"Sauklaue" im Deutschunterricht Klasse 8

  • Hallo!


    In den meisten Klassen finden sich 1-2 Schüler - ja, in der REgel männlich 8) -, die eine furchtbare Handschrift haben. In anderen Fächern versuche ich, so gut es geht darüber hinwegzusehen, aber im Fach Deutsch bin ich mir unsicher, ob man das tun soll. Aussagen a la "Streng dich mal an!", bringen herzlich wenig. Ich denke die betreffenden Schüler würde ja gerne, wenn sie könnten. Ich habe noch nirgends eine Abhandlung darüber gelesen, wie man sich in so einem Fall verhalten soll, bzw. ob und was man tun kann. Ich möchte auf die betreffenden Schüler keinen Druck ausüben und mit schlechten Noten drohen, das fördert nun wirklich nicht Motivation und Anstrengungsbereitschaft. Ich habe mir heute Gedanken über folgenden Versuch gemacht: Ich würde den beiden Kandidaten ein Heft in 2.Klasslineatur kaufen und die schlimmsten Buchstaben zeilenweise schreiben lassen - natürlich Schritt für Schritt, nicht das ganze Alphabet. Ob das was bringt? Einen Versuch wäre es doch allemal wert. Oder überschätze ich die Wichtigkeit einer leserlichen Handschrift?


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Also ich hab nen 5.-Klässler mal das Schreibschriftheft der 2. Klasse kopiert und dann schreiben lassen - solange bis es schön war. Immer eine Seite als zusätzliche Hausi. Du glaubst gar nicht wie schnell er leserlich schreiben konnte :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich mache es mir relativ einfach: Wenn ich es nicht lesen kann, dann ist es ein Fehler. Aber meine Schüler sind auch etwas älter, in der 8. kann man vielleicht noch mehr nachsteuern.

  • Ich mache es genauso wie Trantor, warne aber vor der Klassenarbeit noch mal vor "Wenn jemand unleserlich schreibt oder anstatt m oder n einfach nur einen Strich zieht, dann ist das ein Fehler. " Das muss man dann 1 - 2 x durchziehen, und dann haben's die Schüler verstanden.

  • Wenn ich es nicht lesen kann, dann ist es ein Fehler.

    Mir geht es gar nicht vorranging um Klassenarbeiten, sondern um die Frage, ob es möglich ist, durch Übung eine Verbesserung des Schriftbildes zu erreichen. Wenn das in der 8. Klasse nicht mehr möglich wäre, dann würde ich die Betroffenen auch nicht quälen. In anderen Fall schon ;) ! Mir ist wie gesagt noch nie eine Studie über das Thema in die Hände gefallen. Trotzdem glaube ich, dass die Schüler darunter leiden. Schließlich werden sie tagtäglich darauf angesprochen und sicherlich führt es in vielen (Neben-) Fächern auch zu Punkteabzug in der Klassenarbeit. Ich denke es wäre die Aufgabe des Faches Deutsch etwas zu unternehmen. Aber was?

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Mir geht es gar nicht vorranging um Klassenarbeiten, sondern um die Frage, ob es möglich ist, durch Übung eine Verbesserung des Schriftbildes zu erreichen.

    Klares Ja, auch ohne Studie! Selbst Erwachsene können mit entsprechender Übung ihre Schrift noch maßgeblich verbessern, das wird jeder angehende Grundschullehrer bestätigen können :)


    Ich hab überhaupt keine fachdidaktisch fundierten Anregungen, aber mal angenommen, die Schüler leiden tatsächlich selbst unter ihrer Schrift und wollen sie gern verbessern: Da kannst du doch mehrere Übungsmöglichkeiten anbieten und einfach mal ausprobieren lassen, was funktioniert. Neben dem bereits angesprochenen Schreibschriftlehrgang fällt mir dazu auch noch die andere Alternative ein: vorübergehend bewusste Rückkehr zur (i.d.R. ja leserlichen) Druckschrift - einzelne Buchstabenverbindungen und eine "Ökonomisierung" der Schreibgeschwindigkeit ergeben sich, denke ich, dann recht schnell wieder von selbst.

  • Ich hatte/habe selber ne ziemliche Krakelschrift und manche LehrerInnen haben ja noch unleserlichere Schrften, als ihre SuS. Ich denke, dass das nicht so entscheident ist, gerade zur Zeit des Computers schreibt man doch kaum noch mit der Hand. Und solche Strafen wie zusätzliche Schreibübungen oder Fehler anrechnen finde ich ungerecht. Der eine hat eben mehr und der andere weniger motorische Fähigkeiten. Wenn es darum geht, dass man das als Lehrer besser lesen kann, können die SuS HA ja auch am PC schreiben. Und in der 8. müssten die SuS ihre Unterlagen ja auch selbstständig führen und dann ist ja jeder selber dafür verantwortlich, wie das aussieht. So finde ich es z.B. auch ziemlich albern, in einer 10. Klasse Heft-Noten für richtig eingeklebte Arbeitsblätter und saubere Handschrift zu geben.
    Wenn sich jemand wünscht, eine bessere Handschrift zu bekommen ist das natürlich was anderes.

    • Offizieller Beitrag

    wenn ich etwas trotz meiner Bemühungen nicht lesen kann und das als falsch anstreiche, ist das keine Strafe. Auch keine Sanktion.
    Das ist einfach die Konsequenz daraus, dass ich etwas falsch Geschriebenes sehe.
    Es gibt durchaus Schüler, die sich auf ihrer "Sauklaue" ausruhen und es nicht für nötig erachten, leserlich zu schreiben. Nicht zuletzt auch in der Hoffnung, mit Halbleserlichem sich um eine Entscheidung in KA herumzudrücken (statt eindeutig groß oder klein eine Mixtur aus beidem schreibend)
    Noch ist die Handschrift ein Kommunikationsmittel, da sollte man das, was man mitteilt, auch lesbar machen. Eigentlich kein großes Problem, denke ich.
    Das Argument mit der PC Handschrift lässt sich da nicht immer anwenden.


    Wie ordentlich meine Schüler ab einem bestimmten Alter ihre Hefte führen, ist mir wurscht. Sie müssen damit arbeiten können. Ich kenne aber auch kaum Kollegen, die in Klasse 8 oder höher die Heftführung zur Notenermittlung heranziehen (zumindest nicht in den Geisteswissenschaften)

  • Ich hatte mal einen Schüler, der unter Druck (also z.B. Klassenarbeiten) nicht schön schreiben konnte. Er brauchte einfach viel mehr Zeit dazu und musste sich auf das Schreiben alleine konzentrieren können, was bei einer Klassenarbeit ja gar nicht möglich ist, weil es da ja um die Inhalte bzw. auch um Rechtschreibung geht (wenn auch nicth in meinen Fächern :D). Einmal habe ich eine Arbeit von ihm bekommen, von der ich kaum ein einziges Wort lesen konnte. Meine Lösung des ganzen war dann, dass er die Arbeit in der nächsten Stunde noch einmal komplett neu abschreiben musste, wobei ich natürlich das Original später parallel dazu "gelesen" habe, um eventuelle Abweichungen vom Originaltext dann doch zu bemerken. Er war aber ehrlich. ;) Laut Klassenlehrer hat sich sein Schriftbild in den letzten Jahren um Längen gebessert. 8| Und ich konnte überhaupt nix lesen! :thumbup:

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

  • Ich hatte/habe selber ne ziemliche Krakelschrift und manche LehrerInnen haben ja noch unleserlichere Schrften, als ihre SuS. Ich denke, dass das nicht so entscheident ist, gerade zur Zeit des Computers schreibt man doch kaum noch mit der Hand.

    Nun ja, wenn ich anfangen würde dieses Argument gelten zu lassen, könnte man etwas zugespitzt formuliert die Schüler nach der 4. Klasse aus der Schule entlassen: Lesen und Schreiben können sie. Wissen muss man heute nichts, für was gibt es google? ;) Natürlich habe ich mir auch Gedanken dazu gemacht. Wer schreibt heute noch mit Hand? Andererseits, was ist dank dieser Tatsache aus der Schriftsprache geworden? Eine Katastrophe. Alles wird klein geschrieben, jedes Wort abgekürzt. Der Satzbau beschränkt sich auf Subjekt-Verb-Sätze und manchmal verirrt sich noch ein Objekt :) und sicher keines im Genitiv. Ich meine, irgendwo muss man doch ansetzen in einer Bildungseinrichtung? Andererseits kann man auch nicht an den realen Gegebenheiten vorbeileben. Ein schwieriges Thema.

    Und solche Strafen wie zusätzliche Schreibübungen oder Fehler anrechnen finde ich ungerecht. Der eine hat eben mehr und der andere weniger motorische Fähigkeiten.

    Der eine hat eben mehr und der andere weniger mathematische, künstlerische, musikalische Fähigkeiten. Unter dem Strich kommt dann eine ausgleichende Gerechtigkeit heraus :) . Ganz grob wenigstens. Wie gesagt. Mir geht es auch nicht um das Strafen, sondern um eine Verbesserung der Fähigkeiten des Schülers.

    Und in der 8. müssten die SuS ihre Unterlagen ja auch selbstständig führen und dann ist ja jeder selber dafür verantwortlich, wie das aussieht.

    Von diesem Wunschdenken habe ich mich schon lange verabschiedet. Vor allem SchülER brauchen eine extrinsische Motivation, wenn es um die Gestaltung der Ordner geht. Wenn man nicht hinterher ist, haben manche Schüler überhaupt gar keinen angelegten Ordner, sondern fangen jede STunde ein neues Blatt an. Zumindest war das das Ergebnis meines Versuches: "Ihr seid nun selber für eure Ordner zuständig!"
    Mit "Gestaltung" meine ich übrigens keinen Schrieb, der mit filigran gemalten Rosenranken übersät ist, sondern einen vollständigen und ordentlich geführten Ordner. Mit Kuli schreiben ist bei mir auch tabu. Und Hefteinträge, die ausschauen wie Sau, werden noch einmal abgeschrieben. Ich sammle regelmäßig die Ordner ein (jede Woche ca. 3-5), kontrolliere diese und im Zuge dessen auch die Hausaufgabe.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    2 Mal editiert, zuletzt von mara77 ()

  • Neben dem bereits angesprochenen Schreibschriftlehrgang fällt mir dazu auch noch die andere Alternative ein: vorübergehend bewusste Rückkehr zur (i.d.R. ja leserlichen) Druckschrif


    Genau das war heute auch mein Gedanke. Ich habe mir heute alle Übunsdiktate angeschaut. Die Oberspezialisten haben seit ihrer Grundschulzeit die Schriftart nicht verändert. D.h. sie schreiben in reiner Schreibschrift. Diejenigen, die die schönsten Schriften haben, drucken und verbinden an geeigneten STellen. Ich würde daher auf keinen Fall einen Schreibschriftlehrgang duchführen lassen, sondern eher zum Drucken animieren.
    Bei einem Schüler ist es richtig krass. Er hat nahezu 0 Fehler. Trotzdem müsste ich ihm beim Diktat eine 6 geben, da man manche Buchstaben nur erahnen kann oder sie völlig identisch geschrieben sind: z.B. s, r, n oder k und h. An ihm werde ich meine ersten Forschungsarbeiten in puncto: "Verbesserung der Handschrift" aufnehmen! :thumbup:


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    Einmal editiert, zuletzt von mara77 ()

  • würdest du hier davon berichten?

    Ja, gerne! Das Vergleichsmaterial A (heutiges Diktat) habe ich gleich kopiert und dann schauen wir mal, wie es sich nach ein paar Monaten (?) entwickelt! Ich habe mir auch überlegt den Sauklauekandidaten beim Schreiben des Diktates mehr Zeit zu geben, damit sie eine faire Chance haben und nicht die obligatorische 6 wegen Unleserlichkeit kassieren. Dann müsste ich ihnen das Diktat aber seperat diktieren, sonst drehen die anderen durch ;) .


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Ich habe mir auch überlegt den Sauklauekandidaten beim Schreiben des Diktates mehr Zeit zu geben, damit sie eine faire Chance haben und nicht die obligatorische 6 wegen Unleserlichkeit kassieren. Dann müsste ich ihnen das Diktat aber seperat diktieren, sonst drehen die anderen durch ;) .

    Klingt, als könnte das neben der organisatorischen Problematik auch rechtlich schwierig werden. Sauklauen rechtfertigen Zeitzuschläge ja normalerweise nicht... Lässt sich das Diktiertempo nicht generell etwas runterschrauben?


    Nochmal zur Frage Drucken oder Schreibschrift: Dazu ist mir ein Artikel in Erinnerung (Quelle ist natürlich Fehlanzeige, weiß ich nicht mehr :S ), der besagte, dass die "fertige" eigene Handschrift nur wenige Buchstabenverbindungen aufweist. Der angegebene Wert lag irgendwo um 10%. D.h. sklavisches Festhalten an der einmal erlernten verbundenen Schrift ist definitiv die Ausnahme und wie's ausschaut auch nicht besonders sinnvoll.


    Ich bin wirklich gespannt, wie und mit welchem Ergebnis du den Kampf gegen die Sauklaue umsetzt! Wünsch dir auf jeden Fall viel Erfolg!

  • Das mit den 10% verbundenen Buchstaben ist ja interessant. Meine krakelige Hanschrift besteht zu 95% aus verbundenen Buchstaben und natürlich ist Druckschrift leslicher, aber dazu kann ich mich nicht lange konzentrieren, sondern verfalle irgendwann automatisch in Schreibschrift. Außerdem dauert das ja so lange in Druckschrift. Und das man in einer Arbeit/Klausur dann andere Sorgen hat, als sich auf die Schriftart zu konzentrieren ist ja wohl klar. In manchen Erdkunde- oder Biologie(abitur)klausuren musste man sogar extrem schnell schreiben, um alle geforderten Aspekte zu bringen und nachdenken sollte man ja vorher auch, was man schreibt. Dann wäre es ja wohl sinnvoll, gar keine Schreibschrift zu lernen, wenn daran nur die Krakelfraktion festhällt.


    Mit "Gestaltung" meine ich übrigens keinen Schrieb, der mit filigran gemalten Rosenranken übersät ist, sondern einen vollständigen und ordentlich geführten Ordner. Mit Kuli schreiben ist bei mir auch tabu. Und Hefteinträge, die ausschauen wie Sau, werden noch einmal abgeschrieben. Ich sammle regelmäßig die Ordner ein (jede Woche ca. 3-5), kontrolliere diese und im Zuge dessen auch die Hausaufgabe.

    So meinte ich das auch. Natürlich sollte alles vollständig sein und die HA kontrolliert werden. Ich hab aber auch einige Lehrer in meiner Schulzeit erlebt, die nach der Schrft und Ordentlichkeit gegangen sind und reagiere darauf vllt. etwas empfindlich. Es waren zwar auch Lehrer aus den Geistes- aber eher aus den Naturwissenschaften.

  • Lass sie Druckschrift schreiben!


    Das wirkt oft Wunder. Und von der Schreibgeschwindigkeit her gibts kaum Unterschiede.


    Ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.

  • Also ich hab nen 5.-Klässler mal das Schreibschriftheft der 2. Klasse kopiert und dann schreiben lassen - solange bis es schön war. Immer eine Seite als zusätzliche Hausi. Du glaubst gar nicht wie schnell er leserlich schreiben konnte :D


    Finde ich eine sehr gute idee :)
    Ich habe bisher keine SuS mit unleserlicher Schrift gehabt, aber das werde ich mir merken, falls es mal soweit ist.

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