Schüler nennt mich beim Vornamen ... (aus Angemessene Reaktion auf massive Provokation?)

  • Ich mag kein neues Thema aufmachen und hänge mich einfach in diesen Provokationsthread rein.


    Letztes Jahr hatte ich eine 10. Klasse in Deutsch, die jetzt in der 11. Klasse und damit in der (neuen; G8) Kursstufe ist.
    Ein Schüler hat mich jetzt wiederholt mit dem Vornamen angeredet - im Vorbeigehen, nicht laut, aber gerade so, dass es für mich gerade noch gut hörbar war.
    Bereits beim ersten Mal habe ich ihm klar gesagt, dass ich das nicht möchte und er es zu lassen hat.
    Offenbar hat er das nicht ernst genommen und ist der Meinung "der kann mir ja eh nix mehr".
    Auch bei diesem Mal hat er die Rüge nicht wirklich ernst genommen, das mentale Grinsen war ihm förmlich anzusehen.


    Es stört mich tatsächlich - ich bin vergleichsweise jung und auch im Unterricht vergleichsweise locker und/aber gerade deswegen will ich klarmachen, dass es gewisse Regeln und Grenzen gibt, die einzuhalten sind und deren Überschreiten ich nicht tolerieren werden.


    Wie könnte ich am besten reagieren?
    Ich überlege, ihn eine Erörterung schreiben zu lassen ("Warum ist es sinnvoll, Lehrer mit Sie anzureden?").
    Aber wie ich ihn einschätze, kommt da nichts, wenn ich zur Aufforderung nicht ein "sonst..." anhänge, also klarmachen, was ihn erwartet, wenn er nichts abgibt. Einen Schüler nachsitzen zu lassen, den ich selbst nicht mehr habe und in einem Jahr sowieso weg ist?
    Oder doch einfach nur Schwamm drüber und vergessen?

  • Ich empfehle Dir, ein Gespräch zu arrangieren, bei dem dem Schüler das Unangemessene seines Verhaltens klargemacht wird. Es wäre geschickt, wenn Du den Schulleiter und den Tutor des Schülers bei dem Gespräch dabei hättest. Nach Deiner Schilderung ist zu befürchten, dass ein Vieraugengespräch wohl nicht die gewünschte Wirkung zeigen wird - weil der Schüler annimmt, dass das Problem nur eines zwischen ihm und Dir wäre. Die Anwesenheit von Schulleiter und Tutor kann er nicht als Deine persönliche Schwäche fehldeuten, wenn die Lehrer ihm verdeutlichen, dass die Regeln der Höflichkeit und des Anstands von allen am Schulleben Beteiligten einzufordern sind.


    Wenn der Schüler sein Fehlverhalten nicht einsehen und eventuell auch nicht ändern will, sind Ordnungsmaßnahmen wie Verweis in Betracht zu ziehen.


    Man mag von Winterhoff denken, was man will, aber in seinem jüngsten Buch "Persönlichkeiten statt Tyrannen" steht viel Gutes und Bedenkenswertes. Es macht (wenigstens mir) verstärkten Mut, bei unseren Schülern auf die Einhaltung der Basics der guten Erziehung zu achten.


    Auch die neuerdings wieder geäußerten Klagen der Wirtschaft über die mangelnden Ausbildungsreife der Berufsanfänger hat mehr mit defizitären sozialen als intellektuellen Kompetenzen zu tun.

  • Guten Tag !
    Aus Zeitmangel konnte ich leider nicht alle Antworten lesen.


    Pubertät bedeutet "Baustelle im Gehirn" !
    Ich denke, die Schülerin wollte einfach nur cool und natürlich provozierend herüberkommen.


    Man muss das auch von der anderen Seite beleuchten : Die pubertierenden Schüler empfinden die Schule als "Freiheitsentzug", die sie ihrer Zeit beraubt, in der sie was "Wichtigeres" vorhaben. Lehrer dienen oft als Projektionsfläche, um in übertrieben cooler Weise Dampf abzulassen.


    Ich würde diesen (unschönen) Vorfall nicht persönlich nehmen ! Als "skandalös" finde ich andere Dinge.


    Natürlich muss konsequent eine Grenze gezogen werden. Aber ich würde als Lehrer hier nicht den Humor verlieren wollen und deshalb ebenso "cool" aber effektiv reagieren.


    Mit lächelnder Miene und "humorvoller" Art und Weise würde ich, vorher mit der Schulleitung abgestimmt, der Schülerin offerieren, dass es gut gewesen sei, dass man aufgrund dieses Schreibens einige "Verbesserungsmöglichkeiten" für ihre Sprachkompetenz entdeckt habe, die nun zunächst für ca. 4 Wochen
    am Nachmittag (Solange die Sekretärin noch da ist) zu "trainieren" sei.


    Einen ähnlichen Fall hatte ich vor ca. 8 Jahren in meiner Rolle als Klassenlehrer. Habe eine ähnliche Maßnahme ergriffen (Der Junge musste das "Notenpauken" und Musikgeschichte nachholen). Für mehrere Wochen ohne wenn und aber und ohne Rücksicht auf die mimosenhafte Befindlichkeit der Eltern !


    Die Eltern habe ich in dieser Zeit so madig gemacht (Wegen dem erhöhten Pädagogischen Aufwand), dass sie "freiwillig" quasie als Sühneleistung für die mangelnde Erziehung für das Schulorchester gespendet haben. Der Schüler lief danach bis Klasse 10 wie an der Schnur gezogen.


    PS : Auch ich finde "Winterhoff" gut. Gesunde Ansichten über das Thema Erziehung und ein wohltuender Kontrast zu vielem "Gutmensch-Psychologisierungsstuss", der in den letzten Jahrzehnten der Post-68er Jahre verbreitet wurde und leider auch in unsere Schulen eingezogen ist. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    5 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Hi Elternschreck,
    sieh mal auf das Datum, das Ursprungsthema ist schon bald ein Jahr alt...und hoffentlich inzwischen aus der Welt geschafft ;)


    Ich habe den Thread nur hochgeholt, um mein (ähnliches) Problem dranzuhängen (quasi Duzen eines Schülers) und keinen komplett neuen Thread aufzumachen.

  • Zitat

    Original von Elternschreck Die pubertierenden Schüler empfinden die Schule als "Freiheitsentzug", die sie ihrer Zeit beraubt, in der sie was "Wichtigeres" vorhaben.


    Das emfinden die Schüler nicht nur so. Das ist oftmals Realität ^^.

    • Offizieller Beitrag

    Anmerkung:


    Ummom hatte netterweise keinen neuen Thread erstellt, sondern sich an den hier angehängt:
    "Angemessene Reaktion auf massive Provokation".


    Da es aber in dem Thread zu leichten Verwechslungen zwischen dem Ursprungsfall des Threads und Ummoms Problem gab, habe ich die beiden Themen getrennt.
    Elternschrecks Beitrag bezieht sich wahrscheinlich teilweise auch auf das Ursprungsthema, nehme ich an.


    Danke.


    kl. gr. Frosch, Moderator

  • Sag ihm doch einfach: Ich wüsste nicht, dass wir schon im Sandkasten miteinander gespielt haben?

  • Ummon sprach :


    Zitat

    Ein Schüler hat mich jetzt wiederholt mit dem Vornamen angeredet - im Vorbeigehen, nicht laut,


    Na, mal wieder ein Indiz dafür, dass die Autorität der Deutschen Lehrer immer mehr schwindet und das Abendland (endlich) bald untergehen wird !


    Ich kann jedenfalls kein Problem erkennen, da der Schüler nicht "offiziell" duzt.
    Ich würde es auch nicht als bösartige Provokation auffassen.


    Wenn der betreffende Schüler merkt, dass seine "Löffeligkeiten" ignoriert werden, läuft sich das Ganze eh schnell tot.


    In den ersten Jahren hatte ich mich auch immer wieder gefragt, ob es mit einem Magel an Autorität zu tun hat, wenn der ein oder andere Schüler mit dem Vornamen (in freundlicher Weise natürlich) den Lehrer "im Vorbeigehen" oder "von hinten" scherzend/kichernd anredet. -Ist mir auch schon ein paar mal passiert.


    Ich glaube, die Schüler äußern damit in unsicherer Weise, dass sie einen mögen (So etwas wie Ersatzvater ?). Dieselben Schüler haben mich im Unterricht nie geduzt und sich in keiner Weise undiszipliniert verhalten. Habe natürlich auch keinen Anlass gegeben, mich duzen zu "müssen".


    Schüler müssen einen nicht mögen, aber wenn ab und zu solche "menschliche" Schwingungen übersendet werden, muss man nicht immer an Provokation und Distanzlosigkeit denken.


    Es hängt vom eigenen (souveränen) Verhalten ab, dass sich die Schüler nicht weiter auf Augenhöhe der Lehrer begeben. Mit einer Portion Humor und kecken (zielgerichtet und etwas schlitzohrig) Sprüchen kriegt man das gut hin.


    Überhaupt müsste in den Deutschen Schulen wieder etwas mehr Humor anstelle von moralingesäuerter Verkniffenheit einziehen. So eine Mischung von Strenge, Disziplin und Humor !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Lieber klardenkender Elternschreck,


    bitte erst genau lesen und dann posten. Ummon schrieb, dass er diesen Schüler nicht aus dem Unterricht kennt, wo soll dann das nicht-provokante Motiv des Duzens herrühren?
    Das jüngere Schüler einen duzen, oder ältere aus der Situation heraus, dass kennt jeder (denke ich). Wenn es gerade nicht in einem Streitgespräch ist, gibt es bei mir - je nach "Chemie" - einen netten Spruch und gut ist.
    Hier geht es um das Nennen mit Vornamen, das ist bewusstes Einsetzen. Hier geht es um einen Schüler, zu dem der TE keinen persönlichen Kontakt hat.
    Du erwartest Humor? Und lässt einen Schüler mehrere Wochen lang zum Nacharbeiten in der Schule? Komischen Humor hast du!

  • Hallo Leute!


    Genau das gleiche Problem hatte ich mal an meiner Ausbildungsschule. Da hatte ich die Schulleiterin eingeschaltet, und wir hatten ein Gespräch zu dritt. Das Ende vom Lied war, dass dieser mir unbekannte Schüler mich nicht mehr geduzt hat, aber dafür seine Freunde (so aus der Menge heraus). Außerdem hatte meine Schulleiterin mir später gesagt, dass es in ihren Augen an mir gelegen hätte (keine souveräne Ausstrahlung)...
    Ich wollte und konnte das dann aber nicht weiter ahnden, und das lief sich dann recht schnell tot.


    In meiner dann neuen Schule kam das dann plötzlich wieder. Ganz vereinzelt, aber doch merklich. Ich hatte es von Anfang an ignoriert. Ich tat immer so, als würde ich es gar nicht hören. Und wenn klar sein musste, dass ich es gehört hatte, z.B. weil es recht nah war oder weil ich reagiert hatte, tat ich so, als ob ich davon ausgehe, dass damit ein Schüler gemeint sein könnte, der meinen Namen trägt. Das war wohl das beste, denn schon recht bald kam das nur noch vereinzelt vor und seit über 1 1/2 Jahren überhaupt nicht mehr.


    Das ist mein bewährter Lösungsvorschlag.


    Hamilkar

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