Total gefrustet - Schüler hören einfach nicht

hallo finchen
ein lehrer der ähnliche probleme hatte wie du, hatte mich um tipps gebeten.
jetzt hat er so geschrieben

Zitat

Lieber Rolf,
ich möchte nur kurz blitzlichtartig loswerden, dass ich begonnen habe,
unsere gemeinsame Arbeit (ich rede von meinen Schülern und mir) vom
Kopf auf die Füße zu stellen. Die Kinder haben mich davon überzeugt,
durch ihre beharrliche Verweigerung, im gelenkten Unterricht zu
funktionieren wie geplant. Ich muss meinen "Unterkurs" (die
"Schwächeren" Mathe-Schüler) in der 6. Klasse auf eine Vergleichsarbeit
im Mai vorbereiten, wo es um Bruchrechnung geht. Ich lege ihnen eine
Beispiel-Klassenarbeit hin, damit sie schauen und ausprobieren können,
wie so etwas aussieht und wie es sich anfühlt. Ich gebe ihnen eine
Unmenge sequenziell aufgebauter und selbst erklärender Arbeitsblätter.
Manchmal stehen Äpfel oder ein Kuchen zum essen (und teilen) da. Man
kann sitzen, wo man will, und arbeiten (oder reden, malen, … was dran
ist), mit wem man will. Natürlich kann man auch den Raum verlassen und
wiederkommen. Für die, die mehr Struktur wollen, gibt es auch
vorgefertigte konservative Arbeitsblätter mit Aufgabenstellungen.
Demnächst kommt ein Lerntagebuch dazu, in das kurz vor dem Ende unserer
gemeinsamen Zeit geschrieben wird. Ein Plakat mit Post-It-Zetteln wird
Auskunft geben, wer welches Thema schon bearbeitet hat, damit man weiß,
wen man fragen kann. Verbindlich ist die Aufgabe, in einem Extra-Heft
oder Hefter ein "Fachbuch" zum Thema Brüche herzustellen, in dem man zu
vorgegebenen Kapitelüberschriften alle Fachbegriffe, Phänomene und
Verfahren verständlich erklärt. Ich versuche zu trennen zwischen der
Vorgabe, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmten Thema zu
erarbeiten, und der Offenheit, wie und in welchem Rhythmus das in
unserer gemeinsamen Lernzeit geschieht. Die Kinder verstehen das, und
ich glaube, man kann es ihnen in der sechsten Klasse auch zumuten, so
wie uns Erwachsenen ja auch manches zugemutet wird. Man muss die
Zumutung nur als solche bezeichnen und sich dann produktiv mit ihr
auseinandersetzen, anstatt sie unreflektiert an die Kinder
weiterzugeben.
Deine Homepage und dein Buch (Netze spinnen) habe mir wertvolle Impulse
gegeben. Viele sind ja der Meinung, dass eine Öffnung des Unterrichts
in der Sek I nicht so funktioniert. Meine Antwort: Den Kindern
Selbstständigkeit zutrauen und ihnen die Verantwortung für ihren
Lernprozess übertragen geht auch in der Sek.
Ich versuche, zur Bruchrechnung ähnlich selbsterklärende Arbeitsblätter
herzustellen. Eine Kostprobe lege ich bei.
Es gäbe viel mitzuteilen. Ich gehe jedenfalls morgens zum ersten Mal
seit langem wieder gern in die Schule! Ich bin froh, dass ich den Mut
gefunden habe — oder die Verzweiflung groß genug war — aus dem Gleis
auszuscheren.
Jetzt habe ich doch viermal so viel geschrieben wie geplant, statt
schlafen zu gehen.
Es ist ja erst der Anfang vom Weg, und ich wollte melden: ich bin
losgegangen, und es geht auch in der ganz normalen Schule und in der 6.
Klasse und in 45 Minuten und in zusammengewürfelten Kursen. Wenn man
das andere nur ausreichend satt hat beziehungsweise aufhört, die Augen
davor zu verschließen, wie menschenunwürdig die normale Schule ist,
dann mag man keine Entschuldigungen mehr hören.

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Oh wenn du die Härtefälle in deinem Unterricht hast, dann hat man dir ja gleich zu anfang eine heikle Situation hingeworfen! Aber zieh deinen Nutzen daraus, was du jetzt lernst, musst du im Ref nicht mehr lernen, wo es dir womöglich noch mit schlechten BEwertungen "belohnt" würde.

Ich denke mir, lieber bin ich am Anfang streng und werde dann mit der Zeit lockerer, wenn ich sehe, dass ich respektiert werde und die Schüler kooperieren. Wenn du am Anfang zu locker bist, haben die Schüler schon ihre Meinung über dich gebildet und es ist eher schwieriger, sie dann wieder zu bändigen.
Naja, so denke ich es mir jedenfalls.

Manchmal schätzt man Schüler aber vielleicht auch falsch ein. Ich habe heute einen Kurs gehabt, wo ich noch ein paar Schüler mehr hatte, in Vertretung. Ich bin da raus und dachte mir, dass die Schüler es total blöd fanden, weil ein Teil auch nur Mist gemacht hat und ermahnt werden musste. Später kamen dann von denen welche zu mir und meinten, es sei gut gewesen und sie wollten jetzt nuuuuur noch mich haben. Da habe ich mich gewundert.

Versteh einer mal die Schüler

Zitat

Finchen schrieb am 29.03.2006 16:26:

Ich bin mittlerweile jedes mal, wenn ich aus der Schule komme total frustriert und zweifle daran, ob Lehrerin wirklich der richtige Job für mich ist...

Och Mensch Finchen.....

Lass dir heißes Wasser in die Badewanne rein, einen ordentlichen Schuss Schaumbad dazu und dann mit einem Buch ab in die Wanne -------- entspannen!!!!

Und dann:
Zweifle nicht, ob du für den Job geeignet bist.
Mache diese "Entscheidung" nicht von ein paar pubertierenden Jugendlichen abhängig.

Das Liegen auf der Fensterbank überschreitet genauso wie das Kreidewerfen die Regeln und wer sich nicht daran hält, muss die Konsequenzen tragen.
Was für Möglichkeiten hast du in der Hausaufgabenbetreuung?

Kannst du sie z.B. mal eine Stunde länger (nicht bei dir) da lassen, um etwas nachzuarbeiten?
Oder kannst du ihnen zusätzliche Übungsaufgaben geben, wenn sie meinen, mit ihren eigentlichen schon fertig zu sein?

Petra

Hallo Finchen,

erstmal: Nimm das Verhalten dieser Schüler bitte nicht persönlich! Das ist zwar schwer, aber denke dran: Diese Kinder sind a) nicht ohne Grund auf der HS und b) sagen auch SuS sowieso oft Dinge, die sie eigentlich gar nicht wirklich ernst oder böse meinen.
An meiner Hauptschule gibt es eine Klasse, das könte glatt die von dir beschriebene sein. Ich habe dort mal in der Hospitationsphase 3 Wochen jeweils 5 Stunden Vertretung gemacht und war danach immer völlig platt. Alle Fach- oder Vertretungslehrer stöhnen, wenn sie zu "denen" rein müssen.
Und, stell dir vor: Bei ihrer Klassenlehrerin (die wirklich eine sehr nette und ruhige Person ist) ist die Klasse wie ausgewechselt: Die reinsten Lämmchen!

Daher denke ich, dass man als KL in der Regel viel bessere Karten hat. Die SuS _wollen_ ja auch gewisse feste Strukturen und sind dem KL dafür dankbar.

Hoffe, das baut dich ein wenig auf.
Viele Grüße von der Salati

Den Kreidewerfer würde ich 1. zum Aufräumen nach dem Unterricht verdonnern und 2. mal beim Hausmeister ein kleines Projekt "Unsere Schule soll schöner werden" durchführen lassen.
Hatte auch 'mal so einen Knaben, der sich seither wie der Musterschüler schlechthin benimmt.

Gruß und Kopf hoch - nur Fledermäuse lassen sich hängen
Super-Lion

Zitat

Aktenklammer schrieb am 29.03.2006 16:34:
Manchmal schätzt man Schüler aber vielleicht auch falsch ein. Ich habe heute einen Kurs gehabt, wo ich noch ein paar Schüler mehr hatte, in Vertretung. Ich bin da raus und dachte mir, dass die Schüler es total blöd fanden, weil ein Teil auch nur Mist gemacht hat und ermahnt werden musste. Später kamen dann von denen welche zu mir und meinten, es sei gut gewesen und sie wollten jetzt nuuuuur noch mich haben. Da habe ich mich gewundert.

Versteh einer mal die Schüler

Hallo Finchen!
Aktes Worte bestätigen Deinen Satz: "Die störenden Schüler brauchen feste Regeln und klare Anweisungen, sonst kommen sie nicht klar. Das erreiche ich nur mit Konsequenz und Durchhaltevermögen und nicht, indem ich nett bin - das habe ich wohl auch heute entgültig gelernt. "

Akte hat es durch ihre Ermahnungen gerade diesen Störenfrieden feste Regeln und klare Anweisungen gegeben. Das WOLLEN die Schüler im Grunde ihres Herzens!! Darum kamen sie hernach auch zu ihr und wollten nuuuur noch sie.

Hey Finchen, lass dich bitte nicht entmutigen!
Natürlich ist es der richtige Beruf für dich!
Du hast doch selber geschrieben, dass du die Härtefälle bekommen hast.

Wie wäre es, wenn du es mal mit Belohnen versuchst?
Wenn sie ihre Hausaufgaben brav machen, dürfen sie den Rest der Stunde irgendwas schönes machen?

Schülern, die glauben meine Autorität untergraben zu können, mache ich klar, dass sie die Störenfriede sind, dann lasse ich sie den Rest der Stunde links liegen. Hat bis jetzt ganz gut funktioniert. In der nächsten Stunde hatte ich Ruhe.

Dem Kreidewerfer würde ich nahelegen nach Hause zu gehen. Die Eltern würde ich informieren, dass ihr Kind leider nicht geeignet ist sich in der Hausaufgabenbetreuung anständig zu benehmen und die anderen Kinder stört.
Zusätzlich kann er noch ein Projekt a la aufräumen machen, wie Super-Lion geschrieben hat.

Wie oft in der Woche hast du denn immer die Hausaufgabenbetreuung?

Lass dich nicht unterkriegen, du hast die Härtefälle, denk immer daran.

Gestern hat es mich auch eiskalt erwischt!
Heute kann ich aber schon wieder ein bißchen drüber lachen.

Gestern im Förderunterricht meiner 7. Klassen war ein Schüler, den ich noch nicht kannte. Und dieser Schüler begann gleich damit mich provozieren zu wollen, sprang im Klassenzimmer herum, machte nicht was ich sagte und stellte mir persönliche, teilweise recht beleidigende Fragen. Hui ui ui! Ich war ziemlich vor den Kopf gestoßen, denn mit dieser Gruppe hatte ich vorher ohne diesen Schüler schon sehr gut gearbeitet und einen, der aufgemuckt hatte, schon wieder unter Kontrolle bekommen. Doch nun war wieder alles aus. Bis auf 3 Schüler haben sich alle dem Störer angeschlossen, haben sich unmöglich aufgeführt, herumgeschrieen, nicht auf mich gehört, erst nachdem ich wütend wurde, haben sie widerwillig gehört.
Das Blöde dran war, dass ich momentan die Grippe habe und es mir gestern echt nicht gut ging. Ich bin eigentlich in der Vorraussicht hingegangen die Schüler in Ruhe etwas schreiben zu lassen, damit ich nicht soviel reden muss. Aber das ging ja mal völlig daneben. Heute habe ich dafür wieder stärkere Halsschmerzen.

Naja, ich habe mit dem Störenfried nach der Stunde noch mal gesprochen, ihm noch mal klipp und klar gesagt, dass ich für die nächste Stunde ein vernünftiges Verhalten erwarte, sonst habe das Konsequenzen für ihn.

Er soll nun aus dem Kurs fliegen, aber ich möchte ihm eigentlich noch eine Chance geben.

Für die nächste Stunde am Donnerstag habe ich mir vorgenommen die beiden größten Störenfriede einzeln und in entgegengesetzen Ecken des Zimmers zu setzen, allen Schülern noch einmal zu erklären, dass ich auch strenger sein kann, wenn sie sich nicht benehmen, und dass es Konsequenzen für sie hat, wenn sie meinen sich aufführen zu müssen. Dann lasse ich sie 2 Stunden lang in Stillarbeit schreiben und lasse sie vorher wissen, dass ich das Geschriebene am Ende der Stunde einsammle.
Mal sehen, ob das was bringt. Und nett lächeln werde ich ich auch nicht mehr, nur noch böse gucken und bei dummen Antworten gibt's sofort ein Donnerwetter, ich kann auch anders, mal sehen wie sie sich dann benehmen.

Finchen, siehst du, nun hat es mich doch noch erwischt!
Aber verzweifle nicht, das kriegst du hin. Hast du die Schüler schon auseinander gesetzt? Hast du welchen schon "Konsequenzen" angedroht? Manche sind schon sehr davon abgeschreckt, wenn du damit drohst, die Eltern zu informieren.
Kopf hoch!!!

Hey Finchen!
Das freut mich, dass es nun besser läuft bei dir!
Das mit den Zetteln, die ausgefüllt werden, ist eine gute Idee, finde ich!
Das überlege ich mir auch, allerdings nicht mit Symbolen, sondern mit einer schriftlichen Beurteilung an die Eltern.
Ich bin an einem Gymnasium.
Zum Glück steht mein Mentor voll hinter mir.

Wenn sie die Aufgaben nicht erledigen, sollte man die SuS allerdings bestrafen, finde ich. Das ist schließlich Leistungsverweigerung. Sie sollten dann eine Mitteilung an die Eltern bekommen, finde ich.

Ein schönes Wochenende wünsche ich dir! Und dir ebenfalls viel Durchhaltevermögen. Wir schaffen das!!

Hallo Finchen!
Ich wollte mich mal erkundigen, wie es so läuft momentan?
Ich werde mich heute wieder in díe Höhle des Löwen begeben (meine 6er am Dienstag waren dagegen wieder äußerst brav).
Ich sammle schon mal Energie für das Donnerwetter, dass ich nachher vom Stapel lassen werde.

Und wie sieht es bei dir aus? Hat sich deine Situation etwas gebessert?
Ich wünsche es dir!

Jassy

Hi Finchen!
Das ist gut,dass es nun besser läuft!
Wie sieht es jetzt aus, nach den Ferien? Meine 6. war am Dienstag ganz schön unruhig.

Hey das ist super, wie kommt's, dass sie sich endlich benehmen?
Unruhe mag vielleicht auch am Wetter liegen, oder daran, dass sie sich nach den Ferien erst wieder umstellen müssen.
Meine waren in der ersten Woche nach den Ferien auch ziemlich unruhig, aber das hat sich wieder gelegt.

Sie können dich nicht leiden? Wieso das denn?
Wie verhältst du dich momentan? Was tust du?
Vielleicht solltest du mal richtig böse werden und ihnen zeigen,dass es auch anders geht?

*tröste* dich mal

Hallo Finchen, ich tröste mich damit, dass Schüler wie das Aprilwetter sind - unberechenbar. So wie deine Launen sich ändern können, so können auch die Launen deiner Schüler wechseln. Ich würde es nicht persönlich nehmen. Manchmal haben die einfach einen schlechten Tag. Wenn ich mich bei meinen Kollegen umhöre, die die Wilden am selben Tag unterrichtet haben, sagen sie erstaunlicherweise fast immer dasselbe, ob es heute ein guter oder ein schlechter Tag war. Kritisch sind bei mir z.B. Schulaufgabentage.