Tag des Lehrers

  • Zitat

    Selten findet man einen Beruf, in dem man von Nichtfachleuten so oft gesagt bekommt, was richtig ist. Eigenartigerweise gibt es ganz wenige AutofahrerInnen, die dem Mechanikermeister sagen, was er am Auto zu reparieren oder zu warten hat. Auch der Frisörin gibt niemand, außer dem allgemeinen Wunsch, wie die Frisur in etwa aussehen soll, Anweisungen, wie sie vorgehen soll. Diese Liste könnte endlos ausgedehnt werden.


    Das gefällt mir besonders gut!! :)


    Petra

  • ja da gratuliere ich uns allen ganz herzlich! wir sind einfach spitze



    nee, im ernst, das muss man sich schon mal sagen!


    sabi
    ps: ich feiere den tag, indem ich gleich noch ein drittes mal in die schule fahre :D

  • Folgenden Artikel veröffentlichte die "Schwäbische Zeitung" heute zum Tag des Lehrers (Ausgabe von Dienstag, 5.Oktober, Rubrik "Meinung und Dialog"):



    Zitat

    Arme deutsche Lehrer!


    Wir wissen nicht, was morgen ist. Aber gestern war Welttierschutztag. Und heute ist Weltlehrertag. Das reicht eigentlich. Denn wir ziehen aus diesen beiden Gedenktagen so viel Zerknirschung, dass wir für den Rest des Jahres bedient sind. Ja, wir haben auch in diesem Sommer wieder erbarmungslos Schnaken totgepatscht und nicht genügend bedacht, dass die Lehrer arm dran sind. Sie kriegen einen Hungerlohn, haben kaum Freizeit, verausgaben sich Tag und Nacht und finden wenig Anerkennung. Das ist schlimm. Mit den Schnaken geht man ja weltweit rücksichtslos um, aber die Pädagogen sind besonders in Deutschland gefährdet. Ist es etwa in Ordnung, wenn überall Tierschutzvereine ihr Wesen treiben, aber kein einziger Lehrerschutzverein? Warum praktizieren zuhauf Tierärzte, aber kein einziger Lehrerdoktor? Wo bleibt die gesunde Lehrernahrung? Man sieht: Sogar ziemlich arme Hunde sind besser dran als die deutschen Lehrer. Nur den Schnaken geht es noch schlechter. (sz)


    Jetzt reicht's. Dass wir vor und nach den Ferien als Faulenzer bezeichnet werden, ist ein altes Spiel der Presse. Aber dieser "Artikel" setzt allem die Krone auf.
    Meine ich das nur oder werden hier Lehrer mit Schnaken, die man totschlagen sollte und Hunden gleichgesetzt?


    Ich kündige mein Abonnement dieser Zeitung und schreibe eine Beschwerde an den Deutschen Presserat. Wer es mir gleichtun will: Gerne.
    Anschrift:


    Deutscher Presserat
    Postfach 7160
    53071 Bonn


    Hier wird nach meiner Meinung ein ganzer Berufsstand diffamiert und am Rande der Volksverhetzung agiert.


    In folgendem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Bayerischen Lehrerverbandes Dr. h.c. Albin Dannhäuser
    http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0403/20040316_i.shtml


    ("Beruf Lehrerin/Lehrer: Traum oder Albtraum?") bemerkt dieser sehr treffend:


    Zitat

    Es ist leider so, und darunter leiden wir in der Tat, dass es in unserer Gesellschaft offensichtlich unausrottbare Vorurteile über den Lehrerberuf gibt. Wir können das z. T. verstehen, denn es ist ja nun einmal nicht jeder erfolgreich in diesem Schulsystem. Aufgrund dessen gibt es viele Schulversager und daher auch viele “offene Rechnungen”. Da ist man irgendwann einmal von einer Lehrerin oder einem Lehrer dumm angeredet worden und deswegen meint man dann, man müsste diese Rechnung später irgendwie begleichen. Aber die Gesellschaft und die Medien, und hierbei vor allem die Printmedien, tun damit nicht nur der Lehrerschaft nichts Gutes, sondern auch der Schule und damit den jungen Menschen. Und sie tun dadurch auch der gesamten Gesellschaft nichts Gutes, wenn Lehrerinnen und Lehrer bei jedweder Möglichkeit diffamiert werden. Natürlich gibt es Einzelfälle von Versagern auch unter der Lehrerschaft, die gibt es aber in jedem Beruf. Dafür bräuchten wir geeignete Instrumente, um das bewältigen zu können. Diese Einzelfälle jedoch oder diese subjektiven Erfahrungen, die man möglicherweise bereits vor Jahrzehnten gemacht hat, immer wieder aufs Tablett zu bringen und damit die gesamte Berufsgruppe zu demoralisieren, ist zum Schaden unserer Kinder und Jugendlichen. Schauen wir doch mal auf diese Spitzenländer in der PISA-Studie, schauen wir doch mal nach Finnland, denn Finnland ist in diesem Zusammenhang ja oft genug herumgereicht worden als leuchtendes Beispiel. Dort nennt man die Lehrerinnen und Lehrer "Kerzen des Volkes". Das ist sehr lyrisch und das tut gut. Wie ist es aber bei uns? Wenn man heutzutage bei uns z. B. im Urlaub gefragt wird, was man denn von Beruf sei, dann drücken sich die Lehrer oft um eine Antwort herum. Wenn es dann aber doch herauskommt, dann bekommt man in aller Regel zur Antwort: "So, das hätte ich aber nicht gedacht!" Oder man bekommt sogar eine regelrecht abfällige Bemerkung. Das ist ganz schlimm geworden bei uns. Welche Berufsgruppe würde sich das auf Dauer gefallen lassen oder würde das ertragen? Man müsste doch stolz darauf sein, dass die Lehrerinnen und Lehrer in dieser Gesellschaft die Grundlagenarbeit machen. Wer macht sie denn sonst? Wir als Lehrerinnen und Lehrer schaffen die Grundlagen für die wirtschaftliche Stabilität und Prosperität unserer Gesellschaft. Wir legen die Grundlagen für die soziale Balance, dafür, dass diese Menschen einigermaßen anständig und verantwortungsbewusst miteinander umgehen. Wir sind doch diejenigen, die vor allem bei der heute vorherrschenden hohen Mobilität in unserer Gesellschaft einen integrierenden Faktor darstellen. Nehmen wir die ethnischen, die religiösen, die ganz großen sozialen Unterschiede: Wir sind doch im wahrsten Sinne des Wortes eine integrierende Einrichtung dieser Gesellschaft. Wer leistet das denn außer den Lehrern? Niemand sonst! Darauf müsste die Gesellschaft also eigentlich stolz sein, sie müsste stolz darauf sein, dass wir das tun. Aber das ist nicht der Fall. Und das tut weh und schreckt übrigens auch einige von diesem Beruf ab. Auf die Dauer wird das auch zur Belastung. Damit sind wir nun natürlich beim Thema "Arbeitsbelastung bzw. Belastung überhaupt im Lehrerberuf" angekommen. Man darf jedenfalls diese Schädigung des Rufs der Lehrerschaft nicht unterschätzen, denn es ist in hohem Maße demotivierend, wenn diese Arbeit nicht anerkannt wird.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • ein hoch auf dr.dannhäuser. sehr treffend formuliert!


    ich bin stolz den job des lehrers zu machen und das sage ich auch ganz selbstbewusst, wenn ich mal wieder doof von der seite angemacht werde... das passiert leider noch zu oft!


    ich trink mir jetzt noch ein weinchen auf unseren tag!


    zum wohl. auf uns!
    leila

  • moin moin,


    hier wird der Tag des Lehrers naechste Woche gefeiert, dafuer aber richtig gross:
    Die Schueler verwoehnen uns am vormittag und die Eltern laden mittags alle Lehrer ganz schick ins Restaurant ein. Hier wird die Arbeit von uns also noch entsprechend geschaetzt und gewuerdigt!!!
    Eine Woche danach gibts dann noch den Tag des Schuelers, an dem das Spielchen dann andersrum laeuft. Sehr nett und ich freu mich da jetzt schon drauf!!!


    Viele Gruesse von der ansonsten leider grad ziemlich beschaeftigten Suedhalbkugel

    Mit einer Zitrone kann man sich das Leben verbittern oder einen Pisco Sour machen!

  • @ alias:


    Ich kann dir nur zustimmen! Ich persönlich finde, dass durch gezieltes Austauschen weniger Begriffe und Bezeichnungen der Text rasch 70 Jahre älter wird. Er ist zwar heute nicht so bedrohlich wie seine Vorläufer, aber ähnlich perfide!

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich komme ja aus der ehemaligen DDR, meine Verwandtschaft gratulierte mir also schon im Juni zu meinem "Ehrentag". Auch meine Kolleginnen und Kollegen in der Schule waren ganz überrascht, als ich am 12. Juni mit einem Kuchen in die Schule kam - sie wussten trotz "Zonenrandgebiet" nicht, dass die DDR (ähnlich wie beim Kindertag) einen eigenen Lehrertag hatte.


    Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie wir in der Schule dem Klassenlehrer Blümchen, ein kleines Geschenk (gern die ersten Erdbeeren aus dem Kleingarten X( oder anderes Grünzeug) und eine Karte mit "herzlichen Grüßen von Mutti" überbracht haben. Das war damals irgendwie selbstverständlich - würde heute kein Schüler mehr machen!


    Außerdem finde ich es gut, dass es in Chile auch einen Tag des Schülers gibt - wenn schon solche inoffiziellen "Ehrentage", dann nicht nur für Biber, Vögel, Bäume, Tiere und Lehrer, sondern auch für Schüler!


    LG, das_kaddl

  • @ remus lupin


    Du hast recht. Wenn man die Worte "Lehrer/Pädagoge" durch "Jude" ersetzt, wird der Text Schrecken erregend .......

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ach ja, der "Tag des Lehrers" - an dem man sich noch einmal wirklich gewürdigt und geehrt fühlen kann. Schöne Erinnerungen.


    Heute ist übrigens der "Welttoilettentag".


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels
    Heute ist übrigens der "Welttoilettentag".


    *Kaffee vom Monitor putz* Danke Nele, jeder Tag sollte so beginnen! *grins*

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Zitat

    Original von das_kaddl
    Ich komme ja aus der ehemaligen DDR, [...]


    LG, das_kaddl


    Schöne Story, aber im Kapitalismus westlicher Prägung ist "Schule" ein simpler Produktionsbetrieb, der das gesellschaftliche Humankapital erhöhen soll, indem er die nachwachsenden Generationen mit "Kompetenzen" ausstattet, die diese im globalen Wettbewerb einsetzen sollen, um die volkswirtschaftliche Leistung (aka "das BIP") zu steigern, so dass aus dessen Zuwächsen die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit angemessen entlohnt werden können.


    In dieser Sichtweise ist ein "Tag des Lehrers" geradezu absurd. Es gibt ja auch keinen "Tag des Fließbandarbeiters" oder "Tag des Bürosachbearbeiters" oder "Tag des Reise-Animateurs".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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