Autistisches Kind in meiner Klasse

  • Hallo ihr Lieben!
    Ich habe vor 8 Wochen eine 4. Klasse übernommen. Ein Schüler dieser Klasse hat das Asperger- Syndrom, d.h. er hat Schwierigkeiten soziale Beziehungen zu anderen Kindern aufzubauen, neigt zum Perfektionismus, lebt (teilw. zwnaghaft) Routinen aus, hat regelmäßig Wutanfälle bei für ihn unvorhersehbaren Ereignissen. Im Großen und Ganzen wird er allerdings von seiner Klasse akzeptiert und auch ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm.
    Nun geht es um die Frage der weiterführenden Schule. Meiner Ansicht nach ist er ein Kandidat für das Gymnasium. Allerdings wird er momentan stark individuell gefördert und Rücksicht auf seine Bedürfnisse genommen. Nun habe ich die Befürchtung, dass er dort mit den wechselnden Bezugspersonen, Örtlichkeiten, Regeln, usw seine Probleme bekommen wird. Gibt es Alternativen?
    Hat da jemand Erfahrung und kann mir weiter helfen?


    Gruß,
    Catalina

  • Hat das Kind eine Schulbegleitung? Wenn es eine feste Person wäre, kann das schon viel Sicherheit geben, um mit den wechselnden Bedingungen klar zu kommen.
    Das Kind, welches ich in der Grundschule zum Teil begleitet habe, ist mittlerweile in der 6. Klasse einer Gesamtschule, mit einer festen Schulbegleiterin, also keinem Zivi, der relativ häufig wechselt.
    Bekommt dein Schüler sonderpädagogische Betreuung, die in der nächsten Schule weitergeführt würde?
    Gut ist es, wenn möglichst viele ihm bekannte SchülerInnen in seine neue Klasse kämen, jedes bekannte Gesicht ist für ihn ein unbekanntes weniger.
    Wichtig ist, dass die Lehrer der neuen Schule mit der Grundschule zusammenarbeiten, ihr kennt ihn ja schon besser, könnt Situationen, die kritisch werden können, benennen, eventuell nötig Extramaßnahmen ansprechen um so den Wechsel zu erleichtern.


    LG
    filzfrau

  • Genau, ein Unterrichtshelfer wäre gut. Frag mal bei der Lebenshilfe nach...


    Das Kind wird sonderpädagogisch gefördert? Dann könntet ihr es evtl als Einzelintegration weiter laufen lassen, sprich: ein Sonderpädagoge käme regelmäßig an die weiterführende Schule, würde mit dem Kind arbeiten und ganz wichtig auch die Lehrer beraten.


    Klar, der viele Fachunterricht, die wechselnden Räumlichkeiten sind schon eine Herausforderung für ein Asperger-Kind. Aber was wäre die Alternative? Förderschule? Auch nicht das Optimum, wenn ich an meine Kids denke.


    Welche Möglichkeiten gibt es denn bei euch in Hessen für integrative Förderung im SekI-Bereich?




    ach, er wird besonders gefördert. Von einem Sonderpädagogen, ja? Eigentlich müsste er dir doch weiter helfen können... zumindest hier ist das im GU unser Job.

  • Hey!
    Danke für die schnelle Antwort und deine Tipps...
    Leider hat er keine Begleitung o.ä. Warum er keine Begleitung hat, weiß ich nicht. Würde ihm sicherlich mehr Halt geben. 1./2./3. Klasse waren wohl für ihn in der GS sehr anstrengend. Viele Probleme, Wutausbrüche.
    Ich habe das Gefühl, auch nach Aussage der anderen Lehrer, dass er sich nun einigermaßen in der GS eingelebt hat. Man muss dazu sagen, es ist eine sehr kleine Grundschule, sehr übersichtlich. Das würde sich natürlich auf einer weiterführenden Schule ändern. Mit unbekannten Situationen hat er Probleme (z.B. Pause, Sportunterricht, gemeinsamer UNterricht mit anderen Kindern).
    Habe mich auch sonst mal im Internet schlau gemacht. Da wird gesagt, dass Regelschule schon möglich ist. Aber ich denke für ihn wäre so eine feste Bezugsperson echt wichtig. An wen kann ich mich für mehr Informationen wenden?


    LG CAtalina

  • Frag mal bei der Lebenshilfe nach. Die vermitteln in jedem Fall Unterrichtshelfer; ansonsten können sie Ansprechpartner nennen. Den Antrag selber müssten dann allerdings die Eltern stellen.


    LG, FB

  • Danke, da werde ich mal nachfragen und gegebenenfalls den Eltern diesen Vorschlag machen...


    Gruß,
    Catalina

  • Es gibt einen BUNDESVERBAND ZUR FÖRDERUNG VON MENSCHEN MIT AUTISMUS. Ich habe mir die Seite jetzt noch nicht genauer angeschaut, aber ich denke, dass man dort Informationen bekommen kann. Die Eltern müssen auf jeden Fall beim Jugendamt den Antrag auf Integraionshilfe stellen, wie Frau Bounty schon sagte, vielleicht hat der schulpsycologische Dienst Erfahrungen mit anderen Kindern mit Autismus oder Adressen, an die Du Dich als Lehrerin oder aber die Eltern wenden können.


    Gruß
    filzfrau

  • Hallo noch mal!
    Habe heute erfahren, dass schon verschiedene Anträge bezüglich eines Integrationshelfers für das autistische KInd in meiner Klasse in den letzten beiden Jahren gelaufen ist. Immer abgelehnt worden. Jetzt bin ich ein bisschen ratlos.

  • Zitat

    Original von Catalina
    Hallo noch mal!
    Habe heute erfahren, dass schon verschiedene Anträge bezüglich eines Integrationshelfers für das autistische KInd in meiner Klasse in den letzten beiden Jahren gelaufen ist. Immer abgelehnt worden. Jetzt bin ich ein bisschen ratlos.


    Hartnäckig bleiben!!! Der Übertritt ist ja wieder eine neue Situation.
    Ein Kind aus der Parallelklasse ist auch - bisher erfolgreich - ans Gymnasium gewechselt. Die Schulbegleitung wurde kurz vor Ende der 4. Klasse endlich genehmigt. Das war wichtig, damit sich die beiden noch vor dem Übertritt aneinander gewöhnen konnten.

  • Denke ich auch, das es wichtig ist, dass sich Integrationshelfer und Kind vorher kennen lernen. Weißt du, wie lange die Genehmigung gedauert hat?

  • Hallo,
    in meiner Klasse läuft auch gerade der Antrag auf Unterrichtsbegleitung. Mir wurde dabei gesagt, dass man ein Ziel haben muss, dass das Kind mit dieser Begleitung erreichen kann - und das es ohne die Begleitung nicht erreichen würde. Wenn man also sagen kann "mit Begleitung kann xy dies und das erreichen", dann ist die Chance größer, dass man jemanden bekommt.


    Bei uns zieht sich das ganze Verfahren leider auch schon ewig hin. :rolleyes:


    Gruß...

  • Muss ganz ehrlich sagen, dass ich es ziemlich hart finde, dass dieses Kind keine Eingliederungshilfe ; Integrationshilfe oder wie man es auch nennen mag, hat!!!
    Ich war letztes Schuljahr an einer Förderschule, da war in der Klasse2/3 auch ein autistischer Junge dabei und er hatte während des ganzen Unterrichts in der Woche eine Integrationshilfe!


    Ich weiß nicht, wie schlimm es bei deinem Jungen ist, aber bei dem von mir, war er ohne Hilfe nicht schuölfähig. Ich konnte ihn teilweise von den Schränken herunterholen, ihm nachrennen, immer schön festhalten (Festhaltetherapie), damit er, wenn er mal "durchdreht" nichts kaputt machte usw. Es gibt natürlich viele verschiedene Arten und bei einem ist das Asperger Syndrom weniger ausgeprägt, beim anderen mehr, aber ich würde auf jeden Fall nach einer Hilfe schauen! Und wirklich darauf pochen, dass er jemanden braucht.


    Liebe Grüße Tiggy

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Du hast recht! In den letzten zwei Monaten war es bis auf einige Situationen relativ okay mit ihm.
    Aber seit dieser Woche ist er wie ausgewechselt. Die letzten zwei Tage musste ich auch die Festhaltetherapie mehrmals anwenden, weil er andere MItschüler attackierte. Gespräch mit der MUtter hatte ich heute auch. Integrationshilfe war mehrmals beantragt, aber die Mühlen der Bürokratie mahlen echt langsam. Bei ihm gibt es gute und schlechte Phasen. Bis das JA reagiert, geht es dann immer schon wieder besser und dann wird die Maßnahme abgelehnt.
    Im Moment bin ich etwas verzweifelt...

  • Hallo,


    der Sohn meiner Nachbarin ist auch ein "Aspi". Er besucht seit eineinhalb Jahren das Gymnasium und das verläuft nicht gerade reibungslos. Leider wurde die Diagnose auch erst am Ende der Grundschulzeit gestellt und er konnte auf der neuen Schule nicht mit I.-Helfer anfangen. Meine Nachbarin hat sich jetzt an das Jugendamt gewandt um eine Schulbegleitung zu bekommen.
    Asperger haben aber auf jeden Fall ein Anrecht auf eine Schulbegleitung. Die Eltern sollten auf jeden Fall am Ball bleiben.


    Gruß Ismo

  • wieso stellt ihr keinen antrag auf sonderpäd. förderung? in dem fall würde eine zielgleiche (sprich: auch am gymnasium möglich) einzelintegration ja anscheinend sinn machen.

  • Zitat

    Original von Catalina
    Denke ich auch, das es wichtig ist, dass sich Integrationshelfer und Kind vorher kennen lernen. Weißt du, wie lange die Genehmigung gedauert hat?


    Alles in allem hat sich das Ganze über fast 2 Schuljahre hingezogen, obwohl die Eltern sehr massiv dahinterher waren.

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