Uneinsichtige Mutter

  • Hallo,


    ich habe seit ein paar Wochen Probleme mit der Mutter eines Schülers (zweite Klasse). Es ereignete sich folgendes: Der Schüler bekam von mir ein paar Mal eine Strafarbeit (jeweils nach mehrmaligem Ermahnen). Die Mutter änderte meinen Text, den er schreiben sollte, dann ab, sodass er weniger schreiben musste. Ein anderes Mal ließ sie ihn die Hausaufgaben nicht so machen, wie ich sie aufgegeben habe, weil er sowas schon in der ersten Klasse gemacht hätte (er war vorher auf einer anderen Schule). Da er manche Buchstaben sehr schlecht bzw. falsch schreibt (bei insgesamt "normaler" Schrift), gab ich ihm vor einigen Tagen ein Schönschreibblatt mit. Habe mir extra ein paar Wörter ausgedacht, in denen diese Buchstaben vermehrt vorkamen. Hab dem Schüler auch erklärt, wieso diese Übung wichtig für ihn ist und er sah es ein. Am selben Nachmittag rief mich die Mutter an und begrüßte mich mit den Worten "Also dieses Blatt, dass sie dem XY mitgegeben haben, ist ein völliger Quatsch!!!! Ich glaube so langsam, Sie haben etwas gegen ihn, so wie Sie ihn dauernd schikanieren!" Hab ihr dann ruhig erklärt, wozu dieses Blatt gut ist, aber sie wollte es nicht einsehen. Sie sagte, er macht es nicht und fertig. Ich sagte dann nur: "Wenn Sie verantworten können, dass er eine solche Schrift entwickelt - bitteschön." Und dass er gegebenenfalls dann eben mal in der Schule zusätzliche Schreibübungen machen muss.
    Heute hat sich dann in der kleinen Pause, während ich kurz was kopieren war, folgendes ereignet: Schüler AB hat XY geschlagen und XY hat AB daraufhin gewürgt (beide hatten es zugegeben). Ich habe beiden Müttern einen Brief geschrieben mit der Bitte, mit den Kindern über dieses Thema zu sprechen. Außerdem gab es noch eine Strafarbeit.
    Nun vermute ich, dass die Mutter am Montag auf der Matte stehen wird und mir mitteilt, dass ihr Sohn die Strafarbeit nicht machen wird, da er ja in "Notwehr" gehandelt hat. Hab zwar genügend Gegenargumente parat, würde aber trotzdem mal gerne eure Meinung dazu hören.
    Übrigens habe ich das Gefühl, dass der Schüler mich gut leiden kann, aber die Mutter gegen mich hetzt. Mit anderen Kindern darf er sich nachmittags auch nie treffen. Scheint als wäre sie ziemlich auf ihren Sohn fixiert.


    Liebe Grüße Chup

  • Also ich habe mir ganz ehrlich dieses "Ich muss dieses Kind retten" Syndrom genau aufgrund solcher Ereignisse lange schon abgewöhnt.
    Sprich:
    Keine Zusatzaufgaben für die Schrift mehr. Wenn das Kind eine schlechte Schrift entwickelt oder schlechte Noten schreibt, weil die Mutter uneinsichtig ist - bitte sehr!


    Keine Strafarbeiten mehr. Sollte das Kind sich daneben benehmen, rufe ich die Mutter an und lasse das Kind abholen. Schließlich hast du Verantwortung für ein paar andere mehr als nur den Knirps.
    Und sollte XY also den Unterricht so stören, dass die anderen in ihrem Lernen gestört werden, dann muss er eben gehen.


    Alternativ setze ich das Kind dann in eine andere Klasse. Den ganzen Tag wenns sein muss.



    Wenn die Mutter dir so reinpfuscht, musst du Alternativen suchen, wie du mit den Situationen IN DER SCHULE umgehen kannst. Und weniger Dinge suchen, die er dann mit heimschleppt und welche die Mutter eh sabotiert.



    Sollte die Mutter Montag auf der Matte stehe, würde ich ihr sagen, dass ihr Kind keine Strafarbeit machen muss, dann aber eben andere Konsequenzen tragen muss für sein Verhalten (raus sitzen, in einer anderen Klasse sitzen, Hofpausenverbot, nach hause geschickt werden........) weil du im Gegensatz zu ihr Verantwortung hast für eine ganze Klasse und nicht nur für ihr Kind.



    Hol dir unbedingt vorher Rückendeckung seitens der Schulleitung!



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Die Mutter scheint ja wirklich ein harter Brocken zu sein. Ich befürchte, dass du sagen kannst, was immer du willst und noch so gute Argumente vorbringen. Wenn du ihren Sohn nicht in der gleichen Weise als Kronprinz behandelst wie sie offenbar selbst, könntest du dich auch mit einer Attrappe unterhalten. In solchen Fällen würde ich unbedingt darauf achten, dass eine zweite Lehrkraft, idealerweise sogar die Schulleitung bei dem Gespräch dabei ist. Dann kann sie hinterher zumindest nicht behaupten "Sie haben aber doch selbst gesagt ..." Ich hatte gerade eine ähnlich resistente Mutter, und habe das fällige Gespräch gemeinsam mit unserer Supervisorin geführt. Wie der Name schon sagt, es war super ...

  • Oh weh, das kenne ich auch.


    Kurz vor den Ferien hatte ich vier SuS zum Nachsitzen bzw. Nacharbeiten verdonnert, weil sie den Unterricht massiv gestört und haben. Ein Elternbrief kam zurück und darauf stand: "Ich möchte nicht, dass mein Sohn XY nacharbeitet und erwarte ihn wie gewohnt um 15.30 Uhr von der Schule zurück."
    Da kann man nichts machen. Die Eltern weigern sich seit seiner Einschulung bei uns mit uns zusammen zu arbeiten und haben die Klassenlehrer sogar schon mehrfach beschimpft.
    Dann bekommt der Junge halt seine schlechten Mitarbeitsnoten und gut ist.

    • Offizieller Beitrag

    8o wenn bei uns eine Nacharbeit angeordnet wird, können die Eltern ihr Kind nicht davon befreien.
    Dann wird das Gespräch gesucht, und zwar mit der Schulleitung.
    Nacharbeiten muss das Kind auf jeden Fall, denn die Nacharbeit gilt als Schulunterricht.

  • Zitat

    Original von Friesin
    8o wenn bei uns eine Nacharbeit angeordnet wird, können die Eltern ihr Kind nicht davon befreien.
    Dann wird das Gespräch gesucht, und zwar mit der Schulleitung.
    Nacharbeiten muss das Kind auf jeden Fall, denn die Nacharbeit gilt als Schulunterricht.


    Ich musste den Jungen gehen lassen. In NRW ist das leider schulrechtlich so geregelt (hat mir die Schulleitung gesagt).
    Die Eltern sind nicht bereit mit der Schule zu kooperieren. Sowohl zu Gesprächen mit dem Klassenlehrer als auch mit der Schulleitung sind die Eltern schlicht und einfach seit drei Jahren nicht mehr erschienen (der Junge kommt jetzt in die 9. Klasse). Auf Briefe wird auch nicht reagiert. Selbst zu einer Klassenkonferenz im letzten Schuljahr haben sie ihren Sohn nicht begleitet.

  • Tja, was will man da machen, wenn Eltern nicht kooperieren?


    Ich reibe mich wie gesagt NICHT mehr auf, wenn die Eltern nicht mitspielen. Dann gibt es einfach die Bandbreite an Dingen, welche wir als Schule machen können ohne Eltern.
    Nachsitzen gab es bei mir noch nie!
    Ich habe ein volles Deputat! Ich strafe ich doch nicht noch selbst, in dem ich bis 14 Uhr in der Schule sitze für eine Sache, die absolut vergebens ist und in meinen Augen pädagogisch sowieso ziemlich umstritten.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich kenne solche Situationen leider auch, hatte da eine Mutter, die alles immer besser wusste. Interessanterweise hatte diese nette Frau 2 Söhne, die beide an ADS bzw. ADHS litten, attestiert. Merkwürdig war nur, dass während des Schulunterrichts bei den Kindern nie Symptome auftraten. Die Mutter allerdings wollte ständig *beschäftigt* werden und suchte überregelmäßig Kontakt zu Schulleitung und Lehrern. :rolleyes:


    Auf jeden Fall hatte ich es mir auch abgewöhnt hier noch großartig *herumzustreiten*. Das einzige Problem manchmal war nur dem Rest der Klasse nicht ständig das Gefühl zu geben, Schüler x (mit besagter Mutter) hätte eine Ausnahmeregelung und dürfe sich in der Schule scheinbar alles konsequenzlos erlauben.


  • Ich glaube, ich spinne! Natürlich kann und muss man Schüler und Eltern zur Sache hören und prüfen, ob die Entscheidungsgrundlage richtig und vollständig war. Ändert sich diese Grundlage aber nicht, stehen die angeordneten Maßnahmen nicht zur Disposition. Wir haben das ganze Arsenal, unsere Maßnahmen durchzusetzen und im Notfall gibt es eben ein Bußgeld, wenn Schüler dem Unterricht fernbleiben. Was rauskommt, wenn man sich von Eltern und deren Sprösslingen auf der Nase herumtanzen lässt, sehen wir dann spätestens im BVJ/BEJ X(
    Oder sind das die Prinzipien der neuen Gesellschaft: Sie sind zu schnell gefahren und wollen nicht zahlen? Gut, dann fahren Sie bitte die nächsten zwei Wochen nicht Auto, wenn ich Dienst habe...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Ich sehe es eigentlich genauso wie Timm. Es geht einfach nicht, dass die Eltern überall reinquatschen und mitbestimmen!! Wenn die Strafarbeit am Montag nicht da ist und die Mutter antanzt, lasse ich mich auf keine Diskussion en und sage, dass die Strafarbeit bis Dienstag da zu sein hat, ansonsten hat er sie in doppelter Länge in den Hofpausen nachzuholen. Punkt.

  • Timm


    Du hast mich glaube ich nicht richtig verstanden!
    Zunächst höre ich selbstverständlich Schüler und Eltern an und versuche mein Bestes, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und an einem Strang zu ziehen.
    Mit Eltern, welche definitiv beratungsresistent sind und contra Schule lasse ich mich doch aber auf keinen "Machtkampf" ein. Denn das ist es, was Eltern oft sehen:


    Der Lehrer sanktioniert...... "so eine Frechheit, er pfuscht mir damit in die Erziehung rein"
    Damit arbeiten die Eltern kontraproduktiv und ich habe wenig Mittel, dagegen etwas zu unternehmen.


    Ich streite mich doch nicht tagelang wegen nicht-erledigter Strafarbeiten rum!


    Wenn die Eltern der Meinung sind, ihr armes Kind müsse die Strafarbeiten der bösen Lehrerin nicht erledigen, verschwende ich doch nicht meine Energie!


    Dann muss ich halt anders sanktionieren!



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    Original von Panama
    Timm


    Du hast mich glaube ich nicht richtig verstanden!
    Zunächst höre ich selbstverständlich Schüler und Eltern an und versuche mein Bestes, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und an einem Strang zu ziehen.
    Mit Eltern, welche definitiv beratungsresistent sind und contra Schule lasse ich mich doch aber auf keinen "Machtkampf" ein.


    Doch, genau so habe ich dich verstanden. Und ich bleibe dabei, der Vorfall und die Notwendigkeit entscheiden die Maßnahme und nicht Eltern oder Schüler.
    Machtkämpfe gibt es nicht, denn wer was in der Schule darf, ist klar geregelt. Und Streitereien genau so wenig. Wenn es eine Maßnahme nach dem Schulgesetz ist, sollen die Eltern Widerspruch einlegen. Wenn dem Widerspruch nicht statt gegeben wird, ist die Sache klar. Das Ganze wird dann im Zweifelsfalle bis zum zeitweiligen oder endgültigen Schulausschluss durchgespielt. Das exerziert man nur ein oder zweimal im Ansatz durch und die Anzahl derer, die meinen, sie dürften dem Lehrer auf der Nase herumtanzen, reduziert sich drastisch. Zeitaufwand für die Klassenkonferenz: 15min (passt in die große Pause), die Schreiben für den Schulleiter sind im Rechner...


    Wir haben nur so viel Autorität, wie wir sie auch ausüben. Unterlassen wir das, machen wir uns über kurz oder lang das Leben schwerer und nicht - wie du denkst - leichter.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • So, dann mal jetzt ganz konkret:


    Was tust du, wenn Eltern Strafarbeiten, welche dem Sprössling aufgegeben werden, das Kind immer wieder nicht NICHT machen lassen und sich quer stellen??


    Jetzt mal bitte unabhängig von der Maßnahme "Der Schüler macht es dann eben in der Hofpause"


    Diese Maßnahme (Hofpausenverbot) hatte ich ja bereits angesprochen.


    Also: Was tust du?



    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.


  • Die nächste Sanktionsebene ist Nachsitzen, bis zu zwei Stunden darf ich anordnen, danach brauch ich den Schulleiter. Dabei ist es mir ziemlich egal, ob der Schüler, die Eltern oder sonstwer auf die Idee kommt, man müsse die Strafarbeit nicht machen.
    Unsere Schüler sind alt genug, dass sie sich selbst einen Termin organisieren müssen, wo sie dann bei mir oder einem Kollegen hinten in der Klasse sitzen und die Strafarbeit erledigen. Andere Alternative ist es, die Schüler einzubestellen, wenn man eh in der Schule ist (Konferenzen, Nachschreibtermine, "Kopiernachmittage" usw.).


    Eliza: Strafarbeiten sind in B-W erlaubt.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Zitat

    Original von Timm
    Wenn es eine Maßnahme nach dem Schulgesetz ist, sollen die Eltern Widerspruch einlegen. Wenn dem Widerspruch nicht statt gegeben wird, ist die Sache klar


    Hier muss man Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen unterscheiden: Gegen Erziehungsmaßnahmen können die Eltern keinen "Widerspruch" einlegen: Ein Widerspruch ist ein förmlicher Rechtsbehelf, eine Erziehungsmaßnahme aber kein "Verwaltungsakt".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hallo,


    kannst die Mutter ja mal fragen, ob sie einem Arzt auch sagt, dass ihr Sohn das Medikament nicht nehmen wird, welches er verschrieben hat, weil sie darin keinen Sinn sieht.
    Schließlich haben wir auch studiert und wissen was wir machen. Dem Arzt vertrauen sie ja in der Regel schon, aber uns nicht.


    LG
    Smartie

  • Zitat

    Original von Mikael


    Hier muss man Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen unterscheiden: Gegen Erziehungsmaßnahmen können die Eltern keinen "Widerspruch" einlegen: Ein Widerspruch ist ein förmlicher Rechtsbehelf, eine Erziehungsmaßnahme aber kein "Verwaltungsakt".


    Gruß !



    Nö, in B-W nicht:


    Strafarbeiten werden bei uns als pädagogische Maßnahme bezeichnet und stehen nicht im Schulgesetz. Damit fallen sie unter normales Verwaltungshandeln und sind kein Verwaltungsakt, gegen den Widerspruch eingelegt werden kann.


    @Chup: Klassenkonferenz in der Pause und Empfehlung für den Schulleiter treffen: Nachsitzen verdoppeln, Eltern informieren und ggf. belehren: Entziehen die Eltern den Schüler wiederholt solchen schulischen Maßnahmen wird zusätzlich das Ordnungs- und Jugendamt informiert und ggf. ein Bußgeld beantragt.


    Natürlich ist das hart, wenn der Schüler prinzipiell gewillt wäre, den Maßnahmen des Lehrers nachzukommen, aber die Eltern den Erziehungsauftrag der Schule in Frage stellen. Allerdings ist es noch härter, welches Schicksal solchen Schülern droht, wenn man den Schwanz einzieht. Einige solcher verkorksten Biografien dürfen wir dann in der Berufsschule "bewundern".

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Timm:


    Ok, in NDS gehört Nachsitzen (um "Lernrückstände" nacharbeiten zu lassen) eindeutig zu den Erziehungsmaßnahmen und ist damit kein Verwaltungsakt.


    Nebenbei: In NDS sollte man tunlichst den Begriff "Strafarbeiten" vermeiden, denn die sind nicht erlaubt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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