Geflüster

  • Ganz allgemein: Wie viel G-e-f-l-ü-s-t-e-r während des Unterrichts toleriert Ihr gerade noch?


    Es würde mich interessieren, ob sich die "Schwelle" irgendwie festlegen lässt, ab der der Hintergrundpegel im Allgemeinen zu entgleisen beginnt - ist die absolute Nulltoleranz wirklich nötig? Oder am einfachsten durchzusetzen?

  • Nulltoleranz ist denke ich nicht möglich. Damit würde keine Energie mehr für den Unterricht bleiben.


    Wenn jemand ab und zu zum Nachbarn kurz was sagt, ist das völlig ok.


    Meine Schmerzgrenzen sind:


    - laufendes Gemurmel
    - Ich verstehe Schüleräußerungen nicht mehr wirklich und andere Schüler verstehen ihre Mitschüler auch nicht mehr
    - Ich habe das Gefühl, dass Schüler, die mir zuhören wollen, meinen Ausführungen wegen des Lärmpegels nicht mehr richtig folgen können
    - Die Schüler arbeiten vor lauter Reden zu langsam.


    Meine erste Reaktion ist meist, dass ich aufhöre zu reden und warte.


    Oder ich rufe den/die Schüler(in) auf, die sich beim Reden besonders hervor tut und bitte ihn/sie, das zuletzt Gesagte nochmal zusammen zu fassen.

  • Zitat

    Original von Blau
    ist die absolute Nulltoleranz wirklich nötig?


    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht - aber ich finde ganz prinzipiell das Konzept der "Nulltoleranz" im zwischenmenschlichen Bereich widerlich. Und überhaupt, Nulltoleranz ist für mich ein zeichen fundamentaler Dummheit: ich kann mich nicht entscheiden, was ich tolerieren kann und was nicht, deshalb verbiete ich vorsichtshalber alles und brauch nicht zu denken.


    Das kann ich mit mir und meiner Vorstellung vom Lehrerberuf nicht vereinbaren.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    und....wie soll man eigentlich im stillen unterrichten?


    alles andere hängt von der arbeitsform ab oder aber wie gestört man selbst oder die schüler sind.


    bekam vorgestern ein nettes feedback von praktikanten, welche so in die richtung ging. sinngemäß meinte einer, er wäre überrascht mit wie wenig ermahnungen ich auskäme, dass ich nicht jede regung der schüler ahnden würde und es doch in meinem unterricht straffer und disziplinierter zuginge als bei kollegen (von anderen schulen), die wegen jedem bleistift, der runter fällt und jedem schülernebengespräch gleich maßnahmen ergreifen.


    sodele


    wieder alles klein geschrieben, mist.


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Unterricht ist zu 40% kommunikativ = Partner - oder Gruppenarbeit, 30% ist Texte lesen / Filmausschnitte gucken / auidiofiles hörenn / schreiben / etc , 30 % diskutieren mit mir. Mein Redeanteil ist gering und das gehört sich im FSU auch so.
    In einem so redeanteilslastigen Unterricht haben die Lieben in den nicht-Schüler-Sprechphasen keine Lust auf Flüstern.
    "Schwätzen" kommt eigentlich eher dann auf, wenn man den Schülern über anderthalb Stunden wenig Gelegenheit zum Austausch gibt. Davon rate ich eh ab... auch im eigenen Interesse. Nebst der geringeren Merk- und Verarbeitungsquote beim Frontalen.

  • Hallo,


    ich will mal unterscheiden:


    - ein Schüler fragt mal eben seinen Nachbarn nach einem Stift... (kein Eingreifen!)


    - ein Schüler fragt mich und quatscht dann sofort mit seinem Nachbarn (dann kann ich ganz schön gräsig werden), d. h. er will gar keine Klärung seiner Frage


    - ein Schüler fragt seinen Nachbarn, damit er etwas erklärt bekommt (unterschiedliche Reaktion: entweder toleriere ich das - vor allem, wenn ich weiß, dass der Nachbar auch wirklich helfen kann -- ich greife ein, lasse die Frage laut stellen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, bzw. damit ich weiß, welches Problem, das vielleicht ja noch andere haben, noch zu klären ist)


    Meine Referendarin hat sogenannte Ampelkarten eingeführt (für das 5. Schuljahr): rote, grüne, gelbe laminierte Pappen. Diese werden an der Tafel befestigt (auf der Kreideablage) und signalisieren den Schülern, ob der Lärmpegel (auch bei Partnerarbeit) im Rahmen ist. Die Schüler können sich so schnell orientieren, es wird nicht "gemeckert" und die Lautstärke reguliert sich ohne dramatisches Eingreifen. Ich finde, dass ist eine gute Idee. (Die anwesende Fachleiterin möchte das auch aufgreifen!)


    Und leider reagiere ich auf das Geflüster bestimmter Schüler meist gereizter, weil sie zu oft auffallen mit irgendwelchen Sonderaktionen.


    Liebe Grüße, Boeing

  • Zitat

    Original von Boeing


    Und leider reagiere ich auf das Geflüster bestimmter Schüler meist gereizter, weil sie zu oft auffallen mit irgendwelchen Sonderaktionen.


    Und genau diese Schüler behaupten dann, dass man immer sie rauspicken würde, wo doch die anderen genaus quasseln. :qualm:

  • Vielen Dank für Eure zutiefst weiter ermutigenden Antworten!


    Das mit der "Nulltoleranz" geht mir nämlich genauso - schön, wenn es anscheinend auch anders geht.
    Nighthawks erstes posting könnte ich aber so unterschreiben.


    Ja, ist so 'ne Sache, wie laut man bei Partnerarbeit reden dürfen sollte - ab einem bestimmten Level wird die Atmosphäre unkonzentriert....

  • Ich hatte letztens eine Stunde, wo es wirklich - die Schüler machten irgendetwas in Einzelarbeit - totenstill war. Kein Mucks zu hören, außer dem Rascheln des Papiers - und dem unerträglichen Surren der Neonröhren. Nach 1 Minute bin ich fast verrückt geworden, so dass ich die Schüler angefleht habe, doch bitte ein wenig mit dem Nachbarn zu flüstern. Danach ging es...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Friesin
    bei Klassenarbeiten lege ich schon allergrößten Wert auf Nulltoleranz :D


    echt? ich wollte dieses jahr in der neunten mal eine diskussions-schulaufgabe schreiben...ehrlich...hab das mal neulich irgendwo gelesen, dass das geht...

  • Zitat

    Original von Hawkeye


    echt? ich wollte dieses jahr in der neunten mal eine diskussions-schulaufgabe schreiben...ehrlich...hab das mal neulich irgendwo gelesen, dass das geht...


    Ich durfte selber als Schülerin in der Oberstufe 2 oder 3 mal eine Gruppenklausur schreiben.

  • Was ist so schlimm an anderen Formen der Leistungsbewertung als den traditionell üblichen? Für den Bohei, der um Klausuren betrieben wird, ist ihr Aussagewert meines Erachtens eher gering.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    ich find da nichts schlimm dran. ich schreibe in sozialkunde schon diskussionsexen (=tests), d.h. sie diskutieren 5 minuten über ein thema und müssen sich dann still und getrennt schriftlich äußern - das würde ich gern bei einer schulaufgabe zur erörterung machen...projektschulaufgaben funktionieren auch ziemlich gut in allen jahrgangsstufen.


    aber da sind wir ja wieder ot...;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Liselotte


    Ich durfte selber als Schülerin in der Oberstufe 2 oder 3 mal eine Gruppenklausur schreiben.


    oh, und wie lief das ab? oder sollten wir einen neuen thread aufmachen mit dem thema: alternative formen der leistungserhebung?

  • Wir haben uns zu zweit oder dritt in einem Raum zusammengesetzt und über die Aufgabe diskutiert.
    Das mussten wir dann gemeinsam zu Papier bringen. Also haben wir zusammen eine Klausur abgegeben.
    Mir hat das gut gefallen. Wir konnten aber auch gut als Gruppe zusammen arbeiten.

Werbung