Hallo Braunauge,
ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an: Geh in die Sprechstunde und frage!
Manche Lehrerinnen schreiben fernab jeder Arbeitszeugnisformulierungen. (Ich bekam während des Vorbereitungsdienstes ein "bemühte sich" von einer Ausbildungslehrerin in ein Zwischengutachten, mit dem sie mir eine "2-3" attestieren wollte. Die Kollegin schreibt auch Zeugnisse für Klasse 1.)
Die Formulierung "meist" deutet in meinem Bundesland übrigens auf ein "zufriedenstellend" hin.
Beim Schreiben verbaler Beurteilungen hat man immer das Problem, dass positiv geschriebene Zeugnisse zur Überschätzung der Leistungen führen, Zeugnisse, die klar Schwächen aufzeigen zu einer Verunsicherung wie bei dir gerade.
Wenn ich als Lehrerin 15 Wortdiktate schreibe und davon sind 14 mit vielen Fehlern und 1 mit 0 Fehlern. Ok, dann kann ich das im Zeugnis erwähnen, aber wie hört sich das an "Durch beständiges Üben konnte ... schon einmal ein fehlerfreies Diktat schreiben." - Ehrlich gesagt, das würde ich nicht schreiben. (Weiteres Stichwort: Platzmangel. Eine Seite ist nicht eben gerade viel für eine umfassende Beurteilung aller Fächer und der gesamten Lernentwicklung eines Schuljahres.)
In Bezug auf die häusliche Förderung sehe ich es so wie Enja.
Und:
Zitat
Er hört und spricht einige Laute falsch. Das Durchgliedern von Wörtern fällt ihm noch schwer.
Ich bin stinknormale Grundschullehrerin. Ich bin keine Sprachheilpädagogin oder Logopädin. Ich würde es mir nicht zutrauen, einem Kind in der 3. Klasse das richtige Hören und Sprechen bestimmter Laute beizubringen, wenn die Sprachförderung der ersten 2 Schuljahre nicht den gewünschten Erfolg hatte.
Dann kommt es noch auf den Unterrichtsstil an: Eine Lehrerin, die viel frontal arbeitet und das nicht ändern kann oder will, kann ein Kind nicht individuell fördern. (Und mit der ganzen Klasse im 3. Schuljahr lautgetreues Schreiben üben ist nicht drin.) Und selbst, wenn man offener arbeitet, heißt das nicht, dass man jedes Kind individuell fördern kann. Das ist das Ideal, das wird einem im Studium und im Seminar so beigebracht, ja. ("Und wenn Sie ein ADHS-Kind haben, dann setzen Sie sich am besten neben das Kind, wenn im Tagesplan gearbeitet wird..." - "Während die anderen Kinder im Wochenplan arbeiten, können Sie sich um die schwächeren Schüler kümmern....") Nur, dabei wird nicht bedacht, dass es eben in manchen Klassen nicht 1 bis 3, sondern eher 5 bis 8 Kinder gibt, die eine individuelle Hilfe brauchen, manche ständig, jeder natürlich eine andere. Und dann bist du mit allen Förderversuchen bald am Ende und total aufgeräufelt, wenn du allen gerecht werden willst.
Und, auch wenn ich deinen Ärger verstehen kann: Die fehlenden Mittel für Förderstunden wurden schon vor Jahren beklagt, das Geld ist aber immer noch nicht da. Und die oberste Pflicht der Schulleiter ist es, den Unterricht sicherzustellen. D.h. wenn jemand krank ist, fallen die Förderstunden aus und die Förderlehrerin übernimmt die Vertretung. Das war bisher in allen 3 Schulen, die ich kennenlernte so. Am wenigsten Stunden fielen übrigens in der Schule aus, in der der Förderunterricht in der Stunde nach Unterrichtsschluss der anderen Kinder stattfand, weil in der 5. und 6. Stunde nicht mehr alle Klassen Unterricht haben und sich fehlende Lehrer da besser ausgleichen lassen.
In den anderen Schulen wurden die LRS-Kinder aus dem Unterricht geholt, meist innerhalb der ersten 3 Stunden. Da dann alle Kollegen eingesetzt sind, muss eben bei Krankheit jemand einspringen und das ist dann nicht der Hausmeister oder die Sekretärin (die einzigen, die keinen Unterricht haben), sondern eben eine Teilungslehrerin.
"Meine" LRS-Schüler hatten im letzten halben Jahr jedenfalls mehr als 3mal keine Förderstunde, sondern waren im Klassenverband mit im Unterricht.
Naja, gut, genug geschrieben.
Such das Gespräch mit der Lehrerin, die kann dir am besten weiterhelfen.
Conni