• Bei uns ist die Bandbreite recht groß. Z.B.
    Sch. zu den Sozialpädagogen / Direx schicken, Eltern anrufen, Arbeiten beim Hausmeister erledigen (wenn etwas absichtlich verschmutzt wurde), Versetzung in die Nebenklasse für eine Stunde, Erscheinen zur 0. Stunde (also vor der ersten Unterrichtsstunde), der Sekretärin helfen, Verbot der Pauseneinrichtungen (wenn man sich dort schlecht benommen hat) und natürlich positive Verstärkung (Bonuspunkte für gutes Benehmen, Hausaufgaben und dergleichen)

  • Ist denn die Wirkung einer Strafe wirklich so groß, dass es sie rechtfertigt? Ich selbst habe das noch nicht erlebt.


    In meiner eigenen Schulzeit, musste man bei Vergehen 4 Seiten abschreiben. Es gab Kinder in der Klasse, die Nahe an der 100 waren und dies natürlich nie gemacht haben. Besser benommen haben sie sich aber auch nicht.


    In meiner Klasse komme ich ohne Strafen aus. Die Kinder, die immer reinrufen sind auch die energiegeladenen und äußerst motivierten. Soll ich sie dafür bestrafen? Bervor ich aufrufe sage ich oft, es kommen diejenigen dran, die sich leise melden. Das hilft meistens. Bei Raufereien etc. hole ich mir die beteiligten Kinder und es wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht, wie man sich wieder vertragen könnte. Die Ursache des Streits finden wir nur selten heraus. Ist auch gar nicht nötig.


    Strafen erlebe ich seit diesem Schuljahr erstmalig in den Klassen meiner Kinder (12 und 14 Jahre alt). Es hat sie natürlich auch schon erwischt, obwohl sie bestimmt keine "schlimmen Schüler" sind. Sie müssen in der Regel etwas schreiben - abschreiben oder einen Aufsatz. Ich finde, dadurch wird die Arbeit, die an sich positiv ist, negativ belegt. Jahrelang habe ich versucht ihnen zu sagen, dass Arbeit wichtig und keine Strafe ist. Und was lernen sie aus den Strafen: Lass dich nicht erwischen! Außerdem haben beide mittlerweile einen ziemlichen Hass auf ihre jeweiligen Lehrer. Schade!


    Und warum benehmen sich Kinder daneben?
    Wir hatten letzte Woche einen schrecklich langweiligen Vortrag. Der Kollege neben mir, begann den Stuhl der Kollegin vor mir zu schubsen, andere haben angefangen sich zu unterhalten und manche haben nebenbei korrigiert. Ich sage nicht, was ich gemacht habe...:)

  • Zitat

    Original von Petroff
    Ist den die Wirkung einer Strafe wirklich so groß, dass es sie rechtfertigt? Ich selbst habe das noch nicht erlebt.


    Das kommt ganz au8f die Art von Strafe an: Wenn ein Vierklässlert z.B. einen Tisch bemalt und als Strafe alle Tische der Klasse säubern muss, dann kann m.E. ein Lerneffekt stattfinden. Hätte dieser 100x schreiben müssen "Ich male keine Tische an" hätte das wenig gebracht.

  • ich glaube nicht, dass man das benehmen der kinder mit dem "langweiligen" unterricht rechtfertigen kann. es ist äußerst schwierig jede stunde etwas zu machen, was 24 kinder gleichermaßen interessiert. ich denke, da müssen die kinder einfach lernen zuzuhören oder zumindest nicht zu stören, auch wenn sie gerade keine lust haben.


    bei uns wird sowohl mit postiven verstärkern, (leisefanten und sternchen für einzelne kinder, am ende der woche wird geguckt werd die meisten hat, herzchen für die tischgruppen und dann am ende der woche wieder belohnung für den besten tisch)
    aber auch mit strafen:pausenverbot, nachsitzen, sportverbot, klassenregeln abschreiben, eintrag ins elternheft, trainingsraum

  • Ich denke, dass es Situationen gibt, in denen Strafen sein müssen.
    Soll man es ignorieren, wenn ein Schüler zum Lehrer sagt:
    " Ey, Schmidt, beweg deinen fetten Arsch hier rüber?"
    Da ist "Kuschelpädagogik" wohl fehl am Platze...


    (Vielleicht sollte man in dieser Diskussion aber auch ein wenig nach Schulformen bzw. Alter der Schüler differenzieren. Meiner Erfahrung nach "leisten" sich ältere Schüler / Schüler in "Problembezirken" so manches mehr, sie schlagen (verbal, handgreiflich oder subtiler durch massives Internetmobbing) stärker zu.)

  • Zitat

    Original von Bear
    (Vielleicht sollte man in dieser Diskussion aber auch ein wenig nach Schulformen bzw. Alter der Schüler differenzieren. [...])


    Und nicht zuletzt muss man auch nach den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben differenzieren, denn pädagogische Maßnahmen und Ordnungsmaßnahmen (beides landläufig als "Strafe" tituliert) sind ja nun für jedes Bundesland klar geregelt - mit relativ geringem Interpretationsspielraum.


    Für NRW ist das z. B. im § 53 des Schulgesetzes geregelt: Der Paragraph unterscheidet zwischen "erzieherischen Einwirkungen" und "Ordnungsmaßnahmen"; nur erstere sind überhaupt Sache des einzelnen Lehrers, über letztere entscheidet der Schulleiter und/oder eine von der Lehrerkonferenz gewählte Teilkonferenz.


    Das Spektrum der erzieherischen Einwirkung, und um die geht es hier ja, sieht wie folgt aus:


    Zitat

    Zu den erzieherischen Einwirkungen gehören insbesondere das erzieherische Gespräch, die Ermahnung, Gruppengespräche mit Schülerinnen, Schülern und Eltern, die mündliche oder schriftliche Missbilligung des Fehlverhaltens, der Ausschluss von der laufenden Unterrichtsstunde, die Nacharbeit unter Aufsicht nach vorheriger Benachrichtigung der Eltern, die zeitweise Wegnahme von Gegenständen, Maßnahmen mit dem Ziel der Wiedergutmachung angerichteten Schadens und die Beauftragung mit Aufgaben, die geeignet sind, das Fehlverhalten zu verdeutlichen.


    Bei der Wahl der Mittel gilt natürlich das Prinzip der Verhältnismäßigkeit.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

    • Offizieller Beitrag

    Sehe das wie Philo - Strafen braucht man nicht: die Gesetze/Erlasse geben ganz gute Vorgaben&Anregungen was sinnvoll ist als Maßnahme und was nicht. Einsicht erzeugen geht immer vor alles andere und somit kann man seine Maßnahmen ganz gut regeln, selbst wenn man nicht zu den kreativsten Pädagogen gehören sollte ;)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallöle an euch alle!


    Die Form der Strafe hängt natürlich auch von der Schulform ab und der Platzierung der eigenen Stunde (viel Spaß montags, 1. und freitags, 6. Std......).
    1. Wenn mir ganz allgemein das "Grundgemurmel" in der Klasse zu hoch wird und das oft passiert, arbeite ich mit einer Uhr, die ich symbolisch an die Tafel schreibe; daneben kommt die Anzahl der Minuten, die ich schweigend damit verbringe darauf zu warten, dass wieder Ruhe einkehrt. Die sammelt man über mehrere Stunden hinweg mit der Androhung, dass die ganze Klasse mittags für eine Extra-Stunde dableiben muss, wenn 45 min. voll sind. Dazu kommt es meist nicht - man kann nämlich für besonders gelungene und konzentrierte Arbeitsphasen der Klasse auch wieder ein paar Minuten erlassen. Manchmal will eine KLasse bei mir die Probe aufs Exempel machen, ob ich wirklich so weit gehe. Aber eine zusätzlich anberaumte Unterrichtsstunde spricht sich dann in der Schule rum ("die macht tatsächlich ernst"), so dass ich dann wieder mindestens zwei Jahre Ruhe habe.
    Vorteil: ihr schont eure Stimmbänder und konditioniert die KLasse regelrecht darauf, dass alle verstummen, sobald ihr auch die Kreide nur anhebt.


    2. Strafen kann man als Klassenlehrer übrigens auch mit den Schülern zusammen, z.B. am Anfang des Schuljahres festlegen. Daraus lässt sich entweder ein nach Schwere abgestufter Katalog erstellen oder ihr macht eine Box, aus der ein betroffener Schüler vor der Klasse eine Strafe "ziehen" muss. Man kann da viel kreativer sein als nur Abschreiben lassen - v.a., wenn ihr eure Pappenheimer kennt und wisst, was ihnen "peinlich" ist. Wenn z.B. die Strafe sein soll, ein Gedicht zu lernen, hat schon so manch pubertierender Junge seine Coolness auf harte Proben stellen müssen, weil ich dann auf romantische Liebeslyrik zurückgreife, die mit hochrotem Kopf der Klasse vorgetragen wird... Man muss das dann allerdings mit ernster Miene quittieren, auch wenn einem innerlich zum Lachen zumute ist, denn es darf natürlich nicht passieren, dass man den Schüler in der Person bloßstellt.


    3. Für die gesamte Klasse nützlich ist es, wenn ein "quatschendes Schülerexemplar" bis zur nächsten Stunde einen Quiz/ Test oder Arbeitsblatt für den Rest der Klasse zum Lernstoff entwickeln muss (5 min. reichen) und den im Anschluss als Straf-HA auch noch korrigieren darf (wobei ihr da stichprobenartig die Qualität der Korrektur überprüfen müsst und so die Mitschüler dazu bekommt, den Test auch ernst zu nehmen). Vorteil: der SChüler hält für den Rest der Stunde garantiert die Klappe, weil er sich ja auf den Lernstoff beziehende Fragen überlegen muss und er gilt in der Klasse eben nicht als der "coole Clown", sondern ist eher ein unliebsamer Störer, weil ja die ganze Klasse darunter "leidet". Was dazu führt, dass er bei der nächsten Störung von Klassenkameraden angeblafft wird, er solle den Mund halten.


    4. Übrigens: vergesst auch die guten alten Protokolle nicht! Finde ich sinnvoller als Abschreiben, denn da tut der Schüler was für seinen eigenen Lernerfolg und übt eine Form ein, die ihm im späteren Berufsleben nützlich sein kann (wisst ihr ja aus eigener leidvoller Konferenzprotokollerfahrung).


    5. Man kann auch einen SChüler mal dazu verdonnern, eine Unterrichtsstunde zu halten (oder einen Teil) und die Qualität seines Unterrichts durch seine Mitschüler (sachlich!) bewerten lassen.


    6. Ein Schüler, der sich nur in der Gruppe stark fühlt und stört, kann man in Absprache mit Kollegen auch mal eine Unterrichtsstunde bis einen Tag in eine leidlich sozialkompetente Klasse einer älteren Jahrgangsstufe stecken. Alleingelassen kommt so mancher SChüler relativ kleinlaut wieder zurück.


    7. Auch eine Veränderung der Sitzordnung zieht manchmal ganz gut - in KL. 5-6 z.B., wenn man einen störenden Jungen einfach für den Rest der Stunde zwischen zwei Mädchen setzt (was in diesem Alter eine echt harte Strafe zu sein scheint).


    Ich finde aber persönlich, am meisten erreicht man mit Respekt: wenn die Schüler einen nämlich mögen (im Sinne von respektieren, ich muss als Lehrer nun wirklich nicht von allen geliebt werden!), dann sind sie ziemlich betroffen, wenn man sich selbst ärgert oder einem das Verhalten eines Schülers auf den Zeiger geht. Bei mir reicht es oft schon, dass ich im Falle von Störverhalten um ein Gespräch am Ende der Stunde bitte (und den Schüler bis dahin schmoren lasse, was auch den Vorteil hat, dass ich mich selbst vor unbeherrschten Reaktionen schütze) und ihm nach guter alter Pädagogen-Manier eine Ich-Botschaft versende nach dem Motto "Dein Verhalten geht mir auf die Nerven/ verletzt mich..." Ob sowas zieht, ist aber seeeeehr schulform-, klassen- und persönlichkeitsabhängig!!

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