Erfahrungen mit Umstellung von einem dreigliedrigen auf ein zweigliedriges Schulsystem

    • Offizieller Beitrag

    Wie wir ja alle spannend verfolgt haben, gibt die CDU eine heilige Kuh auf und spricht nun von einem zweigliedrigen Schulsystem als dem Heilsbringer. In "meinem" Bundesland hält man weiter an Hauptschule, Realschule und Gym fest.


    Nun weiß ich aus den Zwischenzeilen hier im Forum, dass einige Leute hier unterwegs sein müssen, die so eine Umstellung live miterlebt haben müssten. Diese wollte ich fragen, ob sie ihre Erfahrungen mitteilen könnten. Es täte mich einfach interessieren, da ich es mir hier nicht so recht vorstellen kann - schon angefangen von den Gebäuden her oder den Kollegien (Wie z.B. legt man Schulen zusammen?)


    Danke


    H.

  • Es täte mich einfach interessieren, da ich es mir hier nicht so recht vorstellen kann - schon angefangen von den Gebäuden her oder den Kollegien (Wie z.B. legt man Schulen zusammen?)

    Kein Problem. Man schraubt andere Schilder an und spart einmal Schulleitung und Schulsekretärin bei der neuen Außenstelle.
    :pfeif:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Kein Problem. Man schraubt andere Schilder an und spart einmal Schulleitung und Schulsekretärin bei der neuen Außenstelle.
    :pfeif:


    Auch wenn ich dem kritisch gegenüber stehe, so einfach ist es dann doch nicht. Wir haben deutlich mehr Schulleitungsmitglieder als beide Schulen vorher zusammen hatten!

    • Offizieller Beitrag

    Das heißt aber, dass dann quasi eine Schule mehrere Gebäude umfasst?


    Werden dann die Klassen durchmischt?


    Oder doch weiter nach Leistung getrennt?


    Läuft der Unterricht einfach weiter?

    • Offizieller Beitrag

    Da gibt es wohl verschiedene Modelle, mit denen ich mich bei der Realschule plus noch nicht beschäftigt hab.


    Der Teil, der mir auffällt: die Schullaufbahnempfehlung ist bei uns zwar nicht bindend, der Run auf die Gymnasialempfehlung hat aber dennoch zugenommen und die anmeldezahlen an den Gymnasien steigen, weil die Eltern der Realschulempfehlungsinder Angst haben, dass ihr Kind jetzt in der Realschule plusd weniger lernen könnte, sozial ein schlechteres Umfld erfährt, weil es ja jetzt mit Hauptschülern zusammen unterrichtet wird, etc.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kriege es bisher v.a. bei Freunden aus Rheinland-Pfalz mit. Nach allem, was ich bisher höre, ist es eine ziemliche Katastrophe, was dort abläuft. Wie genau das organisatorisch gemacht wird, weiß ich nicht.
    Aber die Erfahrungswerte sind eher so, dass es mehr oder weniger auf die Zweiteilung Gymnasium und Restschule (mit Schülern der ehemaligen Schulformen Realschule, Hauptschule, Sonderschule) hinausläuft, alle, die irgendwie können, ans Gymnasium abwandern, um dann nach 2 Jahren wieder an der "Restschule" (ähm, natürlich "Realschule plus") zu landen. Alles, was ich bisher gehört habe, klingt mehr als katastrophal.


    Ich glaube, bisher ist es dort oft so, dass die Realschulen nun für alle offen sind, aber im gleichen Gebäude wie vorher bleiben und auch das Kollegium gleich bleibt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss auch demnächst mal schreiben, aber ehrlich, ich mag nicht drüber reden... Der Start bei uns an der Schule war extrem holprig und begonnen hat es mit einem wirklich albtraumhaften Jahrgang voller Psychopathen (ich weiß, darf man nicht schreiben, war aber so, die normalen Kinder sind total untergegangen da). Der Jahrgang ist immer noch schwierig und kostet fast alle Energien. Der danach war besser (einmal, weil wir uns eingearbeitet haben und sicherlich viele Anfangsfehler vermieden haben, aber auch einfach, weil es normale Kinder (vom Förderschüler bis zum Gymnasiasten, aber halt keine Psychopathen) waren).

  • Ich muss auch demnächst mal schreiben, aber ehrlich, ich mag nicht drüber reden...

    Da geht es mir ähnlich. Ich bin nach 2 Jahren Gemeinschaftsschule momentan einfach ausgelaugt und kaputt, schlimmer als alle Jahre, die ich zuvor als Realschullehrerin gearbeitet habe, zusammen. Ich kann akzeptieren, dass es für die Schüler die beste Lösung ist und würde mich eigentlich sogar darüber freuen, wenn wir es irgendwann schaffen würden, nur noch eine Schule für alle Schüler zu benötigen. Aber so wie es bei uns läuft, mit dem ständigen Streichen aller Ressourcen (S-H), bin ich einfach traurig, entsetzt... und weiß einfach nicht, wie es weiter gehen soll. Wir Lehrer sind zum größten Teil am Ende unserer Kräfte angelangt. Dies liegt aber nicht an der Zusammenlegung zweier Schulgebäude, denn wir haben in dieser Hinsicht wirklich optimale technische und räumliche Bedingungen (vgl. den Thread zum ipad). Für meine Begriffe wird zu sehr an den Lehrern gespart, Doppelbesetzungen schon nach einem Jahr gestrichen, Klassengrößen wieder auf den "normalen" Standard gesetzt... und so kann man mit den Schülern (und auch wenn jottos Ausdruck da nicht politisch korrekt ist, er trifft zu) nicht arbeiten.

  • Da fällt mir nur folgendes dazu ein:


    Ich mach' mir die Welt
    Widdewidde wie sie mir gefällt ....



    Wir haben heute auch schon heiß über dieses Thema diskutiert.


    Was wird denn mit Hauptschullehrern, weiß da jemand von euch Bescheid?


    Hängt natürlich auch damit zusammen, wie die Klassen zusammengestellt werden. Doch wieder nach Leistungsniveau? Wäre dann letztlich die (Haupt-) Schule in der Schule. Denn wenn ich wild alle zusammenwürfle, was ja eigentlich im Sinne der Idee dieser Oberschule wäre, dann brauche ich keine extra Haupt-, Real- und Sonderschullehrer mehr. Ergo auch keine entsprechenden Studiengänge mehr.
    Sollte dies nicht so sein, braucht man wiederum die Zusammenlegung nicht ....

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    Am Rande meines Verstandes kichert der Wahnsinn :tanz:

    • Offizieller Beitrag

    Nur kurz zu der Frage nach den HS-Lehrern: Bei uns werden an den Gemeinschaftsschulen momentan nur Gymleute und HS-Leute eingestellt, Gym, weil die halt neu gebraucht werden und HS, weil sie billiger sind, eine Stunde mehr arbeiten und faktisch jeden RS-Menschen ersetzen. Unsere fertigen RS-Reffis werden vor die Wahl gestellt: entweder jahrelang blöde Vertretungsverträge (wenn überhaupt) oder eine Verbeamtung, aber als HS-Lehrer (also lebenslang A12 als A13). Versetzungen (zumindest in den beiden Kreisen, in die ich Einblick habe) klappen auch nur für HS und Gym, RS kommen schwer irgendwo unter.

  • Musste grad an meinen Chef denken, der heute Morgen zu mir sagte "Ich hab also die Wahl zwischen scheiße und beschissen"

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    Am Rande meines Verstandes kichert der Wahnsinn :tanz:

    • Offizieller Beitrag

    Pest oder Cholera hieß es bei uns. In den Ferien schreib ich mal mehr, dann auch mit Abstand und mehr was über´s Organisatorische. Bei uns sind´s nämlich 4 Schulgebäude und zwei Sporthallen.

  • Ja mach das, bin ich sehr gespannt drauf!

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    Am Rande meines Verstandes kichert der Wahnsinn :tanz:

    • Offizieller Beitrag

    Ich wäre auch dankbar.


    Bei uns steht dies, trotz der Verlautbarungen des Herrn Spaenle, auch im Raum und das schon seit einiger Zeit. Dass die gelbe Partei derzeit Schwierigkeiten hat, gibt ein wenig Aufschub, aber ich will nicht wirklich die CSU wählen :D....


    Über kurz oder lang dürfte das auch hier in Bayern eingeführt werden - es wird derzeit nur noch anders am Problem herumgepfuscht.

    • Offizieller Beitrag

    Naja, in RLP führt das dazu, dass Schulen in einem Gebäude zusammen gelegt werdne, die vorher eben auf gleichem Gelände zwei Schulen waren, lange sanierte Gebäude leer stehen, an einer Schule beide Lehrerarten vorkommen, Einstellungen und Vertretungen sind bei uns ja eh gerade ganz gestrichen. Schulleiter reden von einer Mangelverwaltung, weil sie über den strukturellen Unterrichtsausfall nicht wissen, wie sie den restlichen Unterrichtsaufall deckeln sollen.


    Und ja, es gibt eben das Konzept von Kursen wie an der Gesamtschule und das Konzept, dass alle zusammen in einer Klasse sitzen. Genaueres kann ich nicht sagen, weil ich zum Schonen meiner Nervne die Konzepte mir nie genauer angesehen hab.


    Ich seh nur den Run auf unsere Schule, der vorher schon groß war, der dieses Jahr noch größer war und das Problem, dass wir aus Platzmangel nur 3 Klassen pro Jahrgang bilden können und dadurch viele mehr eine Absage bekamen asl in den letzten Jahren. Und jetzt kommt ja das tolle an RLP: Wer sein Kind am Gym anmeldet, hat ein Recht auf einen Platz am Gym, nur nicht unbedingt an dem, an dem es angemeldet wurde. Wo die Kinder alle untergekommen sind ist halt die Frage...

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