Schavan-Interview ist einen neuen Thread wert!

  • Fürchterlich populistisches Ausredegehabe einer überforderten Bildungspolitikerin
    DEN Schuh muss man sich nun wirklich nicht anziehen lassen!


    Die Frage, die sich mir dennoch letztlich stellt, ist: Wen soll man bloß noch wählen?
    Seit Blödhans Schröder, der alle Lehrer pauschal als "faule Säcke" degradierte, bin ich mit seinesgleich bzw. seiner Truppe durch - ja, nachtragend, richtig! Und sooo sozial, wie ich es für richtig befinden würde, können DIE gar nicht mehr werden!
    Die Clique rund um Schavan verdient auch keine Stimme, obwohl ich finde, dass Angela ihren Job nicht schlechter macht als mancher Depp vor ihr. Aber so wenig Solidarität mit den ihr anvertrauten Pädagogen und Beamten - traurig und ganz schlechter Sti!
    Die FDP warb vor ein paar jahren Jahren mit dem Slogan "Wenn Sie mehr arbeiten als andere, warum verdienen Sie dann nicht mehr?". Das gefiel mir trotz Durchschaubarkeit an sich gut, meinte aber leider gar nicht mich, denn laut politisch unterstützter und öffentlich bestätigter Meinung empfinde ja nur ich das so und der Rest der Republik nicht. Denn wie bekannt: Lehrer = null Lobby ;)
    Sonstwo rechts und links der zwei großen Parteien fühl´ ich mich ja auch nicht zuhause.
    Und in diesem Kontext: Was soll ich eigentlich noch meinen Schülern bzgl. politischem Bewusstsein (inkl. Wahlbereitschaft) vorgaukeln, wenn man meinen Berufsstand so durch den Kakao zieht und verschaukelt?
    Antigone

    3 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Habe gerade die Homepage von Frau Schavan angeklickt. Da ist Folgendes zu lesen: "Gern biete ich jungen Menschen die Möglichkeit, in meinem Berliner Büro ein mindestens vierwöchiges Praktikum zu absolvieren, um einen möglichst umfangreichen Einblick in die Arbeit des Parlaments und anderer Bundesbehörden zu gewinnen. Ein solcher Aufenthalt in meinem Bundestagsbüro bietet die Möglichkeit, das parlamentarische Geschehen durch die Teilnahme an Plenar-, Arbeitsgruppen-, Ausschuss- und Fraktionssitzungen des Deutschen Bundestages umfassend kennen zu lernen.


    In meinem Büro werden Praktikantinnen und Praktikanten zudem mit zahlreichen anfallenden Aufgaben betraut. Dies beinhaltet viele Arten von Recherchen..."


    Ob unsere Bildungsministerin sich da zu sehr auf ihre Praktikanten verlassen hat?

  • Kann es sein, das manche unsrerer (Bildungs-)PolitikerInnen Opfer ihrer eigenen Politik geworden sind?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ehrlich gesagt, wenn ich mich so an das Niveau meiner Erziehungswissenschafts-Seminare erinnere, glaube ich das mit den schlechten Abiturdurchschnitten sofort!


    Da waren Leute dabei, da dachte ich erst, sie seien keine Muttersprachler, bevor sich herausstellte, dass es sich um angehende Deutsch/Geo-Gymnasiallehrerinnen handelte. Kein Witz!


    Klar.. gerade bei Mathe/Physik-lehrern sieht es meist recht gut aus mit dem Abi-Schnitt. So ist zumindest mein Eindruck von der Uni und meinen Kommilitonen... aber bei Deutsch,Englisch,Geschichte,Geo ist es düster.


    (Das hat natürlich nichts mit der Kompetenz der hier anwesenden D,E,G,G-lehrer zutun ... nicht falsch verstehen...es gibt sicher auch sehr viele Lehrer dieser Fächer, die auch gut in der Schule waren...schon allein weil zum Beispiel in Dresden der NC für Geo und Geschichte weit unter 2,0 liegt)


    es ist halt einfach mein Eindruck nach 8 Semestern)

  • Zitat

    Original von [FoNziE]
    Ehrlich gesagt, wenn ich mich so an das Niveau meiner Erziehungswissenschafts-Seminare erinnere, glaube ich das mit den schlechten Abiturdurchschnitten sofort!


    Da waren Leute dabei, da dachte ich erst, sie seien keine Muttersprachler, bevor sich herausstellte, dass es sich um angehende Deutsch/Geo-Gymnasiallehrerinnen handelte. Kein Witz!


    Klar.. gerade bei Mathe/Physik-lehrern sieht es meist recht gut aus mit dem Abi-Schnitt. So ist zumindest mein Eindruck von der Uni und meinen Kommilitonen... aber bei Deutsch,Englisch,Geschichte,Geo ist es düster.


    Kann ich so nicht bestätigen.

  • Ich muss meinen Vorrednern zustimmen wenn sie sagen,dass Schulnoten ihrer Ansicht nach nicht sehr viel darüber aussagen, ob jemand mal ein guter Lehrer wird. Ähnliches gilt meiner Meinung nach für's 1. Staatsexamen, dort wird zwar wenigstens ermittelt, ob man die fachlichen Grundvorraussetzungen mitbringt, nicht aber wie es mit den pädagogischen Fähigkeiten aussieht.
    Ich find die ganze Diskussion einfach nur albern...

  • Nun, bei dieser Studie wurden Zahlen von vor 10 Jahren verwendet. Was regen wir uns darüber auf?


    Was mich persönlich am meisten nervt: Unser Berufsstand wird regelmäßig von einem ganzen Heer von Wissenschaftlern (?) durchleuchtet. Da geht es darum, welchen Abi-Schnitt Lehrer hatten, wer warum Lehrer wird, wer warum wann wie ausbrennt und was es über die Psyche eines Menschen aussagt, wenn er Lehrer wird.


    Gibt es derartige Studien auch über Journalisten, Politiker, Sozialpädagogen, Richter oder Mediziner? Fürchtet man, es könnte sich auch dort herausstellen, dass der eine oder andere sich besser nach einem passenderen Job umgesehen hätte, während die große Masse einfach ihre Arbeit - so gut es die Rahmenbedingungen ermöglichen - macht.


    Sollte ich mal ganz viel Zeit haben, werde ich übrigens eine wissenschaftliche Studie zum Zusammenhang des Sternzeichens mit der Burnoutwahrscheinlichkeit bei Lehrern durchführen. :D

    • Offizieller Beitrag

    Wie schade, dass die Politiker diesen Maßstab nicht bei sich selbst anwenden.


    Da werden Posten nach Parteizugehörigkeit und Seilschaften vergeben und selten nach Kompetenz.
    Eine uns bekannte Dame, Grundschullehrerin aus Hintertupfingen, und jetzt Schulministerin ist wohl das beste Beispiel dafür.


    Gruß
    Bolzbold

  • Mikael,


    der Lebenslauf von Schavan ist wirklich interessant - ein gutes Studienobjekt zum Thema "Karrieren in Deutschland". Wenn man eine Ferndiagnose wagen darf, kann man vermuten: Da ist jemand in den überschaubaren Personalverhältnissen des katholischen Milieus problem- und widerstandslos durch ein ganzes Berufsleben gesurft. Dass dabei ein bestimmter Blick auf (Bildungs)realitäten entsteht (bzw. nicht entsteht), ist wohl klar.


    Ansonsten:


    Zitat:

    Zitat

    Original von [FoNziE]


    Ehrlich gesagt, wenn ich mich so an das Niveau meiner Erziehungswissenschafts-Seminare erinnere, glaube ich das mit den schlechten Abiturdurchschnitten sofort!


    Da waren Leute dabei, da dachte ich erst, sie seien keine Muttersprachler, bevor sich herausstellte, dass es sich um angehende Deutsch/Geo-Gymnasiallehrerinnen handelte. Kein Witz!


    Den Leuten bin ich auch begegnet. Auch den Leuten, die Deutsch auf Lehramt studierten und die deutsche Zeichensetzung nicht beherrschten. Und das in Baden-Württemberg. Eröffnet einem neue Perspektiven auf das "superharte" Zentralabitur des Musterländles. Aber vielleicht werden Leute, die die Kommata richtig setzen, Juristen? Das jedenfalls ist manchmal mein Verdacht.


    Aber Zynismus beiseite: Ich bin auch vielen andere Leuten begegnet und habe jetzt im Ref sehr viele Kolleg(inn)en, die ich als sehr kompetent einschätzen würde - soweit ich das kann.


    Wie auch immer man sich aufregt und verkündet, Berufserfolg und Abischnitt hätten nichts miteinander zu tun usw.: Ich meine, es kann nicht im Interesse der Lehrer sein, wenn ganze Personengruppen mit guten Leistungen (und sei es im Abitur) bei ihnen NICHT vertreten sind. Wobei die Frage nach Gründen wohl entscheidend ist ;-).

  • Dass Schavans Vorschlag unausgegoren ist, ist klar. Niemand macht ohne Ausbildung die Schultür auf und hält einen vernünftigen Unterricht - schon gar nicht wenn die Wirtschaft über einen Ingenieurmangel klagt (wir an den beruflichen Schulen sehen ürbigens kaum mehr Direkteinsteiger...)


    Dass die Reaktion hier im Forum aber auf Stammtischniveau erfolgt und Frau Schavan (für die ich persönlich auch nicht viel über habe) in ihrer Person und Vita diskreditiert wird, finde ich schwach. Voraussetzung für einen guten Minister ist nicht die Praxiskenntnis, sondern u.a. die Fähigkeiten, sich in Themen einzuarbeiten und nach innen und außen gut kommunizieren zu können.
    Für das Fachliche sind bei Frau Schavan etwa 1000 Mitarbeiter zuständig. Und zumindest in den Kumis der Länder sind in der Ministerialbürokratie auch auf Zeit abgeordnete Lehrer tätig.


    Wie unsinnig es ist, die Qualität eines Ministers an der Vorbildung fest zu machen, merkt man, wenn man beispielsweise an das Außenministerium (braucht man hier Diplomaten oder Geographen?) oder Verteidigungsministerium denkt (Generäle an die Macht!). Auch an Persönlichkeiten wie Joschka Fischer (Schule ohne Abi verlassen, Fotografenlehre abgebrochen), Walter Scheel (Banklehre, Wirtschaftsberater) oder dem bei der Truppe beliebten Peter Struck (Jurist und promoviert mit der Arbeit "Jugenddelinquenz und Alkohol") merkt man, wie widersinnig diese Vorhaltungen an Frau Schavan sind.


    P.S.: Ohne statistischen Wert, aber die fünf, die aus unserem Jahrgang Gymnasiallehrer wurden, haben einen Schnitt von 1,56 vorzuweisen (4x 1,7, 1x1,0). Welchen prognostischen Wert Abschlussnoten haben, kann ich an meiner eigenen Person fest machen: Abi 1,7, 1. Staatsexamen 3,1, 2. Staatsexamen 2,08 und letzte dienstliche Beurteilung 1,5. Wie gut jemand im Job ist, sieht man m.E. erst, wie er sich in der Praxis bewährt.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    2 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Zitat

    Wie unsinnig es ist, die Qualität eines Ministers an der Vorbildung fest zu machen, merkt man, wenn man beispielsweise an das Außenministerium (braucht man hier Diplomaten oder Geographen?) oder Verteidigungsministerium denkt (Generäle an die Macht!). Auch an Persönlichkeiten wie Joschka Fischer (Schule ohne Abi verlassen, Fotografenlehre abgebrochen), Walter Scheel (Banklehre, Wirtschaftsberater) oder dem bei der Truppe beliebten Peter Struck (Jurist und promoviert mit der Arbeit "Jugenddelinquenz und Alkohol") merkt man, wie widersinnig diese Vorhaltungen an Frau Schavan sind.


    Du hättest noch Hans Eichel hinzufügen können - ein Lehrer als Finanzminister.


    Trotzdem kann Sachkompetenz nicht schaden, und die These, jedes Ministerium sei beliebig zu besetzen, da es ja nur auf "Kommunikation" ankomme, scheint mir nicht haltbar. Nicht umsonst sind gerade "harte" Ministerien wie Finanzen oder Wirtschaft sehr oft von Leuten mit einschlägigem Studium besetzt. Die Fälle des Außen- und Verteidigungsministeriums sind womöglich Sonderfälle. Beim Verteidigungsministerium etwa ist eine zivile Kontrolle des militärischen Apparats sicher ausdrücklich gewünscht.


    Abgesehen davon, dass ich die Biographie von Frau Schavan wirklich bemerkenswert finde, gilt m. E. im Übrigen auch, dass man formal fehlende Qualifikationen mit sachgerechter Amtsführung ausgleichen kann - aber bestimmte Entscheidungen natürlich auch Diskussionen über die Qualifikation auslösen dürfen.


    Für die in "Bild" erhobene Forderung (die hoffentlich nicht von den 1000 sachkundigen Mitarbeitern des Bildungsministeriums entwickelt wurde) ist der Begriff "unausgegoren" jedenfalls sehr freundlich gewählt.


    Wenn es um das Diskussionsniveau geht, finde ich es - jetzt wirklich ganz allgemein gesprochen - eher bemerkenswert, wie oft versucht wird, die Relevanz wissenschaftlicher Studien mit der eigenen Biographie zu entkräften.

  • aus der NeuenPresse:


    Zitat

    „Ein Lehrer hat niemals ernsthaft arbeiten müssen in einem Beruf, der anders ist als der des Lehrers“, erklärte Lenzen die Problematik. Die Schüler wollten jedoch Rollenvorbilder haben, „gestandene Menschen, die in ihrem Beruf etwas erreicht haben“. Deshalb wäre es gut, wenn mehr Ingenieure in die Schulen kämen, wie Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) es vorgeschlagen hat. „Diese Menschen können Schüler begeistern, weil sie die Ernsthaftigkeit ihres Berufs vermitteln“, argumentierte Lenzen.


    Lenzen ist unter anderem Chef des Expertengremiums des Aktionrates Bildung, einem Zusammenschluss von Bildungswissenschaftlern mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, und seit Mai 2007 Vizepräsident für internationale Angelegenheiten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).


    Jetzt wisst ihr es: Ein Lehrer hat niemals ernsthaft arbeiten müssen in einem Beruf, der anders ist als der des Lehrers. Skandal !!! Es soll sogar schon Juristen und Ärzte geben, die niemals in einem anderen Beruf gearbeitet haben... Es geht echt bergab in Deutschland.


    P.S. Wie wäre es denn mal, wenn von BWL Studenten ein paar sozialpädagogische Jahre eingefordert werden oder Autoingenieure erstmal 2 Jahre bei Greenpeace mitackern dürfen. Architekten in Behindertenzentren, Informatiker bei Physiotherapeuten, ... ... ...

  • Zitat

    Original von unter uns
    Wenn es um das Diskussionsniveau geht, finde ich es - jetzt wirklich ganz allgemein gesprochen - eher bemerkenswert, wie oft versucht wird, die Relevanz wissenschaftlicher Studien mit der eigenen Biographie zu entkräften.


    1. Sprichst du von Relevanz oder Gültigkeit? Die Relevanz und Interpretation einer Studie ist ein normaler argumentativer Prozess. Wenn es keine Belege gibt, muss man sich mit Beispielen behelfen. Konkret: Die "Studie" - so weit hier bekannt - sammelt Daten und gibt Aufschluss über die Noten der Abiturienten in verschiedenen Studiengängen. Das ist erst einmal alles. Wenn nun behauptet wird, dass aus schlechten Abiturienten schlechte Lehrer werden, ist schlichtweg eine verborgene Annahme getroffen worden: Die Abiturnote entscheidet über Studienerfolg und/oder Qualität im Beruf. Das zu belegen, bedürfte einer aufwändigen - sicher interessanten - Studie.
    Mein persönliches Beispiel widerlegt jedenfalls die implizite Annahme des Zusammenhangs Note/berufliche Qualität. So lange du keine Studie dazu aus dem Hut zaubern kannst, müssen wir wohl weiter Beispiele betrachten ;)
    Ich finde übrigens die Behauptung, dass Lehramtsanfänger dieser Zeit schlechtere Noten haben MÜSSEN, eigentlich besser. Lehrer benötigen zu aller erst "soft skills": Rhetorische Begabung, Soziale Intelligenz/Empathie, Organisationstalent usw. Da diese skills 1997 in der Abinote noch kaum berücksichtigt wurden, finde ich nachvollziehbar, dass Lehrämtler in der Tendenz schlechter sein MÜSSEN. Die reinen Fachidioten, die Spitzenabinoten absahnen, brauchen wir schließlich nicht an den Schulen.
    2. Warum werden Datensätze von 1997 benutzt? Waren die durch Zufall leicht erreichbar? Wäre sehr unwissenschaftlich. Die Daten aus meinem Jahrgang sind auch leicht erreichbar :)


    Zitat


    Du hättest noch Hans Eichel hinzufügen können - ein Lehrer als Finanzminister.


    Trotzdem kann Sachkompetenz nicht schaden, und die These, jedes Ministerium sei beliebig zu besetzen, da es ja nur auf "Kommunikation" ankomme, scheint mir nicht haltbar. Nicht umsonst sind gerade "harte" Ministerien wie Finanzen oder Wirtschaft sehr oft von Leuten mit einschlägigem Studium besetzt.


    Also, "nur (!) Kommunikation" habe ich an keiner Stelle geschrieben.
    Beim Finanz und Wirtschaftsministerium stellen die Juristen die große Mehrheit. Dahinter folgen erst ein paar VWLer. Auch ein paar Leute, die entweder BWL studiert oder höhere Positionen in Firmen hatten, finden wir. Allerdings sind BWL und VWL doch zwei paar Stiefel. Also insofern wäre ich mit deiner Aussage schon sehr vorsichtig. Kompetenz erwirbt man sich in der Politik, indem man sich in ein Sachgebiet einarbeitet. Jemand, der auf Erfahrungen als Parlamentarier im Finanzausschuss zurückgreifen kann, ist m.E. formal kompetenter als jemand, der sich z.B. mit den Meriten der Führung des elterlichen Betriebes schmückt (unser neues Prachtstück im Wirtschaftsministerium).

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  • Zitat

    ...den Beruf nicht aus Leidenschaft...


    <IRONIE>
    Ich möchte den Leidenschaftstest für alle Berufe! Und zwar vor Beginn der Ausbildung!
    Das würde uns 'ne ganze Menge Leute von den beruflichen Schulen fernhalten die da meiner Meinung nach nichts zu suchen haben.
    </IRONIE>


    Was bitte schön ist falsch daran bei der Berufswahl auch an Einstellungschancen, Gehalt u.ä. zu denken?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Timm,


    Dein persönliches Beispiel belegt bzw. widerlegt imho gar nichts. Zumindest nicht, wenn wir uns auf der Ebene von Wahrscheinlichkeiten bewegen. Jedenfalls glaube ich kaum, dass ernsthaft jemand behaupten würde, in jedem Einzelfall entscheide die Abiturdurchschnittsnote über die Eignung zu einem bestimmten Beruf. Es geht wohl eher darum, dass angenommen wird, das Niveau der Berufsausübung würde insgesamt steigen, wenn mehr Personen mit besserem Abiturschnitt den Beruf ergriffen. Diese Annahme wird aber nicht beschädigt, wenn man auf seinen eigenen 4er-Schnitt verweist und sagt, man mache den Job trotzdem super.


    Sicher gibt es Argumente gegen eine Verbindung von Schulnoten und Leistung im Lehrerberuf - etwa: wer immer in einem Fach gut war und es unterrichtet, kann Verständnisprobleme nicht nachvollziehen. Ich glaube auch, dass diese Argumente - und Deine "soft skills" - zu einem gewissen Maße greifen und würde überhaupt nicht damit argumentieren, dass bestimmte Abiturschnitte die besten Lehrer ausspucken. Ich meine andererseits aber, eine Streuung tut dem Beruf sicher gut. Insofern würde ich auch nicht sagen, dass es gut für den Lehrerjob ist, wenn möglichst keine 1er-Abiturienten vertreten sind.


    Zitat

    Wenn nun behauptet wird, dass aus schlechten Abiturienten schlechte Lehrer werden, ist schlichtweg eine verborgene Annahme getroffen worden: Die Abiturnote entscheidet über Studienerfolg und/oder Qualität im Beruf. Das zu belegen, bedürfte einer aufwändigen - sicher interessanten - Studie.


    Für den Studienerfolg wenigsten existieren die entsprechenden Studien - zumindest, wenn zum Vergleich andere Testverfahren herangezogen werden.


    http://www.bpb.de/publikatione…_Studierf%E4higkeit.html:


    Zitat

    Umso verblüffender ist der vielfach replizierte Befund, dass die durchschnittliche Abiturnote eines der besten Einzelmaße zur Prognose des Studienerfolgs ist: Je besser die mittlere Abiturnote, desto höher die Leistungen in Universitätsprüfungen. Dies gilt im Übrigen auch für andere Länder wie die USA, wo sich wiederholt gezeigt hat, dass die mittlere Abschlussnote (Grade Point Average) die Studienleistungen noch genauer vorhersagt als die Gesamtnote im Abitur in Deutschland. [16] Für die Bundesrepublik Deutschland wurde über verschiedene Fächer hinweg eine mittlere Korrelation von r = 0,35 zwischen der Abiturnote und Prüfungsleistungen an der Universität festgestellt, in den USA liegt dieser Wert zwischen r = 0,41 und r = 0,53. [17] Höhere Werte können kaum erreicht werden, da der Erfolg an der Hochschule außer von den individuellen Eingangsvoraussetzungen auch von vielen anderen Faktoren abhängt, die erst im Laufe des Studiums wirksam werden.


    Zitat

    In Deutschland wie in den USA wurde verschiedentlich versucht, die Vorhersagekraft schulischer Beurteilungen durch eine gewichtete Kombination von Einzelnoten zu verbessern. Diese Versuche waren ebenso wenig erfolgreich wie die Berücksichtigung der Passung zwischen Fachnoten und Studienfächern. Die einzelnen Fachnoten unterscheiden sich zwar erheblich hinsichtlich ihrer Prognosekraft für die Studienleistung, aber selbst die höchste Korrelation zwischen einer einzelnen Note und den Prüfungsleistungen im entsprechenden Fach liegt deutlich unter den berichteten Korrelationen für die Durchschnittsnote. So korrelieren zum Beispiel Studienleistungen in Anglistik mit der Gesamtnote im Abitur höher als mit der Abschlussnote im Schulfach Englisch. [18] Insgesamt belegen diese Befunde, dass sich erfolgreiche Schulkarrieren, die in guten Abschlussnoten zum Ausdruck kommen, an der Universität fortsetzen.


    Ich glaube im Übrigen nicht, dass "soft skills" für die Abinote 1997 keine Rolle gespielt haben, weil sie im Abitur nicht berücksichtigt wurden. Auch zu meiner Abizeit in den 90er Jahren waren extrovertierte, kommunikative, verbindliche, argumentativ gute und schlagfertige Leute, was die Noten anging, klar im Vorteil.


    Was schließlich die Minister angeht: Da es kein Studium "Finanzministerwissenschaften" gibt, habe ich Studiengänge wie "Rechts- und Staatswissenschaften", BWL und VWL mal in einen Topf geworfen. Das ist sicher undifferenziert, aber ich denke, die Tendenz ist klar - den elterlichen Familienbetrieb zu führen, würde ich jetzt nicht dazuzählen ;).

  • Zitat

    Original von unter uns
    Timm,


    Dein persönliches Beispiel belegt bzw. widerlegt imho gar nichts. Zumindest nicht, wenn wir uns auf der Ebene von Wahrscheinlichkeiten bewegen.


    Danke, das ist mir klar ;( Ich habe auch deutlich Belege und Beispiele getrennt.

    Zitat


    Ich glaube auch, dass diese Argumente - und Deine "soft skills" - zu einem gewissen Maße greifen und würde überhaupt nicht damit argumentieren, dass bestimmte Abiturschnitte die besten Lehrer ausspucken.


    Das Argument war eigentlich eher eine Provokation. Trotzdem: Teil des mündlichen Abiturs ist heute eine Präsentationsprüfung, Projekte und GA sind heue wesentlich selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichts und Gegenstand der Bewertung - zu guter letzt sind mittlerweile GFS verpflichtend für die Jahrgangsstufen 12 oder 13. Wenn sich das nicht positiv für Schüler mit Stärken in den soft skills auswirkt, fange ich schon einmal an, meinen Besen zu salzen ;)



    Zitat

    Für die Bundesrepublik Deutschland wurde über verschiedene Fächer hinweg eine mittlere Korrelation von r = 0,35 zwischen der Abiturnote und Prüfungsleistungen an der Universität festgestellt, in den USA liegt dieser Wert zwischen r = 0,41 und r = 0,53. [17] Höhere Werte können kaum erreicht werden, da der Erfolg an der Hochschule außer von den individuellen Eingangsvoraussetzungen auch von vielen anderen Faktoren abhängt, die erst im Laufe des Studiums wirksam werden.


    Eine Korrelation von 0,2 bis 0,5 gilt unter Soziologen als "gering". Da helfen auch die wortreichen Ausreden am Ende des Zitats nicht. Trotzdem danke für die Studie. Ich kann leider nur mit meiner Alltagstheorie dagegen halten, dass die "erfolgreichen" Kollegen (was Aufstieg, dienstliche Bewertungen und Individualfeedback angeht) überproportional oft "nur" Schnitte zwischen 2 und 3 eingefahren haben.


    Im Übrigen sollte man - gerade bei so niedrigen Korrelationen - Wortmeldungen ernst nehmen, die Persönliches enthalten. Es steht immerhin jedem selbst zu, sich aus der Gruppe der Schlechtleister herauszustellen, nur weil er ein schwaches Kriterium erfüllt. Hart ist es nämlich schon, dass in der Presse aus den Abiturdurchschnitten Prognosen über die Qualität der Lehrer implizit getroffen werden. Die Studie selbst gibt das eben nicht her und auch die von dir zitierte Studie sagt, dass es nur einen schwachen Zusammenhang gibt. Das sind die wissenschaftlichen Fakten!


    Zitat


    Ich glaube im Übrigen nicht, dass "soft skills" für die Abinote 1997 keine Rolle gespielt haben, weil sie im Abitur nicht berücksichtigt wurden. Auch zu meiner Abizeit in den 90er Jahren waren extrovertierte, kommunikative, verbindliche, argumentativ gute und schlagfertige Leute, was die Noten anging, klar im Vorteil.


    S.o. und so absolut (von wegen "keine Rolle") habe ich das wieder nicht geschrieben!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    3 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Zitat

    DIHK-Präsident Braun sagte, es wäre unpraktikabel, „Ingenieure oder Naturwissenschaftler aus Betrieben ein Schulfach selbstständig über ein gesamtes Schuljahr hinweg unterrichten zu lassen – man denke allein an Stichworte wie Lehrpläne, Klausuren, Elternsprechtage, Korrekturen, Lehrerkonferenzen, etc.


    http://www.abendblatt.de/daten/2009/02/24/1061433.html


    Und das aus dem Mund eines Top-Wirtschaftsvertreters.


    Andererseits bestätigt es nur, wie verlogen Politik und Bildungswissenschaft mittlerweile sind, da sie diese Basics des Lehrerberufs in der öffentliche Debatte bewusst verschweigen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Hier ist ein Interview mit Ludger Wößmann über seine Studie und Frau Schavans Vorschlag.


    Die Redakteurin des Deutschlandfunks zieht genau die richtigen Konsequenzen aus Wößmanns Zahlen, wenn sie sagt:


    "Jetzt ist natürlich die Frage, warum gehen denn diese Leute, die eben die guten Noten haben, nicht in den Lehrerberuf? Ist es das Gehalt, was eher in der Wirtschaft oder in anderen Zweigen, also Medizin oder Jura, winkt?"


    Wobei mir allerdings die Formulierung "Leute mit guten Noten " nicht gefällt.
    Auch ein Abidurchschnitt von 2,11 ist ein guter Schnitt und ein Abischnitt von 2,55 ist nicht schlecht, sondern gut bis befriedigend.


    Man sollte die Frage deshalb eher so formulieren: "Warum gehen Abiturienten mit einem Notendurchschnitt im Einserbereich eher in andere Berufe als in den Lehrerberuf?"


    Oder: "Was hält Leute mit einem Einser-Abi davon ab, ins Lehramt zu gehen?"


    Und dann wäre man ganz schnell bei den immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen, den schlechten Aufstiegschancen und im Falle einiger Bundesländer auch bei den viel zu niedrigen Gehältern.




    http://ondemand-mp3.dradio.de/…0090223_1437_c607d5b4.mp3



    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/924046/</a>

  • Zitat

    Original von Gandalf
    .....


    Oder: "Was hält Leute mit einem Einser-Abi davon ab, ins Lehramt zu gehen?"


    Und dann wäre man ganz schnell bei den immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen, den schlechten Aufstiegschancen und im Falle einiger Bundesländer auch bei den viel zu niedrigen Gehältern.
    ....


    so isses


    Wenn Schavan sogar in ihrer CDU-Haus-und Hofpostille, der "Schwäbischen Zeitung" für ihren Vorschlag nur Häme und Spott erntet, muss man sich schon fragen, ob Frau Schavan die Fasnet nicht etwas zu intensiv gefeiert hat.... :prost:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von Timm


    Danke, das ist mir klar Ich habe auch deutlich Belege und Beispiele getrennt.


    Gut, da habe ich die Termini verwischt, sorry. Aber ich denke, das Grundproblem ist klar und bleibt.


    Zitat

    Im Übrigen sollte man - gerade bei so niedrigen Korrelationen - Wortmeldungen ernst nehmen, die Persönliches enthalten.


    Zugestanden. Sicher habe ich da in meiner Ablehnung etwas übertrieben. Aber ich sehe trotzdem die Tendenz, sich auf bestimmte Dinge gar nicht mehr einzulassen (bzw. nur noch defensiv) unter Verweis auf das eigene Schicksal (das ja letztlich unangreifbar wirkt - denn wer will direkt fremden Erfahrungen widersprechen?). Ich finde das eben manchmal doch etwas kurz gegriffen.

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