Referendarsbetreuung - Freud oder Leid?

  • Hallo zusammen,


    wer hat von euch schon Referendare betreut? Habt ihr das als Be- oder eher Entlastung empfunden?
    wird die Betreuung von Refis in irgendeiner Weise faktorisiert? Meinen Fremdsprachenassistenten musste ich damals ein Jahr zum Nulltarif betreuen und da gab es v.a. in der Anfangszeit SEHR viel zu tun.


    Gruß, klöni

    • Offizieller Beitrag

    Bin zwar nicht aus Hamburg, aber ich habe schon Referendare betreut und fand es überwiegend gut. Einerseits ist es zwar viel Arbeit, insbesondere wenn man den "Job" ernst nimmt und vieles vor- und nachbespricht. Aber ich fand es meistens sehr angenehm, wenn man gut zusammenarbeiten kann: Man lernt die neusten Methoden kennen, die Reffis haben mal ganz andere Ideen, man ist teilweise zu zweit im Klassenraum und hat viel mehr Zeit für die einzelnen Schüler...

  • Ich habe schon einige Referendare betreut und da war von A-Z alles dabei.


    Da war die Referendarin, der ich blind vertrauen konnte und die den LK für ein paar Wochen fast schon professionell übernahm und ich mich beruhigt hinten rein setzen konnte. --> Sehr wenig Arbeit.


    Da war der Referendar, dem zwei Stunden vor seinem UB plötzlich einfiel, dass er ja auch mal selbst unterrichten müsste und der nach dem UB sofort wieder weg war und mir das "Scherben zusammenfegen" überließ. --> Wenig Arbeit, da ich ja nur zwei mal beratend auftreten musste.


    Da war die Referendarin, die mitten in ihrer Stunde zu mir sagte, dass sie mal kurz was kopieren müsse und mich fragte, ob ich nicht spontan übernehmen könne. --> Sehr viel Arbeit, denn solche Klopse kamen ständig.


    Da war de Referendar, der sich noch eher als Unidozent denn als Lehrer sah und den ich erst so langsam an die verschiedenen Methoden ranführen musste. --> Viel Arbeit, aber fruchtbar und dadurch ok.


    Du siehst, man kann nicht prinzipiell sagen, dass dei Betreuung von Referendaren mit viel oder wenig Arbeit verbunden ist. Es hängt immer davon ab, was die Refs mitbringen, wie gut man miteinander auskommt und wie "beratungsresistent"(oder nicht) sie sind.

  • Also ich habe eine Referendarin in Religion und da sie eine ganz nette und sehr fähige ist, macht es mir und vor allem den Kindern auch viel Spaß. Klar ist das auch Arbeit, aber ich selber hatte damals in meinem Referendariat auch so einen tollen Mentor, dass ich versuche, das nun auch zu sein :D
    Sie macht eine Stunde alleine in meiner Klasse und die andere Stunde bin ich dabei. Diese Stunde, die in meinem Stundenplan als Mentorenstunde ausgewiesen ist, wird mit 0,50 faktorisiert.
    LG Rottenmeier

  • bei uns hat man ein Jahr lang eine Stunde Ermäßigung bekommen, das andere Jahr nciht, also quasi eine hlabe Stunde Ermäßigung auf die zwei Jahre gerechnet...


    fands sehr anstrengend, weil wenig eigene Ideen kamen.
    Ich fand es sehr angenehm, doppelt besetzt in der Klasse zu sein, aber das Unterricht planen...püüüüüüüühh.... dennoch würde cih es wieder machen


    an meiner Schule haben wir immer die Referendare geteilt, jeder hat zwei Mentoren, pro Fach, das ist nicht sooo belastend und die Referendare bekommen einen vielfältigeren Einblick, weil sie ja schon viel auch hospitieren...

    • Offizieller Beitrag

    Bei mir geben sich die Referendare eigentlich die Klinke in die Hand - und mir geht's wie Paulchen: von dem Überfliegerreferendar, dem ich nicht mehr viel Substantielles beibringen kann, weil er's drauf hat bis hin zum Referendarenhorrortrip mit psychotherapeutischen Anforderungen an mich und nächtlichen Anrufen bis hin zum Abstellen des Telefons hatte ich alles schonmal.


    Am wunderbarsten war mein Irisch-Kroatischer Englisch-Ref, desen Talent, Herzenswärme und bissige Intelligenz nicht nur ich, sondern auch die Schüler einmalig fanden (nebst seinem hinreißenden irischen Akzent) und der sich leider der Liebe wegen in ein anderes Bundesland begeben hat - am schlimmsten fand ich den völlig von sich selbst überzeugten, aber abolut unterrichtsunfähigen Choleriker, dessen Beratungsresistenz nicht nur mich, sondern auch Schüler, Kollegen, Schulleitung und Seminarleitung an den Rand der Belastbarkeit getrieben hat. Der ist, trotz diverser Klagen zwei Mal durchgefallen, worauf hin er wieder klagte und verlor und in der nächsten Instanz nochmal.
    Gottseidank! Machmal kommen solche Leute durch Winkeladvokaten wegen Verfahrensfehlern in den Schuldienst - da haste 30 Jahre Spaß!


    Das sind die Extreme. Im Großen und Ganzen ist Referendarenbetreuung eine schöne Aufgabe, weil man auch sein eigenes Unterrichtsgeschehen immer wieder reflektiert, indem man es erklärt - und die meisten Refs sind ja dann doch dachschadenfreie, nette Leutchen.


    In Hessen gibt es für die normale Fachlehrerbetreuung nix, für das intensive Mentoring eines Refs über 2 Jahre gibt es 20 Leistungs-Punkte :D (das sind diese Witzdinger, mit denen sich das Kultusministerium aufs Unverschämteste von Entlastungsstunden freigekauft hat, die man aber weder gegen Toaster noch Spülmaschinen noch irgendwas Substantielles eintauschen kann) - also im Klartext: man macht es für umsonst.

  • Zitat

    an meiner Schule haben wir immer die Referendare geteilt, jeder hat zwei Mentoren, pro Fach, das ist nicht sooo belastend und die Referendare bekommen einen vielfältigeren Einblick, weil sie ja schon viel auch hospitieren...


    Eine einfache, aber irgendwie super Idee! Ich werde das morgen mal meiner SL vorschlagen. Gibt es aus deiner Erfahrung heraus mit der "Dreierbeziehung" irgendwann Probleme, die es in den "Paarkonstellationen" nicht gibt?


    Danke für eure Hinweise. Es hängt dann vermutlich wirklich davon ab, ob die Chemie zwischen Refi und Mentor stimmt. Wenn sie nicht stimmt, sehe ich hier einen Vorteil der 3er-Konstellation. Auch bei eklatanten (charakterlichen, psychischen, fachlichen oder wie auch immer) Entwicklungsdefiziten, können 2 Mentoren vermutlich mehr Hilfe anbieten und positive Veränderungsprozesse bewirken.

  • Also hier betreuen im sowieso immer zwei Lehrer (also einer pro Fach). Nur in seltenen Fällen einer in beiden Fächern. Ich hatte schon drei Referendare. Zweimal hatte ich ziemliches Glück, einmal war der Herr reichlich unfähig und zudem leider noch relativ kritikresistent. War eine Heidenarbeit und auch nicht so recht von Erfolg gekrönt...
    Aber mir hat es dennoch immer Spaß gemacht. Ist eben eine nette Abwechslung im Schulalltag. Zudem ist es bereichernd, da man eigene Unterrichtsmethoden wieder mal hinterfragt.
    Entlastungsstunden gibt es hier leider nicht, obwohl es in Deutsch schon recht belastet (bei dem Herrn musste ich wirklich jede Schulaufgabe doppelt prüfen...).
    Ich finde es auch sehr sinnvoll, dass die Referendare zwei Betreuer haben. Zum einen haben die dann die Auswahl, an wen sie sich öfter wenden, zum anderen können sich die Betreuungslehrer gut miteinander absprechen. Hier gab es bei mir nie Probleme.

  • Zitat

    Eine einfache, aber irgendwie super Idee! Ich werde das morgen mal meiner SL vorschlagen. Gibt es aus deiner Erfahrung heraus mit der "Dreierbeziehung" irgendwann Probleme, die es in den "Paarkonstellationen" nicht gibt?

    Bei uns lief es recht unproblematisch, da wir sehr unterschiedlich sind, die Referendarin also auch sehr unterschiedliche Eindrücke hatte, wie UNterricht funktionieren kann, zudem waren es die Fächer Deutsch und Sport, also überschnitt sich so wenig.... SPort fand noch dazu in anderen Klassen statt, nicht in der Deutschklasse...


    Bei mir selbst war es damals auch so, dass ich zwei Mentoren hatte, aber dann doch in meiner Matheklasse auch Religion gegebenhabe... Dadurch habe ich tw. auch mit der Mathementorin über den Reliunterricht gesprochen, einfach, wenn es darum ging, die Kidner einzuschätzen o.ä.


    Ich denke, wenn die zwei Mentoren sich nicht spinnefeind sind, ists für alle entlastender...


    Schwierig war es dann, die Vornote festzulegen, da die Referendarin entweder in Dt. deutlich schwächer war als in Mathe oder die SPortmentorin ihre Fähigkeiten falsch eingeschätzt hat.
    Während ich 9 bis 10 Punkte vorschlug, war sie sch sicher, dass wir 15 geben müssten... die Phase der Notenfindung fand ich anstrengend... zu dritt, also wir zwei Mentorinnen udn die Schulleiterin, die die Ref. zu wenig erlebt hatte...püüüüh

    • Offizieller Beitrag

    Ist ja interessant.
    Bei uns haben die Mentoren bei den Noten nix mitzureden - das machen die Fachleiter...
    Die Mentoren schreiben am Ende der zwei Jahre ein ellenlanges Gutachten, das der Schulleiter in Betracht ziehen oder es lassen kann.

  • Ich habe gerade die dritte Referendarin.


    Die Zusammenarbeit mit den ersten beiden war toll. Momentan habe ich den Horror schlechthin und mittlerweile "sooooooo einen Hals".


    Sie ist mit allem zu spät dran, kriegt nichts fertig und wird mittlerweile selbst von den Schülern gehasst - obwohl wir alle sonstwie beschwichtigend mit ihnen zu reden versuchen.


    Die Dame ist eine komplette Fehlbesetzung, ebenfalls mit therapeutischem Bedarf, den sie bisher leider noch nicht in Anspruch genommen hat.


    Jetzt ist sie gerade durchgefallen - nachdem wir uns alle gewundert haben, dass man sie überhaupt zur Prüfung zugelassen hat - sie durfte nur eine Stunde unterrichten, dann wurde die Prüfung abgebrochen.


    Man hat ihr mehrmals nahe gelegt, den Berufswunsch zu überdenken....meiner Meinung nach zu recht.... denn ich habe mittlerweile das Gefühl, dass man sie vor dem Schritt Lehrerin zu werden schützen sollte. Aber sie ist da absolut beratungsresistent :( Sie hat schon ein abgebrochenes Referendariat in einem anderen Bundesland hinter sich. Auch dort riet man ihr aufzuhören...


    Sie ist Ende 30 und hat keine andere Berufsausbildung. Weiß der Teufel, was sie bisher in ihrem Leben beruflich gemacht hat. Ihre Aussagen darüber variieren....



    Ihr glaubt gar nicht, wie mich diese Person mittlerweile nervt....

  • ich bin inzwischen bei referendar nummer 4 und habe ähnlich wie andere oben auch das ganze spektrum an möglichkeiten erleben dürfen/müssen. vom unproblematischen naturtalent bis zur totalkatastrophe, die nicht einsehen wollte, dass es zur kündigung keine alternative gibt. wir bekommen 1,5 unterrichtsstunden gutgeschrieben für die betreuung - erfahrungsgemäß habe ich aber deutlich mehr arbeit. (wobei ich praktikanten viel aufwändiger finde und da gibt es gar nichts als ermäßigung).

  • Wenn ich mich für eine Ref-Betreuung zur Verfügung stelle, kaufe ich also die Katze im Sack und stehe dann nachher - wenn sich das Los als Niete erweisen sollte - mit den Problemen und dem ganzen Ärger und Stress alleine da. Die Überfliegerin, die mir die Arbeit abnimmt, ist wohl eher die Ausnahme, oder?


    Die Faktorisierung ist auch ein Witz - also mal ehrlich und ganz egoistisch formuliert - warum sollte ich es tun? Warum habt ihr letztendlich doch zugesagt, mal davon abgesehen, dass man ja nicht immer "Nein" sagen kann und man die Möglichkeit hat, seinen Unterricht neu zu reflektieren???

  • Zitat

    Original von klöni
    Wenn ich mich für eine Ref-Betreuung zur Verfügung stelle, kaufe ich also die Katze im Sack und stehe dann nachher - wenn sich das Los als Niete erweisen sollte - mit den Problemen und dem ganzen Ärger und Stress alleine da. Die Überfliegerin, die mir die Arbeit abnimmt, ist wohl eher die Ausnahme, oder?


    Die Faktorisierung ist auch ein Witz - also mal ehrlich und ganz egoistisch formuliert - warum sollte ich es tun? Warum habt ihr letztendlich doch zugesagt, mal davon abgesehen, dass man ja nicht immer "Nein" sagen kann???



    Wo bitte ist denn dein Problem? Du hast ja auch Entlastung, weil du die Stunden nicht planen und halten musst, sondern "nur" beratend zur Seite stehst.
    Meine Mentoren schreiben während den Stunden grob mit, was toll und was Mist war und geben mir den Zettel anschließend. Klar, wenn ein UB ansteht, bitte ich sie, über den fertigen Entwurf zu schauen ob ihnen irgend etwas negativ auffällt, aber das war´s auch schon.

  • Ich finde, man darf nicht vergessen, jeder von uns selbst einmal Referendar gewesen ist. Von daher stellt sich die Frage überhaupt nicht, warum ich es tun oder nicht tun sollte: Ich mache es, weil es dazu gehört, und ich noch genau weiß, wie doof es ab und zu war wie ein Bittsteller herumzufragen, ob man mit in den Unterricht kommen darf.

  • Zitat

    Du hast ja auch Entlastung, weil du die Stunden nicht planen und halten musst, sondern "nur" beratend zur Seite stehst.


    Zitat

    aber das war´s auch schon.


    Wenn ich mir die Beiträge der anderen durchlese, bekomme ich einen ganz anderen Eindruck.


    Bist du zufrieden mit dem, was dir deine Mentoren an Betreuung zukommen lassen? Also ich wäre mit mir und meiner Mentorentätigkeit nicht zufrieden, wenn ich "nur" schriftlich mitteilte, was "toll" oder "Mist" war und Entwürfe lese.


    @EffiBriest

    Zitat


    Ich finde, man darf nicht vergessen, jeder von uns selbst einmal Referendar gewesen ist. Von daher stellt sich die Frage überhaupt nicht, warum ich es tun oder nicht tun sollte: Ich mache es, weil es dazu gehört, und ich noch genau weiß, wie doof es ab und zu war wie ein Bittsteller herumzufragen, ob man mit in den Unterricht kommen darf.


    An dieses Bittstellergefühl kann ich mich auch noch gut erinnern.

  • Ja, ich finde, dass ich ausreichend Feedback bekomme. Manchmal sitzt man ja auch im Lehrerzimmer mal kurz zusammen und quatscht noch über die Stunden. Was sollte denn deiner Meinung nach noch mehr an Betreuung laufen?


    Dem Einwand von EffiBriest stimme ich übrigens voll inhaltlich zu!

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