Einstellungsschwierigkeiten als Konfessionsloser?

    • Offizieller Beitrag

    ich habe mitnichten die schlechteren Argumente, ich bin es nur leid, dass einem ständig eingeredet wird, als Konfessionsloser sei man so arm dran und dass die Kirchen die Leute indoktrinierten.


    Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, niemals mich so sehr rechtfertígen zu müssen wie wenn ich meine religiösen Überzeugungen und Rechte wahrnehmen möchte.


    Als überzeugter Christ bist du immer in der Außenseiterposition, weil "nicht mehr aktuell". Toleranz begegnet mir von Nichtchristen westlicher Herkunft kaum.

  • Zitat

    Original von Friesin...Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, niemals mich so sehr rechtfertígen zu müssen wie wenn ich meine religiösen Überzeugungen und Rechte wahrnehmen möchte...


    Hast du Beispiele?

    Zitat

    Original von Friesin..
    Als überzeugter Christ bist du immer in der Außenseiterposition, weil "nicht mehr aktuell". Toleranz begegnet mir von Nichtchristen westlicher Herkunft kaum.

    "Nicht aktuelle" Katholiken sind mittelalterliche "Hardliner". Wenn du als solcher auftrittst, machst du es anderen ziemlich schwer mit der Toleranz. Aber sonst?


    Gruß,
    Peter

  • Zitat

    Original von Friesin
    ich habe mitnichten die schlechteren Argumente, ich bin es nur leid, dass einem ständig eingeredet wird, als Konfessionsloser sei man so arm dran und dass die Kirchen die Leute indoktrinierten.


    Ich bin als Atheist (ich bin kein Konfessionsloser) nicht arm dran, denn ich bin Zweifelsfall wehrhaft und sehr konsequent in meinen Entscheidungen. Allerdings:


    In der Grundschule wurde ich im Religionsunterricht belogen; der Lehrer und Grundschulleiter erzählte uns, "Wissenschaftler hätten versucht ein Samenkorn nachzubauen, aber das wäre gescheitert, denn nur Gott könne Leben erschaffen."


    In der Orientierungsstufe erlebte ich konfessionelle Ausgrenzung: wir waren eine halbe Handvoll Protestanten uns wurde beim Morgengebet der katholischen Majorität mit Aufstehen nahegelegt, "ihr braucht nicht mitbeten, ihr seid anders."


    Im Religionsunterricht der fünften Klasse wurden wir durch die evangelische Lehrerin genötigt, reihum in öffentlichem mea culpa unsere letzten Sünden zu gesteh..., pardon, zu bekennen. Sie machte natürlich nicht mit. Das habe ich schon als kleines Kind als Übergriff empfunden.


    Im Gymnasium hatte ich einen Religionslehrer, der mehr als offensichtlich Kreationist war und dies auch regelmäßig im Unterricht versteckte-vertrat: "ja, die WISSENSCHAFTLER behaupten, dass der Mensch vom Affen abstammt. [sic]" Dieser Lehrer, ein pensionierter Pastor, vertrat auch eine alttestamentarisch begründete Pädagogik des widerspruchslosen Gehorsams, die er mit abstrusen Gleichnissen stützte.


    Unnötig zu erwähnen, dass es auf diesem niedersächsischen Gymnasium mit dem schönen Namen "Clemens August [Graf von Galen]" Ende der 80er Jahre natürlich nicht möglich war, den Religionsunterricht zu verlassen und Ethik-Unterricht zu nehmen. Ich weiß nicht, ob das rechtswidrig war.


    Mein letzter Kontakt mit religiösem Handeln war die Einschulung des Kindes einer Freundin (in einer Vorort-Grundschule von Münster.) Die Liedchen und die Gebete, mit denen eine freundliche Herz-Jesu-Welt besungen wurden, überschritten die Grenze zur vorsätzlichen Versüßdummung der Welt schmerzhaft. Das war nicht nur eine Beleidigung der Intellegenz der Anwesenden, das war nicht nur nicht kindgerecht, das war Verführung. Aus Höflichkeit habe ich mich zurückgehalten, das Sich-aufregen übernahm dankenswerterweise der Großvater mütterlicherseits des Kindes. (Pikanterweise schrieben wir den Sommer 2005, man erinnere sich an Südostasien.)


    Ich sage jetzt nicht, dass das da oben auch nur repräsentativ für christliche Religionsausübung oder für den Religionsunterricht halte. Ich sage nur, dass ich persönlich kirchliches Herrschaftshandeln erlebt habe. Auch der christliche Glaube trägt unter einer dünnen Firnis das Potenzial des Fundamentalismus in sich, der zumindest in meinen Erlebnissen recht dicht unter der Oberfläche ist. Ich halte alle abrahimischen Religionen mit ihrem Ausschließlichkeitsanspruch für potenziell gefährlich und finde, dass sie aus den staatlichen Mechanismen eines säkularen, rational begründeten Staates herausgehalten werden sollten.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Nele:


    ich denke mal, dass der Bischof und diverse Eltern mit meinem Religionsunterricht nicht zufrieden wären, wenn ich ihn machen würde.


    Aber ich glaube, die Schüler hätten dann weniger ... negative Erfahrungen wie du.
    Denn genau das, was du beschreibst, stört mich am Reli-Unterricht. Und so möchte ich nicht unterrichten.


    Wobei: es steht derzeit eh nicht zur Debatte. Und da ich weiß, dass es ... moglicherweise Ärger geben könnte, kann ich auch drauf verzichten. ;)


    kl. gr. Frosch

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich sage jetzt nicht, dass das da oben auch nur repräsentativ für christliche Religionsausübung oder für den Religionsunterricht halte. Ich sage nur, dass ich persönlich kirchliches Herrschaftshandeln erlebt habe. Auch der christliche Glaube trägt unter einer dünnen Firnis das Potenzial des Fundamentalismus in sich, der zumindest in meinen Erlebnissen recht dicht unter der Oberfläche ist. Ich halte alle abrahimischen Religionen mit ihrem Ausschließlichkeitsanspruch für potenziell gefährlich und finde, dass sie aus den staatlichen Mechanismen eines säkularen, rational begründeten Staates herausgehalten werden sollten.

    Dem kann ich nur aus tiefstem Herzen zustimmen. Und auch ich habe sowohl als Kind als auch später noch Ausgrenzung (nicht meiner Person, aber von anderen) und Missionierungsversuche im Reliunterricht erlebt, den ich mangels anderem Angebot besuchte. In ähnlicher Form wie Nele es beschrieb.


    Mal ganz abgesehen davon dass die augenfälligen Verbrechen, die unter kirchlicher Aufsicht geschehen / geschahen, mir immer noch viel zu viel im Reliunterricht unter den Teppich gekehrt werden, was ich immer wieder erlebe, wenn ich solche Dinge im Rahmen des Englisch- oder Deutschunterrichts bespreche (und in der Literatur tauchen sie ja, ein Glück, immer wieder auf!) und frage, ob das denn schonmal Thema des Reliunterrichts war. Ich unterrichte nur Oberstufenkurse und es ist schon auffällig, dass die meisten Schüler die letzten 12 Schuljahre lang im Reliunterricht weder die Kreuzzüge, noch das Kondomverbot seitens des Papstes, noch die Hexenverbrennungen, die Inquisition, die heimlichen Kinder der Priester, die inzestuösen Fundamentalistencamps in Amerika noch sonstwas der vielen zur Wahl stehenden christlichen / religiösen Auswüchse damals wie heute, hier wie dort behandelt haben. Frauenrolle heutzutage, 'verschwundene' Gelder des stinkreichen Vatikan, Einfluss von Kirche auf staatliches Handeln (siehe zum Beispiel Bush's direkter Draht zu Gott) und nicht zuletzt die fragwürdige R9olle der Kirche im dritten Reich ...
    [SIZE=7]
    http://texte.efb.ch/adefusa.htm
    http://www.focus.de/finanzen/n…atikanbank_aid_13409.html
    http://www.das-weisse-pferd.com/98_19/vatikan_mafia.html
    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,268908,00.html
    http://www.tagesschau.de/ausland/meldung202810.html
    http://37grad.zdf.de/ZDFde/inh…1872,2333912,00.html?dr=1
    http://wissen.spiegel.de/wisse…l?id=27163301&top=SPIEGEL
    http://www.theologe.de/theologe4.htm
    http://www.literaturkritik.de/…ez_id=6004&ausgabe=200305[/SIZE]... alles hochaktuelle, spannende Themen - aus dem Reliunterricht kommt da wenig. Höchstens mal unter dem Stichwort "lief/läuft nich so gut" gestreift. Meist aber gar nix dergleichen. Ich empfinde das als "indoktrinieren" wenn sich eine Religion mit der eigenen Geschichte und den kritsichen Momenten / Fakten - und derer gibt es ja nun weiß Gott (! :D ) viele - nicht auseinandersetzt und damit das Bild verzerrt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Wie, du fühlst dich diskriminiert, weil es christliche Feiertage gibt??? Du hast als Nicht-Christ an diesen Tagen doch auch frei. Oder versteh ich da jetzt was falsch???
    Wenn du nichts von Religion hälst, ist das deine Sache, aber der Vergleich mit Astrologie und Wahrsagerei hinkt meiner Ansicht nach gewaltig.
    Ganz davon abgesehen haben doch viele Schulen ein Profil! Zum Beispiel gibts bei mir in der Nähe eine staatliche GS mit Sportprofil, die wollen natürlich auch am liebsten jemand, der Sport studiert hat. Werden jetzt da etwa auch alle Nicht-Sportstudenten benachteiligt?

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