Lehrer werden ist nicht schwer...

    • Offizieller Beitrag

    Komisch, alle meine Referendarskollegen, die vorzeitig das Ref abgebrochen haben, haben jetzt super Jobs in der freien Wirtschaft:
    Trainer in der Personalführung, Abteilungsleiterin eines Kinderbuchverlages...
    Achja, ich bekenne mich schuldig, auch nur eine mittelmäßige Schülerin gewesen zu sein und noch dazu bin ich auch eine "Spätberufene"- macht mich das jetzt automatisch zur inkompetenten Lehrerin?

    • Offizieller Beitrag

    Als ob es da um eine "echte" Auseinandersetzung mit der Problematik ginge...


    ...und selbst wenn der Artikel in dem Sinne sachlich richtig wäre, dann liegt die "Schuld" an diesem Problem doch weniger bei denen, die davon profitieren (also die inkompetenten Lehrer) sondern bei denen, die die Lehrerausbildung so gestalten, dass die "Nieten" trotz angeblicher oder erwiesener Inkompetenz diese erfolgreich durchlaufen. Es ist ja auch nicht so, dass diese Ausbildung komplett für die Tonne wäre.


    Meinetwegen können sie den Beamtenstatus abschaffen. Dann werden die Lehrer nur für den Staat nicht mehr bezahlbar. Oder es arbeiten eben noch mehr Affen als Lehrer, die man mit Erdnüssen bezahlen kann.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat:
    „Aber man kann sagen: Je niedriger die Schulform ist – also Grund-, Haupt- und Realschule – desto schlechter sind die Abiturdurchschnitte der Lehrer.Zudem sehen die Studierenden oft in anderen Berufen keine Perspektive, da sich häufig schlechte Schüler für den Lehrberuf entschieden.“


    An unserer Uni gibt es durchschnittlich einen NC von 1,5 fürs GS-Lehramt und noch einen Extra NC für das entsprechende/die entsprechenden Fächer. Tja wenn das das untere Drittel der Abiturienten ist, dann bin ich stolz dazuzugehören.


    Ihr solltes mal die Kommentare zum Artikel lesen. Da rollt es einem die Fussnägel hoch.


    Ciau Elli

  • Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass es um eine Sache geht:


    Das staatliche Schulsystem zu diskreditieren, um den Weg frei zu machen für die Privatschulen. Immerhin ist der Bildungsbereich einer der letzten Bereiche, die in Deutschland noch zum allergrößten Teil in staatlicher Hand sind.


    Nachdem Energie, Krankenhäuser, tw. die Universitäten, schon privatisiert sind, sind jetzt halt die Schulen dran.


    Mit Chancengleichheit hat das Ganze natürlich wenig zu tun: Wenn erst einmal jeder zweite (oder wie in anderen Ländern noch mehr) das Abitur hat, ist es de facto nichts mehr wert. Dann zählt nur noch "wo" man es gemacht hat. Clevere Privatschulen vergeben dann "Stipendien" an 10% ihrer Schülerschaft, damit ausgesuchte(!) "sozial benachteiligte" auch eine Chance haben, und alles ist gut... Zur Finanzierung gibt's dann halt "Bildungsgutscheine", wahlweise einzulösen in einer staatlichen oder in einer privaten Schule. Das private Schulen dann noch ein paar "Spenden" von der Elternschaft bekommen, wer würde es ihnen verwehren wollen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hier dasselbe noch einmal anders:


    http://www.spiegel.de/unispieg…ruf/0,1518,542780,00.html


    Da geht es auch um den NC und damit Dein Argument, elli, zu dem ja durchaus Plausibles gesagt wird.


    Jedenfalls verzichte ich jetzt auf Berichte aus eigenen Universitätserfahrungen und merke nur an, dass sich mir jedesmal die Nackenhaare aufstellen, wenn ich Professoren zu den Themen "Arbeiten" oder "Faulheit" sprechen höre. Hier sind oft doch sehr große Defekte in der Eigenwahrnehmung am Werk.


    Interessant finde ich folgendes:


    Zitat

    Und wie sorgt man dafür, dass sie der Schule mit voller Arbeitskraft zur Verfügung stehen? Denn heute arbeiten 50 Prozent aller Lehrkräfte nur Teilzeit, an manchen Schulen sind es bis zu 80 Prozent.


    Das ist natürlich suggestiv formuliert, denn der Durchschnitts-Spiegel-Leser wird nun denken: Bezahlt wird Vollzeit, gearbeitet Teilzeit - faule Säcke. Aber gemeint ist sicherlich: Teilzeitbezahlung, Teilzeitarbeit. Nur: Weshalb ist das ein Problem?


    Die Antwort dürfte m. E. sein, dass Rauin einem romantischen Berufsbild anhängt, das im Übrigen gerade im Beamtengesetz (!) festgeschrieben wird. Demnach müssen Lehrer sich mit ihrer ganzen Existenz ihrem Beruf widmen. 60-Stunden-Woche für alle, aus innerer Überzeugung! Was ist es überhaupt für eine Vorstellung, jeder müsste für seinen Beruf "brennen"?


    Und da sind wir gleich beim zweiten Punkt:


    Zitat

    Da wir keine Vergleiche haben, sind wir gerade dabei, Parallelstudien für andere Berufe zu machen, um zu sehen: Wer studiert das, wie studiert man es und mit welchem Engagement?


    Mikael: Dass Du Rauin konkrete Interessen unterstellst, halte ich übrigens für eher verschwörungstheoretisch. Die öffentliche Schule ist nach wie vor völlig ungefährdet. Wenn es um etwas gehen kann, dann wohl eher um direkte oder indirekte Gehaltskürzungen.

  • Noch mal zu dem NC Argument:
    Warum gibt es Mangelfächer? Weil die Fächer unattraktiv oder einfach sehr anspruchsvoll sind. Ich kann als Beispiel immer wieder anführen, dass sich bei der Uni sehr viele für das Lehramt Geschichte einschreiben und es dann viele Absolventen gibt. Daraus resultiert es auch, dass dort nur die Besten einen Ref-Platz bekommen (also wieder ein Argument gegen Leistungsschwache im Lehrerberuf). Bei den Naturwissenschaften als Lehramt gibt es nur ein paar Bewerber und höchstens mal 3-4 Absolventen pro Semster. Die bekommen sofort einen Ref-Platz.


    Die Thesen hinken also von vorne bis hinten.


    Elli

  • Also wirklich, wie koennen sie nur...diese furchtbaren Studenten. Wie koennen sie es wagen nicht von Anfang an ganz tolle Lehrer zu sein. Ich frag mich grad in welchem anderen Beruf man denn von vorneherein als "inkompetent" bezeichnet wird, waehrend man noch in der Ausbildung ist. Was denn? Die haben nicht schon gleich waehrend ihrer ersten Praktika gemerkt, dass sie nix koennen? Vermutlich hat es auch noch jemand gewagt ihnen zu sagen, dass es etwas Zeit braucht um zu lernen, wie man Horden von Kindern und Jugendlichen unter Kontrolle behaelt und ihnen dann auch noch was beibringt. :D Kann doch jeder, ne?


    Ja, ich geb's ja zu. Ich hab nur ein durchschnittliches Abi, trotzdem finde ich die akademischen Ansprueche in meinem Studium alles andere als hoch (ich hab mich aber auch entschieden meinen MA erst spaeter zu machen).
    Ich hab vor (und auch teilweise waehrend) meinen ersten Stunden gezittert und ich bin auch jetzt (nur Monate bevor ich meine erste eigene Klasse haben soll) noch lange nicht perfekt und erdreiste mich immernoch zu lernen. Bin ich ueberfordert? Inkompetent? Ja, manchmal bin ich ueberfordert. Aber ich DARF das auch, denn ich LERNE ja immernoch...und wozu waeren denn meine Mentorin und Klassenlehrerin sonst da, wenn nicht um mir den Ruecken zu staerken und mir zu helfen, wenn ich alleine nicht weiter komme? Nein, ich bin deswegen nicht inkompetent. Ich weiss, dass ich was kann und ich liebe es vor meinen Klassen zu stehen und den Kids was beizubringen. Sonst wuerde ich es wohl kaum in Kauf nehmen, von 8-5 Schule zu haben, dann heim zu kommen und bis um 10 oder 11 weiter zu arbeiten. "Halbtagsjob"! Ich wuerd ja lachen, wenn's nicht so schwachsinnig waere.


    Natuerlich, ich koennte den Rat meiner Geschichtsdozentin befolgen und nicht "[mein] Talent verschwenden und stattdessen lieber [meinen] PhD machen." :D Denn letztendlich hab ich ja eh keine Chance. Mit mittelmaessigem Abi und anscheinend fruehzeitiger Ueberforderung.

  • Hallo Elli,


    ich stimme dir total zu! Wir haben damals mir 25 Leuten im Jahrgang (Chemie LA) angefangen. (Der NC war bei 2, irgendwas...) Zu viert!!! haben wir dann Examen gemacht. Einige sind in den Diplomstudiengang übergegangen (der Rest hat komplett das Chemiestudium geschmissen, obwohl sie teilweise echt gut waren). Sie wollten nicht länger als Studenten 2ter Klasse behandelt werden. Im Grundstudium ist kein zu großer Unterschied zwischen LA und Diplom (ausser, dass man im LA noch ein 2. FAch hat, und man ist mit Chemie schon ausgelastet!!!. - Das war allerdings vor der Studienreform - kann mir aber nicht vorstellen, dass es jetzt extrem anders ist.)
    Uns wurde ständig vor Augen gehalten, dass wir ja "nur" auf LA studieren und daher wär unser Studium ja eh zweitrangig. Ich bekam mehrere Kurse nicht auf Anhieb, da Diplomanten bevorzugt waren und auch nicht jeder Prof wollte einen prüfen. Abgesehen davon, kann ich nun vielleicht nicht mal 10% des an der Uni gelernten für die Schule verwenden. Im Übrigen hätte ich mir (und habe es meist auch) die Vorlesungen sparen können. Die Profs waren so dermaßen unmotiviert und wollten lediglich in ihr LAbor zurück. Da war ein gutes Buch 100mal mehr wert. Das Ironischste war jedoch, als mir ein Prof einmal vorjammerte, dass das Uniniveau zurückginge, da die Schüler an den Schulen in Chemie nichts mehr lernten... Die Lehrer seien zu schlecht... Da blieb mir dann doch glatt die Spucke weg...
    Ich frag mich manchmal, wie ich das Studium durchgehalten habe... MAnche Kurse waren die HÖLLE!!! Aber davon fang ich am besten jetzt gar nicht an... Jedenfalls wundert es mich nicht, dass bei uns in BW Chemie ein Mangelfach ist...
    Ach ja und noch was... ich musste ja auch Physik belegen. Dort wollten uns zwei Profs nicht prüfen, da Frauen an den Herd gehören. Noch Fragen?


    Gruß,
    Kiki

    The only time my education was interrupted was, when I was at school. - Mark Twain


    The only time my education was interrupted was, when I was a teacher trainee in Germany!!! - Kiki

    Einmal editiert, zuletzt von kiki74 ()

  • Habe gerade das Interview noch mal überflogen und muss einfach grinsen, weil viele Aussagen so wunderbar auf die Uni passen. Warum werden Leute wissenschaftliche Assistenten oder Professoren?


    Zitat

    Aus sozialen Gründen. Wenn sich jemand sieben oder acht [oder 12 oder 15] Jahre auf den Beruf vorbereitet und mit seinem Studium nichts anderes werden kann, dann setzt [...] so ein Mitleidseffekt ein - man lässt ihn drin, auch wenn er ganz schwach ist.


    Aber zum NC:


    Zitat

    Warum gibt es Mangelfächer? Weil die Fächer unattraktiv oder einfach sehr anspruchsvoll sind. Ich kann als Beispiel immer wieder anführen, dass sich bei der Uni sehr viele für das Lehramt Geschichte einschreiben und es dann viele Absolventen gibt. Daraus resultiert es auch, dass dort nur die Besten einen Ref-Platz bekommen (also wieder ein Argument gegen Leistungsschwache im Lehrerberuf). Bei den Naturwissenschaften als Lehramt gibt es nur ein paar Bewerber und höchstens mal 3-4 Absolventen pro Semster. Die bekommen sofort einen Ref-Platz.


    Das Argument ist wohl eher, dass die Naturwissenschaftler ihre Qualität dadurch beweisen, dass sie ein extrem anspruchsvolles Studium schaffen, wobei als Beleg für den hohen Anspruch die geringen Absolventenzahlen dienen. Dagegen ist es gerade ein Zeichen für das fehlende Niveau anderer Fächer, dass sie massiv Studenten anziehen und Absolventen produzieren. Nun kann man sagen, dass der NC dies ausgleicht. Dem wird entgegen gehalten, dass es 1. um einen Zeitraum von 20 Jahren geht, wobei nur sehr bedingt NCs überhaupt existiert haben dürften, und 2. die regulierende Funktion von NCs so oder so begrenzt ist - denn sobald irgendwo Platz ist, greift kein NC.


    Diese Argumentation dürfte für die Vergangenheit vermutlich nicht so leicht zu wiederlegen sein, auch wenn es jetzt anders aussieht.


    Zitat

    Wie koennen sie es wagen nicht von Anfang an ganz tolle Lehrer zu sein.


    Nun ja, fair bleiben:


    Zitat

    Der Erziehungswissenschaftler erfasste Zufallsstichproben von 1100 ausgewählten Studierenden an Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg. Seit 1995 befragte er die Lehramtsanwärter zu Beginn des Studiums, nach sechs Semestern, am Ende des Referendariats und nach etwa vier Jahren im Beruf.

  • Aber sind den Studenten der PH in BaWü für ganz Deutschland repräsentativ? Ich möchte nicht sagen, dass dort ein anderes Niveau herrscht, aber auf jeden Fall ist ein Studium an einer Uni etwas anderes.


    Und zu dämlichen Prüfern kann ich immer wieder nur sagen, dass die wahrscheinlich Minderwertigkeitskomplexe haben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich mit den Worten " Ihre Leistung ist mit sehr gut zu bewerten, aber Sie sind nicht über den Horizont eines Grundschullehrers hinausgekommen!" im Staatsexamen Grundschuldidaktik/Fachdidaktik Philosophie verabschiedet wurde. Was bildet sich ein angehender Doktorand der Philosophie ein so was zu mir zu sagen? Er hat selber noch NIE als Lehrer vor einer Klasse und erst recht nicht im Primarbereich unterrichtet. Er hat als Dozent/Lehrernder kein Konzept bzw. Plan gehabt - aber will mir erzählen, dass mein Horizont beschränkt und was guter Unterricht ist.


    Aber liebe Freunde: alle die über Lehrer lästern sind neidisch und Neid ist auch eine ehrliche Form der Anerkennung oder?


    Elli

  • Zitat

    Original von unter uns


    Nun ja, fair bleiben:


    Ich hatte mich hierauf bezogen:

    Zitat

    Viele haben sehr früh bemerkt, dass diese Praktika ein Horror für sie sind und dass sie inkompetent sind (mehr...) - das hat sie aber nicht abgeschreckt. Sie verdrängen ihre Inkompetenz in der Hoffnung, dass sich das schon irgendwie legen wird,...


    Das liest sich, als sollte man es gleich ab dem ersten Praktikum lieben. Es wird auch nicht gesagt, wie viele Leute denn am Anfang Probleme hatten und bei denen es sich es dann doch eingependelt hat. Haben sie auch Leute befragt, denen es gefaellt? War bei denen immer alles ganz toll und wundervoll?
    Ich hab mein erstes Praktikum absolut gehasst und war hoffnungslos ueberfordert. Es war "ein Horror", aber es hat mich nicht abgeschreckt, denn ich WILL diesen Job machen und ich kann es auch. Ich hab mich nicht fuer dieses Studium entschieden, weil ich sonst keine Ahnung hatte (schliesslich zahl ich 3000 GBP an Studiengebuehren pro Jahr, obwohl ich schon nen Hochschulabschluss hab!). Es hat allerdings tierisch an meinem Selbstbewusstsein geruettelt.
    Seit dem hab ich aber einige erfolgreiche Praktika an anderen Schulen hinter mich gebracht. Ich bin also nicht generell inkompetent, sondern hatte einfach nur ein mieses Praktikum erwischt.
    Am Dienstag faengt mein letztes Praktikum an. 20 Stunden pro Woche eigenverantworlicher Unterricht...bis Ende Juni. Fuer die Zeit, wird es fast "meine" Klasse...und ich freu mich drauf. :)

  • Fakten von den Pädagogischen Hochschulen in Ba-Wü:



    http://www.landtag-bw.de/WP13/…achen/0000/13_0784_d.pdf, Seite 8


    Es haben nur 60% der Studienanfänger für das Lehramt GHS und RS bis zur Bewerbung als Lehrer durchgehalten. Rechnet man dann noch hinzu, dass davon wiederum maximal 80% eine Einstellungszusage erhalten, fällt am Ende jeder Zweite, der sich mal für das Berufsziel Lehrer GHWRS entschieden hat, weg. Dass diejenigen, die letzlich eingestellt werden unqualifiziert sein sollen, erschließt sich mir nicht. Da findet eine knallharte Auslese statt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Original von unter uns


    Mikael: Dass Du Rauin konkrete Interessen unterstellst, halte ich übrigens für eher verschwörungstheoretisch. Die öffentliche Schule ist nach wie vor völlig ungefährdet. Wenn es um etwas gehen kann, dann wohl eher um direkte oder indirekte Gehaltskürzungen.


    Es geht nicht um "Verschwörung", wohl aber um Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung.


    Ich habe auf obigen Focus-Artikel hin zwei (!) Antworten verfasst, die beide NICHT freigeschaltet wurden. Einmal ging es um den Vergleich der Anforderungen im Studium zwischen Lehramt und Diplom (weil ich das ganz gut vergleichen kann) und das andere Mal um die Tatsache, dass in gewissen Fächern am Gymnasium bereits ein derartiger Mangel an ausgebildeten Lehrern existiert, dass bei einer gleichartigen Situationen in anderen Berufen locker 10%-tige Gehalterhöhungen drinne wären.
    Wie gesagt, beide Kommentare wurden nicht veröffentlicht, dafür aber eine ganze Menge später verfasste Kommentare von anderen Leuten.
    Es werden aber wohl gerne Kommentare veröffentlicht, die das typische Bild vom "jammernden" Lehrer bestätigen!


    Gruß !


    ps: Gut das wenigstens hier nicht zensiert wird (Dank ans Forenteam :) )

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Hallo zusammen,

    leider werden von Herrn Rauin meine Eindrücke, die ich im Studium gewonnen habe und nun auch im Referendariat während der Seminarsitzungen wieder erfahre, weitgehend bestätigt.

    Ich selbst halte mich für einen eher durchschnittlichen Studenten, kam aber mit weit überdurchschnittlich bewerteten Leistungen, wenn man mit meinen ehemaligen Kommilitonen vergleicht, zum 1. Examen, obwohl ich mich anscheinend weniger intensiv vorbereitet habe und auch weniger Stress empfunden habe. (mal ganz ehrlich: das 1. Staatsexamen ist ein Witz, aber hier kann ich natürlich nur für NRW und GHR sprechen) Ich fühlte mich oft wie der Einäugige unter den Blinden.

    Für den Großteil meiner früheren Mitstudenten war es aber nach eigener Auskunft sehr schwer und vor allem auch stressig und da sehe ich genau die Aussagen Herrn Rauins wiedergespiegelt:
    viele der Lehramtsstudenten waren schon im Studium und vor allem in der Prüfungsphase überfordert, was jedoch nach meinem Empfinden nicht an den hohen Anforderungen lag, sondern viel mehr an der mangelnden Leistungsfähigkeit der Studenten, und auch hier habe ich mich oft gefragt, ob es nicht besser wäre, von vorne herein die Leute mehr zu beraten und notfalls auch durchfallen zu lassen. In meinen Augen wäre das auch nur fair den vermeintlich nicht Geeigneten gegenüber, um Ihre Fähigkeiten sinnvoll an anderer Stelle einbringen zu können.

    Viele Grüße,

    Martin

  • Zitat

    Das liest sich, als sollte man es gleich ab dem ersten Praktikum lieben. Es wird auch nicht gesagt, wie viele Leute denn am Anfang Probleme hatten und bei denen es sich es dann doch eingependelt hat. Haben sie auch Leute befragt, denen es gefaellt? War bei denen immer alles ganz toll und wundervoll?


    Zitat

    Aber sind den Studenten der PH in BaWü für ganz Deutschland repräsentativ?


    Das sind natürlich gute Fragen. Rauin äußert sich ja im Übrigen auch zur Qualität des Gymnasiums, das er offenbar ja nicht erforscht hat.


    Mikael,


    Zitat

    Es geht nicht um "Verschwörung", wohl aber um Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung.


    Du hattest einen Plan hinter Rauins Untersuchung bzw. den Publikationen dazu vermutet, nämlich den, die Privatisierung des Schulwesens durchzusetzen. DAS klang für mich nach Verschwörung. Dass der "Fokus" Deine Stellungnahmen nicht bringt, wundert mich dagegen eher nicht, Klagen einer sehr selektiven Darstellung hört man ja immer wieder.


    Balle: Ich würde nicht behaupten, dass es die angedeuteten Phänomene und die überforderten Leute nicht gibt. Ich habe im eigenen Studium ähnliches erlebt und viele andere sicher auch. Ich glaube, der Knackpunkt ist für viele eher, dass sie das Gefühl haben, in den Medien werden kampagnenartig Neidkomplexe ausagiert, nun auch noch mit wissenschaftlicher Unterstützung. Und dass dabei vieles nicht berücksichtigt wird, anderes dagegen übermäßig. Was z. B. macht den Beamtenstatus so wichtig, dass Rauin sich dazu äußern muss? Inwiefern spielt dieser Status für seine Befunde wirklich eine Rolle? Müsste er nach seiner Logik nicht eher sagen: Dieser Status ist wichtig, sonst gäbe es noch mehr (!) überforderte Lehrer? Oder aber: Dieser Status muss weg, dafür müssen die Gehälter steigen (sehr deutlich z. B. in der Grundschule!)/dürfen sie nicht mehr sinken, damit wir mehr leistungsfähige Leute in den Schulen haben? Beides bleibt aus. Was ist die Logik?

  • Nun - auch ich gehöre nicht zu den 1-er Abiturienten.
    Aber dieser Schreiber übersieht mehrere entscheidende Faktoren:


    1.) Hätte ich mein Abitur besser abgeschlossen, wäre meine Berufswahl nicht auf den eher mäßig bezahlten Beruf des Grund-und Hauptschullehrers gefallen, sondern ich wäre Professor, Forscher oder sonst-noch-was geworden.


    2.) Ich hatte mich jedoch schon während der Schulzeit dafür entschieden, Lehrer zu werden. Weil für das PH-Studium seinerzeit kein NC vorgesehen war, bestand für mich keine Notwendigkeit, einen 1er-Schnitt vorzulegen. Dass ich damals eine Kosten-Nutzenanalyse zwischen Aufwand (=weniger Lebensqualität) und Ertrag (=Erreichen eines vorgenommenen Zieles) vorgenommen und gelebt habe, war m.E. kein Zeichen für Dummheit oder mangelnde Intelligenz. :D


    3.) Wer das Abitur und ein Hochschulstudium abschließt, hat immer noch mehr intellektuelle "Skills" als der Großteil der Bevölkerung


    4.) Der Unterschied im Wissen und in der intellektuellen Leistungsfähigkeit, der zwischen mir und den mir anvertrauten Schülern besteht, ist groß genug, um die von mir geforderten Aufgaben erfüllen zu können.


    5.) In meinem Arbeitsbereich an der Hauptschule ist vor allem "soziale Intelligenz" gefragt. Über diese Komponente sagt ein Abiturschnitt absolut nichts aus. Da ist eher jemand, der dafür plädiert mit eisener Faust auszusieben, für den Schuldienst ungeeignet.


    6.) Wenn ich mich zurückerinnere, welche Prüfungen ich bis zum Erreichen des Lebenzeitbeamten-Status absolvieren musste, kann ich nur sagen: Es gibt leichter erreichbare Berufsabschlüsse.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    4 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ist ja schon viel gesagt worden hier. Ich kann vielleicht noch hinzufügen, dass ich durch meine 11 Jahre Berufserfahrung in der Krankenpflege Einblicke in die beruflichen Anfänge bzw. das berufliche Wirken eines anderen akademischen Berufs erhalten habe: Mediziner. Was da an überforderten, sozial inkompetenten und an der beruflichen Wirklichkeit scheiternden Akademikern auf Patienten losgelassen wird ist auch nicht besser. Ich habe einen Anaesthesisten mit Einserexamen erlebt, der grübelnd am Bett eines eigentlich akut reanimationspflichtigen Patienten stand und nicht so recht wusste, was er jetzt machen soll. Der ist dann auch später in die Forschung gegangen. War wohl auch besser so. Ein Oberarzt war so faul, dass die ganze Anaestehsie- und Intensivabteilung Witze gemacht hat und eine Chirurgin hat mal gesagt: "Was interessieren mich die Menschen, ich will operieren." Und das sind nur einige Ausschnitte aus dem alltäglichen Wahsinn ärtzlichen Handelns an deutschen Kliniken. Und, um mal auch selbstkritisch zu sein, bei Pflegekräften sieht das auch nicht wirklich anders aus. Warum man immer wieder versucht, normale Phänomene, die es in jedem Beruf gibt, beim Lehrerberuf verstärkt zu behandeln weiß ich auch nicht so genau. Kann natürlich auch daran liegen, dass es durchaus im Forschungshorizont eines Bildungsforschers liegt, solche Dinge zu erforschen. Medizinier erforschen aber medizinische Fragestellungen. Da gibt das Wissenschaftskonzept also solche Fragestellungen nicht unbedingt her. Sollte ich vielleicht mal machen: Eine Doktorarbeit mit dem Thema "Zur Genese von ärtzlicher Unfähigkeit und ihre Auswirkungen auf Patienten und die Volkswirtschaft". Mal sehen, von wem ich dann alles Morddrohungen bekommen würde. Ein Lehrer wagt es ...


    Gruß
    CKR

  • Zitat

    Original von CKR
    ...
    Sollte ich vielleicht mal machen: Eine Doktorarbeit mit dem Thema "Zur Genese von ärtzlicher Unfähigkeit und ihre Auswirkungen auf Patienten und die Volkswirtschaft". Mal sehen, von wem ich dann alles Morddrohungen bekommen würde. Ein Lehrer wagt es ...


    Gruß
    CKR


    Du würdest wahrscheinlich von den medizinischen Standes(!)-vertretrungen wegen rufschädigendem Verhaltens in Grund und Boden verklagt werden.
    Außerdem würde man dir als Motiv Neid, Missgunst oder Rache unterstellen (gescheiterter Krankenpfleger, der es nicht zum Arzt geschafft hat und deshalb Lehrer werden musste..)
    Und du hättest natürlich die (fast) komplette mediale Öffentlichkeit gegen dich (es muss halt "Helden" und "Sündenböcke" geben).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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