Beiträge von Haubsi1975

    Was ich also kritisiere ist nicht, dass die Familen zu viel Geld bekommen, sondern dass im Verhältnis zur Ausgangsbasis A13 das Delta durch "Karriere" zu gering ist. Bei gleichzeitiger Vollversorgung, wenn man sich der Karriere verwehrt! Wie schon oft hier geschrieben, gehört man mit einem Netto von 6.000€ bzgl des Nettogehalts auch als Alleinverdiener locker zu den Top 10% Deutschlands (wenns reicht). Und das völlig ohne Karriere sondern einzig und allein durch Leistung im Privatleben. Das Vorrücken in diese Top-Gruppe hat mit dem Verhalten am Arbeitsplatz absolut GARNICHTS zu tun!

    Aber dieses ganze "System", dass z. B. meiner Meinung nach auch nicht wenige Lehrer ihren Beamtenstatus "ausnutzen" (wie auch immer) das war doch alles vorher "bekannt" und im übrigens auch etwas, was mich eigentlich immer davon abgehalten hatte, Lehrer(in) zu werden. Ich war der Meinung, dass "draußen", z. B. in der freien Wirtschaft die Korrelation zwischen Leistung und Bezahlung in der Regel gerechter sei. An unserer Schule gibt es sehr engagierte, weniger engagierte und leider auch inzwischen immer mehr Lehrer, die nur Dienst nach Vorschrift machen. Unglücklicherweise gehören zu letzter Gruppe auch Mitglieder der (erweiterten) Schulleitung: Das sind "Leute", die A 15 bekommen...und die definitiv für das Äquivalent in der freien Wirtschaft wesentlich mehr leisten müssten, bzw. bei Nichtleistung irgendwann nicht mehr da wären, wo sie heute sind. Aber so isses - das hatte ich vorher geahnt und es hat sich so bestätigt. Und mit wirklicher "Karriere" assoziiere ich einen CEO in einer großen FIrma oder die Managementriege darunter, das hat meiner Meinung nach mit dem Schulwesen dann gar nichts mehr zu tun. Aber darum ging und geht es mir ja auch gar nicht - ich wollte einen sinnvolleren Job, der mich insgesamt mehr ausfüllt als das, was ich vorher getan habe. Das habe ich geschafft - aber nun sind es andere "Kröten", die ich (und die eben auch du) schlucken muss. Aber so isses eben. Zum Ausstieg aus dem System würden mich aber nicht unfähige oder unprofessionell agierende KuK bringen oder KuK, die meiner Meinung nach objektiv zu viel verdienen, für das, was sie leisten, sondern eher, dass ich mich mit meinem individuellen Job im "System Schule" nicht mehr zurechtfinden kann. Deshalb z. B. nicht, weil individuelle Förderung der SuS immer mehr auf der Strecke bleiben muss, weil immer mehr aufwendige Zusatzarbeiten dazu kommen, die rein gar nichts mehr mit dem Unterrichten zu tun haben.

    Ich finde deinen Beitrag "schräg" - das trifft es wohl am besten. Und das deshalb, weil du ein in erster Linie emotionales Thema ("Kinder ja - oder nein?") mit einem "Sachthema" wie "Geld" vermengst. Man sollte niemals nie Kinder kriegen wegen des Geldes. Punkt. Und man sollte auch nicht Gelder, die man vom Staat für die Kinder bezieht, in Relation dazu setzen, was diese tatsächlich "kosten". Denn diese Kosten sind sicher so individuell, wie die Kinder selbst, bzw. deren Entwicklung.


    Und aus der Wirtschaft kommend, hatte ich es "früher" - freilich nicht als Beamter - sogar anders und umgekehrt gesehen: Ein Kind oder Kinder "zerstören" eher deine "Karriere" (wobei man in der freien Wirtschaft das Wort im Grunde nicht in Klammern setzten muss oder sollte) und schmälern somit in beträchlichem Maße dein Einkommen. In vielen Fällen jedenfalls, denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der freien Wirtschaft ist wohl eher ein Mythos als Realität. Und entweder die "Karriere" leidet oder das Wohl des Kindes. In vielen Fällen leider.


    Als ich mich ganz bewusst für mein Kind und gegen alles, was mit Karriere zu tun hatte, entschieden habe, war das eine rein emotionale Entscheidung. Da habe ich als "BWLerin" nicht eine Sekunde mit mir gehadert - und das, was ich heute "habe", ist mit allem Geld der Welt nicht aufzuwiegen.

    Werden jetzt einige User noch neidischer auf Lehrer mit Kindern?;)

    Finnegans Wake: Ich habe ja aus der 3/6- Pauschale auch 0,75 Stunden zu bekommen, die gutgeschrieben werden müssten - dann wäre ich mit Mentorenamt ja jetzt wenigstens bei einer Wochenstunde, die mir angerechnet würde. Und das müsste die Schulleitung ja wenigstens auf dem Schirm haben, da die stellvertretende Schulleitung auch die Stundenplanung macht. Bei uns ist die Schulleitung immer involviert in das Mentorenamt.

    Ich befürchte eben, dass ich dann wieder nichts gutgeschrieben bekomme - denn so war es gelaufen, als meine Mentee in den ersten Monaten auch da war. Viel Arbeit am Anfang "reingesteckt", dafür hatte ich damals bis heute gar nichts bekommen.


    Leider gibt es keinen Kollegen, der das Mentorenamt "mal eben" übernehmen will, ich hatte schon gefragt. Viele "bei uns" sind gegen das Seminar an sich und scheuen natürlich auch die zusätzliche Arbeit - die, wenn man das Amt ernst nimmt, in keinem Verhältnis zur Entlastungsstunde steht, die man dafür bekommt. Wenn man sie denn bekommt ...

    Hab dein Bundesland nicht auf dem Schirm. In NRW könnte sie es, da Ausbildung zu den allgemeinen Aufgaben gehört. Deine Teilzeitquote muss jedoch gewährleistet bleiben. Dh. es muss dann ggf. an anderer Stelle Entlastung geschaffen werden.

    Ja, aber das ist ja gerade als Mentorin nicht gewährleistet. Wir kriegen "bei uns" 0,75 Entlastungsstunden für ein Amt, das weitaus anstrengender ist. 0,75 Stunden sind eben gar nichts, das irgendwie lohnt.

    Hab dein Bundesland nicht auf dem Schirm. In NRW könnte sie es, da Ausbildung zu den allgemeinen Aufgaben gehört. Deine Teilzeitquote muss jedoch gewährleistet bleiben. Dh. es muss dann ggf. an anderer Stelle Entlastung geschaffen werden.

    Rheinland-Pfalz. Wie gesagt, es wird mir zu viel gerade - und perspektivisch werde ich höchstwahrscheinlich noch weiter reduzieren, das ist nicht optimal. Letztlich strecke ich gerade - aus vielerlei Gründen - auch meine Fühler zu anderen Schulen aus. Das kann ich natürlich nicht der Schulleitung sagen, bevor es spruchreif ist oder sein könnte. Trägt aber natürlich auch dazu bei, dass ich ein schlechtes Gefühl dabei habe, weiter als Mentorin tätig zu sein.

    Sprich mit deiner SL. Es ist müßig da zu spekulieren.

    Wenn du verpflichtet wirst es weiter zu machen, reduzier deine Arbeit an anderer Stelle entsprechend.

    Da deine Mentee pausiert hat, finde ich einen Wechsel jetzt nicht so abwegig, da sowieso keine Kontinuität mehr gegeben ist.

    Die Frage ist, ob die Schulleitung mich zwingen kann, weiter zu machen. Eher nicht, oder? Ich meine, ich war Mentorin, als ich noch Vollzeit gearbeitet hatte, ich habe reduziert, weil die Belastung zu groß war. Das Problem der Schulleitung wird indes sein (das ist schon abzusehen), dass es kein anderer machen will. Du würdest mir aber empfehlen, vorher mit der SL zu sprechen und ihr nicht vorher abzusagen, oder?

    Hallo liebe Community,


    meine ehemalige Mentee hat sich gestern via Mail aus der Elternzeit wieder bei uns Ex-Mentoren gemeldet und angekündigt, Anfang November aus der Elternzeit zurückzukehren. Mein erster Gedanke war: "Nein, das nicht auch noch." Mein zweiter Gedanke auch. Wie üblich / unüblich ist es, das Mentorenamt niederzulegen nach einer Pause, in der sich die Bedingungen für einen selbst verändert haben? Ich selber hatte ja wegen Überlastung reduziert - ich bin jetzt bei 75 % und es sieht so aus, als ob ich weiter reduzieren werde, wenn die Belastungen so bleiben wie sie sind. Gestern haben wir von den geplanten Veränderungen wegen des Absenz-Konzeptes erfahren, das wird auch viel Arbeit bedeuten. Momentan sitze ich wieder wirklich viel zu lange am Schreibtisch, von den 6 Arbeiten vor den gerade einmal 10 Tage dauernden Osterferien hier, habe ich 2 Arbeiten immer noch nicht korrigiert. Das nur zum Hintergrund.


    Außerdem hat es mich natürlich geärgert, dass sie schrieb, sie habe es der Schulleitung schon mitgeteilt und die hätten "sicher auch schon mit euch gesprochen". Natürlich auch nicht.

    Die Altersgrenze hat folgenden Hintergrund:
    Als Beamter "erarbeitet" man sich den Ruhegehaltsanspruch - und dabei auch das Mindestruhegehalt. Mit weniger als 20-25 Dienstjahren entstünde ein Missverhältnis.

    Theoretisch klar - praktisch aber teilweise unlogisch. Hier in RLP wird das Referendariat auf die Altersgrenze angerechnet, heißt, wenn du unter 45 Jahren bist und das Referendariat damit beginnst, kannst du theoretisch auch noch verbeamtet werden, wenn du das Referendariat ca. 1,5 Jahre später beendest oder 2 Jahre (als Quereinsteiger). Wenn du dich dafür entscheiden solltest, das Referendariat in Teilzeit zu machen, brauchst du als Quereinsteiger ganze 3,5 Jahre, die dann auch noch angerechnet werden können on top. Gleichzeitig kann aber jemand, der das Ref in Vollzeit macht und kein Quereinsteiger ist, eventuell mit 47 Jahren nicht mehr verbeamtet werden, bloß weil sein / ihr Ref kürzer ist. Logisch ist das nicht. Bürokratie aber schon.

    Sprich doch mal mit dem Studienseminar. Wir hatten eine Kita beim Studienseminar, welche auch nur mal in Notfällen sehr kurzfristig genutzt werden konnte. Zumindest war das schon für die Seminartage super.

    Wir hatten on top noch 2 Babysitterin organisiert über Ebay Kleinanzeigen, die bei Bedarf eingesprungen sind. Auch das ist sicher sinnvoll.

    Meine Kinder wurden gerade 1 und 4 Jahre alt. Es war eine herausfordernde Zeit, da meine Frau zeitgleich in Vollzeit einen neuen Job antrat. Man lernt wirklich, effizient zu arbeiten. Davon profitiere ich immer noch drei Jahre nach dem Referendariat. In dieser Phase hatte ich relativ viele Freistunden, da ich nur 10 Stunden unterrichten musste, verglichen mit den 27 Stunden einer vollen Stelle jetzt. So brachte ich die Kleinen vor der ersten Stunde in die Kita, war immer pünktlich zur ersten Schulstunde und hatte neben meinen Unterrichtsstunden, Seminaren und Hospitationen viel Zeit für die Vorbereitung. Um 15 Uhr holte ich die Kinder ab, und bis 20 Uhr war Familienzeit. Ich nutzte diese Zeit stets voll aus, auch wenn der Unterricht an manchen Tagen bereits mittags endete. Danach, wenn die Kleinen im Bett waren, setzte ich mich an den Schreibtisch, jedoch dank der Vorbereitungsarbeit in der Schule dauerte dies nie länger als bis 22 Uhr. Dieser Tagesablauf prägte mein Leben für 18 Monate. Am Wochenende musste ich lediglich den Sonntagabend investieren. Und es funktionierte... Natürlich gab es viele Herausforderungen, aber es hat sehr gut funktioniert. Kopf hoch, einen Plan machen und einfach loslegen...

    Genau - und sich immer auch vor Augen halten, dass man als Mama nicht denselben Perfektionismus an den Tag legen kann wie Refs, die Single sind oder / und kein Kind haben. Für mich war es oft schwer, auszuhalten, dass ich eben schlichtweg nicht die Zeit hatte, mich endlos an toller Blattgestaltung, etc. aufzuhalten. Oder mir stundenlang zu überlegen, wie ich an die vorherige Stunde am besten anschließen kann. Aber daran gewöhnt man sich. Und lebt dann von Unterrichtsbesuch zu Unterrichtsbesuch. Einfach anfangen und machen. Und sich dann peu a peu den Schwierigkeiten stellen, die dann kommen. Oder nicht kommen.

    Das klingt doch so, als hättet ihr das ganz gut geplant. Wie es in der Praxis klappt wird sich dann zeigen. Dass euer Kind einen Schaden davonträgt, weil es durch verschiedene Menschen betreut wird und nicht ausschließlich durch dich, ist auch nicht wahrscheinlicher, als dass du euer Kind selbst verkorkst.

    Genauso. Wichtig ist nur, dass es betreut wird. Und dass diese Zeit endlich ist. Ich habe mir - auch an dem Punkt - gesagt, dass diese Zeit, wo ich mich weniger kümmern kann, endlich ist. Und dass ich das, was ich tue, mache, damit ich später mehr Zeit und bewusster Zeit mit meinem Kind verbringen kann. Das ist sicher auch hilfreich.

    Genau das ist das, was mir die größten Sorgen bereitet: dass mein Kind einen Schaden davon nehmen könnte (überspitzt gesagt). Damit, dass ich selbst viel arbeiten werde und für mich kaum Zeit bleiben wird, kann ich verschmerzen, da ich weiß, dass es nicht für immer so sein wird. Zurückstecken ist deshalb kein Problem. Aber mein Kind? Echt blöd :( Aber das wird hoffentlich schon! Nochmal danke an alle!

    Es geht bei der Kinderbetreuung nicht um Quantität, sondern Qualität. Ich habe es "damals" im Ref oft nicht geschafft, mittags stundenlang für mein Kind da zu sein, da musste dann schon einmal abends eine intensive Stunde ausreichen. Aber da war ich da und präsent. Und darum geht es doch. Und darum, dem Kind - wenn möglich - nicht hypergenervt und ständig gereizt zu begegnen, sondern sich tatsächlich für das Kind zusammenzureißen. Und klar, durchaus auch erklären, was Mama da gerade macht und warum. Und auch, dass die Mama das macht, damit sie später mehr Zeit mit dem Kind hat. Ich habe das dann wirklich genauso auch öfter kommuniziert: "Die Mama hat gerade wirklich wenig Zeit, weil sie noch einmal eine Ausbildung macht, damit sie danach mehr Zeit mit dir verbringen kann. Mittags dann und auch und vor allem in den Ferien. Das wird schön und darauf freue ich mich, aber jetzt muss ich dafür erstmal hart arbeiten." Die Kunst ist übrigens die (und daran feile ich gerade) sich danach abzugrenzen und dann eben nicht nur abends eine Stunde da zu sein für das Kind, sondern länger. Und Schule dann auch mal Schule sein zu lassen. Aber das geht im Ref nicht. Da musst du präsent sein und da sein. Und das hatte ich eben auch genauso meinem Mann kommuniziert. Dass in der Refzeit wirklich er zu Hause bleiben muss, wenn das Kind krank ist. Und nicht ich. Wichtig ist auch da, die Zeit des Refs zu begrenzen. Mein Mann verlangt inzwischen zu Recht von mir, dass wir zu gleichen Anteilen Krank wegen Kind machen, wenn mal was ist. Im Ref war die Absprache da eine Andere. Und damit kommt das Kind dann übrigens gut klar. Wenn die Mama dann weniger da ist, aber dafür der Papa. Da nimmt es keinen Schaden von. Nur, wenn sich irgendwie keiner zuständig fühlt.

    Hallo ihr Lieben,


    ich starte im Mai das Ref mit einem Kleinkind (2). Ich mache mir aufgrund der Horrorgeschichten Gedanken und habe mittlerweile Angst. Dieser Post richtet sich an Referendare, die ihr Ref mit Kleinkind absolviert haben und ihre Erfahrungen teilen möchten… wie war es für euch? War es machbar und konntet ihr trotzdem genügend Zeit mir eurem Kind verbringen? Ich hoffe tatsächlich, dass es auch positive Erfahrungen gibt 🥲

    Ich habe das Ref mit Kleinkind gemacht - es war eine harte Zeit, ich habe oft die Zähne zusammenbeißen müssen (kannst meine Beiträge hier dazu gerne nachlesen). Meine Tochter war 3 bei Beginn des Refs. Mein Mann hat mir tatsächlich sehr viel abgenommen - aus deinem Post geht freilich nicht hervor, ob es einen Mann dazu gibt. Also wenn, Mann einbinden. Wenn nicht vorhanden, andere fremde Hilfe (auch gegen Bezahlung) einbinden. Das hatten wir auch zusätzlich, weil mein Mann gerade in der Intensivphase nicht immer Zeit hatte. Und dann: Weg von Perfektionismus: Ich habe eben nicht jedes Piktogramm fünfmal überarbeitet oder 20 Minuten in die Bildrecherche investiert für ein Arbeitsblatt, sondern erster Bildimpuls, der passt und gut ist, genommen. Paretoprinzip eben. Dann habe ich von Ferien zu Ferien und von Unterrichtsbesuch zu Unterrichtsbesuch gelebt und gearbeitet. Es ist hart, aber machbar. Wenn du es willst, kannst du es schaffen. Aber organisiere dir Hilfe. Meine Cousine hat als Alleinerziehende (!!!) das Ref in NRW am Gymnasium gemacht. Sie hat es geschafft. Aber auch mit Hilfe. Alles ist machbar. Mit Hilfe. Organisationstalent. Und absolutem Willen. Stelle dich auf eine harte Zeit ein. Aber bedenke immer: Sie geht vorbei. Und danach kannst du unendlich stolz auf dich sein.

    Dem kann ich nicht zustimmen. Ich fand die Anfangszeit mit meiner Vollzeitstelle tatsächlich stressiger als mein Ref. Oder besser gesagt: Es war halt eine andere Art von Stress (26 Unterrichtsstunden in verschiedensten Klassen vorbereiten zu müssen bspw. fand ich - trotz guter Unterstützung meiner KuK - doch anstrengender als den Vorbereitungsaufwand für die Hälfte der Stunden während des Ref.).


    Genauso habe ich es eben auch empfunden.

    Grundsätzlich sollte man auch bedenken, dass der eigentliche Lehrerberuf wenig bis fast nichts mit dem Referendariat zu tun hat.

    Mir wurde gesagt, dass der spätere Alltag mit Vollzeitstelle viel stressiger als das Referendariat ist. Totaler Quatsch. Es ist nach dem Referendariat ungleich entspannter - zumindest wenn man nicht gerade an eine katastrophale Schulleitung gerät.

    Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Meine letzten beiden Jahre - unmittelbar nach dem Referendariat - waren bei mir zeitlich gesehen sogar anstrengender als das Referendariat. Lediglich der psychische Druck war weg. Jetzt in diesem Schuljahr - mit Stundenreduktion und eben auch schon auftretetenden Redundanzen durch bereits vorbereitete und unterrichtende Lernreihen - ist es wirklich besser geworden.

    Ich hatte ähnliche Gedanken wie du - war gerade am Anfang nach der "Intensivphase" und vor den ersten UMs auch total überlastet und überfordert und habe teilweise auch nicht die Hilfe bekommen anfangs, die ich dringend gebraucht hätte. Zunächst: Es gibt mehr Leute, die aufgeben, als Leute, die scheitern. Daher bitte unbedingt erstmal weitermachen, es ist noch viel zu früh, um alles hinzuschmeißen. Suche dir allerdings schnellstmöglich Hilfe - am besten und effizientesten bei den Mitreferendaren und / oder jungen Lehrern, die gerade das Ref hinter sich haben. Ich habe "damals" das Glück gehabt, einen jungen Lehrer zu "finden", der mir einige Unterrichtsreihen von sich gezeigt hat - frag bitte nach solchen didaktischen Plänen. Mir ging damals dadurch ein Licht auf und mir war endlich klar, was konkret verlangt wird. Geholfen hat mir auch, bei anderen Mitreferndaren mit in die UMs und UBs zu gehen - die entsprechenden Entwürfe haben wir dann auch immer bekommen. Dadurch habe ich auch immer extrem viel gelernt und langsam lichtete sich der Nebel und ich wusste, was zu tun war.


    Bitte frage dich aber auch - und das ist gerade als Quereinsteiger wichtig - ob der Job dir grundsätzlich gefällt und du mit den SuS "kannst". Fachliches kannst du dir später einfacher "draufarbeiten" als ein grundsätzliches Verstehen und Klarkommen mit den SuS.

    Das einzige, und ohne das würde ich den Lehrerberuf sofort aufgeben, was ich anderen Berufen gegenüber vorne sehe ist:


    - Ferien (ja, wir müssen auch da arbeiten, aber so viele Tage, an denen man ausschlafen kann gibt es sonst nicht)

    - früher Unterrichtsschluss (man muss zwar auch danach arbeiten, kann aber erstmal Joggen gehen am helligten Tag etc.)

    - die Möglichkeit sich 3 Tage am Stück ohne Schein krank zu melden

    Genau das sind doch aber DIE Gründe, die nach wie vor für Eltern für den Beruf sprechen und die auch für mich entscheidend waren und sind. Und gerade beim letzten Punkt habe ich noch eine wichtige Ergänzung zu machen: Du wirst auch nicht endlos genervt, wenn du krank bist - sondern deine Aktivität, wenn du krank bist, beginnt und endet mit dem Tippen der Mail an den entsprechenden Emailverteiler, dass du also und wie lange du wahrscheinlich krank bist. In meiner alten Firma ging es dann aber munter weiter mit "wo sind die Unterlagen zu Kunde x und y?", "was kannst du zu der und der Mail sagen?" und so weiter und so fort. Und es wurde selbstverständlich auch erwartet, dass du ständig re-agiert hast. Ich musste erstmal "lernen", dass ich jetzt auch krank und nicht erreichbar sein darf. Auch länger als ein oder zwei Tage. Und dass das auch garantiert keine negativen Folgen für mich haben wird. Das ist für mich verdammt kostbar. Und mit Geld ehrlicherweise kaum zu bezahlen. Dir kann in diesem Job nichts passieren. Das finde ich bei manchen Kollegen schlimm, weil es sich negativ auf Ihre Arbeitseinstellung auswirkt - und da vermisse ich oft den "früheren Team- und Leistungsgedanken" durchaus. Bei mir hat es aber auch zu einer grenzenlosen Erleichterung und Lebensqualität geführt, weil ich endlich mal krank sein darf, wenn ich krank bin. Und nicht schlaflose Nächte hinter mich bringen muss wegen einer unbedachten Äußerung oder Aktion. Und selbst wenn ich mal nicht überdurchschnittliche Leistung bringe, hat es keine Konsequenzen für mich.

    Lustigerweise wurde mir das in RLP auf dem Dorf auch gesagt, dass Berufsschulen ja so "asi" wären und das völlig unvorstellbar wäre.


    Naja, diese Leute fänden meine Klientel jetzt auch "asi", von daher, das ist halt so eine gewisse Engstirnigkeit.

    Naja, "Beufsschulen" sind ja heute wesentlich komplexer von der Ausrichtung her, als das die meisten Leute wissen. Als ich letztens in der Nachbarschaft erzählte, mir würde ja jetzt schon vor dem mündlichen Abitur in Deutsch grauen, herrschte große Verwunderung vor: Es hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, dass fast alle berufsbildenden Schulen ein berufliches Gymnasium angeschlossen haben, wo tatsächlich ein "anerkanntes Abitur" vergeben wird. Wobei ich übrigens fast lieber Berufsschüler unterrichte und als weniger "asi" empfinde als mittlerweile viele meiner SuS im sogenannten "beruflichen Gymnasium", die sich weiß Gott was auf sich einbilden, oft aber noch nicht einmal über durchschnittliche Intelligenz geschweige denn Anstand verfügen. Da ärgert es mich dann wiederum, dass das berufliche Gymnasium so einen hohen Stellenwert an Berufsbildenden Schulen genießt und den SuS da regelrecht und oft der rote Teppich ausgelegt wird: Während sich bei uns die SuS in der HBF schon schriftlich entschuldigen müssen, wenn sie nur 5 Minuten zu spät kommen, heißt es im beruflichen Gymnasium ganz offen vom Leiter desselben, dass Fehlstunden "nicht so genau erfasst werden sollen". Verkehrte Welt.

    Zu dem ersten Punkt: BBS ist toll. Für mich. Zweifellos.

    Für mich auch. Und ich finde auch, dass die Berufsbildenden Schulen zu Unrecht ein so negatives Image haben - im Vergleich zu allgemeinbildenden Schulen. Ich weiß noch, als ich in meiner alten Firma sagte, was ich jetzt beruflich vorhabe. Nachdem das Wort "Berufsschule" gefallen ist, haben viele nur den Kopf geschüttelt. Dabei habe ich gerade am liebsten mit Berufsschülern zu tun. Und dieser Tage wieder einen "Rüffel" kassiert von einem Kollegen, weil ich gesagt hatte, ich würde den "Hype" um das Abitur nicht verstehen. Jeder, der eine Ausbildung erfolgreich absolviert hätte, hätte genauso Leistung gezeigt und oft viel härter auch körperlich gearbeitet. Daher würde ich im Leben nicht verstehen, dass sich die Abiturienten feiern würden ohne Ende...


    Und zur Belastung: das ist auch individuell. Die gleichen Klassen, die gleiche Situation, gleiche Fächer, trotzdem ganz andere Wahrnehmung der Schwierigkeiten und Belastungen.

    Mit Sicherheit. Das hat aber auch was mit erlernten Routinen und der eigenen Einstellung sowie Erfahrung zu tun. Immer wenn ich mich jetzt überlastet fühle (was immer noch oft vorkommt leider), mache ich mir klar, wie oft ich mich vorher durch den Tag gelangweilt habe in meinem Job als "Marketing Managerin".

    Weil du ein berufsbildendes Fach hast. Wärst du jetzt vorrangig für das allgemeinbildende Deutsch eingesetzt, wäre es für dich sicherlich auch eintöniger. Ich erwarte mit Mathematik im beruflichen Schulwesen auch keine große Abwechslung.


    Ich stelle das jetzt so negativ dar, ich bin aber mit der Autopilot-Arbeit trotzdem zufrieden, das hat ja auch was für sich.

    Da hast du sicher absolut Recht. Wobei, gerade am beruflichen Gymnasium kannst du ja variieren z. B. hinsichtlich der Lektüren, die du da so liest. In jedem Fall bietet auch Deutsch mehr Abwechslung als Mathematik, da kann ich mir schon gut vorstellen, dass es da dann irgendwann langweilig wird. Fachlich gesehen. Und klar, Wirtschaft erschließt mir deutlich mehr Optionen. Weshalb ich das auch immer mehr ausbaue.

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