Pro und Kontra von konfessionellen Schulen

  • Examensbedingt "denke ich" derzeit über Pro und Kontra von konfessionellen Schulen nach. Ich habe eigentlich weder was gegen noch für sie, wobei ich vermutlich mein nicht vorhandenes Kind eher auf eine nicht-konfessionelle Schule schicken würde. Andererseits erwarten dort ja viele "Erziehung". Was spricht denn eurer Meinung - kolloquiumstauglich - für oder gegen eine solche Schule? Ich weiß gar nicht, wie ich mir da eine Meinung bilden soll ?(

  • @ Aktenklammer:


    Ich war auf einem evangelischen Gymnasium. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber staatlichen Schulen ist sicher die gegenüber staatlichen Schulen bessere Ausstattung der Fachräume und die hohe Anzahl der Lehrer. Wir hatten quasi nie Unterrichtsausfall. Außerdem gab es jede Menge AG´s in Musik, Kunst, Sport und Sprachen.
    Religionsunterricht war bis Ende der 13 Pflicht, aber das wußte jede(r) vorher.
    Außerdem durften wir uns in der Oberstufe selber die LK´s aussuchen, was zur Folge hatte, daß es viele kleine LK´s gab zw. gibt. Wir hatten z.B. einen Philo LK mit 7 Leuten und einen Französisch LK mit ebenso 7 Leuten.


    Nachteile fallen mir ehrlich gesagt nicht ein. Es ist wohl eine Sache der Einstellung ob man damit leben kann, daß es z.B. an jedem Montag am Anfang der ersten Stunde eine Andacht gibt...

  • Hallo,


    konfessionelle Schulen sind ein zusätzliches Angebot zur Bereicherung der Schullandschaft. Das garantiert uns unsere Verfassung. Ob man sie für sich selber möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.


    Grüße Enja

  • Hallo,


    also ich war auf einem katholischen Mädchengymnasium und wäre froh, könnte ich meine Tochter dort hin schicken.


    In dieser Schule (bei Franziskanerinnen) lernte man zumindest zu meiner Zeit noch etwas mehr als den puren Schulstoff.


    Wir wurden gelehrt, den anderen so zu nehmen wie er ist, uns wurde aktiv vorgelebt, was Hilfsbereitschaft und christlich sein bedeutet. Da wurde nicht nur geredet, es wurde gehandelt und es machte Spaß.


    Auch wurde versucht und ich habe nie erlebt, dass es schief ging, jede noch so große Außenseiterin zu integrieren.


    Die Lehrer waren gemischt, teils noch ein paar Nönnchen, ansonsten eben Männer und Frauen.


    Es geht nicht nur im den reinen Lehrbetrieb, dort sind Lehrer gut aufgehoben, die sich wirklich um das Wohl der Kinder sorgen und mit kleinen Hilfen etwas erreichen wollen. So etwas wird sogar vorausgesetzt.


    Ich hänge heute noch an meiner Schule und bin stolz darauf, dass ich dort mein Abi machen konnte.


    Doris

  • Hallo.


    Hm, also ich war in der 5. Klasse auf einem katholischen Gymnasium, ehemals als Mädchengymnasium von Ursulinen geleitet. Allerdings bin ich evanglisch-lutherisch getauft, und damit fing das Elend schon an.
    Es war das einzige vernünftig erreichbare Gymnasium im näheren Umkreis (wir haben auf dem platten Land gewohnt) und es gab nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen für anderskonfessionelle Kinder (orthodoxe oder Muslime wurden überhaupt nicht angenommen, soviel zu Toleranz gegenüber andersgläubigen Menschen). Meine Mutter saß also am Anmeldetag um 7 Uhr morgens dort vor der Tür, damit ich nur eine 1/2 Stunde und nicht 1 1/2 Stunden Bus fahren mußte. Die Kinder der türkischen Angehörigen der NATO-Airbase in der Nähe der Schule durften dort überhaupt nicht hin, die mußten die Riesenstrecken fahren.


    Einmal wurde ich von einem älteren Lehrer als armes Heidenkind und einmal von einem Mitschüler als Ketzer beschimpft (Eltern, die ihren Kindern so etwas erzählen, schienen dort zur Klientel zu gehören). Die Gestaltung des Schul-Gottesdienstes schien den Eltern am Elternabend ein wichtigeres Thema zu sein als der Matheunterricht oder die Klassengemeinschaft (laut meiner Eltern). Auch den Morgen mit einem Gebet zu beginnen fand ich affig. Das haben die schon in der katholischen Grundschule gemacht, die ich vorher besuchen mußte. Die ersten zwei Jahre in München an der (konfessionslosen) Grundschule gab es das nicht.
    Ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl habe ich dort auch nicht verspürt, mag sein, daß das aus der Perspektive einer 11 jährigen auch schwer zu beurteilen ist. Aber ich hatte doch den Eindruck aufgrund meiner Konfession und den Einstellungen aus meinem Elternhaus gegenüber Religösität ein Außenseiter zu sein.
    Nach einem Jahr haben meine Eltern mich von dort abgemeldet, sind in die Nähe des konfessionsfreien Gymnasiums der Kreisstadt gezogen, das ich von da ab mit sehr viel mehr Freude besucht habe.


    Es gab aufgrund der Beschwerden vieler nicht-katholischer Eltern den Versuch, ein städtisches Gymnasium einzurichten, wogegen sich das Bistum erfolgreich gewehrt hat (es hätte dann für ihre Schule keine Gelder mehr von der Stadt gegeben).


    Ich weiß, es gibt bestimmt auch nette, schöne konfessionelle Schulen, aber ich würde dort weder arbeiten, noch meine Kinder hinschicken. Das hängt einfach mit meinen persönlichen Erfahrungen zusammen. Außerdem unterliegt man dann überlicherweise auch noch so einigen Beschränkungen als Lehrkraft. Es wird wohl nicht sonderlich gern gesehen, wenn man unverheiratet mit seinem Partner zusammenlebt und Kinder hat (mir ist aus einer katholischen Grundschule und einem Kindergarten bekannt). Zudem ich nicht sicher bin, ob man z.B. als konfessionsloser eingestellt wird. In einem anderen Thread wurde auch schon mal über das Thema diskutiert, und ich meine mich erinnern zu können, daß Du als Mitglied der anderen Konfession an einer solchen Schule keine höheren Positionen übernehmen kannst.


    Vielleicht liegt meine Abneigung gegenüber diesen Schulen auch darin begründet, daß mir die Kirche "annenfirsich" (wie der Rheinländer sagt) nicht sonderlich behagt, das hängt aber auch sehr stark von meinen Erfahrungen an dieser Schule ab.
    Jedenfalls war an dem anderen Gymnasium sehr viel glücklicher, der Unterricht hat mir auch besser gefallen.


    Füchsin

  • Also wenn Du "examensbedingt nachdenkst", im SchulG NRW finden sich keine "konfessionellen Schulen".


    Zitat


    (3) Öffentliche Schulen sind die Schulen, für die das
    Land, eine Gemeinde oder ein Gemeindeverband Schulträger
    ist. Öffentliche Schulen sind nichtrechtsfähige
    Anstalten des Schulträgers.



    Zitat


    (3) Ersatzschulen sind berechtigt, den öffentlichen
    Schulen gleichwertige Lehr- und Erziehungsmethoden
    zu entwickeln und sich eine besondere pädagogische, religiöse
    oder weltanschauliche Prägung zu geben.


    Tja, aber was ist der korrekte Begriff?
    Ich denke "Schulen in kirchlicher Trägerschaft".



    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Hallo Enja,


    Du hast sicherlich recht, daß man da eigentlich nicht hingehen muß, aber an die katholische Grundschule z.B. mußte man auf alle Fälle gehen, denn da gab es in der Gemeinde nur zwei, und die waren beide in katholischer Trägerschaft. Klar, an das Gymnasium hätte ich nicht gehen müssen, aber das Gymnasium war wie gesagt, dasjenige, welches eine Elfjährige machbar erreichen konnte, das andere hätte 1 1/2 Stunden Fahrt mit 2 mal umsteigen bedeutet. Daher sind meine Eltern dann unter anderem auch umgezogen. Das Ganze ist jetzt natürlich auch schon fast 20 Jahre her, wie das heute genau ist, weiß ich nicht. Aber wir hatten damals keine große Wahlmöglichkeit, ob wir zu einer Schule mit Bekenntnis wollen, oder nicht. Und das finde ich nicht gut. Ob jede Bekenntnisschule automatisch auch eine Privatschule ist, weiß ich nicht genau.


    Grüße Füchsin

  • Ich bin mir da auch nicht sicher. In Hessen sind konfessionelle Schulen zwingend Privatschulen. Neben unserer gibt es ein öffentliches Gymnasium. Dann kann man wählen.


    Viele möchten gerne auf die katholische Schule, weil die einfach das größere Angebot und den besseren Ruf hat. Das sind die Kinder, denen dann später das religiöse Drumherum den letzten Nerv zieht. Sollte man halt nicht machen.


    Grüße Enja

  • das hatten wir woanders schonmal diskutiert, in einem aus-der-kirche-austreten-thread.
    dort wurde gesagt, dass zumindest hier in nrw, der größte teil der bekenntnisschulen im GS bereich städtische Schulen sind. Diese Schulen sind auf wunsch der eltern damals dann, zu katholischen oder evangelischen schulen geworden. Es kann dann durchaus sein, dass es in manchen orten nur KGs oder EGs gibt.
    gruß smali

    • Offizieller Beitrag

    Doris Beitrag hört sich an, wie wenn sie auf meiner Schule gewesen wäre


    Nach recht durchmischten Erfahrungen auf einem städtischen Gymnasium bin ich dort aufgenommen worden und habe mich mehr oder weniger von Anfang an sehr wohlgefühlt. Es war eben so, wie Doris es geschildert hat. Da hat jeder irgendwie dazu gehört und Menschlichkeit war nicht nur ein Wort.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo Ihr Lieben!


    Möchte mich aus aktuellem Anlass mit einer Frage an den Threat dran hängen.
    Habe zur Zeit zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen an konfessionellen (katholischen) Schulen (bei denen ich mich nicht direkt beworben hatte) und könnte mir so auf den ersten Blick/Gedanken auch vorstellen, 'bei Kirchens' zu unterrichten (sofern die mich protestantische Zugereiste einstellen).
    Was mir jedoch völlig unklar ist, sind die rechtlichen und finanziellen Bedingungen: zahlen diese Schulen ähnlich den Öffentlichen (Beamter wird man ja wohl kaum werden), wie weit interessiert den Arbeitgeber (darf interessieren) das Privatleben etc.
    Die Schulprofile klingen wirklich gut und auch, was ich von (anderen) konfessionellen Schulen hier in der Nähe so mitbekommen habe, lässt mich der ganzen Sache eigentlich ganz positiv gegenüber stehen, aber diese praktischen Fragen würden mich ja schon mal interessieren.... ?(


    Puh, Bewerbungsphasen sind schon ganz schön spannend!


    Viele Grüße!


    carla, die gerade heute wieder jede Menge Bewerbungen durch die Republik geschickt hat.

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Zitat

    (Beamter wird man ja wohl kaum werden)


    Wenn die Schule keine Privatschulen sind, kannst du auch ganz normal verbeamtet werden. So ist es zumindest hier in der Gegend bei den unzähligen kath. Grundschulen. Oder sind konfessionelle Schulen in der Sekundarstufe immer gleich Privatschulen???
    Ähnlich verhält es sich auch mit deinen anderen Fragen: wenn die Schulen "nur" konfessionell, aber trotzdem nicht private Schulen sind, gelten soweit ich weiß auch die normalen Bedingungen bezüglich Bezahlung usw. Allerdings kann es durchaus sein, dass du dein Privatleben zumindest nach außen hin auch entsprechend "gestalten" musst (also keine Lebensgemeinschaft, sondern Ehe etc - aber auch das ist sicher von Schule zu Schule und ELternschaft zu Elternschaft verschieden....So lange keiner meckert...) und Rektor oder Konrektor kann man z.B. als Protestant an einer kath. Schule wohl auch nicht werden.
    Soweit mein Kenntnisstand...
    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Danke Für deine Antwort!
    Leider lässt sich über die Schule, die ich vorziehen würde, nicht viel in Erfahrung bringen, eben auch nicht, ob sie nun privat oder sonst etwas ist.
    Naja, dann schaue ich mir das ganze eben beim Vorstellungsgespräch an.
    Aber ist schon komisch, zwei von drei bislang hier eingetrudelten Stellenangeboten sind konfessionell - habe ich da einen indirekten Hinweis unbemerkt in meinen Bewerbungen versteckt? :D
    Aber falls noch jemand von euch Erfahrung mit diesen Arbeitgebern hat, freue ich mich über Berichte!


    viele Grüße!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo, ich arbeite an einer kath. HS, wurde verbeamtet, werde mit A12 bezahlt, die Schule ist staatlich, also keine Privatschule. Bei uns arbeiten auch Lehrer, die aus der Kirche ausgetreten oder evan. sind. Von daher eine ganz normale HS. Habe mich damals auch gewundert, dass es noch kathl HS, kannte das nur von der GS, aber es scheint vereinzelt welche zu geben. Viel Glück bei den Bewerbungen. GRuß Nof.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

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