Ist wahrscheinlich keine Aufmunterung, aber mir geht es ganz genauso wie dir. Ref sehr gut gemeistert und dennoch bin ich voller Ängste und Anspannung was das kommende Schuljahr an einer neuen Schule angeht und kann überhaupt nicht entspannt Ferien machen. Mir gruselt es jetzt schon vor den ganzen erneuten Unterrichtsbesuchen, die im neuen Schuljahr wieder anstehen und ich finde gerade jetzt wo man den Schutzraum des Refs verlässt und als neue Kollegin und Klassenlehrerin an die Schule kommt steht man nochmal vermehrt unter Beobachtung und Druck, auch vermehrt durch die Eltern, denn jetzt ist man ja kein Newbie mehr und Fehler werden sicher nicht mehr milde gesehen wie im Ref. Von daher verstehe ich doch voll und ganz, hab leider aber auch keine Lösung außer Augen zu und durch.
Glückwunsch zum bestandenen Ref.
Erst einmal hast du üblicherweise Zeit an deiner neuen Schule anzukommen. Such den Kontakt zu erfahrenen KuK, die in Parallelklassen als Klassenlehrkräfte eingesetzt sind, um dich mit diesen abzustimmen, was an der Schule üblich ist, was zu beachten ist oder auch einfach, um mal den einen oder anderen Elternbrief auszutauschen, den sowieso alle versenden müssen, aber deshalb längst nicht jede:r für sich erstellen muss.
Die Revisionsbesuche für die Probezeit finden an den meisten Schulen erst im zweiten Halbjahr statt. Ich weiß von ehemaligen Mitanwärter:innen, dass diese vereinzelt an Schulen gelandet sind, wo die SLen das Bedürfnis hatten ab den Herbstferien teilweise 14tägig hinten drin zu sitzen (ohne, dass es je bekannte Probleme gegebene hätte). Nachdem man das durchaus als unangemessen betrachten darf, würde ich dir, solltest du so etwas erleben einfach raten, das Gespräch mit deiner SL zu suchen, welche Probleme sie sieht, dass sie es für erforderlich erachtet, dich so häufig im Unterricht zu besuchen. Vieles sind einfach alte Zöpfe der Art "haben wir immer schon so gemacht", die nicht ausreichend reflektiert werden, da darf man dann selbst durchaus den Anstoß dazu geben. Schließlich darf und sollte man als SL seinen Lehrkräften auch vermitteln, dass man Vertrauen in diese hat, statt sie beständig zu kontrollieren und damit ein Stück weit klein zu halten.
Die Mehrheit meiner ehemaligen Mitanwärter:innen wurde wie ich (oder auch unsere Junglehrer, die gerade ihr erste Jahr bei uns hinter sich gebracht haben) erst im zweiten Halbjahr besucht, wenn man in den eigenen Klassen und an der neuen Schule ankommen konnte. Üblich ist ein Besuch pro Fach (auch wenn die SLen mehr machen dürften...). Bei mir waren das coronabedingt- Fernunterricht- im ersten Jahr sogar nur zwei Besuche (die hätten sogar komplett entfallen dürfen ausnahmsweise) ergänzt um ein ausführliches Personalentwicklungsgespräch mit der SL nach den Besuchen mit gemeinsamer Stundenreflektion. Das ist bei einer guten, fairen SL nichts, wovor man sich fürchten müsste- vor allem, wenn man wie du sein Ref mit Bravour gemeistert hat.
Fehler gehören in unserem Job dazu, denn auch wir sind immer noch nur Menschen. Wichtig ist es tatsächlich, sich möglichst schnell ein möglichst dickes Fell zuzulegen, weil ja, zumindest einige KuK keine Rücksicht darauf nehmen, dass man noch "Newbie" ist, sondern einem im Zweifelsfall bei einer Frage zur Vorgehensweise um die Ohren hauen, dass man das so zu tun habe, wie das "schon immer an der Schule gemacht worden wäre" (war meine Begrüßung in der ersten Konferenz durch eine Kollegin - inzwischen weiß ich, dass Motzen, Schimpfen und Meckern deren natürlicher Umganston sind und arbeite daran, das nicht mehr an mich heranzulassen ). Viele KuK sind aber freundlich und hilfsbereit. Halte dich einfach an diese und finde deinen Weg.
Einmal das und man wird auch noch von Kollegen mehrmals besucht also so eine Art Hospitationssystem zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, wenn ich das richtig verstehe soweit. Und ein bisschen Welpenschutz wäre sehr schön, gerade in Punkto Klassenlehrertätigkeit, wovor ich schon echt Respekt habe.
Diese Hospitationsbesuche sind dann offenbar eine Besonderheit deiner neuen Schule. Überall gibt es das nicht, verpflichtet werden kannst du insofern auch nicht dazu, die KuK in deinen Unterricht zu lassen, wenn es dir also gerade mal gar nicht passt, darfst du eine Grenze ziehen. Ich würde das an deiner Stelle einfach als Chance sehen, um mit der Unterstützung erfahrener KuK aus deiner Fachschaft weiter an deiner Professionalisierung arbeiten zu können, damit du eben manche Hürde, die man als Junglehrer:in erlebt leichter meistern kannst.
Bei mir an der Schule gibt es für Junglehrer:innen ein Mentorensystem. Das habe ich sehr zu schätzen gelernt. Insofern würde ich dir raten, dich einfach auf das Unterstützungssystem deiner neuen Schule einzulassen und für dich herauszufinden, was du für dich an Positivem herausziehen kannst.