Diskussion bei Rückgabe von Klassenarbeiten

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    Findet Ihr das auch so ätzend ? Ständig dieses Gefeilsche um halbe Fehlerpunkte, wenn die Schüler ihre Klassenarbeiten zurückbekommen ?


    ich bleibe da immer in der Sache fest, doch schließe ich nicht aus, dass ich mich mal verzählt haben könnte. Dann korrigiere ich mich gerne.




    der Knüller war heute ein Schüler, der mir erklären wollte, wegen "diesem halben Fehler" würde er wahrscheinlich sitzenbleiben.


    ich fass es nicht. Stehen die dermaßen unter Druck, dass ihnen jedes noch so billige Mittel recht ist?


    (besagtem Schüler habe ich erklärt, dass kein Mensch wegen einem halben Fehlerpunkt sitzenbleibt, denn mit nur einem halben Fehler hätte er ne 1 geschrieben :D, dass dazu noch ein zweites Fach im 5er Bereich gehört und dass wir erst November haben !!!!!)

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde das genauso ätzend wie du, glaube aber inzwischen auch, dass die Schüler einfach austesten wollen, wie weit sie kommen. (Diese Beobachtung beruht darauf, weil bei der zweiten Arbeit/dem zweiten Test die Schüler bei mir zwar noch jammern, aber komischerweise nicht mehr diskutieren wollen ;))
    Bei mir gab es auch fast Tränen heute (war noch nicht mal eine Arbeit, sondern nur ein Test) und das wegen 3 oder 4!
    Ich erkläre den Schülern dann immer, dass schließlich nicht i c h den halben Fehler gemacht habe- und- wie du schon sagtest, dass es bei der Note nicht um einen halben Fehler geht.
    Bei Schülern, die behaupten, ich hätte mich verzählt und einen Fehler fälschlich angestrichen, nehme ich die Arbeit erstmal über Nacht wieder nach Hause und schaue sie mir dort in Ruhe an- das nimmt uns beiden die ärgste Gereiztheit.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Kleine Hilfe: Ich runde halbe Punkte grundsätzlich auf, d.h. wenn es ab 40 Punkten eine "2" gibt, bekommt man mit 39,5 Punkten noch eine "2-". Außerdem versuche ich dann zu vermeiden, dass jemand 39 Punkte hat. Ist n bisschen tricky, aber läst sich u.U. tatsächlich vermeiden. Das erspart eine ganze Menge stress.


    Außerdem eine Grundregel: Noten bzw. Punkte werden grundsätzlich nicht im Klassenraum diskutiert. Wenn es (berechtigte) Einwände seitens der Schüler gibt, die betreffenden Stellen in der Arbeit markieren, Arbeit mit nach Hause nehmen und kontrollieren. I.d.R sind die Schüler einen Tag später auch mit der "3+" zufrieden.

  • Da ich die Notengrenzen schon vor dem Korrigieren festlege, mache ich mir ehrlich gesagt keinen Kopf darüber, ob jemand einen halben Punkt an der besseren Note vorbeigeschrammt ist oder nicht. Wie ihr schon sagtet: Nicht wir machen die Fehler. Und ganz egal wo ich die Notengrenze ziehe, ob bei halbem oder ganzem Fehler -- es wird immer jemanden treffen, der knapp am Ziel vorbeischießt. Aber dafür gibt es dann ja das (+) ... oder das (-) für denjenigen, der Glück hatte und den halben Fehler weniger gemacht hat.


    Die Punktefeilscherei kommt immer wieder vor. Ich habe vor Kurzem eine Arbeit zurückgegeben und eine Schülerin meinte, ich hätte ihr etwas zu Unrecht angestrichen. Dem war nicht der Fall. Und was war ihre Reaktion? "Ok, dann suche ich halt weiter." Bei so etwas geht mir der Hut hoch.
    Ich habe nichts dagegen, dass Schüler ihre Arbeit und die Korrekturen kritisch durchsehen aber ich lasse mich auf keine Haarspaltereien und Punkte-Feilschereien ein. Wir sind nicht auf dem Basar - Noten werden gegeben und nicht verhandelt.
    (Die Schülerin hat dann "leider" keinen Punkt mehr gefunden ...)

  • Zitat

    Original von Paulchen
    Ich habe nichts dagegen, dass Schüler ihre Arbeit und die Korrekturen kritisch durchsehen aber ich lasse mich auf keine Haarspaltereien und Punkte-Feilschereien ein. Wir sind nicht auf dem Basar - Noten werden gegeben und nicht verhandelt.
    (Die Schülerin hat dann "leider" keinen Punkt mehr gefunden ...)


    Die Sache ist doch einfach die, das Noten und Notengrenzen willkürlich gezogen werden . Bei uns im Seminar ging es soweit, dass die "Gauss'sche Normalverteilung" das ideal eines Ausfalls einer Klassenarbeit darstellte. So ein Schwachsinn! D.h. ein Thema dürfen gar nicht alle verstehen!


    Notengrenzen sind willkürlich. Somit kann ich verstehen, dass die S die willkürlichen Grenzen ausloten.

  • Dann kommt es eben darauf an, wie weit man sich testen läßt :)


    Komischerweise wird nur bei Arbeiten gesucht, die mit Punkten bewertet werden. Ich hatte bisher noch keine Diskussion über eine Stilnote oder eine Inhaltsnote in einer Oberstufenklausur. Und dass wo doch gerade hier die Subjektivität noch viel mehr zum Tragen kommt als bei Punkteverteilungen.


    Bevor ich jetzt ausgebuht werde, da ja Noten IMMER nur objektiv gegeben werden --- 100% objektive Noten gibt es nicht.

  • Zitat

    Original von Paulchen
    Komischerweise wird nur bei Arbeiten gesucht, die mit Punkten bewertet werden. Ich hatte bisher noch keine Diskussion über eine Stilnote oder eine Inhaltsnote in einer Oberstufenklausur. Und dass wo doch gerade hier die Subjektivität noch viel mehr zum Tragen kommt als bei Punkteverteilungen.


    Nee, ist ja klar! Weil diese Bewertung noch undurchschaubarer für Schüler sind.


    Zitat


    Bevor ich jetzt ausgebuht werde, da ja Noten IMMER nur objektiv gegeben werden --- 100% objektive Noten gibt es nicht.


    Meinst du vieleicht subjektiv?

  • Nein ... war einfach nur schlecht ausgedrückt. (Ich gebe mir hierfür eine stilistische 5 - ganz subjektiv - und werde dagegen auch keinen Widerspruch einlegen).


    Ich meinte: Im Idealfall sollte man die Subjektivität bei der Notenfindung komplett ausschalten. Geht aber nicht.


    Ich sollte wohl jetzt lieber langsam den PC ausschalten ...

  • Dieser Effekt bei Oberstufenklausuren hat darüber hinaus noch eine äußerst positive Nebenwirkung:
    Während in der Mittelstufe oft nach den Fehlern des Lehrers gesucht wird und die eigenen dabei außer Acht gelassen werden, kommt es in der Oberstufe häufiger vor, dass Schüler nachfragen was sie denn noch alles tun müssen, um mehr Punkte zu bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    irgendjemand ist immer knapp an der besseren Note vorbeigerutscht. Der ärgert sich. Klar.
    Irgendjemand liegt immer knapp über dem Bafög-Satz, über einer Einkommensgrenze, über einer Grenze, die als gesundheitlich unschädlich gilt.
    genauso gibt es immer jemanden, der knapp drunter liegt -- der freut sich.
    such is life :D Genau das sag ich meinen Schülern auch immer. Hilft nur sehr bedingt. ;)


    Matula, bei der Grenze zwischen 4 und 5 achte ich eher darauf, dass die nicht zu knapp verläuft und verschiebe dann ggf.
    Ebenso im Zweifelsfall zwischen der 5 und der 6, weil ja nach oben keine Begrenzung ist.


    Aber meine Schüler haben sich sogar aufgeregt, als ich den schulinternen Vetreilerschlüssel für den Fragenteil an die Tafel schrieb - den müssten sie seit Jahren kennen :motz:


    Gut, ich bin neu, vielleicht hört das Gefeilsche wirklich demnächst auf, wie Hermine meinte ;)

  • Zitat

    Original von Friesin
    Findet Ihr das auch so ätzend ? Ständig dieses Gefeilsche um halbe Fehlerpunkte, wenn die Schüler ihre Klassenarbeiten zurückbekommen ?


    Ja, finde ich auch ätzend. Das meiste, was hier an Tipps und Hinweisen erwähnt wurde kann ich nur bekräftigen.


    Ich habe mir beim Korrigieren angewöhnt "Im Zweifel immer für den Angeklagten" zu benoten. Das sind diese Situationen, in denen man minutenlang abwägt und zu keinem rechten Ergebnis kommt, ob nun die bessere oder schlechtere Note angebracht wäre. In meinen Fächern, Eng. und Gesellschaftswiss., kommt das sehr häufig vor.


    In der Oberstufe teile ich den Schülern nach Ausgabe der Klausuren mit, dass sie zwei Tage Zeit haben, ihre Einwände schriftlich UND MIT PLAUSIBLER BEGRÜNDUNG bei mir einzureichen. Dann nehme ich mir die Arbeit zuhause noch einmal vor.


    Ätzende Diskussionen um Noten entstehen immer dann, wenn v.a. emotional und vorwurfsvoll argumentiert wird ("Sie sind schuld, wenn ich...", :heul: , oder "Sie haben einen Fehler gemacht...") Mit sachlichen, gut begründeten Argumenten kann ich gut umgehen und dann meine Entscheidung noch einmal überdenken ohne mich als "Verliererin" in dieser Auseinandersetzung zu fühlen...


    Viele Grüße,


    k.

    • Offizieller Beitrag

    Auch in der Mittelstufe gibt es bei mir in Englisch einen Erwartungshorizont, den die Schüler mit der Rückgabe der Arbeit erhalten. Auf der inhaltlichen Eben gibt es dann so gut wie nie Diskussionen.
    Auf der sprachlichen Ebene fragen sie ab und an nach, wieso dieses oder jenes falsch ist. Das erkläre ich dann und gut ist.


    Ab und an verzähle ich mich natürlich auch einmal, dann wird das von mir nach Hinweis durch den Schüler entsprechend berichtigt und auch dann gibt es keine Diskussionen.


    Punktesysteme sind leider diskussionsanfällig - und das wird sich je nach Schüler, dessen schulischer Situation und nach dem Grad Transparenz der Bewertung nicht ändern.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Matula
    Bei uns im Seminar ging es soweit, dass die "Gauss'sche Normalverteilung" das ideal eines Ausfalls einer Klassenarbeit darstellte. So ein Schwachsinn! D.h. ein Thema dürfen gar nicht alle verstehen!


    Du kannst ja aber die Glockenkurve auch so anlegen, dass sie sich nur im Bereich von 1 bis 4 befindet. Wenn du also der Meinun bist, selbst der schlechteste Kandidat weiß noch so viel, dass er damit besteht, liegt es doch in deiner Entscheidung, dem auch gerecht zu werden. Die Normalverteilung entscheidet dann darüber, welche SuS den Sachverhalt besser verstehen, als andere.

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic>


    Zur Punktevergabe nach Gauß:
    Als ich vor 5 Jahren meine erste "richtige" Klassenarbeit geschrieben hatte und Hilfe bei dem Punkteschlüssel brauchte, habe ich eine ältere KOllegin gefragt.
    Zitat: "Du darfst höchstens 1/3 der Noten im Bereich 5 und 6 haben. Aber das solltest du auch ruhig nutzen. Also verteil den Notenschlüssel so, dass 10 Leute unterm Strich liegen!".


    Ich wäre damals fast hinten rüber gefallen. Bei einer solchen Aussage.


    kl. gr. Frosch


    </offtopic>

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    <offtopic>


    Zur Punktevergabe nach Gauß:
    Als ich vor 5 Jahren meine erste "richtige" Klassenarbeit geschrieben hatte und Hilfe bei dem Punkteschlüssel brauchte, habe ich eine ältere KOllegin gefragt.
    Zitat: "Du darfst höchstens 1/3 der Noten im Bereich 5 und 6 haben. Aber das solltest du auch ruhig nutzen. Also verteil den Notenschlüssel so, dass 10 Leute unterm Strich liegen!".


    </offtopic>


    :hammer: :X:


    Oha, und so hat die Dame ihre Arbeiten bewertet... 8o

  • Hallo zusammen,


    über plus und minus grüble ich auch so manches Mal. Klar sind die Schüler nicht begeistert, wenn sie knapp an der besseren Note vorbeischlittern, aber ernsthafte Auseinandersetzungen hatte ich deswegen - toi toi toi - noch nie. Ich gebe allerdings auch selten ein "plus" (plus und minus gebe ich ohnehin nur, wenn die Punktzahl ganz knapp am anderen Notenbereich liegt) und versuche meistens zu erreichen, dass die Schüler deutlich in einem Notenbereich liegen. Es kann aber auch mal vorkommen, dass ich trotz aller Rechnerei immer noch auf ein knappes Ergebnis komme - aber das ist dann nun mal so und der Schüler muss damit leben. Viele Schüler behaupten allerdings auch noch bei einer Differenz von 3 oder 4 Punkten (von meinetwegen 70 Gesamtpunkten), sie seien aber "ganz knapp" an der besseren Note vorbeigeschlittert! :)


    Was "Jochen" in seinem Blog (wurde weiter oben verlinkt) äußert, finde ich allerdings etwas seltsam. Ich korrigiere meiner Meinung nach - trotz hoher Korrekturbelastung - sehr gewissenhaft und möchte mir nicht vorhalten lassen müssen, dass ich aus Nachlässigkeit oder mit böser Absicht Noten mit plus-Tendenz gebe. Wenn dann auch noch Eltern, die selbst Lehrer sind, jede Arbeit ihres Kindes nachkorrigieren in der Hoffnung, dem Kollegen fehlerhaftes Arbeiten ankreiden zu können ("ich finde immer noch einen Fehler"), dann finde ich das ehrlich gesagt daneben!


    Gruß Mitzi

  • Wir haben ein Punkte-Noten-Raster, und die Punkte für die einzelnen Aufgaben lege ich vorher schon fest, um erst gar nicht in Versuchung zu kommen, allzu mild zu sein. Die Punkte stehen auch dabei, so dass man wirklich sorgfältig suchen muss, wenn man diskutieren will, und ich kann ja nicht nachgeben, wenn ich bei allen aus demselben Grund einen halben Punkt abgezogen habe. "Härtefälle" versuche ich auch zu vermeiden, aber irgendwo ist eben die Grenze.


    Bei den Somi-Noten finde ich es viel schlimmer! "Wenn der eine 2 kriegt, dann muss ich auch eine kriegen". Ich versuche ja schon immer, über alles Buch zu führen, aber ein bisschen Bauchgefühl ist eben doch immer dabei und genau darin stochern die dann rum X(

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