Darf ein Schulleiter Noten ändern?

  • Hallo Bolzbold,


    danke für die Antwort. Jetzt stellt sich die Frage: Recht haben und Recht bekommen. Mein Vertrauen ins RP ist doch relativ gering, versteht man sich doch (Schulleitung und Abteilung 7) sehr gut in den höheren Gefilden. Weiterhin dürfte ich dann von der Schulleitung ziemlich abgestraft werden. Aber es ist kein Einzelfall. Allgemein werden Kollegen von der Notwendigkeit einer Änderung der Punktzahl überzeugt, damit Schüler ihr Abitur erhalten. AUs diesem Grunde übrigens auch mein Benutzername.


    Grüße


    Kohlhaas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Holhaas,


    hier gibt es viele komische Schülereinträge. Also nichts für ungut.


    Der Ironiesmilie ist ganz einfach ;).


    Das wirklich eigenmächtige Ändern von Noten dürfte wohl nirgends direkt erlaubt sein. Es gäbe wohl einige Ausnahmen, die jedenfalls bei uns eintreten und so oder ähnlich überall gleich sind, und zwar wenn zwei Korrektoren nicht einig sind oder wenn die Prüfungskommission insgesamt darüber abstimmt.


    Zum weiteren Nachlesen empfehle ich eher immer die Kommentare zum Schulgesetz, weil es dort idR. um die Anwendung von Schulrecht geht.


    Ich lese in regelmäßigen Abständen die Ergänzungsbände zu den schulrechtlichen Sammlungen aus dem Carl Link Verlag. Normalerweise müsste in jedem Lehrerzimmer ein aktualisiertes Schulrecht stehen und dann müsste man auch auf die "Ergänzungsbände Schulrecht" zugreifen können.


    Und ich stimme Bolzbold zu: Es ist die Rücknahme eines Verwaltungsaktes, der im Prinzip doch durch die Unterschrift des Kollegen unter die entsprechende Note oder Noten zustande kommt. Habe hier grad einen Ergänzungsband liegen - Wolfgang Bott: Grundkurs Schulrecht VI. Da geht es um Verwaltungsrecht und eben um Verfahren bei Anfechtung von Noten u.a.


    Auf Seite 40 findet sich der Fall 6: Eine lehrkraft wird angewiesen, einen Schüler ohne Rücksicht auf die Leistungen zu begünstigen, weil der Vater ein bekannter Politiker ist. Diese Anweisung wird als nichtig betrachtet.


    Ich würde doch mindestens den Personalrat einschalten, eher sogar den Hauptpersonalrat.


    Weiterhin würde ich solche Gespräche nicht mehr allein mit dem Schulleiter führen.


    Vielleicht sogar die Entscheidungen des Chefs schriftlich niederlegen lassen? Muss das nicht irgendwo schriftlich festgehalten werden? Es gibt doch Prüfungsprotokolle, Konferenzprotokolle?


    Und ich würde nicht dem Vorurteil verfallen, dass "die da oben" alle unter einer Decke stecken. Vielleicht wartet man da "ganz oben" ja auch auf bestimmte Umstände, dass man dem Schulleiter etwas "nachweisen" kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hawkeye


    Danke für die Bestätigung aus dem Ländle.


    Kohlhaas hat jedoch seine Aussagen präzisiert. Anscheinend übt der Schulleiter "nur" entsprechenden Druck aus, um den entsprechenden Kollegen dazu zu bewegen, selbst die "passende" Note zu geben.


    Auch dazu hat der Schulleiter natürlich kein Recht. Es stellt sich nur die Frage, wie viele Kollegen, die "noch etwas werden wollen", sich diesem Druck deutlich und offen widersetzen.


    Wenn die Dinge so laufen wie jetzt von Kohlhaas beschrieben, wäre das zudem schwer zu beweisen, es sei denn, vier oder fünf Kollegen würden einhellig von den konkreten Methoden berichten und ggf. weitere Zeugen benennen können.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Ländle? Nix da, Franggn...
    :)


    Naja, aber dem Druck kann man ja auch ausweichen. Oder nicht? Ich weiß, dass viele Lehrerkollegen an ihren Schulen hängen, bzw. wie schwer bei euch eine Versetzung ist, aber hier könnte ich mir keine Zukunft vorstellen. Ich kann mir bei einem Unterschied von einem Punkt vielleicht noch etwas zugunsten des Schülers vorstellen, wenn es um eine Prüfung geht. Aber als Gesamtnote einen Unterschied von drei Punkte einfach so einzuebnen...hm.


    Bzw. eben nicht allein in solche Gespräche gehen. Ich denke, es dürfte doch auch gutes Recht sein, wenn man da Personen seines Vertrauens hinzuzieht.


    Und schließlich: Was ist zu erwarten, wenn man sich weigert?


    Welche Form der Abstrafung kann man sich vorstellen?


    Erhöhtes Überprüfen von schriftlichen Leistungsfeststellungen? Dokumentation der mündlichen Noten?

  • @ Hawkeye: Passt schon. Sehe es immer als Kompliment, wenn man mich nicht für einen typischen Lehrer hält.


    @ Hawkeye und Bolzbold


    Leider hat sich heute ergeben, dass die Situation nicht ganz wie beschrieben ist. Der betroffene Lehrer hat di Note auf Nachdruck des Schulleiters selbst geändert. Damit ist der SL aus dem Schneider. Der Ablauf war wie folgt: SL bittet Fachleher zu sich. FL bekommt mitgeteilt, Schüler X benötigt 5 NP. SL meint, es sei entweder die Entscheidung des FLs die Note zu ändern, oder er (SL) entscheide. FL blieb bei 2NP. SL meinte, er nehme es in seine Hände und entscheide.


    Fakt ist, die Note wurde geändert. Warum der FL doch eingeknickt ist, keine AHnung. Er meinte, er habe die Weisung bekommen dies zu ändern. (Außerdem erst seit kurzer Zeit an der Schule). Leider kann man dem SL jetzt nicht ans Bein treten. Wie der FL überredet wurde, ist nicht rauszufinden. Vier-Augen-Gespräch und Türe zu.


    Tut mir also leid, wenn ich zuvor uninformiert irgendwelche Zusammenhänge falsch wiedergegeben habe.


    Das Problem ist aber, es ist die Regel an dieser Schule. Lehrer bekommen gesagt, wieviele Punkte von den Wackelkandidaten in den mündl. Prüfungen erzielt werden müssen. Dies vor dem ganzen Kollegium mit der verlangten Zusicherung, ob dies zu erreichen ist.


    Kürzlich war ein Kollege beim Schulleiter (Türe natürlich zu), da sich eine Schülerin beschwert hatte. SIe hatte 4NP im Zeugnis, der Lehrer musste sich rechtfertigen wie die Note zustande kam und wie er generell seine Noten mache. UNter Hinweis, dass die Schule keinen Rechtsstreit mit irgendwelchen Anwälten möchte erging der Ratschlag des SL, 5 NP zu machen.


    Die Liste wäre lange und ich dem Schglaganfall nahe. Die Praxis an der Schule ist: Möglichst hohe Note geben und den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Das erklärt, weshalb es Kurse mit einem Schnitt von 12,9 NP gibt(!).


    Wie gesagt: Tut mir leid für die anfänglihe Fehlinfo. Gesamtsituation ist dennoch besch... .


    Sollten Fehler im Text sein: Sorry, bin gerade ein wenig erzürnt. (Hier mein erstes Gesichtdingens) :cursing:

  • Kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Ich hätte ja gedacht, dass es bei euch in BW noch korrekter zugeht.
    Ich überlege, die Schule zu wechseln, aber wenn das überall so ist...

  • Hei Herb,


    ich hatte das gleiche von anderen Bundesländern gedacht. Auch ich wollte irgendwann mal einen Versetzungsantrag stellen, aber wohin? Langsam glaube ich wirklich, normale Schulen sterben aus. Der besagte Schüler hat seltsamerweise auch in anderen Fächern sehr oft gerade noch 5 NP erzielt. Honi soit qui mal y pense!


    Ich freue mich schon auf die Notenkonferenzen im Juli. Dann wirds wieder lustig. Getreu nach dem Motto: :nixmitkrieg:


    Grüße


    Kohlhaas

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, ein solches Verhalten ist unabhängig von dem Bundesland, der Schulform oder dem System.


    Ich habe so etwas hier aus der Region nicht gehört...weder von Kollegen und Eltern oder Schülern.


    Was da alles dahinter stecken kann? Keine Ahnung. Am ehesten, dass man "gute Zahlen" nach oben melden kann. Das wars aber auch schon an dem, was man nachvollziehen könnte.

  • Das Thema ist wahrscheinlich schon durch, aber: Gestern wurde ein Kollege in die Mangel genommen, da seine Noten immer schlecht seien. Anwesend waren Sl und stvSL .


    Auch gibt es mittlerweile vor der eigentlichenNotenkonferenz schon Notenkonferenzen, bei denen schon mal geguckt wird, wie und wo man Noten des mangelhaften Bereichs in ausreichende oder bessere NOten umwandeln kann.


    "Etwas ist faul im Staate Dänemark"!

  • Zitat Kohlhaas :

    Zitat

    Auch gibt es mittlerweile vor der eigentlichenNotenkonferenz schon
    Notenkonferenzen, bei denen schon mal geguckt wird, wie und wo man Noten
    des mangelhaften Bereichs in ausreichende oder bessere NOten umwandeln
    kann.

    Unglaubliche Zustände ! Kann es sein, dass man das Ganze jetzt im Zusammenhang mit der rotgrünchaotischen Schulpolitik in BW sehen muss? Die verfolgen ja eine Gleichmacherei und Leistungsherunternivellierung in den Schulen. Letzeres würde ja zur ominösen Vorkonferenz passen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Unglaubliche Zustände ! Kann es sein, dass man das Ganze jetzt im Zusammenhang mit der rotgrünchaotischen Schulpolitik in BW sehen muss? Die verfolgen ja eine Gleichmacherei und Leistungsherunternivellierung in den Schulen. Letzeres würde ja zur ominösen Vorkonferenz passen. 8)

    So isses. Nach Mitteilungen aus CDU-Kreisen hat Kretschmann eine unheilige Allianz mit dem schwäbischen Schokoladenhersteller "Ritter-Spürt" abgeschlossen. Deshalb werden nun alle Schüler quadriotisch - unter Nivelleau - gemacht und in grün-rote Schuluniformen zwangsverkleidet.


    Ernsthaft: Vielleicht liegt es auch daran, dass man auf Grund der Versetzungsordnungen - und dem Wissen um die hinterfragbare Sinnhaftigkeit von Nichtversetzungen - nochmals über die Notengebung und SchülerbeWERTung nachdenkt. Manchmal entdeckt man dabei Faktoren der Leistung, die über die Kommastellen von schriftlichen Tests hinausreicht.


    Ich gebe offen zu - ich bin auch so einer dem der Kamm schwillt, wenn ein Kollege bei der Notenabgabe meint er müsse mir das Ergebnis auf 2 Nachkommastellen genau übermitteln. Diese Scheinobjektivität mach mich wütend.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ernsthaft: Vielleicht liegt es auch daran, dass man auf Grund der Versetzungsordnungen - und dem Wissen um die hinterfragbare Sinnhaftigkeit von Nichtversetzungen - nochmals über die Notengebung und SchülerbeWERTung nachdenkt. Manchmal entdeckt man dabei Faktoren der Leistung, die über die Kommastellen von schriftlichen Tests hinausreicht.


    Danke für diese sehr kluge Anmerkung! Ich bin auch der Meinung, dass man bei der Leistungsbewertung mehr denken als rechnen sollte. Und oft sollte man dabei das Gesamtbild der Fächer mitbetrachten - Kommunikation mit den anderen Fachkollegen der Klasse hilft dabei.


    Nele

  • Danke für diese sehr kluge Anmerkung! Ich bin auch der Meinung, dass man bei der Leistungsbewertung mehr denken als rechnen sollte. Und oft sollte man dabei das Gesamtbild der Fächer mitbetrachten - Kommunikation mit den anderen Fachkollegen der Klasse hilft dabei.

    Die Mitbetrachtung der anderen Fächer hat mir in meiner Schulzeit viele geschenkte Noten eingebracht. Weil ich als Mathe, Physik und Chemie Crack galt konnte meine Erdkunde Note, obwohl ich viel zu faul war, gar nicht schlecht werden. Hat man einmal den Ruf "etwas drauf zu haben" fühlen sich anscheinend viele Lehrer gezwungen dem als sehr gut bekannten Schüler auch eine passable Note zu geben, obwohl die Leistung objektiv nicht gegeben war.
    Für dieselbe Leistung bekommt ein Schüler, der in anderen Fächern viele knappe 4en oder auch mal eine 5 hat, oftmals deutlich schlechtere Noten, als ein Schüler, der sonst nur 1en und 2en vorzuweisen hat.
    Auch gut zu beobachten bei dem Phänomen "schüchternes, aber in vielen Fächern sehr gutes Strebermädchen meldet sich nie -> mündlich 2" bzw. "chaotischer, rebellischer Schüler meldet sich im Fach nie -> mündlich 5".


    Auch sehr gut zu beobachten, wenn Jungs (vor allem aber Mädchen) mit einem 1,x Abitur auf einmal in Fächern wie Sport sehr gute Noten haben, obwohl es offensichtliche Sportlegastheniker sind.
    Auch zu beobachten, wenn ein Lehrer Schüler in seinen zwei Fächern hat und ein Schüler in einem überragend ist. Oftmals wird er im 2. Fach überbewertet, weil der Eindruck seines Paradefachs trügt.


    Ich möchte mich dafür aussprechen, dass für die Note in einem Fach die Noten in anderen Fächern egal sein sollten und nicht, wie Neleabels vorschlägt, mal geschaut werden soll wie er denn sonst so steht.

  • Dieses Gemauschel habe ich nicht gemeint. Ich denke jedoch, dass man - im Hinblick der Konsequenzen einer Notenentscheidung für die Vita eines Schülers - die eigene Notengebung des Faches nicht an Nachkommastellen und der daraus resultierenden Scheinobjektivität festlegen darf und diese Notengebung kritisch hinterfragen muss, sobald es darum geht, ob ein Schüler deswegen ein Lebensjahr mehr an der Schule verbringen darf (was ich in meiner eigenen Vita wegen Faulheit in Bio und Französisch durchaus als "Sabbatjahr" genossen habe) :D . BTW: Es hat mir nicht geschadet. Aber wirklich vorangebracht hat es mich auch nicht. Französisch hat mich seitdem nur noch im Urlaub tangiert - und ich konnte mir ohne Probleme ein Baguette und die sonstigen lebensnotwendigen Zutaten zur genussreichen Urlaubsgestaltung bei unseren Nachbarn organisieren. Biologie unterrichte ich auf adäquatem Niveau der Werkrealschule.:rolleyes:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Abgesehen davon schließen sich meiner Meinung nach Denken und Mauscheln gegenseitig aus. Es geht um eine sinnvolle Bewertung der Schülerleistung - nicht um stupide Taschenrechnertipperei. Den Kollegen, der mir schlüssig erklären kann, inwieweit eine Schülerleistung ein Hundertstel besser als die andere sein kann, habe ich noch nicht gefunden - auch, wenn mancher Lehrer kein Problem hat, Noten auf die zweite Nachkommastelle hin auszurechnen.


    Nele


    P.S. Obwohl ich natürlich bedauere, dass es anscheinend Französischkollegen in BW nicht vor vielen Jahren gelungen ist, denn Wert der französischen Sprache und Lebensart als kulturelle Bereicherung an einen gewissen Schüler zu vermitteln. Naja, das waren wahrscheinlich Grammatikklopper.

  • "mehr denken als rechnen sollte"
    Meines Wissens ist die rein rechnerische Notengebung in NRW eh nciht gestattet.


    So z.B. in der APO-GOSt NRW, §13:

    Zitat

    Eine rein rechnerische Bildung der Kursabschlussnote ist unzulässig, vielmehr ist die Gesamtentwicklung der Schülerin oder des Schülers im Kurshalbjahr zu berücksichtigen.


    So ein bisschen Überschlagsrechnen im Kopf macht ja jeder, aber entscheidend ist das Nachdenken über die Gesamtleistung.


    Nele

  • Auch wenn es leider Kollegen gibt, die das anders sehen. Aber:


    Wir beWERTen Menschen und keine Hefte.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hier muss ich Hawkeye einmal zustimmen.


    In Nds gibt's in der Mittelstufe das "Arbeits- und Sozialverhalten" (aka "Kopfnoten"): Auch der Schüler / die Schülerin mit mangelhaftem Sozialverhalten hat das Recht auf eine "1" in einem Fach.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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