Bestimmte Reihenfolge bei der Beibringung der Buchstaben?

  • Hallo Zusammen,


    ich hätte mal eine Frage an euch Lieben :)


    Ich hatte heute meinen ersten Praktikumstag an einer Grundschule und bin für ein erstes Schuljahr eingeteilt. Dort haben die "Kleinen" heute ihren ersten Buchstaben schreiben gelernt undzwar das P.


    Warum lernen die Kleinen nicht das ABC von Anfang an oder warum fangen die Lehrer nicht mit den "einfachen Buchstaben", wie z.B. dem I an?


    Wie handhabt ihr das so?


    LG =)

  • Hallo Puma,


    frag das doch mal deine Praktikumslehrkraft, um in solche Feinheiten einzutauchen, ist das Praktikum da ;)


    Das ABC der Reihe nach führt (sag ich jetzt mal...) niemand ein. Die Kinder wollen so schnell wie möglich "echte" Wörter bilden, und da wäre z.B. das C erstmal nicht besonders hilfreich. Die ersten Buchstaben ergeben oft den Namen des Klassenmaskottchens, außerdem verwenden die verschiedenen Fibeln unterschiedliche Reihenfolgen bei der Buchstabeneinführung, die dann halt übernommen werden.

  • Es ist sinnvoll einen für die Kidner relevanten Buchstaben einzuführen als erstes. Na klar kann es das A sein, weils in vielen Namen drin ist, kann aber auch das S sein, weil die Hälfte der Mädchen mit S anfängt usw. UNd dann ist natürlich die Frage zu welchen Wörtern willst du hin ;)

  • "Die ersten Buchstaben ergeben oft den Namen des Klassenmaskottchens"

    Das stimmt... Deren Klassenmaskottchen ist Pepe der Pinguin und vielleicht genau deswegen fängt die Lehrerin mit dem P an?!


    Nur ich hätte echt gedacht, dass man den Kleinen erst die leichten Buchstaben beibringt, wie I, O, S...


    =)

  • Aber gerade das "s" ist (find ich) gar nicht so leicht, wie du zu denken scheinst ;)
    Und wenn wir an das berüchtigte IGEL-INSEL Problem denken, dann wird es auch schon etwas schwerer.

  • Da die Phonem-Graphem-Korrespondenz in der deutschen Sprache eh sehr kompliziert ist und einem Buchstaben mehrere Laute zugeordnet sind, ist es eigentlich ziemlich egal, mit welchem Buchstaben begonnen wird. In diesem Falle, wird es um die Sinnhaftigkeit gehen. Pepe das Maskottchen wird bestimmt häufiger auftauchen, womöglich wird bald ein "Brief" an Pepe geschrieben, sein Aussehen beschrieben etc... deshalb ist es sinnhaft, den Kindern den Buchstaben P beizubringen. Womöglich wird als nä das E eingeführt.


    Würde in der Klasse mit Konfetti gearbeitet, wäre der erste Buchstabe wohl das A, um der Reihenfolge des Anlautraps zu folgen.


    Würde mit Tinto gearbeitet, wäre es das T...


    Es gibt also keine feste Reihenfolge, doch irgendetwas wird sich der Lehrkörper immer dabei denken ^^

  • Nur ich hätte echt gedacht, dass man den Kleinen erst die leichten Buchstaben beibringt, wie I, O, S...

    Die Einteilung in "leichte" und "schwierige" Buchstaben wird aber schon kompliziert... Was ist denn besonders leicht? Die Vokale? Buchstaben, die besonders einfach zu schreiben sind? Buchstaben, die ich nicht miteinander verwechseln kann (b,d,p und q sind ja für manche Kinder der Horror, ist alles dasselbe, nur "verdreht"...)? Buchstaben mit eindeutiger Phonem-Graphem-Zuordnung? Abgesehen von einigen besonders komplizierten Exemplaren (X,V,C,Y,J...) hat man da als Grundschullehrerin in der Reihenfolge m.E. die freie Auswahl. Für jeden Buchstaben lassen sich Pro- und Contra-Argumente finden.

  • Sorry aber was meinst du mit IGEL-INSEL Problem?


    Sprich mal beide Wörter aus und achte mal darauf, wie jeweils das "I" am Anfang des Wortes klingt. Das "I" in Igel klingt nicht so wie das "I" in Insel. Das Problem hatte ich vergangene Woche, als ich mit meinen Kindern das E eingeführt habe. E wie Esel oder Erdbeere war kein Problem, aber E wie Ente oder Engel ist für die Kinder nicht so einfach zu erkennen.

  • Zitat

    Sprich mal beide Wörter aus und achte mal darauf, wie jeweils das "I" am Anfang des Wortes klingt. Das "I" in Igel klingt nicht so wie das "I" in Insel. Das Problem hatte ich vergangene Woche, als ich mit meinen Kindern das E eingeführt habe. E wie Esel oder Erdbeere war kein Problem, aber E wie Ente oder Engel ist für die Kinder nicht so einfach zu erkennen.





    Gerade beim <e> überlagern sich ja auch mehrere Ebenen:


    - Das generelle Problem von gespannten und ungespannten (langen und kurzen) Vokalen (vgl. Insel - Igel), wobei die langen Vokale auch "offener" sind als die kurzen.


    - Die Koartikulation, wonach bestimmte Laute vor, nach und zwischen bestimmten anderen Lauten leicht unterschiedlich gebildet werden.


    - Das kurze /ɛ/ kann im Deutschen entweder durch das <e> oder das <ä> repräsentiert werden, wobei die Auswahl bei Schulanfängern ohne Einsicht in morphologische Strukturen rein willkürlich ist. (Nur wir schriftgeprägten Erwachsenen bilden uns ein, Wörter mit <ä> im Anlaut klängen tatsächlich anders als Wörter mit <e>.)


    - Wenn wir über den Anlaut hinausgehen, was ja nach dem Lesen-durch-Schreiben-Ansatz schnell der Fall ist, stellen wir fest, dass auch noch Schwa-Laute (/ɘ/) durch ein <e> repräsentiert werden.


    - Diphthonge (<ei>, <eu>) und Fremdwörter mit <e>, wo man nach einmal ganz andere Laute hört.


    Dass das ganze ziemlich komplex für Schulanfänger ist, müssen wir, denen uns all dies ziemlich logisch erscheint, erst einmal bewusst machen, um ihre Schwierigkeiten verstehen und sie angemessen unterstützen zu können. Gerade bei der Arbeit mit der Anlauttabelle werden diese Probleme oft vernachlässigt, da man ja scheinbar nur richtig hören muss.



    Um das Beispiel "Erdbeere" noch einmal aufzugreifen: Hier hören wir drei verschiedene "e"-Laute.

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