen einfach verzichtet (Meiden oder nur kurzer Aufenthalt in größeren Gruppen, Abstand, Maske). Weiterhin wird an meiner Schulform auf feste Gruppen verzichtet und in meinem Bundesland auf das Desinfizieren von Flächen - normales Putzen reiche aus. Es gab Anfang Mai für jeden genau eine Stoffmaske (für Hof und Gänge), jedoch keine Maskenpflicht auf dem Schulgelände. Natürlich keine FFP2-Masken, keine Visiere oder Plexiglasscheiben etc., erst recht keine Endgeräte. Das Unterrichtskonzept des Landes daher: Kernkompetenzen exemplarisch in kürzerer Zeit vermitteln, Schulbuch reicht, Beratung ggf. per Telefon oder Email, der Unterricht müsse nicht neu erfunden werden.

    Einzige Maßnahme (neben "persönlicher Hygiene"): einfache Fensterlüftung, alle 45 Minuten für 5 Minuten, Fenstersicherungen dürfen dabei aber nicht ausgehängt, Fenster in den höheren Stockwerken also nur einen Spalt breit geöffnet werden. Keine Rede von einfachen Durchlüftungshilfen wie z.B. Fensterscheibenventilatoren, von Lüftungsanlagen ganz zu schweigen. Das ist hoffnungslos unzureichend. Um auch nur auf einen angemessenen CO2-Gehalt zu kommen (von der Ansteckungsgefahr ist also noch nicht die Rede), müsste in einem mit 25 Menschen besetzten Klassensaal die Luft pro Stunde fünfmal vollständig ausgetauscht werden. Das ist bei warmen Außentemperaturen und entsprechend stehender Luft ohne Wind selbst bei durchgängig und vollständig geöffneten Fenstern nicht zu erreichen und bei kühlen oder kalten Außentemperaturen aus naheliegenden Gründen natürlich erst recht nicht.

    Es gibt also einen sog. Hygieneplan mit null Maßnahmen und in Wahrheit kein Konzept für den Fernunterricht, aber viele Versprechungen an die Adresse der Eltern und der Öffentlichkeit. Das ist wirklich eine unfassbare Seifenblase und viel zu wenig!

    https://www.energie-lexikon.info/belueftung_von_gebaeuden.html

    Was war das für eine Persönlichkeit der du vom Lehrerberuf abgeraten hattest?

    Also, mir hat ein älterer, sehr menschenfreundlicher und von mir sehr geschätzter Lehrer am Ende der Oberstufe deutlich abgeraten, Lehrerin zu werden. Er hat sich, was mich sehr berührt hat, mehrere originelle Alternativen für mich überlegt, die zu meiner Persönlichkeit, wie er sie damals wahrgenommen hat, besser gepasst haben. Ich konnte sein Bild von mir nachvollziehen, aber ich habe gespürt, dass er dennoch nicht richtig lag. Und tatsächlich bin ich in dem von mir gewählten Beruf von Anfang an und inzwischen seit Jahrzehnten sehr glücklich gewesen.

    Ja, klar, es gibt auch eitle, wichtigtuerische, unsensible oder destruktive Leute, aber viele meinen es sicherlich auch gut und sehen manches vielleicht richtig, aber eben immer nur einen Teil der Persönlichkeit. Oft hat man außerdem selbst das deutliche Gefühl, dass man sich entwickeln und in seine Aufgaben hineinwachsen wird. Und schließlich gibt es nicht DIE Lehrerpersönlichkeit. Der eine ist lustig und charmant, die andere strukturiert und klar, der nächste kreativ und originell oder hat ein gutes Verständnis für schwierige Lebenslagen oder die Psychodynamik einer Klasse. Die eine ist charismatisch und kann Jugendliche begeistern, der andere überzeugt fachlich und durch gute Vorbereitung. Ich habe so viele gute Lehrer*innen kennen gelernt, und jede*r von ihnen ist anders. Es gibt ganz verschiedene Wege, von Jugendlichen ernst genommen zu werden und einen guten Kontakt zu ihnen aufzubauen. Zwar ist ein gutes Standing zu haben oder zügig zu entwickeln für Lehrer tatsächlich nötig. Aber ansonsten ist man, vorausgesetzt, man hat Freude an seinen Aufgaben, als genau der, der man ist, für einen Teil der Schüler genau die richtige Antwort (und für die anderen auch keine schlechte). Daher: nur Mut, du bist schon richtig und wirst ganz von allein viel dazulernen.

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