Ausstieg aus dem Lehrerberuf

  • Zitat

    Original von Hermine
    wenn man sich Vailas sonstige Beiträge anschaut, bekommt man schon den Eindruck, dass da jemand so gar keine Lust mehr an seinem Beruf hat.


    Naja, vielleicht gibt es doch noch nicht ganz so schlimm, denn ...


    Zitat

    Original von Vaila
    Meinen Beruf aufgeben? Das könnte dir so passen!


    Trotzdem sehe ich da einige Probleme bei deinem Frustrationsmanagement, Vaila. Daran solltest du wirklich arbeiten (Thema Herzinfarkt etc., siehe oben). Ich glaube nicht, dass es hilft, sich einfach nur massiv in Foren zu beschweren. Dadurch ändert sich schließlich gar nichts und der Grund für deine Frustration bleibt weiterhin bestehen. Die (zugegeben recht kleine und beschwerliche) Möglichkeit für uns Lehrer, etwas zu ändern durch Mitarbeit in Personalräten/Gewerkschaften lehnst du ja auch kategorisch ab.
    Also, was tust du, um deine Unzufriedenheit zu minimieren (außer Schimpfen, das bringt nur mehr Stress...)


    Obwohl ich die Gründe für deinen Frust nachvollziehen kann (die frustrieren mich nämlich auch...)finde ich, dass deine Beiträge oft unglaublich aggressiv wirken (was ich beängstigend finde).


    So, genug des personal offtopics...

  • Und gerade darum habe ich den Beitrag 'Aussitieg aus dem Lehrerberuf' eingestellt. Was kann man machen, wenn man einfach aussteigen will, weil man bemerkt, dass dieser Beruf keine Zukunft mehr bietet?
    Leider hatte ich nur wenige Möglichkeiten hier erfahren können. Aber auch von gewerkschaftlicher Seite kam da wenig, obwohl ich deswegen nie sagen könnte, dass die dortige Arbeit unwichtig ist.
    Leider ist dieser Beruf sehr eng gehalten und es gibt keine Alternativbeschäftigungen. Aus diesem Grunde kann ich nur jedem Studenten anraten: Macht eine weitere Berufausbildung, damit ihr niemals in diese Sackgasse kommt!!!

  • Unsere "hauseigene VBE-Tante" (HS, Köln) hat nichts weniger getan als ihre eigene Dienstzeitverlängerung durch den - von ihr mitbestimmten - Personalrat zu boxen. Ersatz durch jüngere und sicher kaum schlechtere KollegInnen gäbe es in Hülle und Fülle. Ansonsten ist das Maß des Un- und Halbwissens dieser unserer "hauseigenen VBE-Tante" schon erschreckend. Aus einer auf justiziable Fakten abzielende Perspektive ist der Info-Müll kaum brauchbar. War fünf Jahre als Lehrer beim DGB-eigenen Bildungswerk BFW,... möchte niemandem zu nahe treten, aber irgendwie scheint das eine Krankheit der Gewerkschaften zu sein. Für mich: abhaken und "Hilf dir selbst!"

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Bei den Gewerkschaften gibt es nunmal solche und solche.... und bei den Gewerkschaftlern sowieso.


    Das ist leider oft wie beim Kaninchenzüchterverein. Wenn dort gefragt wird, ob sich jemand dazu bereit erklärt, den Schriftführer oder Vorstand zu machen und einer die Hand hebt, wird er per Akklamation gewählt. Ob er's kann oder nicht.


    Deshalb - nicht motzen. Selbst die Hand heben - und besser machen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ne, da hilft auch der Titel eines "Forengottes" wenig (es soll ja auch Götter geben, denen die eigentlichen Verhältnisse - um es vorsichtig zu formulieren - nicht vollumfänglich präsent sind oder bei denen die göttliche Perspektive zu einer Form der Abgehobenheit führt,... nix für ungut). "Klüngel" ist landauf, landab ein eher euphemistisch gebrauchtes Wort. Hier in der Domstadt umschreibt es die betonharten Verhältnisse, an denen sich von der Hausmeisterbesetzung über abgekartete A13-Ausschreibungen bis hin zur Begünstigung im (Schulleiter-) Amt jeder Vernünftige die Zähne ausbeißt. "Besser machen" kann da nur heißen: Fragen, ob dieser Käse den eigenen intellektuellen Exitus wert ist, ob man, statt den Karren zu ziehen, wie man es im Grunde gewohnt ist, sich nicht als 49. Kollege fett hinten reinsetzt und sich ziehen lässt. Hier läuft nichts und niemand aufgrund der eigenen Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Hier wird geschachert, gekungelt, geklönt und gelogen, dass sich die Balken biegen und am Ende diejenigen, die am wenigsten drauf haben, ihre eigene Seligsprechung inklusive Beförderung veranlassen und alle zusammen den Chor der Gestressten anstimmen. Ein wirklich zweifelhaftes Szenario, bei dem man immer hofft, dass dies nicht nach außen dringt, weil es unter dem Strich nur eines ist: peinlich.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Also nix für ungut, aber irgendwie hab ich beim Lesen des Beitrags von stranger das Gefühl, dass hier etwas schlechtgeredet wird, weil man sich von solchen Überzeugungen so sehr runterziehen lassen kann. Man aalt sich in seinem Ekel, sozusagen...
    Was soll das denn Positives bringen?
    Fragt sich


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Leider komme wir immer noch nicht weiter. Wie gesagt, ich denke immer noch über Alternativen nach. Wer etwas weiß, sollte sich unbedingt melden. Ich glaube, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine dastehe.
    Die Mängel in diesem Beruf haben nichts mit den Gewerkschaften zutun, sondern sind intellektuell ausgedrückt systemimmanent.
    D.h. auch nicht in Bälde zu ändern.
    Wer in naher Zukunft eine Alternative sucht , dem ist nicht mit Kritik an der Gewerkschaftsarbeit geholfen, obwohl auch diese verbesserungsbedürftig ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tiffi,
    mit 49 ist der Ausstieg in der Tat schwieriger als z.B. nach einem versemmelten Examen. Echte Alternativen sind wirklich schwierig. Ich kann dir nur mal aufzählen, was jüngere Bekannte so gemacht haben: VHS-Kurse, Vollzeitarbeit in einem Verlag, Wechsel an eine alternative Schule, Wechsel an eine andere Schulart...

  • Leider nicht. Wenn es so wäre, wäre es in Ordnung. Beispiel gefällig? Morgen haben 500 SuS schulfrei, weil sich unser Kollegium auf ein Portfolio verständigen muss, welches Dinge beschreibt, die eine QA-Kommission gerne liest. Nur wenig von dem, was da zu Papier gebracht wird, stimmt. Dichtung und Wahrheit. Mit anderen Worten: Da kommen Menschen, die etwas prüfen, was reine Phantasie ist und von dem sie wissen, dass es reine Phantasie ist. Kurz: Wir wissen es, sie wissen es und die SuS werden auch weiterhin mit Arbeitsblättern von 1975 zugepflastert. Sichere 50 Kolleginnen und Kollegen x einen angenommenen Stundenlohn von 30 Euro (bin da sehr realistisch, weit unter dem Tarif eines Facharbeiters) x die Dauer der Konferenz macht 9000 Euro Steuergelder, die da morgen verbrannt werden. Und jetzt bitte alle: Wie soll man das schönschreiben, wenn schlechtreden nicht gerne gesehen wird?

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    2 Mal editiert, zuletzt von stranger ()

  • Den Ausstieg zu finden, wird in den nächsten Jahren dank Schuldenbremse, Transfers an Griechenland und Co. sowie Bankenrettungspaketen immer dringender, da die Entwicklung SO aussieht:

    Zitat

    Die Schülerzahlen sinken, statt heute 930000 werden es in fünf Jahren nur 800000 sein. Schon heute sei die Ausstattung mit Lehrern großzügig – im Vergleich zu 1970 gebe es 14 Prozent weniger Schüler, aber 40 Prozent mehr Lehrer. Dies sei kaum zu rechtfertigen.


    In den kommenden zehn Jahren sinke der Bedarf an Lehrern zwischen 8000 und 9000 Stellen, beim Abbau dieser Stellen seien weniger Ausgaben von 500 Millionen Euro jährlich möglich. Das Problem sei, dass sich die Schülerzahl regional sehr unterschiedlich schrumpft – im Kreis Lüneburg nur um 0,5 Prozent, im Kreis Osterode aber um immerhin 27,1 Prozent. Die bisherigen Ankündigungen der Regierung zum Abbau von Stellen sind nach Meinung von Höptner „bei weitem noch nicht ausreichend“.


    http://www.haz.de/content/view/full/527170


    So sieht das der niedersächsische Landesrechnungshof. Spardruck und Stellenabbau als Lösung.


    Wer JETZT schon nicht mit den Arbeitsbedingungen klar kommt, der wird noch sein blaues Wunder erleben. Es bleibt dann nur die Teilzeit, d.h. Einkommensverzicht bei einem de facto Full-Time-Job. Aber dann wird irgendwann der Stundenlohn einer Hilfstätigkeit in der "freien" Wirtschaft höher (und stressfreier!) sein.


    Man sollte wirklich den strategischen Exit vorbereiten...


    Gruß !

  • Stimmt, "so viele" Lehrer sind echt nicht zu rechtfertigen. Geradezu unglaublich und unfassbar ist die tolle Ausstattung mit Lehrerstunden. Wie können wir mit so einer Ungerechtigkeit eigentlich leben? So viel Lehrer für so wenig Schüler... :explodier: :explodier:


    Sorry, total off-topic. Leider kann ich zu Alternativen nicht viel beisteuern.

  • Das mit den wenigen Schülern kann ich nicht unterstützen. Wir haben noch Klassen mit bis zu 30 Schülern, das ist nicht wenig. Bedenkt man mal, dass rund 70% nicht erzogen sind! Also, das sind keine Bedingungen wie in Finnland!
    Außerdem gehen in den nächsten Jahren sehr viel Lehrer in Pension. Man kann sagen, dass fast zwei pro Schuljahr uns verlassen. Also "verjüngt" sich das Ganze sowieso!

  • "Im Vergleich zu 1970 gebe es 14 Prozent weniger Schüler, aber 40 Prozent mehr Lehrer. Dies sei kaum zu rechtfertigen."


    Ich bin zu dieser Zeit auf's Gymnasium gekommen - wir waren damals in der 5. Klasse 44 Schüler. Da sollten wir doch unbedingt wieder hin, oder? :D

  • Ich finde das erstaunlich! In Schottland haben wir eine gesetzliche Grenze von 25/28 (bin wohl nicht so sicher) und das erste Mal, als ich in D unterrichtet habe, hatte die 9. Klasse *35*. Fand ich unglaublich, daß sowas erlaubt wird X(

  • Tiffi
    Es gibt eine Reihe privater Bidlungsanbieter die Schulungen für die Indusrie anbieten. Das wäre eine solche Alternative.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Könntest Du mir einige nennen? Dann kann ich mich mal auf die Socken machen. Vielen Dank schon hier und jetzt

  • Hier im Raum FFM sind es z.B. Experteach und Provadis als eigenständige Bildungsanbieter. Es kommt aber im Prinzip jede große Firma in Betracht, die eigene Schulungen für Mitarbeiter und Kunden anbieten.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Im Rahmen der neuen "bildungspolitischen Zielstellung" - die allgemeine Volksverblödung voranzutreiben - scheinen sich doch hier in diesem Bereich einige sehr erschreckende Tendenzen abzuzeichnen, die wohl auf die allgemeinen Zustände im deutschen Bildungssystem verweisen. Die Lehrerschaft ist am Ende!!! Dennoch glaube ich kaum, dass sich an diesem Zustand etwas ändern wird, sondern jener wird sich wohl in den nächsten Jahrzehnten sukzessiv verschärfen. Somit bleibt nur die Frage, wer ist mir wichtiger, ICH oder meine Schüler???? Diese Frage solllte sich jeder selbst beantworten! Da sie für mich eindeutig ausgefallen ist, habe ich dementsprechende Maßnahmen ergriffen, um meine Arbeitsprozesse zu optimieren. Das Resultat seit einem Jahr: Mein Job ist geil, trotz vorwiegendem Hauptschuleinsatz ab Klasse 8!!!

  • Wie hast du Deine Arbeitsprozesse optimiert? Vielleicht sind das auch Alternativen für andere, die sich hier tummeln.
    Ich gebe Dir dahingehend Recht, dass sich die Schulkultur im freien Fall nach unten befindet.
    Es könnte sich nur etwas ändern, wenn die Wirtschaft massiv Sturm läuft und vielleicht Lehrlinge aus anderen europäischen Länbdern den hiesigen bevorzugt.
    Dazu meinte ein Kollege, dass schon jetzt vermehrt Jugendliche und junge Erwachsene aus Polen eingestellt werden.
    Auch ist es in der Wirtschaft schon durchgedrungen, dass das Dilemma nicht in der Schule zu suchen ist, sondern in den Elternhäusern.
    Aber die Elternschaft stellt nun mal eine größere Zahl an Wählern da als die wenigen Lehrer.
    Darum ist der gestärkte Elternwille gewollt.

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