PaPo
Ich hätte eine ernst gemeinte Frage:
Wenn Du Dir die Reaktionen auf Deine Beiträge aus einiger Distanz anschaust, glaubst Du, dass die in vielen Fällen nicht gelingende Kommunikation primär an dem defizitären Kommunikationsverhalten der anderen, hier teils seit Jahren aktiven UserInnen liegt, oder wäre es denkbar, dass hier auch andere, bei Dir liegende Faktoren eine Rolle spielen?
Das Folgende mag den Charakter des "ad hominem" erfüllen, aber das nehme ich hier in Kauf.
Ich bin nun kommunikativ und rhetorisch beileibe nicht unerfahren oder unversiert, komme aber nicht umhin, Deinen Kommunikationsstil als anstrengend zu empfinden. Würde ich Dir in gleich welchem Thread auf eine Erwiderung Deinerseits (auf einen beliebigen Beitrag von mir) antworten, so hätte ich zu erwarten, dass ich von einem rhetorischen Bulldozer überrollt werde.
Warum ist das so?
Mir fällt bei den allermeisten Deiner Beiträge auf, dass Du nicht exklusiv auf der Sachebene argumentierst, sondern für gewöhnlich auch in Kombination mit der Meta-Ebene. Dabei verwendest Du relativ regelmäßig Etikettierungen für Argumente (oder auch das, was Du nicht als Argument erachtest) des Gegenübers. Sei es der rote Hering, das Gaslighting, ad hominem oder was auch immer.
Ich nehme das einerseits als eine hochentwickelte Form der Diskussion wahr, gleichwohl geht diese zum Teil ins Leere, weil - das ist meine Wahrnehmung - viele UserInnen sich hier gar nicht die Zeit und die Mühe machen wollen (ob sie es dennoch könnten, maße ich mir nicht an zu beurteilen), um auf auf Deine wortreichen Repliken auf ähnliche Weise zu reagieren. Das lässt die Diskussion zwischen Dir und den einzelnen UserInnen relativ schnell im Sande verlaufen.
Während des Schreibens dieses Beitrags merke ich gerade selbst, dass ich signifikant mehr Zeit und gedankliche Energie aufwende, als ich das für gewöhnlich bei den allermeisten meiner Beiträge tun muss. Wenn ich dann auch noch damit rechnen muss, dass mein Beitrag auf mannigfaltige Art und Weise sachlich wie meta-kommunikativ zerpflückt wird und mir damit eine vermeintliche Unterlegenheit suggeriert wird, dann schreibe ich lieber in derselben Zeit fünf hilfreiche Beiträge zu verschiedenen Anliegen und habe den Eindruck, dass das irgendwo weitergeführt hat. Vom Ergebnis her führt das dann dazu, dass ich Dich weitgehend ignorieren würde.
Ich habe in einem Forum wie diesem keinen Anspruch, keine Zeit und keine Energie dafür, Eloquenz, Argumentation und Rhetorik auf dem Niveau großer PhilosophInnen zu führen.
Rein deskriptiv auf der Basis von 20 Jahren Erfahrung in diesem Forum wage ich zu behaupten, dass die überwältigende Mehrheit der UserInnen hier ähnlich denkt und handelt. (Ja, es gab hier auch Ausnahmen bzw. einen insgesamt eloquenteren Diskussionsstil, aber der hat sich mit dem Generationenwechsel, der auch vor diesem Forum nicht Halt gemacht hat, einfach verändert.)
Das führt mich zu dem Fazit, dass Du hier vermutlich nicht glücklich wirst, wenn Du in der diskursiven Spitze einsam Deine Kreise ziehst. Du wirst hier kaum auf Gleichgesinnte treffen. Das ist jedoch kein diagnostizierbares Defizit auf unserer Seite. Es ist einfach der Geist dieses Forums. Gleichwohl suggeriert Dein Kommunikationsstil einen Anspruch auf Überlegenheit bzw. die Demonstration der Unterlegenheit des Gegenübers. (Den Einwand, dass das unser Problem wäre, weil wir uns den Schuh ja nicht anziehen müssten, lasse ich hier nicht gelten. Die Verantwortung für gelingende Kommunikation tragen Sender und Empfänger.)
Falls Du den Wunsch haben solltest, hier mittelfristig ein integrierter und geschätzter Teil dieser Community zu sein, lege ich Dir ans Herz, aktiv zur gelingenden Kommunikation beizutragen. In der gegenwärtigen Form ist dies nicht der Fall.