Note bei Betrugsversuch?

  • Hallo!
    Ich bin an einer GS in RLP. Ich habe die erste benotete Mathearbeit in einer 3. Kl. geaschrieben. Vor Beginn die übliche Ermahnung: keine Hilfsmittel, nicht abgucken, was auch sinnlos wäre, da es zwei Gruppen gab. Ein Kind sagte daraufhin: XY hat einen 1*1-Plan im Ranzen dabei, woraufhin ich zu ihm ausdrücklich sagte, ass dieser Plan im Ranzen zu bleiben habe.
    Zu Pausenbeginn gab ich den letzten 4 Kindern noch 5 Minuten und ging zur Tür, um die anderen Kinder leise hinaus zu bringen. Dabei drehte ich XY den Rücken zu. Eines der 4 Kinder sagte auf einmal: XY hat seinen 1*1-Plan rausgeholt. Als ich mich umdrehte, hatte er in wieder in die Vordertasche gelegt. Auf NAchfrage bestritt er es zuerst, gab anschließend das Herausholen zu und sagte, er habe nur die Rückseite gesehen. Ich habe ihm die Arbeit und den Plan sofort abgenommen.
    Wie würdet Ihr vorgehen. Ich hatte den Kindern vor der Arbeit gesagt, dass ich bei Schummeln die Arbeit abnhemen und eine 6 geben würde.
    Jetzt habe ich ein großes Problem:
    Eigentlich muss ich zu dem Gesagten stehen und die 6 geben. Die Warnung zu Beginn und das Warten des Kindes, bis ich abgelenkt war deuten auf die 6. Meine Stufenkollegin sieht das genauso. Andererseits beginnt er gerade, gut und konzentierter zu arbeiten, was lange Zeit nicht der Fall war, was dafür spräche, ihm eine Chance zu geben.
    Ich habe mit meinem Chef darüber gesprochen. Der sagte, ich sollte das nicht machen, das das Verhältnis zu der Familile sowieso schwierig sei und er einem Kind in dem Alter keinen geplanten Täuschungsversuch zutraut. Ich sollte ihm eine Chance geben.
    Aber genau das ist das Problem: er baut oft Mist und kommt immer wieder damit durch, weil man ihm eine Chance geben will (insb. zu Hause). Außerdem denke ich , dass man gerade bei der ersten "richtigen" Arbeit so etwas auch streng "ahnden" muss, um ALLEN Kindern zu zeigen, dass Schummeln harte Auswirkungen hat.
    Laut Chef gibt es keinen Paragraphen in den GS-Ordnung. Außerdem wäre es ja gegen Ende gewesen und er hätte ja keinen Vorteil gehabt, anders wäre es gewesen, er häte ein Mathebuch unter seinem HEft eghabt. Dagegen sage ich, schon der VERSUCH sollte geahndet werden.
    Ich habe ihn gestern die Arbeit noch mal nachschreiben lassen. Ein Kompromiss wäre, die zweite Arbeit auf Bewährung zu werten und beinem erneuten Täuschungsversuch die 6 nachträglich zu werten.
    Wie seht Ihr das?
    Danke und ein schönes Wochenende!

  • Das mit dem Nachschreiben finde ich eine gute Lösung. Damit zeigst du, dass die Sache ernst ist und Konsequenzen hat, auch wenn er keine 6 bekommt. Ich würde ihm aber klar und deutlich sagen, dass das seine allerletzte Chance ist und du das nur machst, weil es dir erste Arbeit war und du nicht so hart sein möchtest, dass es bei Wiederholung aber keine Chance mehr gibt.
    So wie ich es verstehe, hast du es nicht selber gesehen, oder? Man kennt zwar seine Pappenheimer, aber 100% nachweisen kannst es wahrscheinlich nicht, oder? Deswegen finde ich, hast du die beste Lösung gefunden. Kannst ja als weitere Konsequenz einsetzten, dass er bei zukünftigen Arbeiten ganz vorne, nur mit Stiften und Heft bewaffnet, sitzen muss, damit er keine (weniger) Möglichkeiten hat zu spicken.
    Aber du hast ja ganz schöne Petzen in der Klasse... ;) Genaugenommen haben die Kinder ja recht, aber petzen find ich trotzdem nicht gut.

  • Also, mich hat in deiner Erzählung ja als erstes der "Petzer" geärgert. Meine erste Reaktion wäre ja mal ganz klar: "Du alte Petze du!" (hätt ich so wortwörtlich mit kleinem Augenzwinkern gesagt) Das übe ich seit der ersten Klasse: den Untschied zwischen Petzen und etwas Wichtiges dem Lehrer sagen.


    Nun zum Abgucker - die Regeln waren klar! Dennoch:


    Da es die erste Arbeit war, finde ich die Idee, den Test nachzuschreiben, eine faire Lösung. Allerdings würde ich schon gegenüber Eltern und Kind darauf pochen, dass das eine einmalige "Ausnahme" war (weil die erste bewertete Arbeit) und du eigentlich einen 6er vermerken müsstest.


    Außerdem finde ich wichtig, der Frage nachzugehen, warum der Schüler überhaupt abgeguckt hat: War er sich bloß unsicher? Besteht ein enormer Leistungsdruck (dann Elterngespräch)? Oder ist er einfach nur frech ... man kann es ja mal probieren!

  • Danke schon ma für Eure Antworten!
    Der "Petzter" ist selbst sehr schwach und fand es wohl deshalb unfair, wenn der andere sich so einen Vorteil verschafft. Von daher kann ich es verstehen, auch wenn ich es nicht toll fand. Der Junge selbst ist ein Kind, welches ständig Regeln mißachtet und damit oft genug damit durch kommt, um so mehr hat es mich geärgert )oder vielleicht deshalb?). Druck hat er schon, da er nur auf Bewährung inder 3. Klasse ist, aber ich denke, es war ein "probieren wir es mal", denn die einfachen 1*1-Aufgaben hatte er alle, nur bei den Restaufgaben tat er sich schwer.

  • GENAU DAS frage ich mich auch und frage, wie Ihr das handhaben wüedet! Es stehen viele Dinge gegeneinander, die für das Eine oder Andere sprechen!

  • Im Referendariat hatte ich ein ähnliches Problem, allerdings mit einem 14-jährigen Schüler in der 6. Klasse, sehr schwach, schwierige Familienverhältnisse, sehr sensibel, schrieb bei einer Probe aus dem Heft ab. Ich nahm ihm die Probe sofort ab. Ich hatte zu Beginn der Stunde ermahnt, dass Abschreiben mit einer 6 "geahndet" wird. Als der Junge erwischt, weinte er, ich hatte so viel Mitleid, dass ich mit Kollegen drüber sprach und die empfahlen mir eine 6. Ich habe die 6 schweren Herzens durchgezogen, das gab dann zwar großes Geschrei, hatte aber Signalwirkung auf die Klasse und der Junge hat in den darauffolgenden Monaten sich selbst übertroffen und die 6 wieder ausgeglichen. Ich würde es wieder machen.

  • Ich habe in der 5. Klasse zwei 6er vergeben, weil die arbeiten original den selben Blödsinn inklusive rechtschreibfehlern beinhalteten. Da stand allerdings die Shculleitung und die KLassenlehrerin voll hinter mir, es hat sich aber niemand wirklich beschwert!

  • Ich habe heute einen Schüler in der Lernkontrolle Sachunterricht erwischt, wie er unter dem Tisch in seinem entsprechenden Schnellhefter blätterte und las, ich habe ihm den Test abgenommen und mit einer 6 bewertet. Jetzt frage ich mihc die ganze Zeit, ob ich nicht erst eine Verwarnung oder so was hätte aussprechen sollen. Andererseits sind die Kinder bereits seit zweieinhalb Jahren in der Schule, es war ja nun weiß Gott nicht ihr erster Test... War es richtig so ?

  • Ich würde die 6 als Note für die Arbeit geben und eine entsprechende Begründung drunter schreiben.
    Allerdings würde ich"für mich" noch eine Extra-Note der wirklichen Leistung dazu notieren (ohne, dass dies der Junge weiß) - und die 6 eben am Schuljahresende nicht stark mitbewerten.
    Natürlich wird das erstmal Tränen geben, aber ich denke, dass es einen massiven Lerneffekt für alle Kinder erzeugt.

  • @ der PRINZ:


    Ich finde deine Entscheidung nicht tragisch. In der dritten Klasse sollte man die Spielregeln kennen.



    Bibo

  • danke euch beiden... Der Junge hatte nach 10 Minuten, als "es" passierte erst bei zwei Fragen Antäze einer Lösung hingeschrieben. 8 Fragen waren nch unbeantwortet... dann habe ich ihm den Test ja weggenommen, also kann cih auch "für mich" nicht den Rest bewerten oder mir eine "interne Note" notieren...


    Ich denke acuh, in der 3. Klasse müsste man die Spielregeln kennen, brauchte nur nochmal eure Zustimmung.


    Danke.

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