• Hi,


    bin zwar noch relativ neu im Geschäft, aber ich weiß zumindest, warum ich es bisweilen anstrengend finde:


    - Man muss auf so vieles gleichzeitig achten: Man muss unterrichten, für Disziplin sorgen (z.B. mit einem Ohr Schüler x zuhören, mit dem anderen die 'Störquelle' aufspüren und die Unruhe unterbinden,...), mitdenken, mitunter flexibel in der Planung sein, evtl. Medien vorher ausleihen, etc. - und das alles in einer Unterrichtsstunde bzw. kurz vorher. Hinzu kommen etwaige Probleme der SuS untereinander, die auch noch geklärt werden wollen.
    - Zwischen den Stunden: Man muss irgend etwas mit den Kollegen klären, kopieren, besondere Räume reservieren, etc.
    - Mitunter schaffe ich es in der Pause noch nicht einmal auf Toilette zu gehen - geschweige denn etwas zu essen und komme teilweise relativ 'ausgehungert' aus der Schule.


    Während der Unterrichtszeit bin ich auch noch ziemlich fit, aber Zuhause mach' ich dann auch erst einmal schlapp und muss mich ausruhen, bevor ich den nächsten Tag plane und/oder Arbeiten korrigieren. Ich hoffe, dass mit längerer Unterrichtserfahrung das Ganze weniger anstrengend wird.


    LG


    Sylvana

  • Mir geht es gerade auch so, dass ich mittags müde bin. Ich glaub aber, dass das vorbei geht, wenn ich wieder im Rhytmus bin.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin mittags zwar auch erstmal müde, leg mich auch ab und an hin, stell mir dann aber den Wecker. Früher hab ich sonst den Nachmittag bis 18 Uhr verdümpelt und musste dann anfangen , zu arbeiten. Jetzt geh ich dann zwar auch noch mit dem Hund raus, bin aber insgesamt um 18 Uhr fitter und dann auch mit Planung bis 20 Uhr in der Regel durch. Korrekturen bekomme ich aber unter der Woche ehrlich gesagt schwer hin, so dass ich Kollegen, die so viel korrigieren, dass sie in den Ferien keine Korrekturen haben noch immer schwer bewundere!

    • Offizieller Beitrag

    wenn abends noch lange Termine in der Schule anliegen (Eltersprechtag o.Ä.), dann empfinde ich das auch als anstrengend.
    Ansonsten denke ich, Sylvana hat die Anforderungen ganz schön auf den Punkt gebracht.
    Wobei mir selbst das allerdings nicht viel ausgemacht hat, denn ich hatte bei Ref.Antritt bereits 4 Kinder großgezogen, und ich schwöre euch:
    dagegen ist Schule total easy, weil du da eben nicht rund um die Uhr 365 Tage im Jahr im Einsatz bist :D:D


    Nur Mut, ich denke, man gewöhnt sich dran, und vieles wird ja auch mehr zur Routine ;)

  • Ich würde es Dauerpräsenz nennen. Für mich besteht der Hauptunterschied darin, dass man nahezu niemals für sich oder fast für sich (so würde ich den Zustand beschreiben, wenn ich mir das Büro mit jemanden teile) ist. Ich persönlich finde gerade dieses sehr zermürbend.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Ich würde es Dauerpräsenz nennen

    Ich denke auch, das trifft es. Machmal, wenn ich nicht gut drauf bin oder einfach nur ne dicke Erkältung habe, mit der man sich einfach schlecht fühlt, wünsche ich mir, einfach irgendwo ungestört meine Arbeit verrichten zu können, ohne viel reden zu müssen, ohne einem ständigen Lärmpegel ausgesetzt zu sein, ohne Reizüberflutung durch 100 gleichzeitig passierende Dinge.


    Aber man steht doch den ganzen Tag im Fokus, kann sich im Grunde nie gehen lassen, muss immer alle Sinne beisammen haben.


    Das, und eben der genannte Dauerlärmpegel, das schlaucht.

  • ich schließe mich auch sylvana an.
    aber ich schließe mich auch der friesin an.... als ich ohne kind und mit voller stelle unterwegs war, ging es mir wie oben beschrieben. raus aus der schule, den absacker bekommen und bis 18 nur irgendwie rumdümpeln um dann abends noch am schreibtisch zu sitzen. um ehrlich zu sein, sehne ich mir das jetzt manchmal herbei. jetzt mache ich 75%, komme aus der schule, mache haushalt, hole das kind ab, bespaße das kind und mache nebenbei noch haushalt und wenn im kinderzimmer ruhe ist - so um 20 uhr - dann beginnt für mich die zweite schicht des tages. wie das mit einem weiteren kind (oder gar mehr) wäre, mag ich mir gar nicht vorstellen...
    man wächst mit seinen aufgaben, aber man muss auch erst einmal hineinwachsen, das dauert seine zeit, andran. viel erfolg bei deiner prozessoptimierung :thumbup: .

  • Auch die Aufmerksamkeitsspanne zu verringern sollte möglich sein. Ich muss mich da selbst an der Nase nehmen; ich beantworte während dem Unterricht noch E-Mails von anderen Schülern und bereite während den Aufgabenphasen zum Teil noch Unterricht für andere Klassen vor oder korrigiere Klausuren. Das werde ich ab jetzt unterlassen und dafür die anfallenden Pausen dazu nutzen, zur Ruhe zu kommen.

    Wow... Da würde ich während des Unterrichts NIE zu kommen.


    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen - der Lärmpegel ist anstrengend und die permanente Präsenz. Mittags habe ich meinen Namen mindestens 70x gehört, 40 Geschichten, Probleme, o.ä. angehört, 10 Streitigkeiten geklärt, 1000 Entscheidungen getroffen, mit 4 Kollegen "kurz was zwischen Tür und Angel" besprochen, etc.


    Wo genau das her kam weiß ich nicht mehr, aber ein Lehrer soll angeblich permanent einen Stresslevel haben, wie ein Führerscheinprüfling - nur eben den halben Tag. Außerdem müssen wir in einer Unterrichtsstunde mehrere 100 Entscheidungen treffen. Und das alles zusammen schlaucht einfach.


    Nach einer Lösung suche ich auch noch - bin mittags auch kaputt. Am besten geht es bei mir, wenn ich mittags gleich weiter arbeite und gar nicht erst eine Pause mache.

  • Wo genau das her kam weiß ich nicht mehr, aber ein Lehrer soll angeblich permanent einen Stresslevel haben, wie ein Führerscheinprüfling - nur eben den halben Tag. Außerdem müssen wir in einer Unterrichtsstunde mehrere 100 Entscheidungen treffen. Und das alles zusammen schlaucht einfach.

    Ja, es wird aus der Öffentlichkeit schön rausgehalten, aber die Gefahr an Herz-/Kreislauferkrankungen aufgrund des jahrelangen Streßes früher als der Durchschnittsbürger zu sterben (Mortalität bei Erreichen des Pensionsalters) ist in der Berufsgruppe Lehrer statistisch erhöht. Ist ja auch irgendwie logisch, wenn man jahrzentelang "unter Strom" steht, ist so als wenn man ein Auto ständig mit Vollgas fährt, das hält dann natürlich auch nicht so lange.
    Deshalb ist es immens wichtig, diesen Streßpegel so gering wie möglich zu halten.

  • ^@ Silicium und all: zum Thema Dauerstreß und Erkrankung - das ist richtig.
    Das genannte Multitasking würde ich auch auf ein gesundes Minimum reduzieren bzw. ganz weglassen - klar, denkt man, man schafft viel und will die Zeit unbedingt gut nutzen, aber man sich und seinen Körper einem extremen Stress-Level aus und hat enorme Spitzen. Klar, dass man dann zu Hause in sich zusammenfällt. Wenn man sich neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung zu Funktionen der Amygdala, Hypothalamus deutlich macht und welche Teile wir evolutionsbedingt mitbringen (Thema "LizardBrain"), sind wir für dieses ständige in Alarmbereitschaft - Dauerempfang - Dauersendung-Präsenz-Multitasking nicht geschaffen bzw. würden solche Tiere stressbedingt einfach nicht sehr lange leben. Und da es noch ewig dauern wird, bis sich die schlechten Rahmenbedingungen und steigenden Erziehungsaufgaben von Lehrern reduzieren werden, sollte man persönlich sofort an dem Thema Präsenz-Aufmerksamkeit-Ruhephasen-Kräfteschonen arbeiten und sich selbst für das eigene Gesundbleiben starkmachen.
    Dazu hat Vera Kaltwasser ein sehr sehr gutes Buch geschrieben für die Praxis und Lehreralltag um eben spätere Folgeerkrankungen zu vermeiden. Und man braucht dafür nicht jeden Tag stunden - es sind kleine, feine Schritte.


    Das setze ich jetzt gerade Stück für Stück um (gibt in dem Buch einen 8-Wochen-Plan). Die Auswirkungen sind für mich als auch die Klasse schon jetzt spürbar und die psychische Belastung hat sich reduziert. Mir gehts einfach gut und ich bin nicht mehr ausgelaugt und stimmlich angeschlagen so wie vorher.
    Frischer und erholter ist man, wenn man mehr kurze Ruhephasen einlegt, Bewußtsein und Präsenz für das Hier und Jetzt entwickelt - rein quantitativ könnte man denken, man verliert mehr Zeit dadurch, aber es stimmt nicht, man schafft qualitativ deutlich mehr und tut auch noch was für die eigene "Psychohygiene".


    Persönlich setze ich mich auch jeden Tag für 15 min zu Hause in meinen Lehnsessel und schaue raus in den Himmel und mache gar nichts, denke an gar nichts. Da sortiert sich mein Kopf von selbst und ich kann hinterher ganz klar meine weitere Arbeit angehen ohne Erschöpfungszustände.


    Energien im Unterricht kann man auch schonen - denn der ganze Teil mit Ermahnungen, Dauer-Präsenz, Störungsquellen orten, Erziehungsarbeit etc. ist enorm kräfteraubend.
    Da lassen sich sehr gut einmal eingeführte akustische, optische und motorische Platzhalter/Anker für das ganze Reden, Reden, Reden einsetzen. Und Dauergeräuschpegel kann man damit von Anfang an abtrainieren! Würde ich mir selbst nicht geben wollen. Und diese Anker sind auch sehr erleichtern, wenn man körperlich mal nicht so gut drauf ist und einfach mehr Ruhe braucht.
    Z.B. durch laminierte Karten mit Symbolen (Ohrmuschel, Smileys), Rote/Gelbe/Grüne Karte wie im Fußball, Klingeln, Summer, große Sanduhr, Geduldsfäden, Handsignale (Leisefuchs u.a.) - anfangs die Kinder darauf trainiert in den ersten 3-4 Stunden, ist es Entspannung pur, im Unterricht damit zu arbeiten. Und die Kinder lieben es auch, da es einfach mehr Sinne anspricht und sie auch nicht mehr genervt sind von der Ermahnerei der Lehrer. Vieles lässt sich ganz leise prima mit Handzeichen und nonverbal regeln, es macht mir selbst totalen Spaß und ich kann die Kids von alleine arbeiten lassen. In den Büchern von Pearl S. Nitsche findet man sehr gut umsetzbare Anregungen.


    Für Gruppenarbeiten sollte man das auch eintrainieren, einer ist der Zeitwächter, einen Läufer (Messenger), einen Team Captain - spart man sich das ganze "ihr habt noch 5min, wer ist schon fertig?, noch nicht fertig?, ihr sollt das doch aber so und so machen) - die Schüler übernehmen diese Aufgaben einfach selbst. Ich bin nur noch beratend am Rande dabei und kann mich währenddessen entspannen.
    Also den Unterricht auch schülerzentrierter zu gestalten ist auch noch unterstützend zur Reduktion der Belastung.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Auch die Aufmerksamkeitsspanne zu verringern sollte möglich sein. Ich muss mich da selbst an der Nase nehmen; ich beantworte während dem Unterricht noch E-Mails von anderen Schülern und bereite während den Aufgabenphasen zum Teil noch Unterricht für andere Klassen vor oder korrigiere Klausuren.


    wie machst du DAS denn ??????

  • Einen Punkt sehe ich so wie mad-eye-moody, aber gleichzeitig doch anders:


    Ich halte es auch für Gift, so viele Multi-tasking-Aktivitäten im Unterricht zu haben. Wirkliche Aufmerksamkeit, Konzentration auf das, was in dem Moment gerade ansteht, "Achtsamkeit" im buddhistischen Sinn, all das macht den Unterricht angenehmer, ruhiger und weniger anstrengend. Bei Stillarbeiten anderen Unterricht vorbereiten finde ich eigentlich auch nicht richtig.


    Ausnahme: Rein mechanische Aufgaben, z.B. Vokabeltest korrigieren, Kursheft auf Vordermann bringen, und sowas; also Dinge, bei denen man nicht voll gefordert ist, kann man in Stillarbeitsphasen erledigen, denn sonst sitzt man ja am Nachmittag / Abend länger am Schreibtisch, statt Freizeit zu haben!


    Ein weiterer Tip meinerseits: Genug schlafen. Ich selbst lege um Punkt 22h00 den Hammer hin, dann wird nichts mehr gemacht. Was bis dahin nicht geschafft ist, muss am nächsten Tag gemacht werden. Dieses führt übrigens auch dazu, zielloses Herumdümpeln während des Nachmittags, von dem in einem anderen Beitrag schon die Rede war, zu vermeiden.


    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag

    Etwas ausführlicher und umfassender zu den Belastngen des Berufs, die dann eben auch oft zur Erschöpfung führen:


    http://radio.n-21.de/~auge/sei…astung_im_lehrerberuf.pdf


    Daraus kann man für sich sehr gute Schlüsse ziehen. Meine Schule hat an einer online-Umfrage zur Arbeitsbelastung teilgenommen, bei der jeder Lehrer anonym seine eigene Auswertung zugemailt bekam, und die Schule die Gesamtauswertung, die dann von einem Mitarbeiter des MAS mit uns ausgewertet wurde, viele Kollegen fanden das sehr hilfreich, als Personalrat konnte man auch gut damit arbeiten.


    In vielen Ländern bieten betriebsärztliche Anbieter sowas an. Hört euch mal beim Bezirkspersonalrat um... http://www.schuleundgesundheit…dheit-und-schulklima.html

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