Im eigenen Ort unterrichten und leben, wenn man noch dazu in der Schule wohnt!?

  • Hallo zusammen!
    Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung und komm' auf keinen grünen Zweig. Ich werden dieses Jahr mit einer Klasse fertig (die ich als Klassenvorstand geführt habe) und könnte mich ganz leicht versetzen lassen, da in der Hauptschule in meinem Heimatort ein paar Stellen frei werden (davon eine mit meinen Fächern).
    Ich wohne aber zugleich in der Schule, in welcher eine Stelle frei werden würde. Einerseits toll: spare ne Menge Geld, kein erhöhtes Risiko im Straßenverkehr, länger schlafen...zwei Schritte und ich bin in der Arbeit, wahrscheinlich auch bravere Schüler, aber andererseits: keine Privatsphäre mehr....überall beim Schwimmen, einkaufen Eltern und Schüler treffen und kann man da abschalten, wenn man im gleichen Haus wohnt und arbeitet??----Wenn einem nur eine Wand vom Alltag trennt? (Bin generell nicht so gut im abschalten). Wenn ich mal mit Grippe krank werden würde....hätte ich alleine schon beim Gang zum Arzt ein schlechtes Gewissen, wenn überall aus den Fenstern Schüler und Kollegen gucken.
    An der Schule wo ich jetzt bin muss ich jeden Tag ca. 20-30 Minuten mit dem Auto fahren. Die Schüler sind an der derzeitigen Schule wahrscheinlich ein wenig schlimmer.
    Ich weiß aber nicht, wie ich mich entscheiden soll, obwohl ich schon eine "Plus-Minus-Liste" geschrieben habe.
    Hat wer Erfahrung mit im gleichen Ort arbeiten und unterrichten? (ich wohne in einem Dorf!!)....Oder auch damit: im gleichen Haus leben und arbeiten?
    Wäre um jede Idee, Anregung usw. sssssssssseeeeeeeeeeehr dankbar!
    MfG

  • Ich habe mal sozusagen nebenan gearbeitet.
    Der kurze Weg ist wirklich ein unschätzbarer Vorteil.
    Man spart Zeit und Geld.
    Man kann auch mal eben hin und hergehen... vor Konferenzen oder so ist das auch sehr fein.
    Natürlich trifft man die Kinder im Ort... und das ist auch irgendwie niedlich.
    Außerdem kennt man die Eltern alle, da sie nebenan wohnen, beim Einkaufen an der Kasse sitzen, im selben Sportverein sind... das eigene Privatleben ist vernetzt mit dem der Eltern und Schüler.
    Ich hatte dazu noch eigene Kinder, die zwar auf einer anderen Schule waren, aber mit meinen Schülern zusammen im Fußballverein, beim Judo, in derselben Kirchengemeinde...
    Und das war mir nicht immer Recht.
    Solange alles glatt läuft und die Eltern zufrieden sind und die Schüler glücklich sind, kann es nett sein und hat auch positive Aspekte, wenn man beim Einkaufen dauernd seinen zufriedenen Eltern und Schülern begegnet.
    Sobald aber etwas schief läuft, gucken die komisch... oder sprechen einen an der Obsttheke an... Hörnse ma, ich muss Ihnen ma sagn, dass der Kevin mit ihrem Matheunterricht ga nich klaa kommt.
    Und selbst wenn mit Kevin alles klar geht... ich möchte einfach nicht im Supermarkt über schulische Angelegenheiten sprechen. Da habe ich vielleicht meine eigenen Kinder mit... und bin nur privat unterwegs.
    Und dann ist es immer blöd, wenn man denn krank geschrieben ist. Da geht man zum Arzt im Dorf... man kauft eben noch ein Brot und etwas Butter.... und schon wird mal von fünf Eltern gesehen... die sich wundern... ach, SO krank sieht sie ja gar nicht aus... und an der Schule fällt der Unterricht aus.
    Und selbst wenn Eltern gar nicht so denken sollten... wenn sie ganz verständnisvoll und nett sind... selbst dann hätte ich dann ein komisches Gefühl.
    Mein Fazit: ich habe mich bei meinem Wiedereinstieg im Nachbarstadtteil beworben, der nichts mit meinem Stadtteil zu tun hat.
    Ich habe jetzt zwar einen Weg von 10 km... aber hier in meinem Stadtteil habe ich nur Privatleben. Ich treffe hier keine Eltern und keine Schüler. Mein Privatleben ist nicht mit dem meiner Schüler vernetzt.
    Ich finde das deutlich weniger anstrengend... und bin froh, dass es so geklappt hat.
    Dafür nehme ich gerne den Weg in Kauf.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Hallo MarySue,
    ich schließe mich meiner Vorschreiberin an. Wenn du schon weißt, dass du "schlecht im Abschalten" bist, dann wäre das sehr unklug, in der Schule zu wohnen!
    So ein paar Kilometer wirken Wunder, und dann bist du zu Hause nur Privatperson. Ich habe das auch so gemacht und bin immer noch sehr zufrieden mit der Einteilung.
    Ich wünsche dir eine gute Entscheidung!


    Gruß venti :)

  • Total typabhängig das ganze.


    Wenn du allerdings schreibst, dass du schlecht abschalten kannst, frag ich mich: Wie kannst du überhaupt die Option des in - der - Schule - Wohnens in Betracht ziehen?


    Für mich persönlich (!) wäre im gleichen Dorf wohnen ok - in der Schule? Absolut nicht. Horror!

  • Also mit dem "im gleichen Ort wohnen und unterrichten" komme ich super zurecht. Mein Kind ist hier (noch) im Kindergarten, mir geht es ähnlich wie caliope es ging. Ich hab ein dickes Fell, das Geschwätz interessiert mich nicht und ich kann mich gut abgrenzen.
    Wenn ich krank bin...uiuiui dann sperr ich mich schon daheim ein ;)
    so wie heute (mein Kind ist krank) z.b.


    in der Schule wohnen wollen würde ich aber nicht. Das wäre selbst mir zu viel!


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Hallo,


    ich wohne auch in einem Dorf, in dem auch meine Schule ist. In der Schule zu wohnen finde ich seltsam. Wie geht das überhaupt???


    Im Dorf ist es erstmal ganz ok. Wie andere schon sagten... der Weg ist kurz, man kann z.B. mit dem Rad zur Arbeit und muss bei Konferenzen nicht den ganzen Tag in der Schule verbringen.
    Wenn man Schüler dann trifft, ist es meist ganz nett, vor allem bei den kleineren. Aber wenn man dann in alten Klamotten im Garten steht oder auf der Terrasse liegt denk ich schon manchmal... wer mich wohl so alles sieht und da denkt... Auch zum Dorfarzt gehen ist blöd. Der schreibt mich eh nicht freiwilllig krank.. fahr inzwischen 20km zum Arzt, wenn ich wirklich mal ne Pause und ne richtige Behandlung brauche.
    Auf Dauer ist so totales Dorfleben für mich auf jeden Fall nichts. Mind. Kleinstadt, dann verläuft es sich etwas.


    An deiner Stelle würde ich lieber etwas fahren oder in den Nachbarort ziehen aber nicht in die WOHN-SCHULE!

  • ... ich stelle mir gerade vor, MarySue wohnt und arbeitet nun in der Schule, ist aber krank. Sie hat den Kollegen einen Plan gegeben, was die Kinder arbeiten sollen. Doch die Kollegin versteht einen Arbeitsauftrag nicht. Na da kann sie in der großen Pause mal schnell raufspringen und nachfragen, wie das gemeint war. Und ob die Klasse nächste Woche Mineralwasser braucht. Und ob die Klasse in diese Theatervorstellung übernächste Woche gehen will. Und ob das denn stimmt, dass die Kinder freitags keine Hausaufgaben kriegen.
    Mittags kommt eine nette Mutter deiner Klasse vorbei und fragt, ob sie vielleicht was einkaufen soll für dich. Oder für dich zur Apotheke gehen.
    Und am nächsten Tag klingelt nachmittags der Postmann, weil er drei Pakete für die Schule hat und weil der Hausmeister nicht mehr da ist.
    am Samstagabend klingelt ein aufmerksamer Nachbar, weil Licht im Flur der Schule ist - ob du mal kurz nachschauen kannst, wer sich da rumtreibt ...


    Also, ich tät mir das sehr sehr genau überlegen. ;)
    Viele Grüße
    venti :)

  • Zitat

    Original von paulchen2008
    Hallo,


    In der Schule zu wohnen finde ich seltsam. Wie geht das überhaupt???


    Ich wohne nun schon einige Jahre in der Schule (in meinem Heimatort) in welche ich mich vielleicht versetzen lasse....da gibt es mehrere Wohnungen. Ich kenne bei uns auch fast keine Schulen, wo es nicht Dienstwohnungen gibt...das ist bei uns in Österreich nichts wirklich außergewöhnliches.
    Ich dreh' noch durch mit dieser Entscheiderei.

  • DANKE SCHON MAL AN ALLE, DIE MIR MIT IHREN GEDANKEN GEHOLFEN HABEN!
    Das von "venti" hört sich natürlich nicht gut an....obwohl man so Sachen abstellen könnte, denke ich...wenn man es von Anfang an den Leuten abgewöhnt.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Schule ist ja irgendwie anders. Privatschule mit Internat und einigen Dienstwohnungen und nicht nur für die Erzieher. Früher war es üblich, dass der Schulleiter dort gewohnt hat und eben andere Kollegen. Heute wohnt ein Teil meines Kollegiums in diesen Wohnungen.


    Ich hätte mir das am Anfang nicht vorstellen können, scheint aber relativ problemlos zu sein und was man nicht außer Acht lassen darf: die Wohnungen sind für ihre Größe sehr günstig und man hat es eben nicht weit, kann im Internat essen gehen. Okay, krank sein stell ich mir da auch nicht so prickelnd vor...

  • Ich selbst pendle und hasse und liebe das. Im Winter hasse ich es - es belastet das Nervenkostüm, den Geldbeutel und das Freizeitkonto. Wenn man morgens um 5 raus muss, damit man Frühstück, Schneeschippen , Duschen und Fahrt zeiltlich auf die Reihe kriegt ist es ÄTZEND. Andererseits genieße ich es, an meinem Wohnort sagen zu können: "Was geht mich das blöde Geschwätz der Nachbarn an..." Jetzt gerade genieße ich morgens die Zeit, um richtig wach zu werden und die Fahrt durch die aufblühende Landschaft. Auf der Strecke bleibt Zeit und eine Menge Geld.


    Es kommt wohl auch auf die Schulart an. Früher unterrichtete ich im Nachbarort an einer Schule für Erziehungshilfe. Als ein Schüler zu mir sagte: "Ich weiß, mit welchem Bus Ihre Tochter nach Hause fährt", war dies für mich der ausschlaggebende Grund, an eine entferntere Schule zu wechseln.


    Einige meiner Kollegen wohnen in der Nachbarschaft der Schule. Die laufen oder kommen mit dem Fahrrad in die Schule, kennen die Familienverhältnisse der Schüler und klären manches Schülerproblem nachmittags beim Spaziergang nebenher mit den Eltern ab. Weil sie sich auch in der Gemeinde engagieren, haben sie sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule eine anerkannte Position.


    Es ist so wie meistens: "S'kommt drauf an...."

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Da hab ich's gar nicht so schlecht erwischt. Ich wohne schon in der gleichen Stadt, in der auch meine Schule ist, allerdings am anderen Ende. Von daher gibt es in der Nachbarschaft kaum Kinder, die an "meine" Schule gehen. Zum Schwimmen fahren wir meist in den Nachbarort, da das fast kürzer ist, als durch die Stadt in's örtliche Schwimmbad.
    Hab 8 km in die Schule, find das fast ideal.

    • Offizieller Beitrag

    Sagt mal, bin ich verwirrt oder war da gestern noch ein Beitrag von "FrauTeacher", die uns um Erfahrungsberichte bat, weil sie die Entscheidung nun dringend treffen muss. Oder war das ein anderer Thread? ?(


    Wurde der Thread nicht durch diese Nachfrage von FrauTeacher überhaupt wieder hochgeholt? *verwirrt bin*

  • Doch, da war ein Beitrag von frauteacher. Vielleicht hat sie sich inzwischen entschieden - hoffentlich richtig :rolleyes:.

  • Referendarin,
    das war dieser Beitrag, zumindest habe ich gestern ihre Nachfrage in diesem Fred gelesen:)

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • oje.....
    das ist jetzt ja peinlich....nun ja....den lehrern entgeht nun mal nix...ich bin auch zugleich "frauteacher"....da hat aber gründe, die ich jetzt nicht erklären kann....aber ihr habt schon recht...habe das gelöscht...und ich kann mich nicht entscheiden...ich dreh noch durch...mich macht das echt fast noch krank und nervös diese nachdenkerei...sorry für mein gejammere. :(
    mfg

  • Nun ja, mein allgemeiner Tipp hilft vielleicht nicht vor der Entscheidung, vielleicht aberdanach


    Mach eine Checkliste mit viel oder wenig Zusammenfassung (wenn du dabei im Sinne von Freud schummelst, ist dies ein Zeichen), z. B.


    Pakete annehmen, Päckchen annehmen als 2 oder 1 Punkt bezeichnen (blödes Beispiel, es gibt bessere, aber es ist wohl verständlich) und entscheide dann, wenn du die Liste als fertig betrachtest.


    Und jetzt zum Wichtigsten:


    Du wirst nie erfahren, ob die Entscheidung richtig war und ob die andere Entscheidung nicht besser gewesen wäre! Das ist ein unabänderliches Faktum, also stehe zur Entscheidung und nimm sie als "Mary-Sue- gegeben hin", genau wie wenn du zwischen zwei Männern die Wahl hast, wirst du nie wissen, ob die andere Wahl die bessere gewesen wäre (übrigens auch nicht bei einer Korrektur).


    Vielleicht hilft dir dieser Gedanke schon vorher, nicht durchzudrehen.

  • Manches wird sich zum Vorteil verändern, manches zum Nachteil. Und wenn ich deinen Beitrag mehrfach durchlese, denke ich immer wieder: Gib dir einen Ruck und mach es ! (Mal vorausgesetzt, die neue Wohnung ist mindestens so schön wie die alte, egal ob in der Schule oder woanders).

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