Sammelthread: Stammtischkommentare aus dem Internet

  • Manchmal begegnen einem im Internet ja die schönsten Meinungen/Kommentare zu unserem Traumberuf - dem Lehrerdasein. Vielleicht wäre es mal eine belustigende Idee, die lesenswerstesten ;) zu sammeln, z.B. wenn man mal wieder unbezahlte Überstunden anhäuft und man nach einem gesellschaftlichen Schulterklopfen sucht.


    Hier mein Einstieg, angeregt durch einen verlinkten STERN-Artikel.


    Zitat


    Die Chance (!) auf eine Anstellung im höheren Dienst (A14 mit rund 4.000 € Netto ist erreichbar, unbegrenzte Lohnfortzahlung bei Krankheit, Kündigungsschutz, Altersversorgung von über 3.000 € Netto) ist doch nicht schlecht. Umgerechnet von Beamte auf Angestellte entspricht das einem Jahresgehalt von rund 80.000 €. In der freien Wirtschaft kann man sich bei einer Bezahlung in dieser Größenordung die 40-Stunden-Woche abschminken.


    Netto 4000Euro - aha :O


    Zitat


    Wenn ich mir vorstelle, mich jeden Tag vor eine Horde kiffender und randalierender Teenager zu stellen und zu versuchen, denen was beizubringen, wird mir ganz anders. Mag sein, dass das Verallgemeinerungen sind, aber andere Jugendliche bekommt man ja kaum zu sehen.


    *lol* ...


    Zitat


    Der Beamte, wenn er nicht ganz dumm ist mit Abschreibungen, bekommt Brutto = Netto, da er keine Sozialvericherungsbeiträge zahlt. Da war es früher interessant als Lehrer neben den Nettobezügen in den Ferien noch einer Nebentätigkeit nachzugehen. Die erzielbare Einkommen waren damit locker 80000 EURO netto pro Jahr und mehr, weil kein Lehrer unter A 12 Besoldungsstufe anfängt, selbst in der Hilfsschule nicht.


    Wer kann mir einen besseren Steuerberater empfehlen ?! 80000 netto ... das wären ja gerade mal ~9000 brutto im monat. :o


    und das sogar "[...] selbst in der hilfsschule [...]" *beömmel*


    Zitat


    Lehrer sind nicht faul, aber viele arbeiten ineffizient und es gibt keinen, der Ihnen mit sanftem Druck zeigt, wie sie in der gleichen Zeit besser arbeiten sollten.


    mensch, haben wir es gut ... so völlig chef und weisungslos!


    P.S. Bitte hier fleißig weitersammeln. Vielelicht kann man das ja mal irgendwann publizieren ;)

  • Da findet sich doch inzwischen jeden Tag etwas in der Presse. Wie wäre es damit (ohne Kommentar):


    Schulbank statt Strandtuch - freiwillig!
    Sie sind wissbegierig und hoch motiviert. Auch Jugendliche aus Hamburg lernen im Feriencamp.

    Von Friederike Ulrich
    …"Es ist viel effektiver, hier mit zwölf Schülern in einem Kursus zu sitzen als in der Schule mit 30 anderen", sagt Christianeum-Schüler Carl Rietschel (15) und liefert damit einen der Gründe für die Beliebtheit des Camps….


    Hamburger Abendblatt, 2.8.08


    Viel Lärm um nichts
    Die Länder investieren wieder in Bildung, aber an der falschen Stelle
    Bildungspolitik

    Von Martin Spiewak
    Mehr Geld allein macht die Schulen jedoch noch nicht besser. Es muss auch richtig angelegt sein. Schaut man sich die Investitionspläne der Kultusminister im Einzelnen an, darf man daran zweifeln. Denn einen Großteil des Geldes wollen sie dafür verwenden, die Klassen zu verkleinern und die Unterrichtsversorgung zu sichern. Große Klassen und ausgefallene Stunden mögen Lehrer belasten und Eltern nerven – zu den größten Problemen unserer Schulen gehören sie nicht.
    ….
    Zum Glück erlaubt das Stuttgarter Kultusministerium den Schulleitern, das neue Geld je nach Bedarf auch anders zu verwenden: für Förderstunden, die Entwicklung eines besseren Unterrichts, für die Einstellung von Sozialarbeitern. Sie sollten die neue Freiheit nutzen – und sich dem pädagogischen Populismus nicht beugen.


    DIE ZEIT, 24.07.2008 Nr. 31



    LG


    Ulli 8)

  • Die Focus-Leser sind auch immer wieder für einen Kommentar gut:


    Zitat


    Gerhard10 | 11 Kommentare (12.07.2008 14:54)
    Zum Thema: Arbeitstag eines Lehrers
    Vormittag 3-4 Schulstunden, dazwischen im Lehrerzimmer ausruhen. Nach der Arbeit Mittagessen und eine Stunde ruhen und sich von den Anstrengungen des Vormittages erholen. Nachmittag vorbereiten für den nächsten Tag: Aufgaben vom letzten Schuljahr aus dem Schubladen holen und heutige aufräumen für nächstes Jahr. Ach ja,die Neuerung muss noch ergänzt werden. Dann müssen noch die Hausaufgaben kontrolliert werden. Dazwischen eine kurze Tee-Pause. Anschliesend joggt man noch schnell ein bischen durch den Wald. Mittlerweile ist es 17:30 und Abendessenszeit, wo man seiner Frau den anstrengenden Tag in Ruhe erzählen kann. Nach dem Essen um 18:15 noch die Gartenarbeit der Frau loben und sich um 20:00 bei der Tagesschau(mit endlich hochgeklappten Beinen auf dem Sofa) informieren. Gute Nacht um 22:00


    Quelle:
    http://www.focus.de/schule/leh…rer-krank_aid_317399.html


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Dies Gedicht habe ich zum Ende meiner Ref-Zeit von meiner Ako bekommen, hab leider den Dichter vergessen:



    Der Lehrer


    Der Lehrer geht um sieben raus
    und ruft vier Stunden: »Leiser!«
    Um kurz nach eins ist er zuhaus':
    nicht ärmer, aber heiser.


    Bis vier fläzt er im Kanapee
    mit Sekt und Stör und Brötchen.
    Dann nimmt er's Taxi hin zum See,
    dort liegt sein Segelbötchen.


    Er legt sich rein und gibt sich hin
    und schaukelt bis zum Morgen.
    So ist sein Leben frei von Sinn,
    von Arbeit und von Sorgen.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Zitat

    Original von Kiray
    Dies Gedicht habe ich zum Ende meiner Ref-Zeit von meiner Ako bekommen, hab leider den Dichter vergessen...


    Das Gedicht ist toll, oder? Es ist von Thomas Gsella, dem Chefredakteur der Titanic, und zusammen mit anderen Berufs-Gedichten steht es in "Der kleine Berufsberater".


    LG, das_kaddl.

  • und ganz zu schweigen von diversen schülerforen, wo lehrer beschimpft werden ... *seufz*, weil sich die herrschaften privat fühlen und noch nicht begriffen haben, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist, auch, wenn es sowas ist wie schülerVZ oder sowas... wo angeblich nur Schüler reindürfen.

    Wenn ich so bin,
    wie ich bin,
    bin ich
    ich !

  • Zitat

    Original von das_kaddl


    Das Gedicht ist toll, oder? Es ist von Thomas Gsella, dem Chefredakteur der Titanic, und zusammen mit anderen Berufs-Gedichten steht es in "Der kleine Berufsberater".


    LG, das_kaddl.


    Gsella hat selbst Lehramt studiert :)

    • Offizieller Beitrag

    Auch nich von schlechten Eltern:

    Zitat


    Deutsche Lehrer zu faul / Von Henrik Müller


    Deutsche Manager lassen am heimischen Bildungssystem kein gutes Haar. Noch stärker als die Unis stehen Schulen in der Kritik. Laut einer Umfrage für das manager magazin wünscht sich eine Mehrheit der Führungskräfte, dass die eigenen Kinder ihre Ausbildung im Ausland absolvieren. (...)
    Den größten Reformbedarf sehen die deutschen Führungskräfte indes bei den Schulen: 80 Prozent kritisieren die Motivation der Lehrer, 53 Prozent deren Qualifikation; die Lehrinhalte und die Struktur des Schulsystems werden von jeweils 55 Prozent als reformbedürftig eingestuft.

    Natürlich unterlässt man geflissentlich die Belege. Es geht um Managermeinungen. Und bei der Gelegenheit verweist der link unter diesem Artikel im manager-magazin gleich auf die Überschrift des nächsten Artikels: Mehr zum Thema

    · Hochschulen: "Die Hälfte der Professoren ist untätig" (22.02.2007)


    Zu geil! :D:D:D:D Faul ist doch immer noch besser als gleich gänzlich untätig, oder, liebe Kollegen?


    PS: ich hab den Arztikel mal angeklickt: auch sehr hübsch!

    Zitat

    "Die Hälfte der Professoren ist untätig" / Von Klaus Werle


    50 Prozent aller Professoren arbeiten nur halbtags, 5 Prozent so wenig, dass sie entlassen werden müssten. Engagiert zeigen sie sich allerdings, wenn es um gut dotierte Nebenjobs geht.
    (...)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ohne Kommentar:


    Aus: Bildungskollaps in der BRD
    … Die Industriegesellschaft brauchte alle, von den Schwachen bis zu den Genialen, die verschiedensten Talente und Fähigkeiten waren gefragt, was zu einem enormen Aufschwung in der allgemeinen Bildung führte. Die Wissensgesellschaft aber, auf die wir uns zubewegten, brauche die hochspezialisierten Fachleute. In Zukunft würden nur noch fünf Prozent der Bevölkerung für leitende Aufgaben in Wissenschaft und Gesellschaft benötigt, deshalb sollten auch nur fünf Prozent, doch die ganz hervorragend, ausgebildet werden, meint der Lord (Rees-Mogg Februar 1995 London Times). Die Gesellschaft könne sich Bildung für alle gar nicht mehr leisten, deshalb müsse sie ihre Anstrengungen auf die fünf Prozent "Talentierten" beschränken.


    Die restlichen 95 Prozent der Menschen muß man dann irgendwie ruhig stellen - mit primitiver Unterhaltung und einem Minimum an Sozialhilfe; Aldous Huxley hat das in seinem Roman Schöne neue Welt vorgemacht. Das ist das Bildungsideal der Oligarchie. Alle sogenannten Reformen an den Schulen und Universitäten bewegen sich auf diese Forderung zu. Die staatlichen Bildungsanstrengungen werden immer deutlicher auf die sogenannten Hochbegabten konzentriert, während der Rest immer mehr vernachlässigt wird….


    http://www.das-gibts-doch-nicht.info/frame1.php

  • Zitat

    Original von Ulli
    Die staatlichen Bildungsanstrengungen werden immer deutlicher auf die sogenannten Hochbegabten konzentriert, während der Rest immer mehr vernachlässigt wird….


    Ja, ist doch klar: die einzig sinnvolle bildungspolitische Forderung ist, dass das alle Anstrengungen dahin gehen müssen, das Mittelmaß zu fördern, die große Menge muss leistungsfähiger werden, nicht die deutlich unter 5% Hochbegabten.


    Aber ein Bildungspolitiker, der das fordert, könnte am nächsten Tag seinen Hut nehmen. :D


    Nele

  • hab mal wieder was nettes aufgeschnappt. diesmal nicht vom stammtisch, sondern vom experten, einem erziehungswissenschaftler. mal wieder sind die lehrer schuld. die Lehrerinnen sind einfach viel zu sehr Frau und die Lehrer sind auch nicht besser. Aber lest selber:

    Zitat


    SPIEGEL ONLINE: Wo sehen Sie Versäumnisse der Schulen?


    Bergmann: Man müsste die Schulen und Kindergärten öffnen und Männer reinholen. Gar keine gelernten Pädagogen, die tun den Kindern meist ohnehin nicht so gut. Stattdessen Handwerker, Bildhauer, Männer mit Lebenserfahrung und einer starken Biografie, auch mit autoritären Zügen, an denen man sich orientieren kann. Jungs brauchen das. Sie lernen gegenständlicher, materialhafter. Schauen Sie doch nur, wie die am Hausmeister hängen, wenn das ein kinderlieber Mann ist. Die fahren voll auf diesen praktischen Typen ab.


    Um Gottes Willen keine gelernten Pädagogen und andere weichgespülte Libellenstreichler. Nein, echte MÄNNER brauchen unsere Schulen: Maurer, Bildhauer ... naja, eben Männer mit Lebenserfahrung und starker Biografie.


    Da ist unsere Schule ja geradezu innovativ, wir haben baustellenbedingt gerade mindestens 3 Maurer auf dem Schulgelände. Ob's schon was gebracht hat ?!


    Naja, ich hab noch gleich 'nen Strickenkurs und muss mich leider verbschieden ...


    p.s. Ich frage mich gerade, ob man die Proffessorenstelle dieses Erziehungswissenschaftlers auch mal austauschen könnten, denn Studenten "fahren [ebenfalls] voll auf praktische Typen ab"!

  • Letzte Woche in "Hart aber fair" wurde unsere Berufsgruppe als "Asozialendompteure" tituliert.
    Einige Bekannte von mir finden die Bezeichnung passend und ich denke, das dies auch in der breiten Öffentlichkeit so ist.

  • Zitat

    Original von schlauby
    hab mal wieder was nettes aufgeschnappt. diesmal nicht vom stammtisch, sondern vom experten, einem erziehungswissenschaftler.
    ...
    p.s. Ich frage mich gerade, ob man die Proffessorenstelle dieses Erziehungswissenschaftlers auch mal austauschen könnten, denn Studenten "fahren [ebenfalls] voll auf praktische Typen ab"!


    Der Mann hat keinen Lehrstuhl, er ist nicht mal an einer Uni tätig, sondern leitet in Hannover das "Institut für Kinderpsychologie und Lerntherapie". Also bitte nicht stammtischmässig auf die "Proffessoren" schimpfen ;) .


    LG, das_kaddl.

  • du hast natürlich recht kaddel. schimpfe sonst auch gar nicht auf die dozenten - meine haben ihren job eigentlich ziemlich gut gemacht ... hab mich an meiner uni sehr wohl gefühlt!


    aber dieser herr exeprte hat mich irgendwie in rage gebracht. in der zeit hat er auch mal ein interview gegeben ... eigentlich ist der umgang mit jugendlichen ganz easy - wir lehrer raffen es bloß nicht:


    Zitat

    BERGMANN: Wir brauchen an unseren Schulen [...] Erwachsene mit einem gelebten Leben, die auch einem 18-Jährigen gegenübertreten mit der Ausstrahlung. [Wir haben] diese Lehrerpersönlichkeit äußerst selten. Wir haben wenn, dann eher ganz weiche, therapeutisch einfühlende, das hilft diesen Schülern überhaupt nicht. Man muss denen vermitteln: Ich stehe hier und erkenne dich, auch mit deinen Möglichkeiten, du bist etwas Besonderes - das können sie jedem Menschen sagen, es stimmt jedes Mal - und hier ist jemand, mit dem zusammen du auch Notsituationen bewältigen kannst. Das ist unmittelbare Krisenintervention, denn hat dieser junge Mensch erstmal wieder Hoffnung, dann ist auch die Selbstzerstörung aufgelöst und die Rachsucht mindestens getröstet.


    Wir haben die falschen Lehrer. Natürlich gilt das nicht für alle. Ich kenne wunderbare Lehrer, Menschen, die sich verzehren in ihrem Beruf, aber im Prinzip ziehen wir an unsere Schulen eher Pflicht erfüllende Verwaltungsbeamte, und die können unsere Kinder in der modernen Welt noch viel weniger aushalten als die Generationen zuvor. [...] Und wir müssen die Schulen öffnen, Künstler oder Handwerker hineinholen - ein Handwerker kann so ein Kind oft stärker beeindrucken als der Verbindungslehrer mit Mediatorentraining.

  • Zitat

    Original von schlauby
    du hast natürlich recht kaddel. schimpfe sonst auch gar nicht auf die dozenten - meine haben ihren job eigentlich ziemlich gut gemacht ... hab mich an meiner uni sehr wohl gefühlt!


    aber dieser herr exeprte hat mich irgendwie in rage gebracht....


    Das kann ich verstehen - ich wollte nur sagen, dass nicht jeder selbst- und medial ernannte "Experte" auch Professor ist ;) .

  • mal wieder lehrerbashing im spiegelonline-forum :)


    aber hier das sahnestück:


    Zitat

    leider sind Sie nicht auf dem neuesten Stand der Misere: 80 % aller Lehrer, nach neuesten Studien ausgewiesener Bildungsexperten sogar über 100 % aller Lehrer sind für den Lehrerberuf ungeeignet zumindest aber Lowperformer.


    über 100% aller lehrer ?! womöglich 105% oder gar 110% ?!? so schlimm steht es also schon um die lehrerschaft ... ich hab es immer schon geahnt.


    apropro: kommt "ausgewiesene bildungsexperten" von "zuvor eingewiesen"?!


    "aaaaaaaaaaarghhhh" schreit ein überbezahlter lowperformer, der seit 14 uhr blümchen an der zimmertapete zählt!


    http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=5626&page=5

  • Nana, das war aber ein bisschen aus dem Gesamtzusammenhang der Beiträge dieses Schreibers gerissen. ich verfolge das schon länger. Der ist selbst Lehrer und schreibt in nahezu allen seinen Beiträgen rein satirisch. Und dann amüsiert er sich stillschweigend, wenn jemand das nicht merkt und empört darauf anspringt, was natürlich dauernd passiert.
    Nur mal so zur Ergänzung,
    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • *peinlich* du hast natürlich recht! hab nicht auf den benutzernamen geachtet ...


    ... das sieht mir sonst gar nicht ähnlich ;) - aber da bin ich echt drauf angesprungen. bin zur zeit wohl etwas "übersensibel", weil ich wochen nur noch konzepte tippe, anstatt mal wieder ordentlichen unterricht vorbereiten zu können (schlagwort: schulinspektion).


    ich zieh mich dann mal voller scham zu meinen unterrichtsunterlagen zurück.

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