Kann der Lehrerberuf "nur ein Job" sein?

  • Das frage ich mich momentan.


    Mein absolutes Grundproblem:
    Bei mir ist es so, dass die Schule den Rahmen für mein Leben vorgibt, alles andere wird dazwischen gequetscht. Ich mache dass so, weil ich Bedenken habe, dass ich nicht mehr gut arbeite oder nachlässig werde, wenn ich mit der Einstellung "letztlich ist es nur ein Job" daran gehen. Dabei meine ich mit "nur ein Job" aber gar nicht schlampig arbeiten, sondern sich nicht so extrem aufreiben, aufregen, in blöde Elterngespräche hineindenken, verheizen lassen, von seltsamen KuK provozieren lassen, bei überengagierten KuK miteifern...


    Wie kann ich mich abgrenzen und mein Leben entsprechend umstrukturieren? It die 41h Woche möglich?

  • Hallo!
    Ich kann deine Fragen nur mit JA beantworten! Für mich ist mein JOB etwas das ich meist gern mache, das ich versuche gut zu machen, ABER ich reibe mich sehr sehr selten auf, lasse mich nicht verheizen und sehe das Lehrer sein als meinen BERUF und definitiv nicht als BERUFUNG. Natürlich lässt es sich nicht vermeiden, dass die Arbeit einen größeren Teil meiner Zeit einnimmt (dafür werd ich ja schließlich bezahlt...), aber der zeitliche Umfang hat für mich definitiv Grenzen und meine Woche hat im Schnitt mit Sicherheit WENIGER als 41 Arbeitsstunden. Trotzdem denke ich, dass mein Unterricht vollkommen in Ordnung ist, ich auf dem neuesten Stand bin und offen, neue Ideen auszuprobieren etc.
    Ich erlebe häufig Kollegen, die chronisch überarbeit sind, sich nicht abgrenzen können usw. Eine gute Freundin von mir ist auch so eine Kandidatin und möchte immer gerne von mir wissen, was ich anders mache. Leider kann ich ihr da immer sehr schlecht helfen, denn sie ist einfach ein ganz anderer Typ. Es bringt ihr einfach nichts, wenn man ihr sagt: Entspann dich, achte auf dich, die meisten Dinge sind es doch nicht wert sich sooo zu stressen, du musst nicht perfekt sein usw. Aber genau DAS sind die Dinge, die ich mir sage, wenn ich mich mal gestresst fühle und mir hilfts...
    Ich denke, der Lehrerberuf zeichnet sich dadurch aus, dass man im Prinzip immer etwas tun KÖNNTE. Auch wenn du 24h arbeitest findest du noch was. Warum also nicht die zeitliche Grenze so ziehen, dass noch genug Zeit fürs Privatleben und die Gesundheit bleibt?
    Wünsche dir viel Kraft und Energie der Lösung deines Grundproblems näher zu kommen!

  • Danke Mare!
    Ich denke mein Problem ist weiterhin, dass ich eben schwer abschätzen kann, wann sich das Stressen lohnt oder angebracht ist, und wann nicht.

  • Wenn man Studien liest so wird deutlich, dass es massiv zur Überarbeitung und Burnout Gefahr kommt, wenn


    1) man perfektionistisch ist
    2) harmoniebedürftig ist (aka "es allen recht machen wollen")
    3) man seinen Selbstwert über beruflichen Erfolg und äußere Wertschätzung definiert


    Es gibt sicher noch mehr Faktoren, aber das fiel mir beim Lesen auf. Wesentlich gesünder lebt man als S-Typ (Definition nach Schaarschmidt), wie ich einer bin.
    Hier ein Artikel dazu: http://lernenheute.wordpress.c…-wirklich-gesund-zu-sein/


    Du musst Dir bewusst werden, dass Dein Wert als Mensch nicht davon abhängt, wie perfekt Du Deinen Beruf erfüllst. Es ist ein Job wie jeder andere. Auch die hochangesehenen Lebensretter (Ärzte) in meiner Familie machen mittwochs nachtmittags die Praxis dicht und machen einen Ausflug. So wichtig ist es gar nicht, was Du als Lehrer machst. Aus den Schülern werden auch erfolgreiche oder erfolglose Menschen, wenn Du nur 80% gibst.


    Warum muss Dein Unterricht immer perfekt vorbereitet sein, was versprichst Du Dir davon? Musst Du immer fair zu allen sein, wenn es bedeutet, dass Du Dir stundenlang den Kopf zerbrechen musst dafür? Musst Du für Eltern immer ansprechbar sein?
    Du musst Dir klar werden, warum Du so viel Zeit in den Job investierst und ob die Gründe dafür wirklich ausreichen. Brauchst Du die Anerkennung von Kollegen / Eltern? -> Lerne, dass man auch ohne der / die Beste in den Augen anderer zu sein leben kann. Hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du Dir ganz viel Zeit für Dich nimmst? -> Lerne, dass Dir Zeit zusteht! Du bist es wert und hast es verdient auch mal etwas für Dich zu tun.
    Das sind nur Beispiele, aber was auch immer die Gründe sind, die beim Reflektieren Deines Überengagements zu Tage treten, werde Dir ihrer bewusst und arbeite dran (wenn Du findest, dass man da die Einstellung ändern sollte!).


    Immerhin ist es Lebenszeit, die Du nie wieder bekommst. Stell Dir vor Du bist pensioniert worden, schaust auf die Jahre zurück und hast eigentlich nur gerackert und die ganze Lebenszeit verging deshalb wie im Flug. Je mehr Du in der Arbeitsmaschinerie feststeckst, desto kürzer erscheint Dir Deine Lebenszeit. Jeder weiß, wie schnell die Zeit rast, wenn man nur am schuften ist und wie schnell die Zeit besonders in der Schule läuft. Das Leben in einem stressfreien Beruf erscheint einem viel länger, während das Leben in einem stressreichen Job dahinfliegt. Frag mal einen Lehrer und einen Beamten im Eichamt nach seinem Zeit- und Stressempfinden.


    Der westliche Mensch arbeitet viel zu viel und vergisst dabei zu leben, allen voran der Lehrer. Der Idealismus, den ich hier teilweise lese, ist einfach schädlich für die eigene Person. Keine Berufsgruppe gängelt sich so stark selbst.
    Ich persönlich halte es so nur so viel Zeit für die Arbeit zu investieren, wie gerade notwendig, und den Rest der Zeit mit der Partnerin, Hobbies und Freunden / Familie und Genießen zu verbringen. Ich kenne viele alte (Karriere-)Menschen die sagen: "Ach hätte ich doch mehr gelebt, jetzt bin ich alt und hab nur geschuftet"
    Ich kenne aber keinen der sagt: "Ich war zu faul und hab zu viel genossen, ich hätte mehr malochen sollen, anstatt es mir so einfach und gemütlich zu machen."
    Dein Problem sagst Du ist es zu erkennen, was notwendig ist und was nicht, stimmts? Ich behaupte es ist nur ein Bruchteil von dem notwendig, den ein sehr engagierter Lehrer macht.


    - Noch einen nicht vorgeschriebenen Test extra schreiben lassen um den Leistungsstand zu erheben? Nein, mein Unterrichtseindruck reicht für Notengebung aus
    - Elterngespräche am Wochenende? Nein, nur an einem oder zwei festgelegten Terminen die Woche, am besten in Freistunden
    - Ständig tolle Arbeitsblätter selber machen? Nur, wenn man keins woanders herbekommt
    - Klausuraufgaben stellen, bei denen viel geschrieben wird? -> Möglichst Wortzahl Begrenzungen angeben, multiple choice einsetzen, Rechenaufgaben einstreuen, Moleküle zeichnen lassen (geht nicht in allen Fächern, schon klar, aber vom Prinzip her)
    - Viel Geduld mit nervenden Schülern? Konsequent vor die Tür setzen um die eigenen Nerven zu schonen -> so hatte ich eine Terrorklasse im Griff, die einer gestandenen Lehrerin auf der Nase herumtanzte. Sie meinte es einfach zu gut mit denen. Bei mir (okay, bin auch 1,90 und kräftig) reichte ein mal Laut werden und Rausschmeissen für Respekt. In der Folge dann sehr entspannter Unterricht.


    Es gibt tausend Möglichkeiten Zeit zu sparen ohne, dass man gleich ein schlechter Lehrer wird. Entwickle doch Deinen vorhandenen Ehrgeiz mal in anderer Richtung: Versuche doch mal eine Woche lang möglichst wenig für die Schule zu tun und dabei möglichst guten Unterricht zu machen und dabei möglichst wenig negativ aufzufallen. Das ist ernst gemeint! Du wirst merken, dass man mit weniger viel mehr erreicht! Auch musst Du kein Engel sein. Den Kollegen mal klar sagen "Nein" sagen.


    1) Du wirst vermutlich ein Aha-Erlebnis haben: "So gehts also auch?!"
    2) Du bist weniger hektisch -> Ruhe überträgt sich auf Schüler
    3) Du hast mehr Zeit für Dich -> Schüler merken, dass Du gut drauf bist und dein Lächeln steckt an

  • Nur ein paar spontane Gedanken:


    1. Lehrer sein ist ein Job, ein Beruf wie jeder andere auch. Wer eine "Berufung" sucht sollte lieber Priester, Imam oder ähnliches werden.


    2. Bezahlt werden wir für das Unterrichten. Wir sind keine Sozialarbeiter, Schulpsychologen, Polizisten oder anderes. Für die entsprechenden Aufgaben gibt es Spezialisten. Zwar zuwenige, da der Staat sein Geld lieber für andere Dinge ausgibt, aber das liegt nicht in unserer Verantwortung.


    3. Die meisten Rahmenbedingungen an unserem Beruf können wir nicht ändern. Wenn sich das Kultusministerium neue Vorschriften, Curricula oder anders ausdenkt, wenn der Schulträger zu wenig Geld für die Ausstattung oder Instandhaltung der Schule ausgibt, dann können wir das nicht ändern. Wir müssen diese Maßnahmen weder rechtfertigen noch mit unserem persönlichen Einsatz oder Geld kompensieren.


    4. WIR sind die Profis in der Wissensvermittlung und Unterrichtsgestaltung. Wir brauchen uns nicht für alles vor irgendwelchen Dampfplauderern aus Politik, Gesellschaft und Elternschaft zu rechtfertigen. Wir machen unseren Job, so gut wir es in der zur Verfügung stehenden Zeit können.


    5. Die 40 Stundenwoche gilt auch für Lehrer (genauer: 46,5 Stunden während der Unterrichtszeit, wenn wir dafür in den Ferien NICHTS tun).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hallo Ella,


    lies bitte den ersten Beitrag, den von Nele Abels, in folgendem Thread . Das sagt alles.


    Grüß vom
    Raket-O-Katz


    Liebe/r (?!) raket-O-Katz, neles Tipps habe ich mir schon lang ausgedruckt, danke:)!


    Ihr macht mir Mut.
    Ich hab immer so ein schlechtes Gewissen wenn ich die Kolleginnen (sind idR Frauen) sehe, die diese neuen Reformen wuppen, gerade in der Unterstufe, dann noch in der Schulkonferenz sitzen und in der Steuergruppe, im Qualitätsmanagement und nebenbei noch Referendare ausbilden und zwei Leistungskurse in der Sek II haben.Und die sehen das wirklich als Berufung!Allerdings sind diese Damen ständig krank und sehen jeweils 12 Jahre älter aus als sie eigentlich sind. Wenn ich dann vorsichtig einwerfe, dass man ja nicht zu jedem Angebot der SL JA sagen muss (die wollen nur dass das jemand erledigt, es geht oftmals gar nicht so sehr um bestimmte Leute, es wird einfach mal runterdelegiert an die braven Frauchen,l die nie nein sagen), wird mir das als mangelndes Engagement ausgelegt. Hier gibt es einen Run auf Funktionsstellen, bei dem ich aber gar nicht mitmachen möchte. Ich will aber auch nicht als faul gelten bei KuK und Eltern--da wären wir wohl bei der Harmoniebedürftigkeit, die Silencium ansprach..


    Ich habe mir einen Schwerpunkt der Schulentwicklung gesucht, da arbeite ich mit. Mehr geht für mich als Anfänger nicht,finde ich in meinem Fall.
    Aber wenn ich Silicium und Mikael höre, dann muss auch gar nicht viel mehr gehen.

  • Ich hab immer so ein schlechtes Gewissen wenn ich die Kolleginnen (sind idR Frauen) sehe, die diese neuen Reformen wuppen, gerade in der Unterstufe, dann noch in der Schulkonferenz sitzen und in der Steuergruppe, im Qualitätsmanagement und nebenbei noch Referendare ausbilden und zwei Leistungskurse in der Sek II haben.Und die sehen das wirklich als Berufung!Allerdings sind diese Damen ständig krank und sehen jeweils 12 Jahre älter aus als sie eigentlich sind. Wenn ich dann vorsichtig einwerfe, dass man ja nicht zu jedem Angebot der SL JA sagen muss (die wollen nur dass das jemand erledigt, es geht oftmals gar nicht so sehr um bestimmte Leute, es wird einfach mal runterdelegiert an die braven Frauchen,l die nie nein sagen), wird mir das als mangelndes Engagement ausgelegt. Hier gibt es einen Run auf Funktionsstellen, bei dem ich aber gar nicht mitmachen möchte. Ich will aber auch nicht als faul gelten bei KuK und Eltern--da wären wir wohl bei der Harmoniebedürftigkeit, die Silencium ansprach..


    Ich habe mir einen Schwerpunkt der Schulentwicklung gesucht, da arbeite ich mit. Mehr geht für mich als Anfänger nicht,finde ich in meinem Fall.
    Aber wenn ich Silicium und Mikael höre, dann muss auch gar nicht viel mehr gehen.

    Hallo Ella,


    oh, diesen Typ Kollegin kenne ich nur zu gut..... *grummel* Bei uns sind das die Damen mit dem Rollkoffer, der aber, obwohl prallgefüllt, nicht ausreicht für den guten Unterricht, so dass noch ein Rucksack und eine Stofftasche mit weiterem Material von Raum zu Raum geschleppt wird. Bei denen geht nichts mehr ohne bunte Karten, Folien, Methoden-Überkandidelierung etc. *argh*


    Also, diese - vor allem - Frauen hängen sich auch in unserem Kollegium genauso rein, wie Du es beschreibst. Interessanterweise sehen sie auch genauso die 10 Jahre/+ älter aus. (Das sagen sogar schon unsere Schüler...). Allerdings machen sie das freiwillig und weil sie all das glauben, was sie da tun. D.h. Kerncurricula bis zum Erbrechen methodische wie eine Prüfungsstunde aufbereitet an die Kollegen weiter implementieren. D.h. Entwicklungsgruppen beitreten. D.h. SEIS mit Herzblut und voller Inbrunst anleiern und durchführen und auswerten. Und so weiter.


    Ich kann dem meisten, was verwaltungstechnisch, bürokratisch oder sonstwie in Sachen selbstständige Schule, Schulentwicklung etc. nichts abgewinnen. Das meiste ist m.E. Arbeitsbeschaffung für Berateragenturen oder Prolifierung von Politkern auf dem Rücken der Schüler. Und wir gehen auch dabei vor die Hunde, weil sich Schule eben in jede Ritze des privaten Lebens drängt und, wenn man nicht aufpasst, man ganz schnell alles nur noch nach dem Gitter des Berufes ausrichtet. Der Rest in dieser Richtung wurde schon weiter oben von den anderen gesagt.


    Bisher habe ich mich gar nicht außerunterrichtlich engagiert und habe dennoch einen guten Ruf in der Schule und bei der SL. Letzten Herbst wurde jemand für den IT-Bereich gesucht. Das ist mein Ding und so mache ich das nun auch. Es kann sein, dass eine Funktionsstelle dabei rausspringt, was aber nicht ausschlaggebend für meine Arbeit in dieser Sache ist, da es mir um die Sache geht und langfristig auch einige Schüler davon werdne profitieren können.


    Ich lese gerade "für mich als Anfänger". Das macht die Sache noch schlimmer. Kann ich verstehen, dass man sich am Anfang genötigt fühlt irgendetwas zu machen, um nicht als faul darzustehen. Lass dich da bitte nicht unter Druck setzen! Ich bin der Meinung, dass man nur gute Arbeit da leistet, wo man auch wirklich dran interessiert ist und drinhängt. Das mag für mich IT sein und für die von Dir genannten Damen ihr volles Programm. Schalte einen Gang zurück und nimmt diese Damen nicht als Vorbild!!!


    Liebe Grüße
    Raket-O-Katz

  • Raket-O-Katz, danke für deinen Beitrag.
    Ich will die besagten Kolleginnen auch nicht schlecht machen fiel mir noch ein, das könnte so aussehen, aber ich möchte behaupten, dass einer mal angefangen hat Druck zu machen und einige eben nun mitziehen, ich das aber nicht will.
    Ja ich habe mir einen Bereich gesucht, eine Nische quasi, da arbeite ich konzeptionell ein bißchen dran.Weil ich sehr überzeugt davon bin, dass SuS, LuL und das Schulleben davon profitieren.
    Ich finde aber mein Hauptjob ist der Unterricht, daher möchte ich den Ball da flach halten.

  • Hallo,
    erstmal: Lass Dich bloß nicht verrückt machen! Andere sind nicht nur Vorbilder, wei Du ja an Deinen Kolleginnen siehst.
    Ich finde der Lehrerberuf ist schon ein verantwortungsvoller Job, aber es ist eben auch ein Job. Ich möchte hier v.a. das unterstreichen, was Mikael geschrieben hat. Ich arbeite mit der sog. bildungsfernen Schicht zusammen und natürlich fällt da Einiges an Erziehungsarbeit an. ich lass mir das aber nicht "aufdrängen", ich bin nicht an der Misere schuld. Ich führe Elterngespräche und treffe Vereinbarungen, ich kontaktiere Sozialarbeiter und dann ist Schluss. Wenn die dann weiter mit mir arbeiten möchten, gerne. Aber nicht rund um die Uhr und meine Privatnummer bekommt auch niemand.
    Zum Thema Reformen: Das trifft ja alle Schularten und alle Bundesländer: Umsetzen so gut es geht, woanders Abstriche machen. Wenn eine größere Individualisierung eben mehr Zeit in Anspruch nimmt, dann fällt die Vorbereitung für den Unterricht eben spärlicher aus oder es ist dann nicht jede Übung im Heft korrigiert. Prioritäten setzen.
    Auch wichtig: Der Chef muss mitbekommen, was man tut. Das habe ich im Laufe der Jahre gelernt. Nicht, weil ich einen Funktionsstelle anstrebe, sondern, weil ich meine Ruhe haben will. Wenn der Chef weiß, der Laden läuft, dann lässt er mich zufrieden meine Arbeit machen. Dazu muss man sich nicht hinstellen und herumposaunen, wie toll man ist, aber den richten Satz beiläufig eingeworfen, reicht manchmal schon.
    Man sollte sich auch irgendeine außerunterrichtliche Sache suchen, das hast Du ja gemacht, Ende. Ich finde, man hat genug mit dem Kerngeschäft zu tun, das vergessen mache. Und wenn ich höre, dass diese Kolleginnen andauernd krank sind, dann helfen sie der Schule in keinster Weise, sie schaden eher!
    Gruß
    Anna

  • Sicher kann und darf - nein - unser Job muss manchmal echt nur als Job angesehen werden! Sonst geht man u.U. irgendwann am Krückstock!
    Trotzdem nervt es mich, dass es oft so hingestellt wird, dass diejenigen, welche den Lehrerberuf als Berufung ansehen "wohl eins an der Klatsche haben" . So kommt es rüber (winke winke zu Mikael!)
    Also für mich IST der Beruf Berufung. Trotzdem weiß ich mich abzugrenzen. In dem ich z.b. mittags, wenn ich meine Kinder geholt habe, die Schultasche erst einmal im Auto lasse, weil es jetzt ganz klar "Kinderzeit" ist. Erst abends hol ich die Tasche dann raus und fang mit dem Arbeiten an.
    Außer natürlich, es sind GLK´s, Fortbildungen o.ä.
    Elterngespräche werden abends per Telefon durchgeführt oder in der Schule in meiner Sprechstunde.


    Da ich nicht der Babysitter der Eltern bin, kann und muss meine Arbeit Grenzen haben.


    Was Reformen anbelangt: Da reg ich mich schon lange nicht mehr darüber auf :)
    Machen, was geht. Bzw. ist es gut, wenn man eine SL hat, die das ebenso sieht und nicht meint, man müsse auf jeden Zug aufspringen. Denn Züge werden ja bekanntlich auch mal umgeleitet, kommen zum Stillstand .....


    Aktiv mitarbeiten tu ich an den Dingen, die mich echt interessieren und an denen mein Herzblut hängt. Werde ich zu Dingen "verdonnert", dann muss halt das Minimum reichen.


    Die Arbeit IM Unterricht, MIT den Kindern zusammensein..... DAS ist das Wichtigste und das ist auch für mich meine Berufung. Alles nebenher: Abstriche machen!


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich nehme die Frage, streiche das "nur" und stimme unbedingt zu. Es wäre wunderbar, wenn mehr KollegInnen es als Job im Sinne einer professionellen Beschäftigung und nicht als Berufung, Bühne für die Inszenierung der eignenen (zumeist bescheidenen) Befindlichkeit oder Therapieplattform begreifen würden. Auch wir haben unglaublich engagierte Menschen bei uns, die Steuergruppenmitglied, Lehrerratsmitglied, Berufswahlkoordinator, StuBo und Klassenlehrer in Vollzeit gleichzeitig sind und obendrein auch noch für irgendwelche Orchideenprojekte der BezReg großzügig abgeordnet werden. Jeder auch nur halbwegs professionell arbeitende Mensch wird zugeben müssen, dass dies nicht funktionieren kann. Sinnvolle Konzentration auf das Wesentliche, d.i. neben dem Unterricht vor allem die Pflicht zu eigenen Gesunderhaltung, lässt einen Burnout in weite Ferne rücken und gibt Raum für mindestens einen weiteren Nebenjob, der nicht unbedingt mit Schule zu tun haben muss. Machen viele bei uns so, die es kapiert haben, sich vor Betriebsblindheit schützen wollen und leider die absurden Differenzen beim Gehalt durch Mehrarbeit ausgleichen müssen.

    __________________________________________________________________
    Konservatismus entsteht auf der Grundlage von Bequemlichkeiten. Maxim Gorki

  • In meinen Gedanken (oder auch im Gespräch mit Kollegen) bezeichne ich Schule manchmal (halb scherzhaft - halb ernst) als "die Firma"; das allein hilft dann schon ganz gut, eine innerliche Distanz zu schaffen.


    Hamilkar

  • ist es aber längst nicht bei allen. Was ich am nervendsten finde, ist es, letztlich doch bei einer behörde zu arbeiten - das passt mal gar nicht zu jmd., der schnelles, flexibles arbeiten gewohnt ist - du musst es zwar im arbeitsalltag sein - es werden dir aber ständig steine in den weg geworden. und die lahmarschigkeit und borniertheit eines amtes samt amtsträgern nervt ungeheuer, sorry.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • das sind doch schon "höhere Management-Aufgaben" - also mit Berufung meinte ich jetzt keinesweg die Mitarbeit in sämtl. Steuergrüppchen etc. um sich zu profilieren.


    ich sehe als Berufung die Arbeit mit kindern und jugendlichen an - das ist mein Hauptaugenmerk - einiges lästige drumherum muss man leider in kauf nehmen - aber ich frage mich immer, was leute die gern verwaltungsaufgaben machen, im lehrerjob suchen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Es beruhigt mich ungemein, dass ihr euch Grenzen für die Arbeit setzt. Ich bin da noch nicht der Profi, zu oft bin ich in Gedanken in der Schule, plane auch in meiner spärlichen Freizeit und kann im Moment gar nicht mehr abschalten.
    Und trotzdem plagt mich manchmal das schlechte Gewissen, wenn ich merke, dass der Unterricht nicht so dolle war.


    Allerdings bin ich noch in der OBAS (im Mai ist die UPP), habe eine Klassenleitung, unterrichte zig Fächer fachfremd und unsere Schule bezeichnet sich selbst als "Brennpunktschule".
    Hinzu kommt die QA - ich muss nun alle Stunden auch noch möglichst perfekt vorbereiten, denn man weiß ja nie, wann man dran ist. Kurz zuvor musste ich die Examensarbeit abgeben und hatte noch einen UB. 8| Und Zeugnisse stehen jetzt ja auch noch an, ich mach das zum ersten Mal.
    Und ich merke, der Stess rächt sich gewaltig: Mein Kopf ist ein Sieb, ich bin total durch den Wind und komplett neben der Spur.
    Der Unterricht wird dadurch keinesfalls besser, man verkrampft sich total.
    Ich hoffe, ich überstehe die vier Monate noch einigermaßen, danach werde ich mich wieder zu Freizeitaktivitäten zwingen. Derzeit ist es nämlich wirklich ein Teufelskreislauf: Sobald nichts Akutes anliegt, greife ich zur nächsten Arbeit und bereite schon mal vor, weil ich ja gerade Zeit habe... :wacko:


    Ich bin heilfroh, wenn ich wieder nur einen "guten Job" machen kann, ohne in Arbeit zu ertrinken.

  • Ich glaube ja, dass Begriffe wie" Berufung" mit die größten Lehrerfallen zur Selbstausbeutung einerseits und zu schlechter Arbeit andererseits sind.
    Vor allem, weil er eine Professionalisierung im Wege steht im Sinne von Routinebildung z.B, aber auch in der Fähigkeit zur Selbstdistanzierung und Abgrenzung und suggeriert, dass man zum Lehrer geboren sein müsse.


    Ich verlange auch von meinem Friseur genauso wie von meiner Zahnärztin, dass er/ sie seine Arbeit gut macht. Dafür unterziehe ich sie aber keinem Gesinnungstest, ob er oder sie wirklich den einzig wahren und für sie vorbestimmten Beruf gefunden haben.

  • Sonnenkönigin,


    was meinst Du denn damit, dass die Behörden 'lahmarschig' seien und dass dir bei Deiner 'schnellen und flexiblen Arbeit' 'ständig Steine in den Weg gelegt' werden? Inwiefern ist das Schulamt 'borniert'? Fühlst Du dich irgendwie von Deinen 'Oberen' gebremst oder missverstanden?


    Ich finde die allgemein als belastend empfundenen Faktoren ebenfalls als unangenehm, ganz besonders die Verkürzung der Gymnasialzeit auf G8 sowie die (mittlerweile nicht mehr ganz) neuen Kerncurricula.


    Hamilkar

  • Guten Abend !
    Was sollte der Lehrerberuf auch anderes sein als nur ein Job ?


    Ohne Job habe ich zu wenig Geld, also arbeite ich im Lehrer-Job weil ich nichts anderes kann und mache den Dienst korrekt nach Vorschrift und darüberhinaus nichts mehr. In korinthenmäßiger Weise könnte man natürlich einwenden, dass der Begriff "Job" nicht dasselbe bedeutet wie "Dienst". "Job" assoziert oft das "Heuern und Feuern". "Dienst" klingt seriöser und unkündbarer.
    Den Lehrerberuf im Staatsdienst betrachte ich so gesehen als einen Job, in dem man nicht gekündigt werden kann. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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