Lehrerbedarfsprognosen - wie geht ihr damit um?

  • Die neusten Prognosen zum Lehrerbedarf aus Baden-Württemberg und [URL=http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage4000051/PrognosezumLehrerbedarf,Feb10(Kurzbroschuere).pdf]Bayern[/URL] fallen für die verschiedenen Schularten und Fächer unterschiedlich 'erfreulich' aus.


    Schon vor meinem Studium habe ich damit begonnen, Lehrerbedarfsprognosen zur Kenntnis zu nehmen. Im Laufe der ersten Semester habe ich sie weiterverfolgt und mir überlegt, wie ich mit den für meine Schulart/Fächer zumeist schlechten Prognosen umgehe.
    Ich habe mich schließlich aus Interesse und von den Prognosen geleitet dazu entschieden, ein drittes Fach zu studieren.


    Wie geht ihr mit den Prognosen um? Welchen Stellenwert haben sie bei der Entscheidung für euer Studium eingenommen?

    • Offizieller Beitrag

    Für mich haben sie, ein wenig provokant formuliert, einen ähnlichen Stellenwert die Wettervorhersage für die nächsten 3 Wochen :D


    Ihre Halbwertzeit ist begrenzt, und je nach politischem Klima wird eigestellt oder auch nicht, unabhängig vom Bedarf.
    Man sollte die Fächer studieren, die einem liegen. Und sich nicht alle naselang verrückt machen lassen von neuen und neuesten Prognosen !


    Stellst du diese Frage für eine Examensarbeit /Statistik o.Ä.?

  • Es wäre ein gutes Thema für eine Examensarbeit. Ich stelle die Frage allerdings, weil mir aufgefallen ist, dass es Abiturienten/Studenten gibt, die sich sehr auf die Prognosen verlassen - andere hingegen sehen es wie du, Friesin, und bleiben völlig gelassen.

    • Offizieller Beitrag

    Selbst für Bayern, mit einer CSU-Garantie, soll man sich die nicht unbedingt übers bett hängen.


    1997 etwa habe ich mich mal seminarmäßig mit Klaus Klemm und dem Thema Bildungsplanung beschäftigt. Das, was ich dort gelesen habe, traf seitdem zu, u.a. die Entwicklung der Schülerzahlen, die die Politik hier in Bayern ja komplett überrascht hat ;), aber auch der Lehrermangel.
    Ich kann mich noch erinnern, dass die Darstellung der Erhebungen und Prognosen immer endeten mit so Sätzen wie "Dieser Entwicklung könnte man mit diesen oder jenen Maßnahmen (Einstellungen etc.) entgegen wirken, aber angesichts aktueller Bildungspolitik ist damit nicht zu rechnen."


    Mach dir keinen Kopf drum.


    :)


    H.


    PS: Habe grad noch mal nachgegoogelt, weils mich grad auch noch interessierte. Es scheint sich nichts geändert zu haben:


    http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/349/480826/text/
    oder
    http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/637/302633/text/


    PPS: Und vonwegen, was Abiturienten und Studenten umtreibt...verzeih mir, aber in diesem Stadium hat man doch auch noch an den Lehrplan geglaubt ;)....:D

  • Wer aktuell oder in den nächsten 10 Jahren in Bayern Lehramt für GS, RS, GY studiert oder das vorhat, tut m.E. gut daran, sich die Prognosen zu Herzen zu nehmen und wenn es irgendwie geht, nicht auch noch Deutsch/Geschichte zu studieren.


    Steht ja jedem frei, das zu studieren, was ihn interessiert; nur ist bei dieser Kombi (und einigen anderen) eine Einstellung tatsächlich nur für die Allerbesten zu erwarten. Wer zu denen immer schon dazugehört, braucht sich eh keine Sorgen machen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann dir nur von mir berichten, dass ich mich damals sehr stark - im Nachhinein sogar zu stark - an den Prognosen orientiert habe.


    Als ich in den 90ern in RP mit meinem Studium anfing, wollte ich eigentlich Französisch und Englisch auf Lehramt Gymnasium studieren. Französisch war mein absolutes Lieblingsfach und ich wollte das eigentlich unbedingt machen.
    Dann waren die Prognosen für die Fächern und dieses Lehramt mehr als schlecht: Einstellungschancen damit angeblich so gut wie nicht vorhanden.


    Die Chancen an der Realschule wurden als deutlich besser dargestellt. Aber auch dort wurde davor gewarnt, Franzöisisch zu studieren, da das in RP an der Realschule nur ein Wahlpflichtfach ist und man nur wenige Französischlehrer pro Schule braucht.


    Also studierte ich erst mal Englisch und Deutsch auf Lehramt Realschule - das waren schon Fächer, die mich interessierten und das Lehramt war für mich auch okay, aber mein Herz hing eigentlich viel eher an Frankreich und der französischen Sprache - und machte ab dem zweiten Semester dann noch Französisch als Drittfach dazu. Tja, drei Sprachen plus Latinum (das ich noch machen musste, weil ich in der Schule nur 3 Jahre Latein hatte), waren dann ein bisschen viel und so machte ich in Französisch in jedem Semester nur ein paar Scheine. In jedem Schulpraktium wurde mir gesagt, dass ich mit Französisch eh keine Chancen hätte, weil das Fach nicht gebraucht würde und es genug Lehrer dafür gäbe. Aber selbst wenn ich das Glück hätte, an eine Schule zu geraten, die Französischlehrer bräuchte, dann würde ich es eh fachfremd unterrichten müssen und bräuchte dafür kein vollständiges Studium.
    Mit Anfang 20 habe ich das einfach geglaubt und Französisch dann irgendwann nicht mehr weiter gemacht.


    So, inzwischen sieht die Situation ganz anders aus: Mit Französisch und Englisch hätte man in RP nun doch sowohl am Gymnasium als auch an der Realschule super Chancen. Hier in NRW, wo ich nun aus privaten Gründen gelandet bin, hätte ich mir damit auch die Schulen aussuchen können.


    Im Nachhinein war es in meiner Situation Quatsch, so hundertprozentig auf die Prognosen zu setzen.


    Man sollte sie schon zur Kenntnis nehmen und nicht total am Bedarf vorbeistudieren, aber sich nicht ausschließlich darauf verlassen.


    Ich glaube schon, dass es ein paar Dinge gibt, die man so grundsätzlich sagen kann (z.B. dass die Stellenchancen im Grundschulbereich alles andere als rosig sind und dass man im Sek-Bereich mit Naturwissenschaften eher gute Chancen hat), aber einige Details sind auch von so vielen Faktoren abhängig (jeweilige regierende Partei und Änderungen im Schulsystem, Änderung der Stundenzahlen der einzelnen Fächer, Zahl der Lehrer, die langfristig erkranken, in Elternzeit gehen oder aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Ruhestand gehen...), dass man solche Prognosen nicht zu eng sehen sollte.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Scooby
    Wer aktuell oder in den nächsten 10 Jahren in Bayern Lehramt für GS, RS, GY studiert oder das vorhat, tut m.E. gut daran, sich die Prognosen zu Herzen zu nehmen und wenn es irgendwie geht, nicht auch noch Deutsch/Geschichte zu studieren.


    Steht ja jedem frei, das zu studieren, was ihn interessiert; nur ist bei dieser Kombi (und einigen anderen) eine Einstellung tatsächlich nur für die Allerbesten zu erwarten. Wer zu denen immer schon dazugehört, braucht sich eh keine Sorgen machen ;)


    Ich stimme dir für die nächsten 5 Jahre zu, angesichts der riesigen Welle an Reffis, die im RS-Bereich da draußen die La Ola machen...aber darüber hinaus würde ich für nichts die Hand ins Feuer legen, dazu kenne ich die Alterstruktur der RS zu genau...:D....


    außer natürlich es wird die Rente mit 70 eingeführt.


    :)


    Bei der Frag nach dem Bedarf-Studieren denk ich mir immer, dass ich meinem Empfinden nach nie so viel Alternativen hatte. Wenn ich Deutsch und Geschichte und Politik studiert habe, dann aus gutem Grund - weil Sprachen und Naturwissenschaften absolut nicht mein Fall waren. :D


    Und das ist es bis heutegeblieben..
    ;)


    Gru? H.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    außer natürlich es wird die Rente mit 70 eingeführt..


    Wird passieren...


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels


    Wird passieren...


    Nele


    Davon gehe ich auch stark aus.


    Wir sind jetzt schon bei 67. In den nächsten für mich 31 Jahren wird es mit Sicherheit noch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit geben.


    Es dürfte auch einleuchten, dass wenn man überspitzt gerechnet 30 Jahre Leistung in Anspruch nimmt, um auf den Arbeitsmarkt zu kommen, und dann 30 Jahre arbeitet, um dann danach noch einmal weitere 30 Jahre Pension oder Rente zu beziehen, das irgendwie nicht bezahlbar ist. Es sei denn, die Generation(en) der mittleren 30er Gruppe zahlt für die Kinder UND für die Rentner gleichzeitig - nun gut, das tut sie ja jetzt schon im Grunde - und es haut nicht hin.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich finde die Prognosen sind für mich zumindest völlig irrelevant.


    Nehmen wir mal theoretisch an, es wären nur die Fächer gesucht: Latein, Religion, Deutsch, Chemie. Ich würde keines dieser Fächer studieren können, erstens wegen mangelnder Interesse, und wegen fehlender Eignung, deswegen nochmal mein höchsten Respekt an die Kollegen mit o.g. Fächern ;).


    Nach seinen Interessen studieren war schon immer das beste, und im zweifelsfall kann mit dem Staatsexamen sich auch anders orientieren, ist ja immerhin ein Fachstudium.


    Mfg.

    Der kürzeste Mathematikerwitz: Sei epsilon < 0

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